tag:blogger.com,1999:blog-54497429364395274722024-03-05T07:07:36.484+00:00Mit Leichtigkeit durch die WeltEin Blog über das Leben, das Universum und dem ganzen Rest...Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.comBlogger123125tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-56880245425496517062015-04-15T20:43:00.000+01:002015-04-15T20:43:06.775+01:00simplyfeelit - Der Blog für bewusstes Fühlen und Leben<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Liebe Freunde,<br />
<br />
wie angekündigt gibt es von mir ein neues Blogprojekt.<br />
<br />
Seit 11. April 2015 ist mein neuer Blog online:<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: large;"><a href="http://simplyfeelit.de/" target="_blank">simplyfeelit - Der Blog für bewusstes Fühlen und Leben</a></span></div>
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<br />
"Ich versorge Dich mit den besten <strong>Tipps rund um das Thema Hochsensibilität</strong>. Damit Du im Umgang mit deiner sensitiven Ader mehr Verständnis und Freude gewinnst."<br />
<br />
Schaut mal vorbei ... </div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-78967737940752254032015-03-11T17:15:00.003+00:002015-03-11T17:15:41.804+00:00Dieser Blog ruht bis auf weiteres<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
<b>Es wird aber bald einen neuen Blog von mir geben!</b></div>
<div style="text-align: center;">
<b><br /></b></div>
<div style="text-align: center;">
<b>Mehr dazu in Kürze ... </b></div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-38039374370979185842014-06-30T15:36:00.003+01:002014-06-30T18:50:39.574+01:00Stille Wasser sind attraktiv<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Heute zufällig über dieses junge Naturtalent gestolpert. Ihr Gedicht finde ich so schön und so tiefgehend, dass ich es hier mit euch teilen möchte. Danke Julia!<br />
<br />
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="//www.youtube.com/embed/69MYpohsYF0" width="560"></iframe>
<br />
<div style="text-align: center;">
<blockquote>
<i>Stille Wasser sind attraktiv - Julia Engelmann </i></blockquote>
<span style="font-size: x-small;"><i>(short Version) </i></span></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
"Ich, ich bin ein Nerd, aber kein schicker Hipster, <br />
mehr ein Vieldenker, voll Hirngespenster<br />
ich surfe auf keiner Mode-Klischee-Retro-Welle<br />
Ich surfe im Internet<br />
such Lesebrillengestelle für echte Augen, <br />
um Bücher zu lesen und Texte zu schreiben <br />
und nicht um Fotos zu schießen und mich bei Facebook zu zeigen</div>
<div style="text-align: center;">
Und manchmal hab ich das Gefühl, ich bin anders und allein<br />
keiner scheint mir ähnlich und keiner scheint mir nah zu sein,<br />
und manchmal hab ich das Gefühl, niemand ist wie ich,<br />
Ein Platz, an den ich passe – den gibt es für mich nicht<br />
Aber warum bin ich anders und was muss noch passieren?<br />
Ich mein‘, was mach ich falsch? Ich will doch bloß dazugehören.<br />
Aber wozu denn gehören? Und was soll das denn heißen, <br />
weil wir alle doch anders und dadurch wieder gleich sind</div>
<div style="text-align: center;">
Und es geht doch um den Inhalt, viel mehr als um die Form<br />
Es geht doch um den Einzelfall, viel mehr als um die Norm<br />
Es geht nicht um Physik, sondern um Phantasie<br />
Und vor allem geht’s ums Was, viel mehr als um das Wie.</div>
<div style="text-align: center;">
Es geht auch darum, dass wir uns kennen, <br />
mehr als, dass wir mal einsam waren<br />
und es geht nicht um das, was uns trennt, <br />
sondern um das, was wir gemeinsam haben<br />
Es geht nicht ums gewinnen, <br />
sondern darum, dass du kämpfst<br />
es geht nicht um den Takt an sich, <br />
sondern darum dass du danced,<br />
Es geht nicht drum, was wir haben,<br />
sondern um, was wir daraus machen<br />
Es geht nicht um den Witz an sich,<br />
sondern darum dass wir lachen<br />
Es geht nicht drum, was wir tragen, wie wir lächeln, wie wir reimen <br />
Es geht darum, was wir sagen, ob wir echt sind, was wir meinen.<br />
Vielleicht geht’s nicht ums Happy End, <br />
sondern mal heute nur um die Geschichte.<br />
Vielleicht geht’s nicht darum, ob ich anders, <br />
sondern darum, dass ich Ich bin<br />
Vielleicht geht’s nicht darum, die ganze Welt zu erfassen <br />
und alles zu verstehen<br />
Vielleicht geht’s darum „Hakuna Matata“ zu sagen <br />
und einfach mal gerne zu leben.</div>
<div style="text-align: center;">
Weil, es geht doch um den Inhalt, viel mehr als um die Form,<br />
Es geht um deinen oder meinen Einzelfall, viel mehr als um die Norm<br />
Es geht nicht um Physik, sondern um Phantasie <br />
und vor allem geht’s ums Was, viel mehr als um das Wie.</div>
<div style="text-align: center;">
Und was soll das überhaupt heißen?<br />
Was soll das überhaupt heißen, jemand ist sonderbar und eigenartig,<br />
das sind doch bloß Synonyme für besonders und für einzigartig<br />
Jemand sagt dir: „Du bist anders“, Dann denk dir für dich: „Anders ist nicht falsch, ist bloß `ne Variante von richtig“</div>
<div style="text-align: center;">
Und wer andere abgrenzt, grenzt sich selber ein<br />
Wer andere Schwach macht, glaubt nicht stark zu sein<br />
ich mach mein Herz weit und lass Leben rein, <br />
weil ich dran glaube gut genug zu sein</div>
<div style="text-align: center;">
Und dann treff´ ich dich… <br />
Und du siehst mich und du nimmst mich wahr,<br />
Bist bei mir und bist für mich da,<br />
Nimmst meine Schatten und machst die Sicht klar,<br />
machst mich wahrhaftig, machst mich sichtbar<br />
Und auf den ersten Blick bin ich vielleicht nicht so cool,<br />
für manche vielleicht sogar langweilig.</div>
<div style="text-align: center;">
Aber ich hör dir gerne beim reden zu und ich mag deinen Klang, <br />
weil ich dich mag und wie wir die Welt für uns drehen<br />
und dadurch wirst du für mich schön<br />
Und ich finde meinen Platz und ich finde meinen Raum in der kleinsten gemeinsamen Schnittmenge aus deiner und aus meiner Welt<br />
Wir sind unser kleinstes gemeinsames Vielfaches, <br />
Wir sind das, was uns zusammen hält,<br />
Und wir beide, wir sind mehr als die Summe unserer Teile<br />
Wir beide sind so viel mehr als die Stunden, die wir teilen,<br />
Wir beide sind so viel merkwürdig eigentlich, dass ich das jetzt erst geblickt hab</div>
<div style="text-align: center;">
Es geht um den Inhalt, viel mehr als um die Form,<br />
Es geht um deinen und um meinen Einzelfall viel mehr als um die Norm, es geht nicht um Physik, sondern um Phantasie,<br />
Und vor allem geht’s ums Was, viel mehr als um das Wie."<br />
<br />
<div style="text-align: left;">
Ich glaube, ich habe mir das Video heute locker zehn Mal angeschaut. Es bewegt etwas in mir, etwas in mir geht in Resonanz. Mittlerweile weiß ich, dass Julia mit ihrem poetischen Weckruf ein Medienstar geworden ist - von Null auf Hundert. Irgendwie ging das an mir vorbei. Und heute habe ich sie entdeckt - in dieser für mich besonderen und herausfordernden Zeit. Umso mehr ich mir ihren Text anhöre, umso mehr entdecke ich Parallelen zu dem, was ich hier<a href="http://www.facilitas-mundo.blogspot.de/2014/06/der-splitter-im-kopf.html" target="_blank"><i> über unsere Generation geschrieben habe</i></a>. "»Die Stimme einer ganzen Generation.« (<i>radiobremen.de</i>); »Sie trifft den Nerv der Zeit, mitten ins Herz.« (<i>3sat Kulturzeit</i>).</div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
Sie spricht mich an. Sie spricht dich an. Sie spricht uns an. Sie spricht eine Zeit an. Lasst uns leben, lasst uns freuen, lasst uns lachen, lasst uns einzigartig sein, lasst uns mutig sein, lasst uns verzeihen. Lasst uns lieben.</div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
<i>"Und vor allem geht’s ums Was, viel mehr als um das Wie."</i></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="//www.youtube.com/embed/xsjdWxLFpB0" width="560"></iframe>
</div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-78867840954284732032014-06-25T09:41:00.002+01:002014-06-25T09:48:01.457+01:00Als ich mich selbst zu lieben begann...<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
<br />
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, <br />
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin <br />
und dass alles, was geschieht, richtig ist – von da an konnte ich ruhig sein. <br />
Heute weiß ich: Das nennt man <b>SELBST-BEWUSST-SEIN</b>. </div>
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Als ich mich selbst zu lieben begann, <br />
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid <br />
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben. <br />
Heute weiß ich: Das nennt man <b>AUTHENTISCH SEIN. </b></div>
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Als ich mich selbst zu lieben begann, <br />
habe ich verstanden, wie sehr es jemand beleidigen kann, <br />
wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzudrücken, <br />
obwohl ich wusste, dass die Zeit nicht reif war und der Mensch nicht bereit, <br />
und auch wenn ich selbst dieser Mensch war. <br />
Heute weiß ich: Das nennt man <b>RESPEKT </b></div>
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Als ich mich selbst zu lieben begann, <br />
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen <br />
und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Einladung zum Wachsen war. <br />
Heute weiß ich, das nennt man <b>REIFE. </b></div>
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Als ich mich selbst zu lieben begann, <br />
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben, <br />
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen. <br />
Heute mache ich nur das, was mir Freude und Glück bringt, <br />
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt, <br />
auf meine eigene Art und Weise und in meinem eigenen Rhythmus. <br />
Heute weiß ich, das nennt man<b> EINFACHHEIT. </b></div>
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Als ich mich selbst zu lieben begann, <br />
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, <br />
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen <br />
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. <br />
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“, <br />
aber heute weiß ich, das ist <b>SELBSTLIEBE</b>. </div>
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Als ich mich selbst zu lieben begann, <br />
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen, so habe ich mich weniger geirrt. <br />
Heute habe ich erkannt: das nennt man <b>BESCHEIDENHEIT. </b></div>
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Als ich mich selbst zu lieben begann, <br />
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben <br />
und mich um meine Zukunft zu sorgen. <br />
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet, <br />
so lebe ich heute jeden Tag, Tag für Tag, und nenne es <b>BEWUSSTHEIT. </b></div>
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Als ich mich zu lieben begann, <br />
da erkannte ich, dass mich mein Denken behindern und krank machen kann. Als ich mich <br />
jedoch mit meinem Herzen verband, bekam der Verstand einen wertvollen Verbündeten. <br />
Diese Verbindung nenne ich heute <b>HERZENSWEISHEIT. </b></div>
<br />
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, <br />
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, <br />
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. <br />
Heute weiß ich: <b>DAS IST DAS LEBEN ! </b></div>
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
<i>Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959</i></div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-75202040425624995362014-02-11T11:45:00.002+00:002014-02-12T22:59:08.608+00:00Eine Theorie von Allem Teil 5<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<div style="margin-bottom: 0cm; text-decoration: none;">
<div style="margin-bottom: 0cm; text-decoration: none;">
<span style="font-size: small;"><b>5.
Vier Sichtweisen auf die Wirklichkeit</b></span></div>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Nachdem ich in den letzten Beiträgen
eher emotionale Themen verarbeitet habe, möchte ich heute zu mehr
sachlichen Themen zurückkehren und die „Theorie von Allem“ -
Serie wieder aufgreifen. Im <a href="http://facilitas-mundo.blogspot.de/2012/07/eine-theorie-von-allem-teil-4.html" target="_blank"><span style="color: magenta;"><span style="font-size: small;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;"><span style="background: transparent;">vierten</span></span></span></span></span></a><span style="color: magenta;"><span style="background: transparent;">
</span></span>und bisher letzten Teil ging ich der Frage nach, ob
sich die „grüne“ Occupybewegung weiterentwickeln kann und damit
einhergehend, welche Faktoren notwendig sind, um eine persönliche
sowie kollektive Weiterentwicklung voran zu treiben. Im Schlussteil
streifte ich den von Ken Wilber geprägten Begriff der „Generation
X“, eine kulturelle Entwicklungsebene, welche gerade am Entstehen
ist, und daraus hervorgehend, dass Warten auf die neuen globalen
(integralen) Gründerväter der Zukunft.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
In den bisherigen vier Teilen
konzentrierte ich mich auf die <a href="http://facilitas-mundo.blogspot.de/2012/05/eine-theorie-von-allem.html" target="_blank"><span style="color: magenta;">Spirale der Entwicklung</span></a> und den darin enthaltenen unterschiedlichen
Bewusstseinebenen. Eine der tragenden Säulen der Integralen Theorie,
aber bei weitem nicht die Einzige. Da wir in einer zunehmend
komplexer werdenden Welt leben, muss per Definition eine
„Landkarte“, die den Anspruch hat, diese Welt so vollständig wie
möglich abzubilden, genauso umfangreich und komplex sein. Heute
möchte ich eine weitere tragende Säule der Integralen Theorie
einführen:</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<div align="CENTER" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<div align="CENTER" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: medium;"><u>Die
vier Quadranten.</u></span></div>
</div>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<b>Die ewige Philosophie </b>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<i>Die vier Quadranten
sind ein Modell des Autors und Philosophen Ken Wilber. Sie stellen
eine Verbindung zweier elementarer Unterscheidung der
manifesten Wirklichkeit dar. Diese Grundunterscheidungen sind:</i></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<i>a) innerlich/äußerlich
und </i>
</div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<i>b)
individuell/kollektiv </i>
</div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;"><i>( integralesleben.org )</i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Als erstes erkennen wir hieraus, dass,
wenn wir uns der manifesten Wirklichkeit annähern wollen, es
grundsätzlich auf zwei Wegen möglich ist: innen/außen oder
individuell/kollektiv. Eine erste und einfache
Unterscheidungsmöglichkeit der relativen/dualen Wirklichkeit.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="text-decoration: none;">
„</span>N<i>ach Ken Wilber existiert kein Innerliches ohne ein
Äußerliches, kein Äußerliches ohne ein Innerliches, kein
Singular ohne ein Plural und kein Plural ohne ein Singular, und zwar
seit Beginn aller Manifestation (Urknall)."</i></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;">( integralesleben.org )
</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />"<i>Seit Beginn aller Manifestation.“ </i>Hier ist es sehr wichtig, genau hinzuschauen. Jahrelang hat es mir das Gehirn zermartert, wie es zusammenpassen kann, dass alle großen Weisheitstraditionen der Welt, vom Christentum über den Buddhismus zum Daoismus, von einer „Ewigen Philosophie“ (Philosophia perennis) sprechen, von einem <i>Urgrund</i> aller Dinge, irgendeiner Form von absoluter Gottheit, aus der alle manifestierten Dinge entstehen. Eben alles, was wir sehen, hören, riechen, fühlen und schmecken können - angefangen von einer Blume im Frühjahr, einer duftenden Reisschüssel bis zum Gefühl der Liebe. Diese „Gottheit“ (oder Tao, Absolutes, Leere) ist nicht ein von allen endlichen Dingen getrenntes Großes Ding, sondern eher die Realität, das Sosein oder der Urgrund aller Dinge. Des weiteren sagen diese Traditionen, darf man sich diese Gottheit nicht als kolossales Wesen, als liebenden Vater oder einen außerhalb der Schöpfung stehenden großen Schöpfer vorstellen, sondern als die „Natur aller Naturen“, nicht etwas von allen Dingen und Ereignissen Getrenntes, eher als etwas<i> Absolutes</i>, welches gewissermaßen das Gewebe von allem ist, was<i> ist. </i><br /><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-style: normal;"></span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Wenn wir dem folgen, bedeutet dies,
dass auch der Mensch aus diesem Absolutem entstanden ist. Aber wer
oder was nimmt das alles wahr?</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<i>„<span style="font-size: small;"><i><span style="font-weight: normal;">Es
gibt keine Suche nach dem Selbst, es schaut durch Deine Augen, gerade
jetzt.<br />Das Selbst kann nicht erreicht werden.<br />Du kannst ganz
einfach und absolut nicht erlangen, was Du nie verloren hast."</span></i></span></i><span style="font-size: small;"><i><span style="font-weight: normal;">
</span></i></span>
</div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;">(Ken Wilber)</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Diese Erkenntnis war für mich mein philosophisches Heureka. Auf einer<i> absoluten</i> Ebene gibt es ganz und gar nichts zu erreichen, weil es schon immer da war, langer vor meiner Geburt und lange danach. So als würden wir uns jahrelang fragen, worauf wir stehen und dann das erste Mal unsere Füße erblicken, die schon immer da waren. Mit zunehmenden Studium der Integralen Theorie setzte sich das Gedankenpuzzle immer weiter zusammen. Und zwar ganz einfach in der fundamentalen Erkenntnis: Es gibt<i> zwei </i>Wirklichkeiten. Und beide bedingen sich gegenseitig und beide sind <i>gleich wichtig</i> und <i>gleich wahr</i>. : Eine <i>absolute</i> Wirklichkeit und eine<i> relative</i> Wirklichkeit. Die absolute Wirklichkeit umfasst das „ICH BIN“, das Formlose, das Absolute, die Natur aller Naturen, das klare Bewusstsein. Aus dieser „Leere“ entstehen alle Dinge der relativen Wirklichkeit in unserem Bewusstsein. Hier gibt es kein gut oder schlecht, Angst oder Liebe, Schmerz oder Freude, Hunger oder Satt. Hier ist alles eins, hier ist nichts außerhalb der Berge, Flüsse und Wälder, sondern <i>etwas</i>, das durch die Fasern von allem und jedem fließt.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Aus diesem Urgrund entstehen alle Dinge
der dualen Welt – unserer Welt. In dem Moment, wo sich unsere Seele
entschieden hat, in einen Körper zu inkarnieren, betrat sie die
Sphäre der stofflichen, materiellen und physischen Welt, mit all
ihren Licht und Schattenseiten, mit all ihren Unterscheidungen und
Dualismen, Entzückungen und Leiden. Aber das ICH BIN ist immer noch
da, war immer da und wird es immer bleiben. Wie es im Diamant-Sutra
steht: „Form ist Leerheit und Leerheit ist Form“. Wenn man diese
beiden Wirklichkeiten als gleichwertige Dimensionen unseres Seins
anerkennt, dann ergibt alles einen „Sinn“.<br />
</div>
Die von Wilber entwickelten vier Quadranten helfen uns als Meta-Theorie, unsere immer komplexer werdende Welt, auf einer<i> relativen</i> Ebene so umfangreich und komplett wie möglich greifbar zu machen, indem nichts ausgegrenzt oder als falsch angesehen wird, sondern alles als Ausdruck des „Einen“ anerkannt wird und so seinen Platz in der natürlichen Ordnung der Dinge bekommt. Man kann die Integrale Theorie mit einer Alpenüberquerung vergleichen. Bevor man sich auf den Weg macht, versucht man die aktuellste und detailliertes Wanderkarte zu bekommen, weil man sich ansonsten schnell verlaufen kann. Möchte man sich durch unser immer komplexer werdendes Leben bewegen, und spürt den drängenden Wunsch dieses zu verstehen, sucht man nach einem praktischen Wegweiser, der dies alles umfasst. Die Integrale Theorie versucht diesem Anspruch gerecht zu werden.<br /><br /><br /><div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<b>Eine multiperspektivische Brille</b></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Was genau beinhalten nun diese vier
Quadranten? Nachdem Wilber nahezu alle Philosophien und Theorien aus
Ost und West studiert hatte, trieb es ihn schier in den Wahnsinn, wie
all diese Weisheiten zusammen passen sollten, ohne das die eine
weniger wahr wäre als die andere - sind sie doch alle Ausdruck <span style="font-style: normal;">des</span><i>
„Einen“.</i><span style="font-style: normal;"> </span> In seiner
Klause malte er eines Tages - während einer 3-jährigen
Rückzugsphase - ein T-Kreuz auf ein leeres Blatt Papier. Zuvor
hatte er auf unzähligen Klebezetteln all die Theorien, Systeme und
Traditionen aus Ost und West zusammengetragen. Und versuchte sie zu
unterscheiden und gleichzeitig zusammenzufassen. Irgendwann begann er
die Zettel in die vier leeren Rechtecke zu kleben. Und plötzlich
ergab alles einen Sinn und hatte seinen Platz. Wenn man die
Unterscheidung der relativen Wirklichkeit in Innen/Außen und
Individuell/Kollektiv als Differenzierung zulässt. Am Ende dieser
Sisyphus Arbeit kamen vier unterschiedliche Perspektiven/Blickwinkel
auf die Wirklichkeit heraus – die sich alle gegenseitig bedingen
und ergänzen und nicht ausschließen. Dies ist elementar wichtig,
ansonsten wäre es nur eine „Anhäufung“ von Theorien und
Konzepten. Die vier Quadranten:</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
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g/pXN84Bo/xwJT1Vu0kU0Yfa4zAVNdYcacp9+WO/RYYTXmtuDJleKt89IzweFM2js3vmBlg1ab89/VVt069+TleYPql7xOYoikPQlNeKzNNWbqTemDs93s9p3zSlO01sbnfMTPAqk3Z6Pd0pi/w1VRTll1AYGq0KXeq1HuB0ZTXykxTVv+Ow0izd1JLWWnpPCnBNmvPYmYAP0xZ7wPhqtmjbbaKkPrQt+oTmBptynYhxlQiLwVGU14r800ZN2JJFOFjD+upQVOWMXf56AN9XsbMAKs25f1+r19KPX2hfyVzM/oG+r4fZ6f1CUxNMWW7EO9rfZryvSMJhznTPKUQY8Tv3li1KYOBe0aGRaLfeGIvn3+j08lblryBpkyIMzwwZXJzaMqEOIOmTOZDUybEGTRlMh+aMiHOoCmT+dCUCXEGTZnMh6ZMiDNoymQ+NGVCnEFTJvOhKRPiDJoymQ9NmRBn0JTJfGjKhDiDpkzmQ1MmxBk0ZTIfmjIhzqApk/nQlB1TVVUcx1VVjVw/SZIsyzrL2W63+h+Lpe8nDNM0TVEU49fHiR2zzviT75zVmfLVzth2u+3cy1QZZFmWJMnJdeI4bppm2iEuBpqyS5qmCcMwTdPxm8Rx3Lm+LO9bYTmcd4RFUUy6BCPXT9M0DMNbBeS6TPkMuZ5NmqadJ2eqDPrKMYjjeF3XQoem7BI4wqRNlu+5J7nOTxgfvVczGpt1GcEZcr05I015u90GQTCpDb4caMouCcOwryOPbhfCQHeNOI6TJEmSJAiCMAylixfHcRAEWChlogR75aZpsDAIgiRJ0E5EzzTLMuwxy7KqqsIwxDr6gWGh3o3FhjgGvSeY5zlWDsMwz3NZWX4OfqBRWtM0KCoMQ/xe9W86QrbSz4wsjKKoKAqYshzAQB8Wv+j01boA6zLlAbmqQWHIJZArKyLBZdUvE5ZL2gErQLFJkkyVAUxZ4mjg+JMkWdflEGjKzoBr9HWcISNIDeaIajyOY/3vKIpkfaSS8zwPggB/962cJEkURU3TIEigfhwPogJ/x3G83W7RaYWlInhQeJIk4mXGyigQrQ+EAQqUo8LvQrgigPVWWBRFOIztdiv9Smn5YisUVRQF9oVfhIVZlqVpqv+cqqpg0J2nummaW7WSVuQCw3IdEAauC4Shq9FWXdM0URRBG9LCxQoQVZZlU2Wgx1GapsM/YaWD+TRlZwx3Bo1ul4hYb2baPfTtdouFIn17ZXiQtGVgWGLEUpTuU3rCWtoaejn6ynLkRtPD/gkSgQDWj/C2z4McXpqmUrvoR2J4rvFzhnMmt8pgrMiUh+U6RhhGD8m4rMZejBXESafKwIijgdoXbYgbjvqeDU3ZGcPZLuNb+bfPlPU8wLAp21aO9ceYMho+8RFZp9OUDR+0lxsRguV9P9w4fhg6QqgzfTzJlG+VqV+XKQ8c7RhhjDFl3XOHVxgpg/GmfPLbxUJTdoZDU5b8qVyky5kyMgMCmjDXNGWl1Ha7RUcVPV+a8hU4aconheHWlNU4GdCUfWCZ6QuMcqgen+1TXufK6KbJXGb5d4wp9w2V9KUv9OE1+ycYpeFfY9itLzjlWxy83fFk+sItw3IdI4wxppxlGZISY0xZP7Y+GTB94QPLGeiTlJkx0Gf7rG5kWZYNm7LS0rtKy/yOMWVjVq8U3mnKRVHIOF7nT8BvlNF2lIwRIRkeRKdYP7w8z6VGkQS0jAcqpbbbbZ7n402ZA31jOCnXk8IYMGVsODDQZxyGGi2D8abMgb7lspApcTKJBxk6Wa1v7C6KojAMMW/hpCnDIqMowladKbm+cIrjGEeFw7NX1sMAA/FYWaoBKQ1zP2QF+Y0yQUpylOrfGkgymGL02+0Wv0VO13hT5pS4kQxPKTspjAFTtkVy0pRHymC8KXNK3HJZyM0jEBMmRYy8bXr8mrL+ec1D5DpG7uvkylVVSQrSxsiBCHricmRRffDmkZEMZzDURGEAfajjjNSBKxnw5pFFs5DbrIfHVfwG97wURaFPZL4QKW+zHs0lbrPuzBFfHz3vsTpoyo7pe8LLmAep+ApuDkTi+6KNFz6QaCrOz9iY50ZdGj6QaOnw0Z3katzcj4gH0JQJcQZNmcyHpkyIM2jKZD40ZUKcQVMm86EpE+IMmjKZD02ZEGfQlMl8aMqEOIOmTOZDUybEGTRlMh+aMiHOoCmT+dCUCXEGTZnMh6ZMiDNoymQ+92vK8fF10YS4Ak8oJWQOSZLcqSkTQsjN2W63u91uv9//eX//+Pj4/Pz877//7sKU27b98/5+OByapoEvE0LIzdntdk3THA6HP+/vbdveiyn/999/bdt+fHwopcSXCSHk5sCRlVIfHx9t28KvPDflr38zGPDlPSGELAA4sp67+Pr6uhdThi/Dmvnhhx9+FvKBL8Gj7siUxZfbtkUqgxBCbg4cSRz5Xkz56+jLujsTQsgS0N0JfnUXpiz8RwghC8OwqfsyZUIIWTg0ZUIIWRA0ZUIIWRD/Bz+nsrDN2ba1AAAAAElFTkSuQmCC" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="396" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die 4 Quadranten</td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Der <b>obere linke Quadrant (O.L.)
</b>bezieht sich auf das <i><b>Ich</b></i><b>,</b> auf alles
subjektiv Erleb- und Erfühlbare, auf alles was sich im Inneren eines
jeden Individuums abspielt (intentional). Man kann versuchen den
Geschmack einer Erdbeere in all seinen Feinheiten einem anderem
Menschen zu erklären, letztlich muss dieser selber in die Erdbeere
beißen, um <i>subjektiv </i>den Geschmack einer Erdbeere zu erleben.
Dieses innere Erleben von Zuständen, Gefühlen und Stimmungen ist
einerseits unauflöslich vernetzt mit unserem physischem Gehirn,
andererseits mit der jeweiligen Natur und Umgebung in der es lebt.
Der Einzelne lebt nicht in einem luftleeren Raum. <i>„Ein
individuelles oder subjektives Bewußtsein existiert jedoch nicht in
einem Vakuum; kein Subjekt ist eine Insel für sich. Das individuelle
Bewußtsein ist unauflöslich vernetzt mit dem objektivem Organismus
und Gehirn, mit der Natur, mit Gesellschaftssystemen und Umwelt und
mit kulturellen Rahmenbedingungen, gemeinsamen Werten und
Weltanschauungen.“</i> <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S.
63)</i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;">Und
damit berühren wir den </span><span style="font-style: normal;"><b>oberen
rechten Quadranten (O.R.)</b></span><span style="font-style: normal;">.
Hier ist das </span><i><b>Es</b></i><span style="font-style: normal;">
zu Hause - alles was man wiegen, messen und überprüfen kann. Alles
was sich hier abspielt ist Verhaltensbezogen. Die empirische
Wissenschaft mit all ihren Versuchsreihen und Forschungen hat hier
ihren angestammten Platz (was man verifizieren und belegen kann). „
</span><i>Der Oben-Rechts-Quadrant“ ist das Individuum aus
objektiver, empirischer, „wissenschaftlicher“ Sicht. Das schließt
insbesondere ein: organische Körperzustände, Biochemie,
neurobiologische Faktoren, Neurotransmitter, organische
Gehirnstrukturen (Gehirnstamm, limbisches System, Großhirnrinde) und
so weiter. Wie immer wir die tatsächliche Beziehung zwischen
Geist/Bewußtsein (Oben links) und Gehirn/Körper (Oben rechts)
einschätzen, wir können zumindest darin übereinstimmen, dass sie
eng miteinander verbunden sind“.</i><span style="font-style: normal;">
</span><span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S. 63)</i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Damit haben wir die beiden
individuellen/innerlichen Quadranten kurz umschrieben. Jetzt gelangen
wir zum ersten kollektiven/äußeren Quadranten. Wie schon
angedeutet, ist jedes Subjekt oder Ich in einen kulturellen Kontext
eingebettet und lebt nicht in einem Vakuum. Sondern in einem <i><b>Wir</b></i>
aus gemeinsamen Werten, Wahrnehmungen und Bedeutungen, eben einer
Kultur, verbunden mit einer gemeinsamen Sprache. Somit gelangen wir
zum ersten kollektiven Quadranten, dem <b>unterem linkem Quadranten
(U.L.)</b><i> „Der Unten-Links-Quadrant beinhaltet diejenigen
Muster im Bewusstsein, welche allen Menschen gemeinsam sind, die sich
„in“ einer bestimmten Kultur oder Subkultur befinden. Damit Sie
und ich uns überhaupt verstehen können, müssen wir zumindest eine
gewisse linguistische Semantik gemeinsam haben sowie zahlreiche
Wahrnehmungen, Weltanschauungen, die sich zu einem bestimmten Grad
überlappen (damit Kommunikation überhaupt möglich ist), und so
weiter. Diese gemeinsamen Werte, Wahrnehmungen, Bedeutungen,
semantischen Standorte, kulturellen Praktiken, Ethiken und
dergleichen bezeichne ich einfach als Kultur oder die
intersubjektiven Muster im Bewusstsein.“ </i><span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich
handeln, S. 64) </i></span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-weight: normal;">All
diese </span><i><span style="font-weight: normal;">intersubjektiven</span></i><span style="font-weight: normal;">
gemeinsamen Wahrnehmungen, Werte, Traditionen und Anschauungen eines
kulturellen Kontextes haben nichtsdestoweniger objektive (äußere)
Entsprechungen. Wiederum existieren auch diese Anschauungen und Werte
nicht in einem luftleeren Raum. Vielmehr treffen sie auf physische
und techno-ökonomische Institutionen und Gesellschaftsformen.
Beginnend in unserer Evolutionsgeschichte bei den Sammler- und Jäger
Horden über die Agrarkultur, das Industriezeitalter bis zum heutigen
Informationszeitalter. Mit diesen äußeren Korrelaten einer
bestimmter kulturellen (intersubjektiven) Entwicklungsstufe berühren
wir den </span><b>Unteren rechten Quadranten (U.R.),</b> <span style="font-weight: normal;">dem
</span><i><b>Wir alle</b></i>. <i><span style="font-weight: normal;">„
Diese kulturellen Wahrnehmungen, die alle bis zu einem gewissen Grad
in intersubjektiven Räumen im Bewusstsein vorhanden sind, haben
nichtsdestoweniger objektive Korrelate, die empirisch entdeckt werden
können – physische Strukturen und Institutionen einschließlich
techno-ökonomischer Formen (Sammeln und Jagen, Gartenbau, Seefahrt,
Landwirtschaft, Industrie, Information), Architekturstile,
geopolitische Strukturen, Formen der Informationsübermittlung
(vokale Zeichen, Ideogramme, Buchdruck, Telekommunikation,
Mikrochips), gesellschaftliche Strukturen (Überlebenshorden,
ethnische Stämme, Feudalordnungen, Nationen, körperschaftlich
organisierte Staaten, Wertegemeinschaften und so weiter). Diese
intersubjektiven Wirklichkeiten bezeichne ich im allgemeinen als das
Gesellschaftssystem (Unten-Rechts-Quadrant). </span></i><span style="font-size: x-small;"><i><span style="font-weight: normal;">(Ganzheitlich
handeln, S.64)</span></i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Wenn man einen Blick auf die relative
Welt wirft, kann man sich die vier Quadranten wie eine
multiperspektivische Brille mit vier Linsenprismen vorstellen. Man
schaut quasi gleichzeitig durch vier Linsen. Lässt man drei Linsen
weg und schaut beispielsweise nur durch die Linse des
wissenschaftlichen Empirismus (O.R.), blendet man dadurch automatisch
drei andere Sichtweisen (Quadranten) aus. Nun hat man die Brille des
strengen empirischen Forschers auf, der nur das für wahr hält, was
er durch seine Brille sieht. In der Integralen Theorie ist dazu der
Begriff des (Quadranten) Reduktionismus geprägt worden. Der Vorteil
einer integralen, vierprismigen Brille liegt auf der Hand. Man sieht
dadurch alle vier Bereiche der relativen (dualen) Wirklichkeit.
Sobald man eine Linse scharf stellt, blendet man dadurch
notwendigerweise die drei anderen aus. Ein einfaches Beispiel soll
diese multiperspektivische Sichtweise verdeutlichen.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<i>Ein Gedanke</i></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<i>Einen Gedanken der mir kommt erlebe
ich phänomenologisch (oberer linker Quadrant). Dieser Gedanke hat
hirnphysiologische Entsprechungen (oberer rechter Quadrant). Der
Gedanke entsteht vor dem Hintergrund meiner kulturellen Prägungen
und Entwicklung und ist von diesen geformt (unterer linker Quadrant).
Gleichzeitig ist dieser Gedanke auch geprägt und geformt von den
sozialen und gesellschaftlichen Verhältnissen in denen ich lebe
(unterer rechter Quadrant). </i>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;"><i>(integralesleben.org )</i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-weight: normal;">Die
nachfolgenden Diagramme geben uns noch einmal einen groben Überblick
über die vier Quadranten (Diagramm 1) sowie einige repräsentative
Vertreter daraus (Diagramm 2). Man kann die vier Quadranten auch auf
drei einfache „Nenner“ bringen bzw. zusammen, nämlich auf:</span><i><b>
ICH (O.L.) - WIR (U.L.) – ES/se( O.R./U.R.).</b></i> <span style="font-weight: normal;">„</span><i><span style="font-weight: normal;">Daher
können die vier Quadranten zu den „Großen Drei“ vereinfacht
werden (Ich, Wir und Es.) Diese wichtigen Dimensionen lassen sich auf
viele unterschiedliche Weisen umschreiben: Kunst, Moral und
Wissenschaft; das Schöne, das Gute und das Wahre; Selbst, Kultur und
Natur.“ </span></i><span style="font-size: x-small;"><i><span style="font-weight: normal;">(Ganzheitlich
handeln, S. 66)</span></i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<center>
<table border="0" cellpadding="2" cellspacing="0" style="width: 371px;">
<colgroup><col width="97"></col>
<col width="129"></col>
<col width="133"></col>
</colgroup><thead>
<tr>
<td width="97"><div style="text-align: left;">
<u><b>Ich </b></u><br />
<br /></div>
</td>
<td width="129"><div style="text-align: left;">
<u><b>Wir</b></u></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
</td>
<td width="133"><div style="text-align: left;">
<u><b>Es</b></u></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
</td>
</tr>
</thead>
<tbody>
<tr>
<td width="97">Selbst
</td>
<td width="129">Kultur</td>
<td width="133">Natur</td>
</tr>
<tr>
<td width="97">Schönheit</td>
<td width="129">Gerechtigkeit</td>
<td width="133">Wahrheit</td>
</tr>
<tr>
<td width="97">Ästhetik</td>
<td width="129">Moral</td>
<td width="133">Wissenschaft</td>
</tr>
</tbody>
</table>
</center>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<i>Diagramm 1</i></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;">( Integral-con-text.de )</span></div>
<span style="font-size: x-small;">
</span>
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<center>
<table border="1" cellpadding="4" cellspacing="0" style="width: 610px;">
<colgroup><col width="127"></col>
<col width="165"></col>
<col width="134"></col>
<col width="150"></col>
</colgroup><tbody>
<tr valign="TOP">
<td width="127"><div align="CENTER">
<b>ICH</b></div>
</td>
<td width="165"><div align="CENTER">
<b>WIR </b>
</div>
</td>
<td width="134"><div align="CENTER">
<b>ES</b></div>
</td>
<td width="150"><div align="CENTER">
<b>SIE (ES-se)</b></div>
</td>
</tr>
<tr valign="TOP">
<td width="127">Freud</td>
<td width="165">Thomas Kuhn</td>
<td width="134">B.F. Skinner</td>
<td width="150">Systemtheorie</td>
</tr>
<tr valign="TOP">
<td width="127">C.G. Jung</td>
<td width="165">Wilhelm Dilthey</td>
<td width="134">John Watson</td>
<td width="150">Talcott Parsons</td>
</tr>
<tr valign="TOP">
<td width="127">Piaget</td>
<td width="165">Jean Gebser</td>
<td width="134">John Locke</td>
<td width="150">Auguste Comte</td>
</tr>
<tr valign="TOP">
<td width="127">Aurobindo</td>
<td width="165">Max Weber</td>
<td width="134">Empirismus</td>
<td width="150">Karl Marx</td>
</tr>
<tr valign="TOP">
<td width="127">Plotin</td>
<td width="165">Hans Georg Gadamer</td>
<td width="134">Behaviorismus</td>
<td width="150">Gerhard Lenski</td>
</tr>
<tr valign="TOP">
<td width="127">Gautama Buddha</td>
<td width="165"><br />
<br /></td>
<td width="134">Physik, Biologie, Neurologie</td>
<td width="150">Ökologisches Gewebe des Lebens
</td>
</tr>
</tbody></table>
</center>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<i>Diagramm 2: Einige
repräsentative Theoretiker in jedem Quadranten </i>
</div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich
handeln, S. 65)</i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Zum Ende möchte ich Ken Wilber noch
einmal zu Wort kommen lassen, um ein weiteres Mal zu verdeutlichen,
wie wichtig es ist, alle vier Quadranten (Linsen) gleichermaßen zu
berücksichtigen, um einen <i>umfassenden/vollständigen</i> Blick
auf die duale Wirklichkeit zu gewinnen:</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
„Es ist richtig, dass der obere linke
Quadrant der Ort des Bewusstseins ist, wie es in einem Individuum
erscheint, aber das ist ja der Punkt: wie es in einem Individuum
erscheint. Und doch ist Bewusstsein als Ganzes verankert in und
verteilt über alle Quadranten - intentional, verhaltensmässig,
kulturell und sozial. "Löscht" man irgendeinen Quadranten
aus, verschwinden alle anderen auch, weil jeder für die Existenz
aller anderen unabdingbar ist.“</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;"><i>(integralesleben.org)</i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-22897010970984245902013-09-29T20:12:00.001+01:002013-09-30T16:11:13.763+01:00Wie ein kleiner Hund mein moralisches Gewissen herausforderte <div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
</div>
<br />
<div style="text-align: center;">
"Der Charakter offenbart sich nicht an großen Taten;<br />
an Kleinigkeiten zeigt sich die Natur des Menschen."</div>
<br />
<div style="text-align: center;">
<i>(Jean-Jacques Rosseau)</i></div>
<blockquote class="tr_bq">
<blockquote class="tr_bq">
<blockquote class="tr_bq">
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
<div align="CENTER" style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Der neue Untertitel dieses Blogs
lautet: „ Über das Leben, das Universum und dem ganzen Rest“. Um
den „alles umfassenden Anspruch“ dieser Worte ein wenig gerecht
zu werden, möchte ich heute in diesem Essay von einer erlebten
Episode aus jüngerer Vergangenheit berichten, die nach meiner
Auffassung sehr schön aufzeigt, wie eine gewisse Charakterreife und
moralische Verantwortung zusammenhängen - und zwar in ganz
alltäglichen, kleinen Dingen.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<b>Kot in der Waschküche</b></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Der Austragungsort
dieses makellosen Beispiels von pubertären Trotz im Erwachsenenalter
ist irgendwo im Süden von Deutschland, genauer in Franken. Im Juni
letzten Jahres beziehe ich hier meine neue Wohnung. Das angemietete
Ein-Zimmer-Appartement befindet sich in einem Einfamilienhaus,
welches wiederum eine Art Wohngemeinschaft darstellt. Im Erdgeschoss
wohnt der Vermieter Martin mit seiner Lebensgefährtin Ramona. <i>(</i><span style="font-size: small;"><i>Nach
kurzem Abwägen habe ich mich doch für Pseudonyme und gegen die
Klarnamen entschieden)</i></span><span style="font-size: small;"><span style="font-style: normal;">
</span></span><span style="font-size: x-small;"><i><br /></i></span>In der ersten Etage
befinden sich die drei Einzelzimmer sowie die Gemeinschaftsräume
Küche und Bad, die zusammen als WG <span style="color: black;">fungieren</span>.
Unter dem ausgebauten Dach befindet das Appartement, das ab sofort
mein neues Zuhause sein sollte.
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Einige Wochen nach
meinen Einzug kam es zu der Situation, dass Martin, Ramona und ihr
kleiner Sohn für einige Tage verreisen. Dieser Patchworkfamilie
gehören auch noch zwei kleine Hunde an, landläufig bekannt als
Zwergpinscher – manche benützen auch das weniger geflügelte Wort
„Teppichratten“. Tom und Kinka, so die Namen der beiden
Pinscher, dürfen den dazugehörigen Garten mit Rasenfläche ihr
Revier nennen. Das jedem Hundebesitzer vertraute morgendliche und
abendliche Gassi-Gehen fällt aus. Dazu müsste sich ja einer der
<span style="color: black;">Beteiligten</span><span style="color: red;">
</span>bewegen und feste Zeiten einhalten. Am ehesten wäre das wohl
die offizielle Besitzerin Ramona. Da man aber solch kleine Hunde auch
einfach den Garten vollpissen und -kacken lassen kann, ohne das es
allzu sehr auffällt und stinkt, geht man von Seiten der Besitzerin
her einfach den Weg des geringsten Widerstands.</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
An einem schönen
Sonntagnachmittag gehe ich zum obligatorischen wöchentlichen Wäsche
waschen runter in den Keller. Unmittelbar bevor ich die Holztür
öffne, höre ich von innen heraus ein nicht identifizierbares
Kratzen an der Tür. Ich halte kurz inne, öffne dann aber doch die
knarrende Tür zu der gemeinschaftlich genutzten Waschküche. Kaum
ist die Tür einen Spalt geöffnet, kommt mir ein vierbeiniges Etwas
wie eine Rakete entgegen gerannt und verschwindet im Hausflur. Zuerst
bin ich verdutzt und frage mich, was das war. Schließlich gehe ich
weiter in den Waschraum hinein und traue meinen Augen kaum vor den
Waschmaschinen steht ein Hundekorb, zwei leere Futterschalen und
daneben ein Katzenklo - alles in einem verdreckten Zustand. Als ich
mich umschaue, entdecke ich überall auf dem Steinboden verstreuten
Hundekot. Kinka, das Weibchen, muss hier schon seit ein paar Tagen
hausen. Ich bin zuerst mal fassungslos. Nicht nur das der kleine Hund
unter völlig inakzeptablen Umständen in den Keller verfrachtet
wurde - offensichtlich mangels Alternativen während des Kurzurlaubs
-, nein, erschwerend und noch unfassbarer kommt hinzu, dass es sich
hier um eine gemeinschaftlich genutzten Waschraum handelt, in dem
Wäsche gewaschen und aufgehängt wird.</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Ich spüre, wie in
mir eine Mischung aus Mitgefühl und Wut aufsteigt. Einerseits
Mitgefühl, weil ich von oben den winselnden Hund höre, wie er vor
der verschlossenen Wohnungstür seines „Frauchen“ sitzt,
andererseits Wut über so viel Herzlosigkeit einem Tier gegenüber.
Ohne all zu lange nachzudenken, beschließe ich zu handeln. Nachdem
ich meine Maschine angestellt habe, rufe ich Martin auf dem Handy an
und schildere ihm die von mir vorgefundene Situation. Ich merke, dass
ihm das Ganze ein wenig unangenehm ist. Er stochert nach Sätzen
wie„mir war das auch nicht recht, aber Ramona meinte, das wäre
okay.“ Mir kommt spontan die Frage in den Sinn, wer denn hier der
Hausbesitzer sei.Ich frage nach, was ich denn jetzt tun solle, da der
Hund vor der Wohnungstür sitzt und jammert. „Pack sie wieder in
die Waschküche“, lautet die kurze Antwort. Nach dieser Aussage
dreht sich zwar bei mir kurzzeitig der Magen um, trotzdem bestätige
ich ihm das Anliegen und lege auf.</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Ich bin hin- und
hergerissen: einerseits ist es nicht mein Hund und somit könnte es
mir egal sein, andererseits empfinde ich in meinem Inneren ein
moralisches Verantwortungsbewusstsein, das über „mein Hund oder
nicht meiner“ hinausgeht. Davon abgesehen wurde die Angelegenheit
in dem Moment, als der verdreckte Hund durch die Tür gerauscht kam,
auch zu meiner Angelegenheit. Ich nehme das verschreckte Tier auf
den Arm – es zittert wie Espenlaub - , streichele die kleine Hündin
ein wenig und setze sie mit großen Widerwillen wieder zurück in ihr
„Gefängnis“. Ich muss in Windeseile die Tür hinter mir
schließen, da sie weiß, wo sich die Pforte zur Freiheit befindet.
Kurze Zeit später, als ich mich wieder in meiner Dachgeschosswohnung
befinde, beschäftigt mich dieses Ereignis weiterhin. Ständig denke
ich an das kleine Wesen drei Etagen unter mir, das sich in ihren
eigenen Dreck und Kot aufhalten muss.
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Am schlimmsten
sind meine eigenen Gewissensbisse. Am liebsten würde ich das
Veterinäramt verständigen - dann drängt sich aber eine andere
Stimme in mir auf, die mir einflüstert, dass ich erst seit zwei
Monaten hier wohne und nicht gleich Unfrieden stiften soll. Hinzu
kommt, dass ich ein Mensch bin, der anhaltende Disharmonie und
Missgunst auf solch engen Raum nicht lange aushält. Man begegnet
sich hier eindeutig öfters als beispielsweise in einem
Mehrfamilienhaus mit 10 Parteien. So beruhige ich mein Gewissen,
indem ich im Laufe des Nachmittags mehrmals in die Waschküche gehe
und mich um das verängstige Wesen kümmere. Ich lasse die Hündin
hinaus in den Garten, streichle sie und fülle ihr Futter nach. Zu
diesem Zeitpunkt gehe ich noch davon aus, dass ich dem Tier sowie
dessen Besitzerin einen großen Gefallen erweise. Ich sollte mich
irren.</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
„<b>Kümmere dich um deinem Kram“</b></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Am Dienstag, zwei
Tage nach meinem Fund in der Waschküche, sind Martin und Ramona
wieder da. Entspannt und gelöst klopfe ich an ihre Wohnungstür und
frage ob ich hineinkommen darf. Bis zu diesem Zeitpunkt glaube ich
noch, alles richtig gemacht zu haben, ja sogar eine gute Tat für
ihren geliebten Hund vollbracht zu haben. Die Familie sitzt am
Küchentisch und isst gerade zu Mittag. Ich setze mich dazu. Nach
ersten Floskeln über den Urlaub frage ich mit einem etwas zynischen <span style="background: #00ff00;"></span>Lächeln, ob den der Hund noch lebe. Innerhalb von einer
Sekunde lässt Ramona ihre Gabel auf den Teller fallen, springt wie
von einer Tarantel gebissen von ihrem Stuhl auf, steckt sich hastig
einen Zigarette an und läuft in Richtung Fenster. “Natürlich lebt
der noch!“ Für einige Sekunden herrscht betretendes Schweigen am
Mittagstisch. Martin schaut mich mit einer Mischung aus Mitleid und
Hilflosigkeit an. Er ist dann auch der Erste, der das Wort wieder
ergreift und versucht, durch einen Themenwechsel die Situation zu
retten. Es werden ein paar oberflächliche Sätze ausgetauscht, was
aber an der grundsätzlichen prekären Situation nichts ändert. Ich
bin zuerst mal perplex und überrumpelt, da ich nicht direkt
ergründen kann, warum es zu diesem emotionalen Ausbruch kam. Fünf
Minuten setze ich mich der unangenehmen Situation noch aus, dann
verabschiede ich mich in Richtung Arbeitsstelle.
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Erst nach einigen
Minuten Abstand wird mir die Tragweite der ganzen Situation bewusst.
Hier fühlt sich jemand massiv in seinen Persönlichkeitsrechten
angegriffen – oder man könnte auch sagen: Misch dich nicht in
meine Angelegenheiten ein. Ist dies wirklich so? Habe ich hier
irgendwelche Rechte verletzt oder mich in fremde Angelegenheiten
eingemischt?
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Die Konsequenzen
dieses vermeintlichen Übergriffs bekomme ich von Ramona die nächsten
Tage deutlich zu spüren. Von der anfänglichen Sympathie mir
gegenüber ist nichts mehr vorhanden - wobei sie mir vom ersten
Handschlag an sowieso eher oberflächlich vorkam. Während der kurzen
Begegnungen in Treppenhaus oder Garten straft sie mich mit einer
eiskalten Nichtbeachtung. Sie versucht tunlichst mir nicht zu
begegnen, und wenn es doch mal nicht zu vermeiden ist, ignoriert sie
meine Blicke und geht schweigend an mir vorbei. Mich lässt die
Situation nicht unberührt, obgleich ich mir nach wir vor keiner
Schuld bewusst bin, und ich aus einem reinem Gewissen heraus
gehandelt habe.</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Eine Woche schaue
ich mir das Spektakel mit an. Dann ergreife ich die Initiative und
suche das Gespräch – und zwar zu dritt: Martin, Ramona und ich.
Es findet auf der Treppe vor dem Haus statt. Schon nach wenigen
Minuten bestätigt sich mein gewonnener Eindruck der letzten Tage, in
Hinblick auf die Konfliktfähigkeit dieser Frau. Ich schildere noch
mal aus meiner Sicht die Situation, die ich vor rund zwei Wochen
vorgefunden habe. Während der Schilderung verlässt Ramona
ohne einen weiteren Kommentar das Gespräch und geht ins Haus. Schon während meiner Ausführungen konnte sie mir nicht in die Augen
sehen. Ich spreche mit Martin zuerst einmal alleine weiter. Bei ihm
fallen meine Worte nicht in taube Ohren, sie fallen auf einen ganz
anderen Verständnishorizont. „ Ich kann dich voll verstehen wie du
gehandelt hast“ und „Ich sagte zu Ihr, das mir das auch nicht
recht sei, den Hund in die Waschküche zu sperren“ sind zwei
seiner Aussagen. Plötzlich erscheint Ramona wieder auf dem
Treppenabsatz. Die Arme verschränkt, Blick nach unten gerichtet und
einem Ausdruck im Gesicht, der nur eines sagt: Misch dich nicht in
<i>meine </i>Angelegenheiten ein. Ich setze das Gespräch mit Martin
fort und plötzlich ertönt es vom Treppensockel in gereizter
Tonlage: „Kümmere dich um deinen Kram.“</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Ich spüre
deutlich die dahintersteckende Aggression. Ich erwidere etwas, an das
ich mich nicht mehr genau erinnern kann, aber an die darauffolgende
Handbewegung von Ramona erinnere ich mich umso genauer. Mit der
linken Hand wischt sie sich über die Rechte, was nur eine
Interpretation zulässt: Leck mich am Arsch! Dreht sich auf dem
Absatz um und verschwindet wortlos wieder im Haus. In Martins Gesicht
erhasche ich wieder diesen Blick aus Mitleid und Hilflosigkeit. Mit
einer Mischung aus Frust und Enttäuschung sage ich zu ihm, dass mein
Dasein als Mieter in diesem Haus keine große Zukunft haben wird,
sollte diese Situation in den nächsten Wochen anhalten . „Ich
werde heute Abend mit Ramona noch einmal eindringlich darüber
sprechen und gebe dir dann Bescheid“, antwortet er.</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Eine Woche hält
diese angespannte Situation noch an. Martin gibt mir wenige Tage nach
dem Treppengespräch tatsächlich eine Rückmeldung. Er hätte mit
Ramona noch einmal intensiv darüber gesprochen, dabei auch erwähnt,
dass er genauso gehandelt hätte wie ich. So etwas wie Einsicht hätte
sich bei ihr eingestellt und nach Martins Interpretation wäre von
Ihrer Seite aus kein Groll mehr gegen mich vorhanden und die Sache
somit erledigt. In den alltäglichen kurzen Begegnungen erlebe ich
aber noch eine beleidigte und einsilbige Frau – sie erinnert mich
an eine trotzende Pubertierende. Die kurzen Gespräche sind noch
oberflächlicher und kürzer als sonst und ich spüre ganz deutlich,
dass unter der Oberfläche nach wie vor Zornesbrände flackern. Es
streichen weitere Tage ins Land, in denen mein verkrampfter Magen mir
deutlich signalisiert, dass die Sache zumindest für mich noch nicht
gelöst ist. Innerlich schwanke ich zwischen „die Frau ist mir
egal“ und dem Wiederherstellen wenigstens einer oberflächlichen
Harmonie, nicht zuletzt aufgrund der besonderen Situation im Haus.
Beste Freunde werden wir sowieso nie werden. Eines Nachmittags, als
ich gerade erschöpft von der Arbeit komme, treffe ich sie im
Vorgarten beim Blumengießen. Ich gehe auf sie zu, schaue ihr in die
Augen und strecke ihr meine rechte Hand entgegen. Einige Sekunden
vergehen. Etwas widerwillig streckt sie mir Ihre entgegen, verbunden
mit den Worten: „Habe doch schon gesagt, das alles wieder in
Ordnung ist.“ Das muss irgendwie an mir vorbeigegangen sein!
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<b><span style="background: transparent;">(M)
eine Interpretation</span></b></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
„Der moderne
Mensch ist sich selbst, seinen Mitmenschen und der Natur entfremdet“,
schreibt Erich Fromm 1956 in seinem Klassiker „<i>Kunst des
Liebens“</i><span style="font-style: normal;"> .</span> Für diese
Aussage ist Ramona ein Beispiel par excellence. Abgeschnitten von
ihrem Herz, von ihren Gefühlen und ihrer Herzlichkeit trägt sie
ihre oberflächlichen Masken und spielt ihre internalisierten Rollen.
Als Kind aufgewachsen unter Jungs (nach eigener Erzählung) definiert
sie Ihren Selbstwert, ihre Selbstwahrnehmung über Härte, Strenge,
Aggression, Neid, Besitzgier, Schlagfertigkeit und Kontrollausübung
sich selbst und ihrer Umwelt gegenüber. Wie soll man von einem
solch abgespaltenen, isolierten Individuum erwarten, dass es
Mitgefühl für einen drei Tage lang eingesperrten Hund aufbringen
soll? <span style="font-style: normal;">Es wäre auch möglich, dass
sich Ramona der moralischen Tragweite ihrer Handlung durchaus bewusst
war, aber auch nicht zugeben konnte, dass sie falsch gehandelt hatte.
Möglicherweise hat sie ihren Frust oder die Spannung, die sich
daraus ergab, auch auf mich projiziert.</span></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Manch
aufmerksamer Leser mag jetzt einwerfen, dass ich zu viel
interpretiere oder gar unterstelle, was aber offenkundig nicht
zutrifft. Ich versuche mich lediglich an das zu halten, was ich über
die gesamte Zeit meines Aufenthaltes in diesem Haus beobachten und
wahrnehmen konnte – und das fällt naturgemäß auf einen gewissen
Interpretationshintergrund. Dazu zählt auch, dass immer, wenn ich
Ramona sah, sie mit irgendwas beschäftigt war: entweder mit Rauchen,
an einer Flasche Grafenwalderbier nippen oder dem Herumdrücken auf
ihrem Smartphone oder Ipad. Das fortwährende Betäuben mit
Rauschmitteln (Nikotin, Koffein und Alkohol) verbunden mit dem
ständigen Hang nach Zerstreuung und Ablenkung durch
Unterhaltungselektronik (Flat-Screen, Tabletts, Smartphones) ist ein
signifikantes Merkmal unserer modernen Spaß- und
Reizüberflutungsgesellschaft. „Des Menschen Glück besteht heute
darin, seinen Spaß zu haben. Und man hat seinen Spaß, wenn man sich
Gebrauchsgüter, Bilder, Essen, Trinken, Zigaretten, Menschen,
Zeitschriften, Bücher und Filme „einverleibt“, indem man alles
konsumiert, alles verschlingt. Die Welt ist nur noch da zur
Befriedigung unseres Appetits, sie ist ein riesiger Apfel, eine
riesige Flasche, eine riesige Brust, und wir sind die Säuglinge, die
ewig auf etwas warten, ewig auf etwas hoffen und ewig enttäuscht
werden.“ <span style="font-size: x-small;"><i>(E. Fromm, Die Kunst des Liebens, S. 99) </i></span>
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;">Aus
meinen eigenen Erfahrungen, aus jahrelangen Beobachtungen meines
Umfelds, aus der Lektüre einschlägiger Literatur komme ich heute zu
der Überzeugung, dass moralische Verantwortung - überhaupt ein
Gefühl der Verantwortung für sich und seinen Mitwelt - unmittelbar
mit einer gewissen Charakterreife und einem davor stattgefundenen
Wachstum zusammenhängen. Daraus resultiert auch die Fähigkeit, sich
Konflikten zu stellen und der Versuch, diese konstruktiv zu lösen.
Aus der Psychologie wissen wir, dass es zu einem konstruktiven Umgang
mit Konflikten gehört, unter anderem ein Verständnis von Selbst-
und Fremdwahrnehmung zu besitzen, sowie Empathie und Bereitschaft,
die Ansichten der anderen Streitpartei zu verstehen. Des weiteren
sagt uns die Forschung, dass der Grundstein für diese Kompetenzen in
den frühen Entwicklungsjahren eines Kindes gelegt wird. Wenn man
dies alles miteinbezieht, ist ein Mensch wie Ramona ein Resultat
(oder Opfer) ihrer Erziehung und Prägung – was aber in den meisten
Fällen dem Betreffenden nicht bewusst ist. Das meiste spielt sich
eher unbewusst ab. Gleichzeitig soll dies in keinster Weise eine
Entschuldigung für ein solches Verhalten sein allenfalls eine
Erklärung. Jeder von uns hat die Möglichkeit sich weiter zu
entwickeln, zu wachsen, zum ganzen Menschen zu werden, Verantwortung
für sein Handeln und Nicht-Handeln zu übernehmen. Und auch wenn ich
das hier so vollmundig verkünde, möchte ich doch ganz klar betonen,
dass dies in erster Linie auf mich selber zutrifft, ja mein ständiger
Anspruch ist, den ich mal besser, mal schlechter erfülle. </span>
</div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;">Das
verstehe ich unter Charakterreifung, einer inneren Entwicklung und
ein Er-Wachsen werden, wie es in so vielen Klassikern der
Weltgeschichte, Werken der Entwicklungspsychologie oder auch der
<a href="http://www.facilitas-mundo.blogspot.de/2012/05/eine-theorie-von-allem.html" target="_blank"><span style="color: blue;">Integralen Theorie nach Ken Wilber</span></a> dargestellt wird - und wie ich es
zum großen Teil aus meiner eigenen Biographie heraus erleben durfte.
Ich glaube, dass dies eine der großen Herausforderungen eines
Individuum in der Moderne und aufkommenden Postmoderne ist. Eine
Wiedervereinigung von Gefühl und Ratio, Ich und Wir, von Glaube und
Wissenschaft. Oder, um es abschließend mit den Worten Erich Fromms
zu sagen: „ Die Fähigkeit zur Liebe hängt davon ab, ob es uns
gelingt, unseren Narzißmus und die inzestuöse Bindung an die Mutter
und die Sippe zu überwinden. Sie hängt von unserer Fähigkeit ab,
zu wachsen und eine produktive Orientierung in unserer Beziehung zur
Welt und zu uns selbst zu entwickeln. Dieser Prozess des sich
Sichlösens, des Geborenwerdens, des Erwachens hat als unumgängliche
Voraussetzung den </span><i>Glauben</i><span style="font-style: normal;">.
Die Praxis der Kunst des Liebens erfordert die Praxis des Glaubens.“</span><span style="font-size: x-small;"><i>
(Kunst des Liebens, S.133)</i></span></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-64468917082402038312012-10-22T14:16:00.000+01:002012-10-22T14:25:14.111+01:00Westliche Dekadenz<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="color: black;"><span style="text-decoration: none;">„<i><span style="font-weight: normal;">Dekadenz
(frz. </span></i></span></span><i><span style="color: black;"><span lang="fr-FR"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">décadence</span></span></span></span><span style="color: black;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">,
von lat. </span></span></span><span style="color: black;"><span lang="la-VA"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">cadere</span></span></span></span><span style="color: black;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
„fallen“, „sinken“) ist ein ursprünglich
geschichtsphilosophischer Begriff, mit dem Veränderungen in
Gesellschaften und Kulturen als Verfall, Niedergang bzw.
Verkommenheit gedeutet und kritisiert wurden. Der Begriff setzt damit
voraus, e</span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-weight: normal;">s
gäbe objektiv bessere oder wünschenswertere Zustände „</span></span></i></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="color: black;"><span style="font-size: x-small;"><i>(Wikipedia)</i></span></span></div>
<div align="CENTER" style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<b>Am Bahnhof</b></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Neulich am Hauptbahnhof. Ein
Samstagabend. Ich bin auf den Weg zur Arbeit, warte mal wieder auf
meinem Zug. Aus der Unterführung hallen lautstarke Stimmen,
Gelächter, Gesänge. Ich drehe mich um, schaue auf die anderen
Gleise. Ich erblicke dickbäuchige Männer in roten Bayern München
Trikots. Ah, nun ist es klar. Der Groschen ist gefallen.
Bundesligaspieltag. Und heute ein ganz besonderer. Meine Heimatstadt
spielt gegen den Schicki-Micki Verein aus dem Süden. Dem Gegröle
der Männer in Rot zu urteilen, hat der grösste und wohl
gleichzeitig meist gehasste Fußballverein Deutschlands gewonnen. Die
Gesänge kommen näher. Ich vertiefe mich weiter in mein Buch und
hoffe das sie nicht gerade auf meinem Gleis landen. Die Hoffnung
währt nicht lange.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Das Gegröle steht jetzt 50 Meter rechts neben
mir. Eine Gruppe von ungefähr 10 Männern in mittleren Altern.
Instinktiv wendet sich mein Körper nach links, vor Abscheu. Wie so
oft bei Ansammlungen dieser Art, erkennt man schnell eine gewisse
Gruppendynamik. Und einen Leithammel. Er gibt den Ton an, entscheidet
über wen und was gelacht wird. Er bringt einen Kalauer nach
dem anderen, zieht über jemanden aus seinem Rudel her, alle lachen.
Nun äfft er einen Afrikaner lautstark nach. Es soll sich anhören,
als würde er sich mit einem Wilden aus der Savanne unterhalten.
Seine Imitation kommt dem sehr nahe. Wieder lautes Gelächter. Der
Gesichtsausdruck seiner treuen Gefährten verrät alles: solange
nicht ich das Opfer bin, in den Fokus von Hohn und Spott komme, ist
es mir recht. Jeder andere, nur nicht ICH.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<i>Daneben gibt es noch
weitere Rollen, die bestimmte Funktionen im Gruppenprozess erfüllen.
Bekannt sind: der „Sündenbock“, der „Klassenkasper“, der
„Intrigant“, der „Mitläufer“, der „Beliebte“. Solche
Rollen werden im Gruppenprozess einzelnen Mitgliedern zugewiesen, sie
haben erst in zweiter Linie auch mit den Persönlichkeitseigenschaften
der Rollenträger zu tun.</i> </div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;">(Wikipedia)</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Die Gruppe ist homogen und
gleichgeschaltet. Jeder hat seine Rolle (Mitläufer, Mitlacher,
Mitopfer). Der Leitwolf gibt alles. Das er quasi den ganzen Bahnhof
mit seinem lautstarkem Organ unterhält, scheint ihm ziemlich egal zu
sein. Auf dem Bahnsteig stehen noch viele andere Menschen. Ihn stört
das nicht, Tunnelblick, die Umgebung ist ausgeblendet. Bier und
Zigaretten werden ihr übriges dazu beigetragen haben. Der Zug fährt
ein. Ich schaue, wo die Gruppe von Bierleichen steht und begebe mich
schnellen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung. Nein, in einem
Waggon mit diesem Haufen möchte ich nicht sitzen, auch wenn ich nur
10 Minuten Fahrzeit habe. Der Plan gelingt. Ich steige zwei Waggons
weiter hinten ein. Im Augenwinkel kann ich beobachten, wie andere
Wartende es mir gleich tun. Ich setze mich neben einem jungen Mann.
Das Abteil ist ziemlich voll, aber wenigstens keine grölenden
Fußballfans. Zunächst mal wieder Ruhe, wie angenehm. Einmal mehr
wird mir bewusst, warum ich mit diesem Sport und dem dazugehörigen
Umfeld in meinem Leben nie wirklich etwas anfangen konnte. Nie dieses
klebrige Zugehörigkeitsgefühl gebraucht habe, diese Art von
Ersatzreligion in einer Zeit der Säkularisierung.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Es geht um Emotionen, ganz klar. Und es
geht auch darum, dass nicht jeder Fan infantil herumgrölt, Bier
säuft, und keine Zähne im Mund hat. Genauso klar. Emotionen, die
offensichtlich im normalen durchstrukturierten Alltag nicht
ausgelebt werden können. In einem Fanblock schon. Von Männern die öfters ins Stadium gehen, habe ich
das gehört. Von diesem Gefühl, wenn zwanzigtausend singen, brüllen,
jubeln. Man wird mitgerissen von dieser Welle, kann sich dem gar nicht
entziehen. Man(n) ist glücklich. Freude, Wut, Frust, Trauer, Ärger,
Hoffnung, all diese großen Emotionen eines Menschen vereinigen sich in der Fankurve zu einem Kulminationspunkt, und wechseln immer wieder
in rascher Abfolge. Ein Wechselbad der Gefühle, so wurde mir
berichtet, vergleichbar mit einer Achterbahnfahrt, nur viel
intensiver und vielschichtiger.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
Aber warum diese Feinbilder? Schon
klar, zum Wesenszug eines treuen Fans gehört nun mal, dass er seinen
Verein abgöttisch liebt und alle anderen hasst – ganz besonders den von der angrenzenden Stadt. Aber warum sieht und hört man
so oft die Abwertung und Ausgrenzung von anders Farbigen, anders
Ausschauenden und anders Denkenden? Gehört das zu einem
eingefleischten Fußballfan wie seine Dauerkarte? Oder bedient man
damit nur wieder ein Klischee? <i>„Wie wir andere Mitmenschen
wahrnehmen, sagt viel über unsere eigene Persönlichkeit aus",
sagt Dustin Wood, Psychologe an der Wake Forest University im
US-Bundesstaat North Carolina. Wie positiv man andere Menschen sehe,
so glücklich, gutherzig und emotional stabil sei man selbst,
schreibt Wood im Journal of Personality and Social Psychology</i>.“
(…) <i>Im Gegensatz dazu sind Menschen, die über andere schlecht
sprechen, häufiger narzisstisch und unsozial. Wer viele schlechte
Charaktereigenschaften habe, sehe auch in anderen Menschen das
Schlechte, sagt Wood. "Allein die Tendenz, andere negativ
wahrzunehmen, weist darauf hin, dass man eher depressiv ist und zu
persönliche Störungen neigt", so der Psychologe" (<span style="font-size: x-small;">Welt
online, 04.08.10)</span></i></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Der Fußballfan an
sich ist wohl auch nur ein Beispiel unter vielen, und pauschal kann
man es sowieso nicht sagen. Aber offensichtlich gibt es eine gewisse
Disposition in der Charakterstruktur dieser Menschen mit dem
ständigen Blick auf das Negative und zu kritisierende bei dem
Gegenüber. Andererseits postulieren Forscher, dass Lästern und der
übliche Klatsch und Tratsch eine soziale Funktion erfüllt, ja,
sogar als Warnsignal fungieren kann. „<i>Denn eine wichtige
Funktion des Lästerns ist, möglichst schnell möglichst viel über
andere Menschen zu lernen, ohne jeden von ihnen sehr gut kennen zu
müssen. Robin Dunbar hält das sogar für lebensnotwendig. Der
Klatsch sei eine Art soziales Warnsystem, sagt er. Von jemandem, der
angeblich unzuverlässig, boshaft oder hinterhältig ist, hält man
sich lieber gleich fern, bevor man die erste schmerzhafte Erfahrung
macht.“ </i><span style="font-size: x-small;"><i>(Welt online, 19.05.11)</i></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Wie auch immer.
Während der Fahrt taucht in mir folgende Frage auf: Inwiefern hat
diese kleine Episode am Bahnhof mit den Werten und Normen einer
materialistisch - leistungsorientierten Kultur zu tun? Sie bleibt unbeantwortet. Zehn Minuten
später bin ich an meinem Zielbahnhof angekommen. Die Fußballtruppe
fährt weiter. Gut so.</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
„<i>In Die Zerstörung
der Vernunft gibt George Lukács als Wesenszeichen einer jeden
Dekadenz (im Kapitel "Nietzsche als Begründer des
imperialistischen Irrationalismus") folgendes an: "...das
Schwanken zwischen feinstem Nuancensinn, wählerischster
Überempfindlichkeit und plötzliche hervorbrechender, oft
hysteri</i><i>scher Brutalität...</i>".
</div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: x-small;"><i>(Wikipedia)</i></span></div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-2413434212788885012012-09-03T15:00:00.001+01:002013-01-27T16:20:45.556+00:00 Das Drama des narzisstisch verwundeten Menschen<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Der Artikel gefiel mir so gut, dass ich mich entschlossen habe, ihn hier komplett als Gastbeitrag anzubieten. Der Narzissmus ist aus meiner festen Überzeugung heraus die "Seuche" des 21. Jahrhunderts - oder der Postmoderne - und verhindert nicht nur in spirituell praktizierenden Kreisen eine Weiterentwicklung von Individuum, Kultur und Gesellschaft. <br />
<br />
<a href="http://ibuddhismus.blogspot.com/2012/09/das-drama-des-narzisstisch-verwundeten.html?spref=bl">iBuddhismus: Das Drama des narzisstisch verwundeten Menschen</a>: Das Drama des narzisstisch verwundeten Menschen ist eine Geschichte der inneren Einsamkeit und der verzweifelten Suche nach Liebe und Anerk...</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-1192963107367420042012-07-22T19:48:00.000+01:002014-06-30T15:32:07.669+01:00Das kranke System<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Ohne grosse Worte und Einleitung. Kann sich jeder selbst sein Urteil bilden, ob er ein "Konsumsklave" ist oder nicht. Wieder wäre es zu einfach, alles auf das System zu schieben. Aber es spielt einen wesentliche Rolle in unserer Existenz und in unserem bürgerlichen Selbstverständnis. Die Zauberworte sind: Mut, Aufklärung und Selbst-Bestimmung.<br />
<br />
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="300" mozallowfullscreen="" src="http://player.vimeo.com/video/25034926?color=ff9933" webkitallowfullscreen="" width="400"></iframe><br />
<br /></div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-61700339794744079642012-07-16T09:43:00.000+01:002014-02-11T12:02:28.666+00:00Eine Theorie von Allem Teil 4<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<h3 style="text-align: left;">
</h3>
<h3 style="text-align: left;">
4. Vertikale Transformation</h3>
<br />
<b>Kann sich die Occupybewegung weiterentwickeln?</b><br />
<br />
Ich
glaube, dass es nun an der Zeit ist sich als Bewegung
weiterzuentwickeln. Die Fragen dazu könnten lauten: Was war gut in
unserer bisherigen Struktur und Protest, was war schlecht, und vor
allem, was können wir wirklich an Alternativen/Lösungen anbieten? Und zu
dieser Weiterentwicklung gehört auch die guten Seiten der Moderne
anzuerkennen. Wenn wir das kulturelle und individuelle Entwicklungs- und
Stufenmodell (Spiral Dynamics) akzeptieren, dann bildet die
"Orange-Ebene" mit ihren wissenschaftlichen
Errungenschaften die Basis von Industriestaaten und damit
auch die Basis von den verhassten Banken gegen die Occupy opponiert.
Hier geht es natürlich um ein gutes Leben und materiellen Überfluss,
auf dieser Ebene gibt es nur Gewinner oder Verlierer. Aber das ist nur
eine Seite
dieser Entwicklungsstufe. "Obwohl die westliche liberale Aufklärung
ziemlich von den Postmodernisten verunglimpft wurde, war die Aufklärung
ein historischer Wendepunkt im Wandel von der traditionellen
konservativen Ideologie (Blau) zu den universell-liberalen Werten
(Orange), insbesondere der Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Die
Tatsache, dass der Westen diese Ideale nicht immer umsetzen kann, ist
kein Grund, sie zu leugnen - ganz besonders weil jene, die sie leugnen,
dies nur unter dem Schutz dieser Ideale tun können."<i><span style="font-size: x-small;"> (Boomeritis,
S.103)</span></i><br />
<br />
Das heisst ganz einfach, auf dieser
Entwicklungsstufe finden wir auch das, worum es Occupy im Kern geht und
das alle vereint: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Neben dem was
es verdammt: Kapitalismus, Ausbeutung, Unterdrückung. Wir leben in einer
komplexen Welt, und man sieht an diesem Beispiel, dass es eben nicht so
einfach ist nach dem "Raubtierkapitalismus" zu brüllen. Es ist nur eine
Seite der Medaille. Nehmen wir die Versammlungsfreiheit, die in unserem
Grundgesetz verankert ist und von der Occupy und andere Protestgruppen
rege Gebrauch machen. Sie ist ein Bürgerrecht, das von Menschen vor
über 200 Jahren
während der Aufklärung erkämpft wurde - Freiheit,
Gleichheit und Gerechtigkeit -, und viele dafür auch starben. Von diesen
Erfolgen und Errungenschaften profitiert heute jeder einzelne
Demonstrant auf der Strasse! Wie es Menschen ergeht, die nicht in einem
Land leben mit einer Verfassung die solche Bürger- und Zivilrechte
vorsieht, können wir an dem traurigen Beispiel China sehen. Dort werden
Menschen für ihr freie Meinungsäußerung verhaftet, gefoltert und zum
Teil auch hingerichtet . Das sollten wir - und vor allem die Occupierer -
bei allem berechtigten Protest gegen Fehlentwicklungen und Mißstände in
unserem System immer wieder aufs neue bedenken!<br />
<br />
<i>"Ich bin Kapitalist und stehe dazu. Ich will nicht das System abschaffen,ich will es grundlegend neu strukturieren</i>",
sagt Thomas Occupy. Das spricht für den Realitätsbezug dieses
Aktivisten. Der Ruf nach Abschaffung des Sklaventreiber "Geld" ist
schnell gemacht und sehr verlockend. Ich selbst hin lange Zeit diesem
Ruf nach. Wie schön ist die romantische Vorstellung man könnte ein
Wirtschaftssystem ohne den Vermittler Geld am Leben erhalten, auf der
Basis von "Geben und Nehmen". Auch diese Alternative habe ich am
eigenem Leibe kennengelernt, als ich für mehrere Monate in Familien und
Gemeinschaften lebte. Nach genau diesem Prinzip: Mitarbeit gegen Kost
und Logis. Das Zahlungsmittel Geld blieb aussen vor. Und genau aus dem
Grund habe ich es gemacht: Ich wollte herausfinden, ob der Vermittler Geld wirklich immer so
wichtig ist? Heute würde ich sagen: In kleineren Gruppen Nein, in größeren
Systemen wohl eher Ja. Alles andere ist fernab von der Realität im 21.
Jahrhundert. Das System von "Gib- und Nimm" beruht ja auf
folgenden Grundsätzen: Jeder gibt das was er kann - an Fähigkeiten,
Talenten, Fürsorge - und nimmt im Gegenzug nur soviel wie er wirklich
braucht. Sehr hehre und wünschenswerte Ziele. Aber die Realität sieht (leider) anders aus. Und das hat auch sehr viel mit den unterschiedlichen Bewußtseinsschwerpunkten von Individuen und Kollektiven zu tun. (Wie ich von Leuten aus diversen Tauschringen gehört habe,
herrscht dort nachwievor ein Gefühl des Neides und der Ungerechtigkeit)<br />
<br />
Der
grösste Fallstrick bei dieser Retro-Romantischen Vorstellung eines
"Garten Edens" auf Erden, liegt in dem Bewußtsein der Leute, die solch
ein "neues Paradigma" lautstark propagieren. Sie gehen davon aus, dass ihr
mitfühlendes, auf Gleichheit beruhendes Bewußtsein sich auf jeden
Menschen dieser Erde ausbreiten würde, wenn nur die Mechanismen und
Hebel der (patriarchalischen) Unterdrückung aufgehoben wären. Dabei
übersehen sie aber vollendes, dass jeder Mensch sich aufgrund seiner
individuellen Entwicklung und dem eingebunden sein in unterschiedliche kulturelle
Kontexte, auf einer anderen Bewußtseinsebene befindet - nämlich
einer von Beige bis Grün. Und diese Rufe nach einem neuem Paradigma kommen meistens von "grünen" Postmodernisten. Ein "Blauer" würde zum Beispiel ein solches
System des gegenseitigen "Geben und Nehmens" als völlig unrecht
bezeichnen, da er stark nach dem Verhaltenskodex von absoluten und
unveränderlichen Prinzipien lebt, und damit meint zu wissen, was "recht"
und "unrecht" ist.<br />
<br />
Mögliche Forderungen, wie die
komplette
Abschaffung des Geldes, sind leider nicht von dieser Welt, wie sie sich
uns derzeit darstellt und siedeln sich im
Reich des Prä-Konventionellen an. Damit verbunden ist eine romantische
Vorstellung von der Rückkehr des "Edlen und friedvollen Wilden", der in
völliger Harmonie und Einklang mit der Natur und seinen Mitmenschen
lebte und von dem "bösen Geld" noch nichts wusste, welches erst
Jahrhunderte später von westlichen (männlichen) Imperialisten als
Unterdrückungs- und Sklavenmittel eingeführt wurde. (Auch hier: Wahr, aber nur zumTeil. Es wird
geflissentlich übersehen, das es diesen Edlen Wilden niemals gab:
Brandrodungen und Menschenopfer waren bei den Mayas, Inkas und anderen
"Hochkulturen" an der Tagesordnung).<br />
<br />
Nein, Menschen
leben nun mal in (Austausch-) Beziehungen und Geld ist das entsprechende Tauschmittel der Moderne.
Wir müssen ja gar nicht zurückgehen, wir können voran gehen, und zwar
mit einer neuen Form des Geldes. Über die Verteilung, die Mechanismen ,
darüber kann und sollte
man reden und dazu kann die Occupy-Bewegung einen wichtigen Beitrag
leisten. Aber
nur, wenn sich die Bewegung einer gewissen Transformation unterzieht
und als wesentlicher Teil davon, dass sich die Beteiligten
bewußtseinsmäßig (<i>innerlich</i>)
weiterentwickeln, also die Spirale weiter hinauf von "Grün" nach "Gelb",
der ersten wirklich integralen Stufe, die alle vorherigen sieht und
wertschätzt. Ohne die vorherigen
Stufen, wie "Orange" oder "Blau" hätte sich Grün und somit auch
zwangsläufig eine Bewegung wie "Occupy" niemals entwickeln können.
Und Entwicklung bedeutet immer ein Umschliessen und Integrieren von dem
was bisher war, nicht ein Zerstören und Nivellieren. Wieder können
wir das ganz anschaulich in der Natur beobachten: Ein Molekül
umschliesst Atome, eine Zelle umschliesst Moleküle
und die darin enthaltenen Atome, ein Organismus umschliesst Zellen,
Moleküle und Atome. Jeder höhere Welle empfängt und
umschliesst die vorherige. Zerstört man alle Atome, zerstört man damit
alle Zellen, Organismen, Ökosysteme. Weil sie eine niedere, grundlegende
Basis bilden auf die alle anderen aufbauen.<br />
<br />
Also, Ja, zu einem Ende der
grenzenlosen Spekulationsfreiheit und Gier, und dem damit
verbundenen "sozialisieren" der Verluste auf die breite Masse. Aber das geht nur, wenn sich die betreffenden Akteure <i>innerlich</i> weiterentwickeln, wenn also der "gierige Banker" irgendwann keine Lust mehr hat, noch mehr Millionen zu machen, wenn er dessen müde geworden ist und nach einem "Was gibt es sonst noch im Leben" fragt. Und diese innerliche Entwicklung gilt für alle Akteure jeglicher Couleur, egal ob Banker, Greenpeace-Aktivist, Occupierer oder islamischer Fundamentalist. Das Entscheidende ist die Bereitschaft zur innerlichen Weiterentwicklung. Deshalb, Nein,
zu einem pauschalen undifferenzierten Keulenschlag: "Nieder mit dem
ganzen kapitalistischen System", weil es ganz einfach an den Wurzeln des Problems vorbeigehen würde. Natürlich gibt es eine Korrelation zwischen <i>inneren</i> und <i>äußeren</i> Faktoren - wie die Politik, das System und die Kultur in der das Individuum lebt -, aber zum jetzigen Zeitpunkt dieser Ausführungen ist es meiner Meinung viel wichtiger, sich auf die<i> innere </i>Bewußtseinsentwicklung zu konzentrieren. In den späteren Kapiteln werden wir zu den äußeren Faktoren zurückkommen. <br />
<br />
<br />
<div style="text-align: left;">
<b>Faktoren für die persönliche Weiterentwicklung </b><br />
<br />
Wir
kommen nun zu der Frage, was vorliegen muss, um eine
Bewußtseinstransformation in Gang zu setzen? Welche Faktoren erleichtern
die persönliche Transformation, dass Emergieren eine höheren Welle?<br />
Nach der Ansicht von Ken Wilber sind dies vier Faktoren:<br />
<ol style="text-align: left;">
<li>Erfüllung</li>
<li>Dissonanz</li>
<li>Einsicht</li>
<li>Offensein </li>
</ol>
</div>
<div style="text-align: left;">
"<i>Erfüllung</i>
bedeutet, dass das Individuum ganz allgemein die grundlegenden Aufgaben
einer bestimmten Stufe oder Welle erfüllt hat. (...) Ein Mensch muss
ganz in den Genuß einer gegebenen Stufe gekommen sein, muss sie voll
ausgekostet haben, um bereit zu sein, weiterzugehen. Jemand, der noch
nach den typischen Belohnungen einer bestimmten Stufe hungert, wird
einfach nicht nach anderen Ausschau halten." <i><span style="font-size: x-small;">(Ganzheitlich handeln, S. 48)</span></i><br />
<br />
"Wenn
die betreffende Person andererseits ein Stadium ausgekostet hat und
diese Stadium ziemlich satt geworden ist, dann ist sie zur
Transformation bereit. Damit dies geschieht, muss es fast immer zu einer
Art von <i>Dissonanz </i>kommen. Die neue Welle will sich durchsetzen, die
alte Welle ringt um ihren Erhalt - das Individuum empfindet einen
Zwiespalt und fühlt sich hin und her gerissen. Es muss auf jeden Fall
eine Art tiefer Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Ebene geben. Man
muss über sie beunruhigt, mit ihr unzufrieden und zutiefst frustriert
sein, so dass es zu einer tiefen und bohrenden Dissonanz kommt.<br />
Vielleicht
ist man mit ihren inhärenten Begrenzungen oder Widersprüchen (wie Hegel
sagen würde) in Konflikt geraten, oder man beginnt sich von ihr zu
ent-identifizieren (wie Assagioli sagen würde), oder vielleicht ist man
ihrer einfach müde geworden" <i><span style="font-size: x-small;">(Ganzheitlich handeln, S48)</span></i><br />
<br />
"An diesem Punkt hilft dem Individuum gewöhnlich eine Art von <i>Einsicht </i>in
die Situation, um weitergehen zu können - Einsicht in das, was man
wirklich will, sowie in das, was die gegenwärtigen Realität tatsächlich
zu bieten hat. Bestätigung, Wille und die Absicht, sich zu verändern -
sie alle können zu der Einsicht in die Situation hinzukommen und dazu
beitragen, dass Bewußtsein voranzutreiben. Die Einsicht kann durch
Innenschau, durch Gespräche mit Freunden, durch Therapie oder Meditation
zustande kommen Meist geschieht das auf eine Art und Weise, die absolut
niemand so recht versteht - nämlich durch das bloße Leben des Alltags." <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S. 48)</i></span><br />
<br />
Schließlich,
wenn alle diese Faktoren sich richtig zusammenfügen, wird es möglich,
sich der nächsten Welle des Bewußtseins - tiefer, höher, breiter,
umfangender - zu <i>öffnen</i>. <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S.49)</i></span><br />
<div style="text-align: left;">
<br />
<br />
<b>Der Silberstreifen am Horizont</b><br />
<br />
<i>... dass die Politik zu einem Wirtschaftssystem zurückkehrt, das für die Menschen da ist...</i><br />
<br />
<i><span style="font-size: x-small;">... </span></i><i>Ich war da, als die Chaoswolke subversiver Kreativer mit ihren Ideen die Welt veränderte...</i><br />
<br />
<i>... Ich kann dann nicht schlafen gehen, denn ich weiß, es kommt auf jeden von uns an</i><i>... </i><br />
<i> </i><i><span style="font-size: x-small;"> </span></i><br />
<i>... "</i>Man kann Occupy klein reden, man kann Occupy groß reden. Eine Wahrheit ist: Die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland brauchte 40 Jahre, ehe sie Erfolg hatte, und schien
manchmal nur noch eine Karikatur ihrer selbst. Der Historiker Paul Nolte
sorgte sich vor Kurzem, „<i>ob wir nicht in einem Vormärz leben, ob eine Revolution bevorsteht</i>“. Und kam zu dem Schluss: „<i>Es fehlt die konkrete Alternative. Was soll an die Stelle des jetzigen Systems treten?</i>" ...<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: x-small;">(</span><span style="font-size: x-small;"><i>Quelle: Stern, 21/2012)</i></span></div>
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
Diese
rhetorisch gestellte Frage des Herrn Professor Nolte möchte ich gerne
aufgreifen. Es ist der bekannte Ausruf nach der Alternativlosigkeit zum
derzeitigen System. Aber stimmt das wirklich? Ich glaube wir sind uns
einig, dass Kommunismus, Sozialismus oder gar Diktatorische Systeme keine
ernsthaften Alternativen zur Demokratie darstellen können. Der
integrale Ansatz zeigt uns aber auf, dass es viel effektiver und effizienter
wäre, wenn man versucht aus allen zur Verfügung stehenden Weisheiten und
Theorien, welche uns heute aus allen Kulturen der Welt und der Wissenschaft zur Verfügung stehen, die jeweils besten und brauchbarsten Seiten
herausgreift und zu einem neuem ganzheitlichen Ansatz zusammenfügen würde. In diesem würde jede Anschauung, jede Nationalität, jede Hautfarbe, jede Religion und jeder Wissenschaftszweig seinen Platz und seine Wertschätzung erfahren.
Um dies zu ermöglichen, ist es aber notwendig zu verstehen, dass sich
unsere gesamte Existenz/Natur aus hierarchischen Wellen und Ganzheiten
zuammensetzt und aufbaut. Kurz, wir unterliegen einer ständigen
Entwicklung zu immer <i>höheren und komplexeren</i> Formen der Existenz,
angefangen von organischen Lebewesen über das Bewußtsein bis hin zu
System- und Organisationsformen.<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
"Diese miteinander wechselwirkenden Systeme erfordern eine
Regierung, die in der Lage ist, Nationen und Gemeinschaften im Bereich
der gesamten Spirale innerer und äußerer Entwicklung zu integrieren (
nicht zu <i>beherrschen</i>). Was die Welt heute benötigt, ist die erste
echt sekundärschichtige Form politischer Philosophie und
Regierungsgewalt. (..) Eine solche Struktur wird keineswegs die
US-Verfassung (oder die irgendeiner anderen Nation) ersetzen, sondern
sie einfach in ein globales Netzwerk einbinden, das die wechselseitige
Entfaltung und Förderung erleichtert - eine integrale und holonische
Politik." <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S.105)</i></span></div>
<blockquote class="tr_bq">
</blockquote>
<br />
Um für diese derzeitige Utopie - oder nennen wir es
integrale Perspektive - weiter Zustimmung und Verständnis zu gewinnen,
werde ich weiterhin versuchen durch Gespräche und schriftliche Arbeiten
meinen bescheidenen Anteil dazu beizutragen. Der Occupy-Bewegung strecke
ich meine geöffnete Hand entgegen, wenn sie willens ist sie zu ergreifen.
Weil, es ist ganz einfach. Es geht um mehr, als um unsere "Ego-Launen", es
geht darum transpersonal zu werden, über das Ego hinaus zu kommen - auf eine "Wir-Alle-Ebene" , auf der die wirklich grossen Probleme angegangen werden können. Während einer Versammlung rief Jan
laut in die Menge: " Es geht ums Ganze, es geht um 7 Milliarden Menschen
auf diesen Planeten." Ja, möchte ich ihm zurufen und es geht sogar noch ein Stück weiter: Es geht um die Entwicklung hin zu einer Weltgemeinschaft in ihrer
ganzen kulturellen und ökologischen Vielfalt, hin zu einer "Einheit in
der Vielfalt", mit all ihren Unterschieden, Farben und Zickzacklinien
der regenbogenfarbenen Menschheit.<br />
<br />
So lasst es uns
angehen und tun. Ken Wilber nennt uns, die Kinder der "68er", die
"Generation X", die ähnlich wie damals unsere Eltern, einen echten
kulturellen und gesellschaftlichen Wandel hervorbringen können. Wir
haben ins uns das Potential, die erste wirklich integrale Generation zu
werden, die "Gelbe Bewußtseinsstufe" voll zu aktivieren, die alle
anderen Stufen weiter mit nach oben zieht, und nur auf Grundlage dessen, weltumfassende Probleme
wie Krieg, Gerechtigkeit, Umweltschutz und Lebensmittelknappheit gelöst
werden können. Und so möchte ich am Ende den Aktivisten
dieser Bewegung zurufen: Wir haben dasselbe Ziel und versuchen uns ihm
auf unterschiedliche Weise zu nähern. Werden sich unsere Wege eines
Tages noch einmal kreuzen?</div>
<blockquote class="tr_bq">
"Wir warten auf die neuen <i>globalen</i>
Gründerväter und -mütter, die ein integrales System von
Regierungsgewalten schaffen, welches uns in eine stärker einbeziehende
Zukunft führt. Ein System, das als ein Schrittmacher der Transformation
für die gesamte Spirale menschlicher Entwicklung agieren wird und das
die spezifische Form der Entwicklung jeder einzelnen Welle respektieren
und doch jede einzelne und alle zusammen dazu aufrufen wird, noch
größere Tiefe zu verwirklichen."</blockquote>
<div style="text-align: center;">
<i> -<span style="font-size: x-small;"> Ken Wilber -</span></i></div>
<br /></div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-53706926821325618722012-07-14T11:29:00.001+01:002013-03-15T20:39:46.329+00:00Eine Theorie von Allem Teil 3.1<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<h3 style="text-align: left;">
<b> </b></h3>
<h3 style="text-align: left;">
<b>3.1. Occupy und Hierarchien </b></h3>
<br />
<b>Wachstumshierarchien kontra Herrschaftshierarchien</b><br />
<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Sobald
wir jedoch zu Grün kommen, beginnt das sensible Ich mit der Verdammung
praktisch aller Arten von Hierarchien und einem konzertierten Angriff
auf sie, einfach weil Hierarchien tatsächlich oft an furchtbarer
sozialer Unterdrückung beteiligt waren."<i><span style="font-size: x-small;">(Ganzheitlich handeln, S.39)</span></i></blockquote>
"Obwohl das gesunde Grün einen Teil des postkonventionellen, weltzentrischen, universellen Bewusstseins darstellt, ist sein Bezug zur Wahrheit stark subjektiv. Genau deshalb, weil Grün wünscht alle Wesen gleichermassen zu ehren, verlässt es seine Bahn und lässt jede Person über ihre eigene Wahrheit entscheiden. Allen Glaubenssystemen, solange sie nicht anderen schaden, wird der gleiche Status eingeräumt. Deshalb ist das Selbst auf dieser Stufe tatsächlich das "empfindsame Selbst". Sich der vielen verschiedenen Kontexte und der vielen verschiedenen Wahrheiten, der <i>Vielfalt </i>und des <i>Pluralismus</i> bewusst, verdreht es sich bei dem Versuch, jeder Wahrheit Genüge zu tun, ohne dabei irgendeine zu verdrängen oder herabzusetzen."<span style="font-size: x-small;"><i> (Boomeritis, S.115) </i></span> Jeder möchte für seine Meinung, Hauptfarbe, sexuelle Gesinnung oder Geschlecht zunächst mal akzeptiert und toleriert werden, möchte damit am gesellschaftlichen Leben teilhaben, wie <i>alle anderen auch</i>. Aber die Schattenseite bei diesem ernsthaften und ehrlichen Bemühen es allen Recht zu machen, ist, dass die "Grüne Bewußtseinsstufe" keine Abstufungen und Rangfolgen anerkennt. Zum Teil aus gutem Grund, da die Geschichte voll ist mit abschreckenden Beispielen für Macht- und Herrschaftshierarchien. Zum anderen aber zu unrecht, da "Grün" aus Unwissenheit damit alle Arten von Hierarchien ablehnt, also auch jene, die zu einem Wachstum zu mehr Tiefe und Reife führen.<br />
<br />
Und
hier kommen wir nun zu der grossen Chance der
Transformation oder Weiterentwicklung der "Grünen" Bewußtseinswelle im Allgemeinen und der Occupybewegung im Speziellem.
Keine Frage, in gewisser Form ist diese bestimmt schon im Gange, da sich wie alle Systeme und Gruppierungen auch diese Bewegung im
ständigen Wandel und Austausch mit der Umwelt befindet. Kurz bevor ich Anfang April am nächsten
Morgen abgereist bin, sagte mir Jan, dass sie jetzt schon viel schneller
Leute aus dem Camp verweisen, die sich nicht an elementare Regeln halten
("Ich mach mein Ding, halt die Fresse"). Aber es könnte noch weiter gehen, ja es muss, da diese Bewegung aus meiner vollsten
Überzeugung heraus eine der wichtigsten dieses Jahrzehnts ist, ganz
einfach deswegen, da sie das "Potential" hat, tiefgreifende kulturelle
und gesellschaftliche Veränderungen anzustossen - ähnlich wie damals die
"68er".<br />
<br />
Wenn wir nun konstatieren, dass sich die Occupybewegung
schwerpunktmäßig auf der "Grünen Bewußtseinsstufe" befindet, gehört für
eine Weiterentwicklung oder Transformation als erstes dazu, sich mit dem
Wert und dem Inhalt von Wachstumshierarchien auseinanderzusetzen. Nur dann ist es möglich gewisse Strukturen aufzubauen, weil nur dann
können wir eine "Einheit in der Vielfalt" praktizieren, indem wir
niemanden ausgrenzen, aber auch jeden seinen Platz zuweisen. Nur dann ist es möglich zielgerichteter vorzugehen und den "Hyperraumsprung" zu den Anfängen einer wahrhaft ganzheitlichen,
integralen Sichtweise zu schaffen, die versucht alle vorhandenen Sichtweisen
zu akzeptieren und zu integrieren, und nicht einzelne zu verdammen, nur
weil sie nicht in die "eigene" Wahrheit passen!<br />
<br />
Dann wäre der Übergang auf die erste integrale, die "Gelbe" Bewußtseinsstufe möglich, was
heissen würde, alle vorherigen Ebenen - von Beige bis Grün - wären
darin integriert, das jeweils Gute daraus wäre mitgenommen und es würde sich eine völlig neue Bewußtseinsstufe mit ihren inhärenten Fähigkeiten und Werten entwickeln. Nach diesem Prinzip funktioniert unsere Evolution seit 14 Milliarden Jahren
und warum sollten wir nicht versuchen damit in Einklang zu leben? Mit
dem Leben an sich, das eine ganz bestimmte Richtung verfolgt, das offensichtlich von einer unsichtbaren Kraft hin
zu mehr Ganzheit, Liebe und Harmonie angetrieben wird. Also genau die hohen Ideale und Ziele,
die auch "Grün" vorgibt zu verfolgen, aber sie meist mit ihrer starren Verhaftung auf die eigene subjektive Wahrheit eher blockiert als fördert. Und ein ganz wesentlicher Schritt in diese Richtung wäre sich von der festen anti-hierarchischen Haltung zu
lösen und sich für eine andere, wachstumförderliche Art von Hierarchie zu öffnen. Nur durch das Akzeptieren von Entwicklung und Rangfolgen kann man verstehen, wie sich ein Individuum sowie eine Kultur von der Ego - zur Ethno - zur Weltzentrischen Bewußtseins- und Moralstufe entwickeln kann, und nur auf der letztgenannten sind die globalen Krisen und Probleme wirklich zu lösen.<br />
"Herrschaftshierarchien und
Verwirklichungshierarchien. Die erstgenannten sind die starren
gesellschaftlichen Hierarchien, die Werkzeuge der Unterdrückung sind;
die letzteren sind Wachstumshierarchien, die tatsächlich notwendig sind
für die Selbstverwirklichung von Individuen und Kulturen (und auch
praktisch aller biologischen Systeme). Die Wachstumshierarchien sind es,
die zuvor isolierte und fragmentierte Elemente zusammenführen.
Isolierte Atome werden zu Molekülen zusammengebracht, isolierte Moleküle
zu Zellen, isolierte Zellen zu Organismen, Organismen zu Ökosystemen,
Ökosysteme zu Biosphäre - und so weiter. Kurz gesagt:
Wachstumshierarchien verwandeln Anhäufungen in Ganzheiten, Bruchteile in
Integration, Entfremdung in Zusammenarbeit. (...) Das integrale
Sekundärschicht-Bewußtsein versteht die verschachtelte Hierarchie des
Wachstums. Wenn wir also negativ auf <i>alle</i> Hierarchien reagieren,
dann werden wir nicht nur ehrenhaft die Ungerechtigkeiten der
Herrschaftshierarchien bekämpfen, sondern wir werden uns sehr
wahrscheinlich auch selbst daran hindern, uns zur integralen
Sekundärschicht weiterzuentwickeln.<span style="font-size: x-small;"> <i>(Ganzheitlich handeln, S.39)</i></span><br />
<br />
<br />
<b>Was will Occupy eigentlich? </b><br />
<br />
Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Klare Aussagen bezüglich der Forderungen der Bewegung sind schwer zu finden, und wenn, dann beziehen sie sich meist nur auf Meinungen einzelner Aktivisten, die mehr oder weniger von der Mehrheit der Bewegung mitgetragen werden. Im Camp wurde mir erzählt, dass eine klare Festlegung auf bestimmte Forderungen und Ziele vermieden wird, ganz einfach deswegen, weil man von den Medien, und den politischen Gegnern, nicht auf eine bestimmte Richtung "festgenagelt" werden will. Deshalb wird der Bewegung mangelnde Zielgerichtetheit vorgeworfen, was meiner Meinung nach nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Würde man (Wachstums-) Hierarchien und Abstufungen in der Bewegung zu lassen, würde das in Sachen Ausrichtung und Zielfindung einen klaren Sprung nach vorne bedeuten!<br />
<br />
Nach einigem recherchieren bin ich auf eine Reihe von offenen Fragen an das derzeit existierende System gestossen. Es scheint mehr Mahnungen als Antworten zu geben. Ein Projekt von Occupy Frankfurt ist der Arbeitskreis "Occupy Money" , dem einige Finanz- und Wirtschafsexperten angehören. Diese haben folgende Fragen formuliert:<br />
<br />
<ul style="text-align: left;">
<li>Wie können wir nachhaltige Geldsysteme schaffen?</li>
<li>Wie sehen Geldsysteme aus, die nicht regelmässig zusammenbrechen und uns beherrschen sondern die uns dienen?</li>
<li style="margin-bottom: 0px;">Wo gibt es in der Vergangenheit und Gegenwart gute Beispiele, die funktionieren? <i> </i></li>
<li style="margin-bottom: 0px;">Eine Hauptursache für Inflation, regelmäßige Krisen und Zusammenbrüche
liegt in der fehlerhaften Konstruktion unseres Geldsystems. Davon
profitiert eine kleine Minderheit von etwa 10 Prozent der Menschen. Die
große Mehrheit zahlt drauf. Über die in allen Preisen und Steuern
versteckten Zinsen beträgt diese Umverteilung von Arm zu Reich in
Deutschland etwa 600 Millionen Euro pro Tag. Doch unser Geldsystem ist
nicht gottgegeben. Wir können es neu gestalten!<i> </i></li>
</ul>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: x-small;"><i>(Quelle: Occupymoney.de/occupy-money.de Prof. Margrit Kennedy) </i></span></div>
<div>
</div>
<div>
<i><br /></i></div>
<div>
Weitaus aufschlussreicher und informativer, was die Forderungen und Beweggründe angeht, ist ein jüngst erschiener Sternartikel (21/2012) über die Occupy - Bewegung. Darin kamen Occupierer aus Deutschland und den USA zu Wort. Unter anderem auch drei der engagierteren Aktivisten aus dem Camp in Frankfurt, denen es wirklich um etwas geht, die etwas bewegen wollen und die ich alle drei während meines Aufenthaltes kurz kennenlernen durfte. Lassen wir sie selbst sprechen:<br />
<div>
<br />
<u>Jan Umsonst (Pseudonym, Thai-Chi-Lehrer, 38, Occupy Frankfurt):</u><br />
<br />
" <i>Vier Jahre habe ich für mein Buch „Planet der verrückten Affen“ recherchiert, es sind 1000 Seiten zusammengekommen. In Occupy findet eine holistische, generalistische Konstante der Weltgeschichte ihren Ausdruck. Ich werde mich diesen Sommer als freies Radikal in der globalen Protestcloud bewegen, um später sagen zu können: Ich war da, als die Chaoswolke subversiver Kreativer mit ihren Ideen die Welt veränderte."</i><br />
<br />
<u>Thomas Occupy (Pseudonym, Aktivist, 52, Occupy Frankfurt):</u><i> </i><br />
<br />
<i>" Ich bin Kapitalist und stehe dazu. Ich will nicht das System abschaffen,ich will es grundlegend neu strukturieren. Gewalt lehne ich ab, so wie alle Aktivisten von Occupy Gewalt ablehnen. Als wir kürzlich eine Pressekonferenz machten, baute die Polizei Überwachungskameras auf. Man hat Angst vor uns. Aus gutem Grund. Oft fragen uns Journalisten: Wie lange wollt ihr bleiben? Bis sich was ändert, antworten wir. Wir haben Geduld. "</i><br />
<i><br /></i>
<u>Sascha Reynolds (Student, 26, Occupy Frankfurt):</u><br />
<br />
<u><i></i></u><br />
"<i>Für Occupy betreibe ich den Sender „Radio 99 Prozent“, bin am Kunstprojekt bei der Biennale Berlin beteiligt. Nächtelang sitze ich manchmal vor dem Livestream, wenn Tim Pool von Protestmärschen aus den USA berichtet, so angstfrei und sympathisch. Die Energie ist zum Schneiden. Ich kann dann nicht schlafen gehen, denn ich weiß, es kommt auf jeden von uns an. Dieses Gefühl der Solidarität ist viel stärker als das Gefühl der Ohnmacht, das einen angesichts der Macht der Finanzkonzerne befallen könnte."</i><br />
<br />
Besonders interessant fand ich die Aussage eines Fondsmanagers, der sich dem Occupy - Money Arbeitskreis angeschlossen hat, und quasi an den Schaltstellen des weltweiten Turbokapitalismus sitzt:<br />
<br />
<u>Peter Grahn (Pseudonym, Fondsmanager, 34, Occupy Money + Occupy Frankfurt):</u><br />
<br />
<i>"Als Fondsmanager ist man nah dran an dem Zusammenspiel von Realwirtschaft, Finanzsystem und Politik. Die Entwicklung der letzten Jahre empfinde ich als zutiefst ungerecht. Das Hauptproblem des Kapitalismus ist seine unausweichliche Anfälligkeit gegenüber der giftigen Kombination von Gewinnstreben, Überoptimismus und Disziplinlosigkeit. Hyman Minsky beschrieb diesen Kreislauf bereits 1975, Zentralbanker und Ökonomen ignorieren ihn heute noch. Ein durch „moral hazard“, also leichtfertiges Verhalten, exzessives Kreditwachstum und mangelnde Aufsicht entfesseltes Bankensystem hat zu einer ungerechten Vermögensverteilung und Schuldenüberlastung geführt. Occupy fordert global und friedlich, dass die Politik zu einem Wirtschaftssystem zurückkehrt, das für die Menschen da ist." </i><br />
<br />
Was offensichtlich alle vereint ist ein Gefühl, dass irgendetwas aus der Balance geraten ist in unserem System?! Eine Gesellschaft, in der derjenige belohnt wird, der andere ausnimmt, ganz legal und ohne Konsequenzen, kann nicht mehr im Gleichgewicht sein. Wollen wir so weiterleben? Eine Vision von einem neuem Gesellschaftsvertrag liegt in der Luft, einer Gesellschaft, die auf Gerechtigkeit und Fairness beruht. Die Gretchenfrage lautet: Hat Occupy dafür die passenden Ideen, oder geht es zuerst mal nur um "Krawall" machen?<br />
<br />
Bis hierher kann ich in weiten Teilen den oben gemachten Aussagen nur zustimmen. Gier, Macht, Materialismus und Ausbeutung sind die Pestbeulen der "Orangen - leistungsorientierten" Entwicklungsstufe. "Die Kehrseite der
Aufklärung und des orangen Mems im Allgemeinen sind ebenso gut bekannt.
Es gibt dort eine Neigung, die Welt abstrakt, ungebunden und in einer
reduktionistischen Weise zu betrachten, was zu einer zunehmenden
Entfremdung führt. Dies bedingt das Auftauchen vieler verschiedener
materialistischer Philosophien und materialistischer Motivationen.
Ökonomisches Denken tritt als das angebliche Mittel zu Befreiung in den
Mittelpunkt und ein unbarmherziger Kapitalismus startet seine lange
Karriere." <i><span style="font-size: x-small;">(Boomeritis, S.106)</span> </i>Aber noch einmal, wie schon mehrmals betont, jede
Entwicklungsstufe hat ihre Licht- und Schattenseiten. Und der Raubtierkapitalismus ist eindeutig einer der grössten Schatten der Modernen. Wenn wir also über die Moderne und damit
auch über die Banken, die Industriestaaten und den damit verbundenen
Kapitalismus nachdenken, lasst uns bitte gleichzeitig an die Guten <i>wie auch</i> an die schlechten Dinge denken.<br />
<br />
Ohne Zweifel, es ist eine der großen Leistungen der Bewegung, dass sie diese lange im verborgenen gehaltenen Schattenseiten nun ans Licht der Öffentlichkeit holt und thematisiert. Und das reicht auch zuerst mal aus, so die Bewegung. Auf der Suche nach einer gerechteren und faireren Welt müssen wir zuerst mal auf das aufmerksam machen, was seit Jahrzehnten schief läuft. Wir brauchen nicht sofort etwas zu ändern. Es reicht wenn sich irgendwann etwas ändert. Es scheint, als wäre der Wunsch nach einem Ende der Ausbeutung und Unterdrückung, dass einzige, was alle in der Bewegung eint und zusammenbringt. Über alles andere diskutieren wir basisdemokratisch. Und wenn es Stunden, Wochen oder Monate dauert.<br />
<br />
Hier nun, so glaube ich, kann die Integrale Theorie einen wesentlichen Beitrag für einen Sprung nach vorne leisten. Diskutiert und gestritten wurde weiß Gott genug. Das wird auch immer so weiter gehen. Aber wie wäre es, wenn man jetzt über konkrete Strukturen reden würde, über eine geregelte Organisationsform, über Hierarchien ohne gleich nach Unterdrückung zu brüllen, und vor allem, über echte umsetzbare Entwicklungs- und Transformationsszenarien zum derzeitigen System? Im nächsten Kapitel wird es darum gehen.<br />
<br /></div>
</div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-83296762639446984292012-07-08T14:30:00.000+01:002012-07-14T11:28:59.347+01:00Eine Theorie von Allem Teil 3<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<h3 style="text-align: left;">
<br />
</h3>
<h3 style="text-align: left;">
3. Die Occupybewegung aus integraler Sicht</h3>
<h3 style="text-align: left;">
</h3>
<div style="text-align: left;">
Also gehen wir es an. Wir können wir nun die Occupybewegung mit dem Integralen Ansatz in Verbindung bringen? Oder anders gesagt: Wie können wir die theoretischen Ausführungen aus den ersten zwei Kapiteln dieser Abhandlung, mit den Erfahrungen während meines Aufenthalts im Camp zusammen bringen? Ich glaube, indem wir überprüfen, inwieweit die ausführlich dargestellte "grüne Bewußtseinsstufe" mit all ihren Errungenschaften und Pathologien auf diese Bewegung zutrifft. <br />
<br />
<b>Occupy ist eine "Grüne" Protestbewegung </b><br />
<br />
<blockquote class="tr_bq">
Existenz heißt, jeden einzelnen Moment zu leben, sagt Grün. Wir werden uns alle besser verstehen können und erkennen , wie wundervoll es ist, Mensch zu sein, wenn wir nur akzeptieren, dass jeder Einzelne gleichberechtigt und wichtig ist. Hierarchien sind unterdrückend und marginalisierend. Alle müssen an der Freude von Gemeinschaftlichkeit und Erfüllung teilhaben. Jeder ist mit allen anderen in der Gemeinschaft verbunden, alle Seelen reisen zusammen. Wir sind unabhängige Wesen, die nach Liebe und innerer Beteiligung streben. Die Gemeinschaft wächst dadurch, dass sie aus den Kräften des Lebens Synergien formt und jeder von künstlichen Trennungen befreit wird. <span style="font-size: x-small;"><i>(Boomeritis, S. 111)</i></span></blockquote>
<br />
Rufen wir uns noch einmal in Erinnerung um was es bei "Grün" geht: Wie erwähnt, jede Stufe ist gleich wichtig und leistet ihren Beitrag zur
Erhaltung der gesamten Spirale. So auch Grün. Dieser Stufe haben wir in
den letzten Jahrzehnten grundlegende Initiativen des Bürgerrechts, des
Gesundheitswesen und des Umweltschutzes zu verdanken (als Beispiele:
Bündnis 90/die Grünen; Greenpeace; Attac uvm.) Es hat gewichtige und
häufig überzeugende Kritiken an den Philosophien, der Metaphysik und der
sozialen Praktiken der konventionellen Religionen (Christentum), der
Regierungen (68er) und der Wissenschaft entwickelt, welche häufig durch
ihre oft ausschließlichen, patriarchalische,
sexistischen und
kolonialistischen Ziele gekennzeichnet sind <span style="font-size: x-small;"><i>(Boomeritis, S40)</i></span><br />
<br />
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;">Somit haben wir "Grün" auch die berechtigte Kritik am derzeit weltweit herrschenden Raubtierkapitalismus zu verdanken, an dieser grenzenlosen Gier einzelner Individuen nach mehr Macht und Profit. Und damit ist "Occupy" im klassischen Sinne eine Protestbewegung der "Grüne Bewußtseinsstufe". Hier sammeln sich mehrere weltzentrische ("Wir-Alle-betreffende) Anliegen und Forderungen, wie ich bei meinem Rundgang durch das Camp beobachten konnte: Auf Plakaten und Schildern standen Parolen wie: "Keine Profite auf Kosten der Umwelt. Nachhaltige Wirtschaft", neben Aussagen wie" Ich will frei sein" und "Ihr spekuliert mit unserem Leben". Es geht also um Klimaschutz, individuelle Freiheit, Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit. Alles sehr lobens- und erstrebenswerte Ziele und Forderungen. Und, um es noch einmal zu wiederholen: das ist die grosse Errungenschaft von "Grün", diesem vorläufigen Abschluss von fünf vorhergehenden Entwicklungsstufen.</span></span><br />
<br />
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;"> Menschen auf dieser Entwicklungsstufe</span></span> möchten im Allgemeinen den vorherigen Entwicklungsstufen all ihre Fehltritte aufzeigen und im Besonderen der unmittelbar vor ihr liegenden: der Rational-egoischen. Die Gier und die Ausbeutung in einem kapitalistischem Gesellschaftssystem, der Imperalismus und die vermeintliche Unterdrückung von Minderheiten und Randgruppen, all das stört "Grün" ganz gewaltig und macht auf diese Auswüchse aufmerksam, zu Recht. Individuen auf dieser Entwicklungsebene wollen einfach wieder mit ihren Gefühlen und denen ihrer Mitmenschen in Berührung kommen, nachdem diese von der Rational-egoischen so unterdrückt und verdrängt wurden. "Bei Grün stehen Geschlechtergleichheit und ökologische Bewusstheit im Zentrum. Grün ist auf Kommunikation, auf Gleichberechtigung und Konsens ausgerichtet. Der Arbeitsplatz ist teamorientiert und demokratisch, mit viel Dialog und dem Austausch von Gefühlen." <i><span style="font-size: x-small;">(Boomeritis, S.113)</span></i><br />
<br />
Aber leider schiesst "Grün" damit weit über das Ziel hinaus und wird zum "Supermagneten" für Narzissmus und Egozentrik. Nach dem Motto: "ICH kann die Welt alleine retten!"<br />
"Ein typisches Ergebnis ist, dass das sensible Ich in seinem ehrlichen Bemühen zu helfen aufgeregt seine eigene Bedeutung übertreibt: Es wird im Besitz des neuen Paradigmas sein, welches Vorbote der großartigsten Transformation in der Weltgeschichte ist. Es wird die Gesellschaft, wie wir sie kennen, vollständig revolutionieren. Es wird alles in Frage stellen und neu definieren, was vor ihm war. Es wird den Planeten retten, Gaia retten, die Göttin retten; es wird einfach das allergrößte..."<i><span style="font-size: x-small;">(Ganzheitlich handeln, S.41)</span></i> Viel schlimmer noch, "Grün" will nicht nur auf Fehltritte aufmerksam machen, in seinem übertriebenen Bestreben leugnet es alle vorherigen Stufen der Entwicklungsspirale, also damit jene Stufen, die es "Grün" erst ermöglicht haben, soweit zu kommen. Das "sensible Ich" übertreibt also seine Bedeutung und Weltanschauung. Es sagt zwar, dass alle Meinungen gleichberechtigt sind, und keine besser oder schlechter ist als die andere, aber in Wirklichkeit läßt es nur eine Wahrheit zu: seine eigene.<br />
<br />
In den Worten von Ken Wilber: "Wer es nicht bis auf die konventionelle Stufe geschafft hat, dessen
Angriff auf die Gesellschaft wird keine postkonventionelle
(weltzentrische) Gesellschaftskritik, sondern eine präkonventionelle
(egozentrische) Rebellion sein. Das Kernstück des Narzißmus - nämlich:
"Niemand sagt mir, was ich zu tun habe!" - ist in den präkonventionellen
Wellen sehr präsent."<span style="font-size: x-small;"><i> (Ganzheitlich handeln, S.36). </i></span>.(...) Es sieht ganz so aus, als wären in diesem Fall erhabene
moralische Ideale benutzt worden, um etwas zu rechtfertigen, was
tatsächlich viel weniger edle Impulse waren. (...) Das ist ein Punkt von
entscheidender Bedeutung, weil er uns auf folgende Tatsache aufmerksam
macht: Ganz gleich, wie hehr, idealistisch oder altruistisch eine Sache
erscheinen mag - von der Ökologie zur kulturellen Vielfalt bis zum
Weltfrieden - , dass bloße Lippenbekenntnis für das betreffende Thema
reicht nicht aus zu entscheiden, <i>warum </i>sich jemand tatsächlich für diese Sache engagiert."<span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S37)</i></span><br />
<br />
<b> Von der Theorie in die Praxis</b><br />
<br />
.."das bloße Lippenbekenntnis für das betreffende Thema reicht nicht aus zu entscheiden, <i>warum</i> sich jemand tatsächlich für diese Sache engagiert"...man könnte den Satz von Ken Wilber eventuell so fortsetzen.."sondern seine Entwicklungsebene auf der das Individuum schwerpunktmässig steht!" Nach Aussen kann ich sagen: "Ja, diese Scheissbanken nutzen uns alle aus und wir müssen für ihre Zockermentatlität bezahlen." Ein Satz der zunächst einmal aus der objektiven Betrachtung - der "Es"-Perspektive oder der 3. Person - heraus richtig und zutreffend erscheinen mag. Was wir dabei aber übersehen: Die betreffende Person formuliert diesen Satz aus einer gewissen subjektiven, inneren Motivation heraus - der "Ich-Perspektive oder 1. Person. Diese verschweigt uns das Individuum aber in der Regel.<br />
<br />
<br />
Ich möchte ein konkretes Beispiel geben. Mit einem der aktiven und engagierten Occupierer war ich zu Mittag essen. Dabei erzählte er mir, wie viel Einsatz er wöchentlich für die Bewegung aufbringt, was er bisher in seinem Leben so gemacht hat und wie er sich in die Bewegung einbringt. Dabei ist mir schnell aufgefallen, das er überwiegend in der 1. Person spricht also von sich: seine politische Ansichten, seine Ideen für den Protest, seine Homepage und seine zahlreichen Aktionen die daheim noch in der Schublade liegen und auf Verwirklichung warten. Hier wird uns nun der Satz von Ken Wilber in seinem Verständnis sehr deutlich.."<i>warum</i> sich jemand tatsächlich für diese Sache engagiert.." Man kann ein hehres und idealitsiches Ziel in der 3. Person formulieren ("Kein Profit auf unsere Kosten; Kein Krieg in Vietnam"), es in der 2. Person (im Du oder Wir) durch Proteste und Kundgebungen ausdrücken, aber die 1. Person, und die damit <i>innerlichen, wahren</i> Beweggründe bleiben uns verborgen. In diesem Zusammenhang erwähnte ich im zweiten Kapitel das sehr anschauliche Beispiel von den Studentenprotesten in den 60er Jahren in Berkeley (Moralische Ideale als Rechtfertigung für niedere Impulse). Ein Beispiel aus der Neuzeit wären die "Wutbürger" die gegen Stuttgart 21 lange und lautstark demonstrierten. <a href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/studie-ueber-wutbuerger-alt-stur-egoistisch-a-784664.html" target="_blank">Eine Studie der Universität Göttingen</a> zeigte auf, dass es den Wutbürgern neben der Kritik vor allem um Eigennutz ging.<br />
<br />
Kurz: Für ein hehres und idealistisches Ziel zu kämpfen ist noch lange kein Beweiss dafür, dass man es auch wirklich von innen heraus erreichen will! Entscheidend dafür ist die innere Entwicklungsstufe auf der man sich befindet, also ob man sich entweder auf der ego - ethno - oder weltzentrischen Stufe befindet. Befindet man sich auf der egozentrischen Bewußtseinsstufe - angefangen von Beige bis Rot - und tritt nach aussen lautstark für weltzentrische Ideale auf, geht es dem Individuum in "Wirklichkeit" nicht um die Erfüllung dieser Forderungen, sondern um die Befriedigung seiner Egozentrik und seines Narzissmus. Er benutzt diese Ideale einfach als Rechtfertigung für seine niederen Impulse und seine Aggressivität. Frei nach dem Motto: Mir sagt keiner was ich zu tun habe und schiebt euch euren Krieg, euren Bahnhof oder eure Banken in den...!<br />
<br />
Und diese gefährliche Mischung von hohen weltzentischen "grünen" Idealen, mit niederen egozentrischen "roten" Impulsen, finden wir nach meiner Beobachtung in der Occupybewegung in Frankfurt! Das Camp ist ein Paradebeispiel dafür, wie der subjektive Pluralismus und Relativismus (jede Meinung ist gleichberechtigt und alles ist relativ), der so typisch ist für die "Grüne Welle", funktioniert: Angefangen bei den Vollversammlungen, wo ganz basisdemokratisch, jeder seine Meinung und Gefühle lautstark mitteilen kann, was dann des öfteren in Diffamierungen und Beleidigungen ausartet ("Du scheiss Nazi"), weil, ich mach hier mein Ding und sag was ich will und lass mir das von keinem verbieten. Weiter bei dem Camp als Sozialstation, wo niemand ausgeschlossen oder ausgegrenzt wird, wo Flüchtlinge, Abhängige und politische Minderheiten aufgenommen werden, was dann soweit führt, das die Stadt Frankfurt den Verantwortlichen Auflagen macht und das Camp als "Umschlagplatz für Drogen und Kriminelle" bezeichnet (unabhängig ob das zutrifft oder nicht), was aber im Camp niemanden interessiert, weil wir pfeifen auf Recht und Vorschriften und machen unsere eigenen Gesetze. Bei uns ist jeder willkommen, egal, ob es ihm wirklich um Veränderungen an dem maroden Bankensystem geht oder er hier nur seine Egoshow abziehen will. Oder nur ein Parasit ist, der sich durchfüttern lässt.<br />
<br />
Nein, wir machen es nicht so wie der Rest der kaputten Gesellschaft, wir unterdrücken und diskriminieren keine Minderheiten, wir sind besser, wir sind mitfühlender, als ihr, also haltet eure Klappe! Ich trommle bis morgens um vier Uhr und verleihe damit meinem Unmut über das herrschende System Ausdruck, ob ich damit meine Mitbewohner im Camp beim Schlaf störe interessiert mich nicht, weil ich mach mein Ding, und das kann mir keiner verbieten, klar!?<br />
<br />
Aber Halt, höre ich jemanden aus dem Camp zu mir schreien: "Du Rassist, du Unterdrücker, sprichst hier von einem hohen weltzentrischen Bewußtsein und dabei grenzt du andere aus, die dir nicht in den Kram passen aus. Du Heuchler, du Kapitalist, wir machen das nicht, bei uns sind alle GLEICH.."<br />
<br />
Und genau da liegt der grösste Irrglaube der "Grünen Bewußtseinswelle" und damit auch der Occupybewegung. Alles was irgendwie nur nach Hierarchie oder Rangordnung aussieht, wird kategorisch abgelehnt. Weil uns die Vergangenheit gezeigt hat, was aus Systemen wurde, die hierarchisch geführt wurden: Frauen, Schwarze, anders Gläubige, ethnische Minderheiten wurden ausgegrenzt, unterdrückt und vernichtet.<br />
<br />
"Ja", möchte ich dem grünen Aktivisten aus der Ferne zurufen, "damit hast du zweifelsohne recht". Du vergisst oder verdrängst aber völlig, dass es in der Natur noch andere Hierarchien als Herrschaftshierarchien gibt, nämlich verschachtelte Hierarchien, die man oft "Wachstumshierarchien nennt. Diese zeigen uns, wie im Grunde die ganze Natur nach diesem verschachteltem Prinzip aufgebaut ist (vom Atom zum Molekül zur Zelle zum Organismus). Wenn man diese Wachstumshierarchien erkennt und anerkennt bieten sie dem Individuum sowie dem Kollektiv eine grosse Chance sich vertikal weiterzuentwickeln. Und so möchte ich dem aufgebrachten Occupierer zurückrufen: "Schau, dass ist eure grosse Chance voran zu schreiten, in eurer persönlichen Entwicklung sowie in euren politischen Forderungen. Es ist löblich und bemerkenswert das ihr in eurem Camp niemand ausgrenzt, ihr zunächst mal jeden aufnehmt, weil diese Menschen sonst überall verstossen und unterdrückt werden. Aber wenn ihr ehrlich seid, kommt ihr damit an eure eigenen Grenzen, was Kapazität und Toleranz angeht. Ihr verliert euch in Streitigkeiten wegen jeder Kleinigkeit, ihr habt einen immensen Zeit- und Arbeitsaufwand bevor ihr eine Entscheidung treffen könnt, weil ihr stundenlang alles ausdiskutiert, solange bis auch jeder seinen Standpunkt einbringen konnte und sich am Ende niemand unterdrückt fühlt.<br />
<br />
Wie wäre es, wenn ihr versucht diese positiven Errungenschaften und Werte mitzunehmen, mit hinüber zu nehmen in eine höhere Ebene? Das Gute aus eurem Prozess mitzunehmen und zu integrieren, aber auch offen zu sein für das Neue, für eine noch weitere und tiefere Perspektive. Diese setzt aber das Akzeptieren von Hierarchien voraus, nämlich Wachstumshierarchien, diese setzt das Akzeptieren der guten Errungenschaften der Vergangenheit voraus und diese setzt im ganz Speziellem eine Rücknahme der Egozentrik voraus. Ihr seid schon auf einer hohen Entwicklungsstufe, aber ihr seid deshalb nicht besser oder schlechter wie "Orange" oder "Blau" und vor allem, es kann noch weiter gehen, das Potential dazu ist in jedem von uns vorhanden. Welche Bedingungen und Voraussetzungen dazu vorhanden sein müssen und was eine echte Transformation wirklich bedeutet, dies alles möchte ich versuchen im nächsten Kapitel aufzuzeigen."</div>
</div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-18857166551762393452012-06-10T12:58:00.002+01:002012-06-10T13:24:26.014+01:00Brot und Spiele<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Toooooorrrrr!<br />
<br />
Das, verbunden mit lautem Geschrei und Böllerschüssen, konnte ich gestern in meiner unmittelbaren Nachbarschaft hören. Deutschland hat sein Auftaktspiel gewonnen. Seit zwei Tage rollt das runde Leder wieder, die schönste Nebensache der Welt beherrscht in den nächsten Wochen den Alltag. Es ist angerichtet und es wird in Schwarz-Rot-Gold geschmückt: Balkone, Bierbäuche, Fahnemasten, Außenspiegel, Autotüren. Das schwarz-weiße Trikot wird übergezogen, der Deutschlandschal um den Hals gehängt und auf gehts zum Nachbarn. Es wird der Grill angefeuert, die Bruzzler aus den EM-Sonderwochen vom Rewe auf den glühenden Rost gelegt und der Kasten Bier aus dem kühlen Keller geholt.<br />
"Ahh, wie ist das schön, so ein Tag so wunder wunderschön, ahhh wie ist das schön", Fußballerherz, was willst du mehr. Die nächsten drei Wochen versprechen eine einzige Party zu werden: jeder Deutschlandsieg steigert die Euphorie, die Niederlande putzen wir auch weg, Vorrunde geschafft, Achtelfinale, Viertelfinale, Halbfinale..., der Traum kann Realität werden, könnten wir es wirklich schaffen?! Deutschland im kollektiven Freudentaummel, vergessen all die Sorgen, dass tägliche Scheiss malochen, der Stress mit den Nachbarn, der Verlust an den Aktienmärkten, die steigenden Sprit- und Lebensmittelpreise, egal, ganz egal, für drei Wochen herrscht kollektive Amnesie. Für drei Wochen vergessen wir die täglichen Sorgen, das Hetzen und Drängen, die Eurokrise, die Pleitegriechen und die neuen Pleitespanier, Italien, Portugal, und was damit alles zusammenhängt. Jetzt ist EM, jetzt ist Freude und Ausgelassenheit angesagt, jetzt vergessen wir all den Mist, zumindest für die nächsten drei Wochen, danach dreht sich die Welt wieder weiter und dann vielleicht mit Deutschland als Europameister! Was soll da noch kommen? Eine Europameisterschaft als Tranquilizer, als Beruhigungspille, als Opium fürs Volk.<br />
<br />
Ich entschuldige mich jetzt schon mal. Gleich zu Beginn, ist wohl besser. Ich entschuldige mich ein Spielverderber zu sein! Sorry, an all die eingefleischten Fußballjunkies, bei denen für drei Wochen der Neocortex (Teil des Gehirns der für abstrahierendes und selbständiges denken zuständig ist) aussetzt und dafür der bisher von der Hirnforschung unentdeckte "Soccercortex" aktiviert wird. Ein kleines Areal im Stammhirn, das ausgesprochen auf Bier, Laolawellen, dem Geruch von verbrannten Steaks, die Nationalhymne und Blondinnen in engen Deutschlandtrikots reagiert. Willkommen im alten Rom! Hä,was hat eine Fußballeuropameisterschaft mit Julius Cäsar zu tun? Nun ja, es gibt gewisse Parallelen.<br />
Um das gemeine Volk ( zur damaligen Zeit auch Pöbel genannt) im alten Rom zu belustigen, und bei Stange zu halten, schickten die Herrschenden Sklaven und Gefangene in die Arena, um sie von den Löwen zerfleischen zu lassen. Der Pöbel gröllte und ging mit einem Leib Brot unterm Arm zufrieden nach Hause. Heute brauchen wir keine Löwen mehr. Heute haben wir RTL, die Bildzeitung und die Sonderangebote von Aldi und Lidl. Und alle zwei Jahre ein Großereignis, welches, wie damals im alten Rom, die Arenen mit dem breiten Fußvolk füllt, bei dem aber niemand mehr umgebracht wird. Ok, mal abgesehen von den Tausenden von Gehirnzellen, verursacht durch exzessiven Alkoholgenuss, aber das ist ein anderes Thema.<br />
<br />
Und noch eine Gemeinsamkeit läßt sich zu den alten Römer finden: während die Spiele liefen - ob nun die Gladiatorenkämpfe oder eine Fußballeuropameisterschaft - konnten im Hintergrund die Machthabenen in aller Ruhe die Weichen für tiefgreifende Veränderungen für das Leben ihres Volkes stellen. Aber wie gesagt, kriegt ja keiner mit... Insofern ist der Beginn dieser Europameisterschaft ein Glanzstück in Sachen Timing, und ein wirklich großes Geschenk für die Politiker. <br />
<br />
<b>Die Woche der Wahrheit </b><br />
<br />
Seit rund zwei Jahren berichte ich in sporadischen Abständen immer wieder mal in kürzeren oder längeren Artikeln, über die Zusammenhänge der Eurokrise und dem Thema Geld und Schulden. Wer meine letzte Radtour nach Griechenland aufmerksam verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass dieses Thema ein Schwerpunkt der Reise war (u.a., mit wenig auskommen, sich unabhängig machen von den finanziellen Ansprüchen, wie hoch ist der Stellenwert des Geldes in anderen Ländern). In letzter Zeit habe ich mich diesbezüglich ein wenig zurückgehalten, vieles wurde gesagt, aber vor allem wollte ich tiefer in die Hintergründe eintauchen, die Lage aus einer objektiven Sicht beurteilen und vor allem nach Möglichkeiten suchen, welche eine Lösung anbieten könnten. Ich glaube nun wird es Zeit, sich wieder zu Wort zu melden.<br />
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Insbesondere in dieser Woche. Der Ausruf "Woche der Wahrheit" wurde in den vergangenen Monaten im Zusammenhang mit der Eurokrise schon oft gemacht. Meistens von irgendwelchen "Alternativ- und Insiderblogs" im Netz. Nun wird aber auch der Mainstream wach und nimmt sich intensiv dem Thema an. Und zwar im ganz konkreten Zusammenhang mit einem Scheitern der Einheitswährung. Das mag daran liegen, das die Einschläge immer näher kommen und die Dichte der Schreckensmeldungen immer mehr zunimmt: <a href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/wolfgang-muenchau-die-euro-zone-steht-vor-dem-zusammenbruch-a-837214.html" target="_blank">Ahnungslos in die Euro-Dämmerung </a>schreibt der Spiegel; <a href="http://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/david-marsh-scheitert-spanien-dann-auch-der-euro/6708480.html" target="_blank">Scheitert Spanien, dann auch der Euro</a> schreibt das Handelsblatt; <a href="http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/marktberichte/:marktausblick-sorge-um-spanien-und-die-weltkonjunktur/70048044.html" target="_blank">Sorge um Spanien und die Weltkonjunktur</a> schreibt die FTD. Und nicht zu vergessen: die bevorstehenden griechischen Parlamentswahlen am 17.06. Falls die Linksradikalen die Wahl mit großem Vorsprung gewinnen sollten, würde das zu einem sofortigen Aufkündigen der Sparmaßnahmen durch die EU führen. Aber auch ein Patt, bei dem erneut keine Regierungsbildung möglich wäre, würde zu unvorhersehbaren Schockwellen auf den internationalen Finanzmärkten führen, wie der <a href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/zukunft-des-euro-wegen-spanien-und-griechenland-in-gefahr-a-837819.html" target="_blank">Spiegel</a> und die <a href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-05/griechenland-wahl-syriza" target="_blank">Zeit</a> schreiben. Auch wenn Spanien gestern unter den Rettungsschirm geschlüpft ist, ist dies noch kein Grund zur Entwarnung, ganz im Gegenteil, es bleiben noch vielen Antworten offen, wie die <a href="http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-06/spanien-bankenrettung-verschuldung" target="_blank">Zeit</a> schreibt. In diesen, wie in vielen anderen Artikeln der Vergangenheit, klingt es an: diese ganzen Maßnahmen sind weitere Beruhigungspillen, Zeitkäufe, für die nervösen und verunsicherten Finanzmärkte rund um den Globus. Also, nachwievor das gleiche Spiel wie seit rund zwei Jahren.<br />
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Wenn man die ganze Entwicklung schon etwas länger verfolgt hat, hat man gesehen, dass es solche und andere Meldungen in den vergangenen Monaten schon öfters gab. Nur ein weiteres Zeichen, dass die Schuldenkrise noch lange nicht überstanden ist. Nun mehren sich aber die Zeichen, das es endgültig auf eine finanle Phase hinausläuft! Das die Handlungsspielräume immer kleiner werden! Das man wirklich von einer "Woche der Entscheidungen" sprechen kann. Und zwar mit globalen Auswirkungen! Und bei all den Diskussionen sollte man nicht vergessen: einen wirklichen Ausweg, der die Ursachen der Krise an den Wurzeln packt, habe ich bisher im Mainstream noch nicht gelesen. Ich meine, dazu müsste man einen grösseren Gesamtzusammenhang heranziehen, und viele verschiedene Bereiche berücksichtigen. In einem integralen, ganzheitlichen Ansatz wäre das möglich, und darüber mache ich mir derzeit intensiv Gedanken und sichte unterschiedliches Material.<br />
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In genau einer Woche werden wir in mancherlei Hinsicht schlauer sein. Zum einen, ob es wirklich eine "Woche der Wahrheit" war, was die Schuldenkrise angeht, zum anderen, ob wir mit einem Bein im Achtelfinale stehen, und damit das Thema Schuldenkrise noch mehr im kollektiven Fußballtaummel untergeht. Wie gesagt, ein perfektes Timing, des Zufalls oder wem auch immer. Lassen wir die Spiele beginnen und brüllen aus vollem Halse: Toooooooooorrrrrr...<br />
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<br /></div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-22722255422817814432012-06-07T10:05:00.000+01:002012-09-29T17:02:09.529+01:00Eine Theorie von Allem Teil 2<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
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2. Entwicklung ist eine Abnahme der Egozentrik</h3>
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Im ersten Kapitel haben wir gesehen, dass es eine evolutionäre Entwicklung und Ausbreitung im Individuum in Form von immer komplexeren Stadien oder Wellen gibt, welche die zuvor durchlaufende Ebene nicht "vergisst", sondern mit in die nächst höhere integriert, um deren Potential weiterhin zu nutzen <i>und gleichzeitig</i> neue, nie dagewesene Fähigkeiten und Werte entwickelt. Mir ist es an dieser Stelle noch einmal wichtig zu betonen, dass ich diese theoretischen Ausführungen deshalb mache, um eine breite Ausgangsbasis für die spätere praktische Anwendung dieser Entwicklungsspirale zu bekommen. Das heisst, die Theorie trifft auf die Realität, und somit kann ich sie zum Abgleich mit meinem eigenen Erfahrungshorizont nutzen. In meinem Fall wären das insbesondere, die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Occupy-Bewegung, und den gemachten Erfahrungen während meiner Griechenlandradtour, insbesondere meines dreimonatigen Winteraufenthaltes in Hellas. Es geht einfach darum, dass diese Theorie dabei helfen kann - und wie wir sehen werden, es auf unglaublich präzise Art und Weise tut - , zu verstehen, warum Menschen mit sehr hohen idealen und moralischen Ansprüchen im niederen Sumpf von Egozentrik und Subjektivismus stecken bleiben. In diesem Zusammenhang ist es außerordentlich wichtig zu erwähnen, dass die Stufenkonzeption der Spiral Dynamcis auf unglaublich hohen Mengen von Daten und Nachforschungen basiert. Es ist nicht nur eine konzeptionelle Idee oder Lieblingstheorie, sondert sie basiert vollständig auf einer bemerkenswerten Menge an Beweisen. Die Spiral Dynamcis von Beck und Cowan, wurden weltweit an über 50.000 Menschen getestet, wobei keine grundlegenden Abweichungen vom Hauptschema entdeckt wurden. Desweiteren waren die Erfinder von Spiral Dynamics weit davon entfernt, lediglich Analytiker zu sein. Beide waren an der Diskussion, die zum Ende der Apartheid in Südafrika führte, maßgeblich beteiligt.<br />
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Schauen wir uns nun die dargestellte Spirale und ihre einzelnen Entfaltungswellen etwas näher an. Zum einen, um ein besseres Verständnis für die Errungenschaften zu bekommen, zum anderen, aber auch für die damit einhergehenden Pathologien jeder höheren Entwicklungsstufe. Dazu Ken Wilber: "Denn jedes einzelne Stadium der Entwicklung bringt nicht nur neue Fähigkeiten, sondern auch die Möglichkeit neuer Katastrophen, nicht nur neue Potentiale, sondern auch neue Pathologien - neue Stärken, neue Krankheiten. Es ist schon ärgerlich, aber für jede Steigerung des Bewußtseins muss ein Preis bezahlt werden, und dieser "Dialektik des Fortschritts" (gute Nachrichten, schlechte Nachrichten) sollte man stets eingedenk sein. Nichtsdestoweniger ist erst einmal festzuhalten, dass jede sich entfaltende Welle von Bewußtsein zumindest die Möglichkeit einer stärkeren Ausweitung von Fürsorge, Mitgefühl, Gerechtigkeit und Erbarmen mit sich bringt - auf dem Wege zu einer alles umfassenden integralen Einbindung." <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich Handeln,S35).</i></span></div>
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An dieser Stelle möchte ich noch einmal ein Schaudiagramm einfügen, um ein noch besseres Verständnis zwischen den Weltanschauungen und Ich-Identitäten der einzelnen Ebenen zu bekommen.</div>
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<b><u>Weltanschauung </u> <u> Ebene </u> <u> Ich-Identität</u></b></div>
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<div style="text-align: left;">
archaisch (instinktiv) Beige impulsiv</div>
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</div>
<div style="text-align: left;">
magisch (animistisch) Purpur/Rot egozentrisch</div>
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</div>
<div style="text-align: left;">
mythisch (Zugehörigkeit) Blau konformistisch</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: left;">
formal (rational) Orange gewissenhaft</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: left;">
pluralistisch Grün individualistisch</div>
<div style="text-align: left;">
___________________________________________________________ </div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
integral (holistisch) Gelb/Türkis autonom</div>
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</div>
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</div>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: x-small;">Diagramm 2: Weltanschauungen und Individualität (aus Ganzheitlich handeln)</span></div>
<div style="text-align: center;">
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Man kann die einzelnen Ebenen der Spiral Dynamics auch ganz vereinfacht in drei Gruppierungen zusammenfassen:</div>
<ul style="text-align: left;">
<li>Präkonventionell (egozentrisch): Beige - Purpur - Rot</li>
<li>Konventionell (ethnozentrisch): Blau - Orange</li>
<li>Postkonventionell (weltzentrisch): Grün - Gelb - Türkis</li>
</ul>
<div style="text-align: left;">
"Während die Entwicklung sich vom Präkonventionellen zum Konventionellen zum Postkonventionellen bewegt (oder vom Egozentrischen zum Ethnozentrischen zum Weltzentrischen), nimmt die Menge von Narzißmus und Egozentrik langsam, aber sicher ab. Statt die Welt und andere als eine Erweiterung des Ich zu behandeln, begegnet der reife Erwachsene des weltzentrischen Bewußtseins der Welt, wie es dieser entspricht, und zwar als ein individualisiertes Ich in einer Gemeinschaft anderer individualisierter Ichs, die mit wechselseitiger Anerkennung und Achtung miteinander umgehen. Die Entwicklungsspirale ist eine Spirale des Mitgefühls, die sich von "Ich" zu "Wir" zu "Wir alle" ausweitet und von dort aus offen ist für eine wahrhaft integrale Zusammenschau." <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S. 35).<span style="font-size: small;"> </span></i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;">Hier ist es wichtig zu erwähnen, dass Narzissmus per se nichts schlechtes ist. Im Gegenteil, für unsere Entwicklung als selbstbewußte und reife Erwachsene ist er sogar notwendig. Wenn wir geboren werden (also auf der Stufe 1: Beige beginnen) befinden wir uns in einem vollständigen narzisstischen Zustand. Das Kleinkind nimmt nur sich, seine Gefühle und Bedürfnisse wahr. Es hat einfach noch nicht die Fähigkeit entwickelt, die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen oder zu erkennen. Das kommt erst in späteren Jahren hinzu, und deshalb ist es so wichtig zu erkennen, dass wir uns in einem ständigen Entwicklungsprozess befinden. Nur kann bei dieser "Dialektik des Fortschritts" leider auch einiges schief gehen, und wir bleiben stecken oder entwickeln uns sogar zurück. "Die meisten Psychologen sind sich darin einig, dass es zwar viele Möglichkeiten gibt, Narzissmus zu betrachten (und viele verschiedene Formen von Narzissmus), dass es sich dabei im allgemeinen jedoch um einen normalen Zug der Kindheit handelt, aus dem ein Mensch idealerweise herauswächst, zumindest in einem erheblichen Ausmaß. (...) Während Stärke und Fähigkeiten seines Bewußtseins allmählich wachsen, kann sich das Kind</span> seiner selbst und anderer bewußt werden. Schließlich vermag es sogar, sich in andere hineinzuversetzen und auf diese Weise Fürsorge, Mitgefühl und eine großzügige integrale Aufnahmebereitschaft zu entwickeln, die ihm nicht angeboren sind." <i><span style="font-size: x-small;">(Ganzheitlich handeln, S30)</span></i></span></span></div>
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Wir sehen also, dass Entwicklung mit einer zunehmenden Komplexität und <span style="font-family: inherit;">Erweiterung </span>einhergeht. Dies können wir auch in der Natur beobachten. Wenn wir uns die Entwicklung von Lebewesen und Organismen ansehen, werden wir feststellen, das jede höhere Lebensform gleichzeitig mehr Potential und Fähigkeiten, wie auch Krankheiten und Pathologien zur Verfügung hat. Hunde können Krebs bekommen, Atome nicht. <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S.35)</i></span>. Das Gleiche gilt für die geistige bzw. bewußtseinsmäßige Entwicklung in menschlichen Individuen. "Entwicklung beinhaltet zu einem erheblichen Maße abnehmenden Narzißmus und wachsendes Bewußtsein - oder die Fähigkeit, andere Menschen, Orte und Dinge zu berücksichtigen und somit jedem Fürsorge zukommen zu lassen." <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S.31). </i></span>Dies ist für unsere weiteren Ausführungen von grundlegender Bedeutung. Wir wir sehen werden spielt der Narzißmus bei einer "grünen" Protestbewegung, wie Occupy, eine wichtige Rolle, und ist einer der Hauptgründe, warum es innerhalb der Bewegung zu keinem Fortschritt kommt, sie zunehmend verflacht und in der öffentlichen Wahrnehmung verebbt. Und das, obwohl "Grün" schon zu den höheren Stufen zählt und eigentlich die niederen integriert und transformiert haben sollte!<br />
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<b>Chancen und Pathologien der Grünen Stufe </b><br />
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Wir könnten jetzt zu jeder einzelnen Welle die entsprechenden Errungenschaften und damit einhergehenden Pathologien aufzählen. Da sich diese Abhandlung aber mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Problemen beschäftigen will, konzentriere ich mich hauptsächlich auf "Grün", weil sich auf dieser postkonventionellen Stufe der Entwicklungsspirale gleichzeitig die größten Chancen wie Risiken befinden.<br />
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Wenn wir uns noch einmal die Grafik aus dem ersten Teil vor Augen rufen, sehen wir, dass "Grün" der vorläufige Abschluss von ganzen sechs Entwicklungsstufen ist! Von hier aus passiert ein "Quantensprung" in die ersten integralen Bewußtseinsstufen. Von daher fungiert "Grün" als Sprungbrett zu den ersten Stufen des Integralen Bewußtseins, oder zu einer weltzentrischen, "Wir alle" - Anschauung. Damit kommt dieser letzten Stufe der ersten sechs "Existenzebenen" eine wichtige Aufgabe und Verantwortung zu. Von hier aus erst kann sich eine echte postkonventionelle ( weltzentrische ) Sichtweise entwickeln, welche sich dann auch mit weltweiten Problemen, wie Umweltschutz, atomare Abrüstung und Klimaschutz beschäftigen kann, ganz einfach deswegen, weil Individuen, die sich auf dieser Bewußtseinsstufe befinden, von<i> innen</i> heraus diese Problematik verstanden haben und die erkannten<i> äußeren</i> Bedingungen ändern wollen. Ein Mensch auf einer egozentrischen Stufe (wie Rot) hat einfach noch nicht die<i> inneren </i>Fähigkeiten entwickelt, sich um dieses weltweiten, uns alle betreffenden Problematiken zu kümmern, da er noch ganz mit seinen <i>eigenen</i> Problemen beschäftigt ist. Und wie wir gesehen haben befinden sich 90% der Weltbevölkerung auf Rot, Blau und Orange und somit auf ego- oder ethnozentrischen Ebenen. <br />
<br />
Zurück zur "Grünen Welle". Hier versammeln sich gleichzeitig die größten Chancen, wie auch die größten Hindernisse! Wie erwähnt, jede Stufe ist gleich wichtig und leistet ihren Beitrag zur Erhaltung der gesamten Spirale. So auch Grün. Dieser Stufe haben wir in den letzten Jahrzehnten grundlegende Initiativen des Bürgerrechts, des Gesundheitswesen und des Umweltschutzes zu verdanken (als Beispiele: Bündnis 90/die Grünen; Greenpeace; Attac uvm.) Es hat gewichtige und häufig überzeugende Kritiken an den Philosophien, der Metaphysik und der sozialen Praktiken der konventionellen Religionen (Christentum), der Regierungen (68er) und der Wissenschaft entwickelt, welche häufig durch ihre oft ausschließlichen, patriarchalischen (männlich dominiernd), sexistischen (Unterdrückung der Frau in der katholischen Kirche) und kolonialistischen Ziele gekennzeichnet sind <span style="font-size: x-small;"><i>(Boomeritis, S40). </i></span>Aber auf der anderen Seite, so effektiv und richtig all diese Kritiken waren und sind, versucht "Grün" alles was sich nur im Entferntesten hierarchisch, ausgrenzend oder rassistisch anhört, also alles, was sich nur ein wenig außerhalb der <i>eigenen </i>Wahrheit und Anschauung befindet, anzugreifen und zu zerstören. Und das mit einer unglaublichen Enerige und Wut, was katastrophale Folgen hat. Das hat bestimmt mit der hohen Empfindsamkeit des Selbst auf dieser Stufe zu tun ("Fühlendes Ich"). Nochmal, das ist zuerst mal sehr bewunderswert, da Grün, einfach gesprochen, Gefühle und Emotionen eines Subjekt wieder in den Mittelpunkt des Handelns gestellt hat, nachdem diese von der vorherigen, rational geprägten Stufe (Orange) weitesgehend verdrängt und verleugnet wurden.<br />
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Aber leider ist "Grün" damit weit über das Ziel hinausgeschossen, hat das "Kind mit dem Bade ausgeschüttet", und angefangen alle vorherigen Entwicklungsstufen zu ignorieren und zu verurteilen! Die Individuen auf der "Grünenstufe" sind von einem starken "Subjektivismus" (keiner sagt mir, was ich zu tun habe) und einem weitem pluralistischen Relativismus - jede Meinung ist gleichwertig ("relativ") - geprägt und infiziert. Übersetzt heisst das: "Was für euch wahr ist, das ist nicht notwendigerweise auch für mich wahr. Rechtens ist einfach das, worauf sich die Individuen oder Kulturen zu einem gegebenen Zeitpunkt geeinigt haben. Es gibt keinen universellen Anspruch auf Wissen oder auf Wahrheit. Jede Person hat die Freiheit, seine eigenen Werte herauszufinden, die dabei nicht für andere verpflichtend sind. Du machst dein Ding, ich mache mein Ding"<span style="font-size: x-small;"><i> (Boomeritis, S.41)</i></span><br />
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Bei aller berechtigten Wertschätzung für diese Meinungsvielfalt und Toleranz, hat diese Herangehensweise natürlich auch eine Kehrseite. Versammlungen die auf grünen Prinzipien beruhen, dauern gewöhnlich mehrere Stunden, solange bis jeder seine Gefühle ausgedrückt hat. Es fndet ein endloses Abarbeiten von Meinungen und Ansichten statt, wodurch es selten zu Entscheidungen oder zielorientierten Handlungen kommt, da bei solch einer Entscheidung, bestimmt irgendjemand sich unterdrückt oder ausgegrenzt fühlen würde. Es wird alles getan um alle Perspektiven mit einzubeziehen, nichts auszuschliessen, da alles den gleichen Wert und Rang hat. So läuft man sich für gewöhnlich tot, streitet sich über Marginalien und kommt zu keinem Ergebnis. In der 68er Generation gab es dazu einen bekannten Spruch: "Freiheit ist eine endlose Versammlung!"<br />
<br />
Aber es kommt noch schlimmer. Die weitaus größte Kehrseite, und gleichzeitig große Gefahr, dieser grünen Entwicklungsstufe, ist die völlige Leugnung aller vorherigen Stufen! Allen voran der unmittelbar davor liegenden - der "Orangen". "Grün" vergisst oder verdrängt völlig, dass eine Entwicklung von mindestens sechs Stufen hinter ihr liegt, um da zu sein, wo sie sich jetzt befindet. Und hier bekommen wir schon eine leichte Vorahnung, wie wir langsam den Bogen hinüber zum realistischen Bezug dieser Entwicklungsspirale spannen, da es für diesen Konflikt zwischen "Grün" und "Orange" keinen besseren Vergleich gibt, als den Kampf von Occupy gegen das Bankensystem. Aber bevor wir uns intensiver damit beschäftigen, möchte ich noch bei dieser Pathologie von Grün bleiben. Durch den starken subjektiven und gefühlsmäßigen Bezug fungiert die Grüne Entwicklungsstufe wie ein Magnet für einen überbordenden Narzissmuss. Getreu nach dem Motto: "Ich mach meins, du machst deins", könnte man auch sagen: "Pass auf, niemand sagt mir was ich zu tun habe." Und damit bewegt sich "Grün", obwohl auf einer weltzentrischen ("Wir alle") Ebene, in das gefährliche Fahrwasser der egozentrischen Ebene ("Ich allein"). "Wer es nicht bis auf die konventionelle Stufe geschafft hat, dessen Angriff auf die Gesellschaft wird keine postkonventionelle (weltzentrische) Gesellschaftskritik, sondern eine präkonventionelle (egozentrische) Rebellion sein. Das Kernstück des Narzißmus - nämlich: "Niemand sagt mir, was ich zu tun habe!" - ist in den präkonventionellen Wellen sehr präsent."<span style="font-size: x-small;"><i> (Ganzheitlich handeln, S.36).</i></span><br />
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Hier wird es nun glaube ich Zeit, für eine Wörterbuchdefinition des Begriffes Narzissmus, um einen klareren Blick auf diese "pathologischen Ich-Störung" zu bekommen:<br />
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<blockquote class="tr_bq">
"Exzessive Beschäftigung mit dem eigenen Ich, seiner Wichtigkeit und seinen Fähigkeiten usw.; Egozentrik."</blockquote>
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Ergänzend dazu Ken Wilber: " Dennoch ist Narzißmus nicht einfach die Überbewertung des Ich und seiner Fähigkeiten, sondern eine damit einhergehende <i>Unterbewertung anderer und ihrer Leistungen.</i> Nicht, ein bestimmtes Maß an Selbstachtung zu besitzen ist problematisch - entscheidend ist die <i>gleichzeitige Abwertung anderer</i>. <span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S.30)</i></span><br />
<br />
Und hier haben wir es. "Die gleichzeitige Abwertung anderer", ist das zersetzende Gift des Narzissmus, und damit leider auch der Grünen Entwicklungswelle. Wir (Ich!) haben die einzige Wahrheit für die neue Weltordnung, das neue Paradigma, den Weltfrieden, der Rettung von Gaia (der Erde), der Wiederkehr des göttlichen Prinzips auf Erden. Alles was vor uns war ist fanatisch, faschistisch, ausbeuterisch, sexistisch, unterdrückend, zerstörend, versklavend. Das ist verstörend und desillusionierend. Obwohl "Grün" so grosse Chancen hat sich zum integralen Bewußtsein weiterzuentwicklen, zu einem weltweiten Integralismus, verhindert es gerade durch seine starre Haltung diese Entwicklung. Aber erst wenn immer mehr Menschen sich bewußtseinsmäßig (<i>innerlich</i>) auf einer postkonventionellen (weltzentrischen) Ebene befinden, können sie nicht nur mehr Verständnis für Umweltprobleme und Weltfrieden aufbringen, nein, sie können vor allen Dingen <i>akzeptieren</i>, dass es weltweit Menschen auf unterschiedlichen Bewußtseinsebenen gibt - von Purpur bis Grün -, und dass jede Welle seine Existenzberichtigung hat. Mit einem Satz: Verständnis und Mitgefühl würden sich ausbreiten!<br />
<br />
Aber dafür muss Grün zuerst mal eine Abstufung und Entwicklung in der Natur, sowie im Bewußtsein jedes einzelnen anerkennen, was aber vehement abgelehnt wird ("Ausgrenzung, Unterdrückung") und statt dessen von einem "Flachland" des Bewußtseins ausgegangen wird ("Es gibt keine absolute Wahrheit, alles ist gleich"). Das wäre ungefähr so, als würde ein 18-jähriger junger Mann leugnen, dass er jemals ein 3-jähriger kleiner Knirps war, von dem aus er sich bis zu heutigen Tag weiterentwickelt hat.<br />
<br />
Bevor ich nun langsam zum Ende dieses zweiten Teils komme, möchte ich noch ein sehr passendes Beispiel aus der Praxis der "Grünen Pathologie" anführen. Dieses spielte sich Anfang der 60er während der Proteste von Studenten in Amerika ab: "Während der Studentenproteste in Berkeley behaupteten praktisch alle Studenten, sie agieren von der Warte universeller moralischer Prinzipien - zum Beispiel "Der Krieg in Vietnam verletzt universale Menschenrechte, weshalb ich als ein moralisches Wesen mich weigere, in diesem Krieg zu kämpfen. Doch haben Test übereinstimmend gezeigt, dass nur eine Minderheit der protestierenden Studenten aufgrund postkonventioneller moralischer Prinzipien handelte. Die Mehrheit agierte aus präkonventionellen egozentrischen Antrieben heraus: "Mir hat niemand zu befehlen, was ich tun soll! Also nehmt euren Krieg und schiebt ihn euch in den ...(...) Es sieht ganz so aus, als wären in diesem Fall erhabene moralische Ideale benutzt worden, um etwas zu rechtfertigen, was tatsächlich viel weniger edle Impulse waren. (...) Das ist ein Punkt von entscheidender Bedeutung, weil er uns auf folgende Tatsache aufmerksam macht: Ganz gleich, wie hehr, idealistisch oder altruistisch eine Sache erscheinen mag - von der Ökologie zur kulturellen Vielfalt bis zum Weltfrieden - , dass bloße Lippenbekenntnis für das betreffende Thema reicht nicht aus zu entscheiden, <i>warum </i>sich jemand tatsächlich für diese Sache engagiert."<span style="font-size: x-small;"><i>(Ganzheitlich handeln, S37)</i></span><br />
<br />
Ich glaube, nun wir haben genug Grundlagenkenntnisse gesammelt, um diese in der Realität einem Lackmustest zu unterziehen. Bewegen wir uns nun langsam aus den trockenen Hallen dieses Spektrum des Bewußtseins hinaus in das gleißende Licht der Welt des 21. Jahrhunderts. Um eine erste grosse Protestbewegung dieses Jahrzehnts näher kennen zu lernen. Gelegenheit dazu hatte ich am Ende meiner Griechenlandradreise im April 2012. Eine Nacht verbrachte ich im Occupy- Camp vor der EZB in Frankfurt, und konnte einige Impulse und Eindrücke aufsammeln. Versuchen wir nun im dritten Teil dieser Abhandlung, dass soeben dargestellte auf die Motive und Inhalte dieser Bewegung anzuwenden.<br />
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<h3 style="text-align: center;">
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</h3>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
</div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-90788186793427806392012-05-27T20:43:00.000+01:002014-10-29T18:15:31.233+00:00Eine Theorie von Allem Teil 1<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<h2 style="text-align: center;">
<b>1. Die Wellen der Existenz</b></h2>
<br />
<br />
<b>Vorbemerkung</b><br />
<br />
<blockquote class="tr_bq">
<i>"Integral - </i>dieses Wort bedeutet integrieren, zusammenführen, vereinigen, vernetzen, umfangen. Dabei geht es nicht um Uniformität und nicht um ein Ausbügeln all der wunderbaren Unterschiede, Farben und Zickzacklinien der regenbogenfarbenen Menschheit. Es geht vielmehr um eine Einheit in der Vielfalt, in der man Gemeinsamkeiten zusammen mit unseren wundervollen Unterschieden genießen kann.<b>"</b></blockquote>
<div style="text-align: center;">
<i><span style="font-size: x-small;">- Aus Ganzheitlich handeln, Ken Wilber - </span></i></div>
<br />
Heute möchte ich mit diesem Essay eine Einführung in den Integralen Ansatz nach Ken Wilber geben. Da dieser sehr komplex und umfangreich ist, nehme ich mir für mein Thema, das ich hier aufzeigen will, nur den Aspekt der Bewußtseinsstufen aus diesem Ansatz heraus. Des weiteren kann man bei solch einer ersten Einführung sehr schnell mehr Verwirrung als Aufklärung stiften. Ich werde mich nach besten Kräften bemühen, dies zu vermeiden.<br />
Die Integrale Theorie basiert im wesentlichen auf dem Philosophen und Denker Ken Wilber. Von einigen Kommentatoren wird er, ohne mit der Wimper zu zucken, der "Einstein der Bewußtseinsforschung" genannt. Er gehört zweifellos zu den größten Denkern des 21. Jahrhundert. Vor gut 4 Monaten, während meines Winteraufenthaltes in Griechenland, bin ich auf die Theorie und die Werke von Wilber aufmerksam geworden. In den Jahren zuvor hatte ich den Namen schon einmal gehört, ihm aber nie nähere Beachtung geschenkt. Im Gegenteil, das Wenige, was ich von ihm wusste, tat ich als eine weitere "ach so schlaue Theorie" von einem weiterem "Ach so Oberschlauen" ab! Nach der Lektüre der ersten Bücher und den zahlreichen Gesprächen mit einem ausgesprochenen Kenner und Experten seiner Werke, hat sich meine Einstellung dazu radikal verändert. Noch nie zuvor hat eine Theorie bei mir in so kurzer Zeit so hohe Wellen geschlagen. Schnell konnte ich erkennen, dass diese "Theorie von Allem", all jenes verbindet, mit dem ich mich in den letzten Jahren so intensiv beschäftigt hatte; von Freud bis Nietzsche; von der Chaostheorie bis zum Zen-Buddhismus.<br />
<br />
Die Integrale
Theorie nach Ken Wilber versucht eine umfassende Sicht des Menschen und der Welt zu entwickeln.
Dabei
versucht sie, prämoderne, moderne und postmoderne, östliche und
westliche
Weltsichten sowie spirituelle Einsichten und wissenschaftliches Denken
zu
integrieren. Ein gewagtes Unterfangen und ob ihm das gelingt, vermag jeder selbst zu beurteilen, nachdem er sich näher mit seinen Werken beschäftigt hat.<br />
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Ich möchte hier keinen "Personenkult" betreiben oder den guten Herrn Wilber auf einen Thron setzen. Nach allem was ich gelesen habe, ist ihm das selbst zuwider und auch ein wenig unangenehm. Nach der Veröffentlichung seines ersten Buches, mit gerade einmal 23 Jahren, wurde er von vielen Experten in dem siebten Himmel gelobt. Nachdem er ein Jahr diesen Ruhm ausgekostet hatte, entschied er sich, sich weitesgehend aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Ganz einfach deswegen, um nicht weiterhin auf irgendwelchen Bühnen von Kongressen oder Lesungen zu stehen, sondern sich seiner wahren Passion zu widmen: dem unermüdlichen Forschen nach der Wahrheit. Seitdem lebt ein bescheidenes und zurückgezogenes Autorenleben in den USA. In einem seiner Bücher erwähnte er einmal die Bürde, die mit dem Erkennen der Wahrheit verbunden ist: „<i>Wem es erlaubt ist zu sehen, der
trägt gleichzeitig als Verpflichtung auch die Bürde, das von ihm
Gesehene in eindeutigen Worten mitzuteilen, so lautet die Absprache.
Dir wird der Einblick in die Wahrheit unter der Bedingung gewährt,
sie an andere weiterzugeben."</i></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<br />
Mit diesem Essay möchte ich versuchen einige scheinbare Widersprüche in vielen derzeitigen Diskursen aufzulösen. Insbesondere was aktuelle politische und gesellschaftliche Themen angeht, wie zum Beispiel die Occupy-Bewegung oder die Europäische Schuldenkrise. Diese Themen sind eng verwoben mit meiner eigenen Suche nach Wahrheit und Tiefgründigkeit und beschäftigen mich daher schon einige Zeit. Mir schwannt jetzt schon, dies wird kein leichtes Unterfangen. Das Ganze möchte ich auf die Erkenntnisse der Integralen Theorie stützen, verbunden mit eigenen Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnissen der letzten Jahre, insbesondere den letzten sechs Monaten und dem damit verbundenen Aufenthalt im Occupy-Camp Frankfurt.<br />
<br />
<br />
Also, gehen wir es an!<br />
<br />
<br />
<b>Die bemerkenswerte Spirale</b><br />
<br />
Um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, warum immer wieder auf kultureller wie individueller Ebene Interessengruppen aufeinander prallen, und nur gegenseitiges Unverständnis füreinander empfinden, ist es hilfreich, einen Blick in die Wissenschaft der Entwicklungspsychologie zu werfen.<br />
<br />
<blockquote class="tr_bq">
<i>"</i>Entwicklungspsychologie ist das <i>Stadium des Wachsens und der Entwicklung des Geistes</i> - <i>das Stadium innerer Entwicklung und der Bewußtseinsevolution</i>. Also lassen Sie uns fragen: Kann die Entwicklungspsychologie Licht auf dieses Problem werfen?"</blockquote>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: x-small;">-<i> Aus Ganzheitlich handeln, Ken Wilber -</i></span></div>
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;">In diesem Feld der Forschung tummeln sich einige renommierte Namen von Forschern und Persönlichkeiten, wie Abraham Maslow, Jürgen Habermas oder Clare Graves. Unter diesen Forschern gab es natürlich Dutzende von Meinungsverschiedenheiten und widersprüchlichen Ansichten. Aber in gewissen Grundzügen waren sich diese Forscher einig und sprachen <i>von dem Wachstum und der Entwicklung des Geistes als eine Aufeinanderfolge sich entfaltender Stufen oder Wellen <span style="font-size: x-small;">( Ganzheitlich handeln S17)</span></i></span></span></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;">Der letztgenannte Forscher, Clare Graves, entwickelte ein Entwicklungsmodell des Bewußtseins, welches nicht linear von unten nach oben verläuft, wie eine Leiter, sondern spiralförmig ineinanderfließend und überlappend, wie eine Meeresmuschel. Deshalb bekam es den Namen "Spiral Dynamics".<span style="font-size: small;"> Es beruht auf einer breiten empirischen Basis und wurde von der nachfolgenden Forschung bestätigt und verfeinert, jedoch nicht entkräftet. Zum besseren Verständnis wurden die <span style="font-size: small;">E</span>inzelnen, nach oben hin breiter werdenen Ebenen mit Farben belegt. </span></span></span></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<img border="0" src="http://www.integralefuehrung.at/html/img/pool/Spiral_Dynamics.jpg" height="421" width="600" /><span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: x-small;"> </span></span></span></div>
<div style="text-align: center;">
<br />
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: x-small;">Abb. 1: Spiral Dynamics nach Don Beck und Christopher Cowan </span></span></span></div>
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<br /></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: x-small;"> </span></span> </span></div>
Angestossen durch die intensive Pionierarbeit von Clare Graves wurden die "Spiral-Dynamiken" von seinen Schülern Don Beck und Christopher Cowan weiter verfeinert und stellen sich heute so wie oben angezeigt da. Die Spiral Dynamics sind ein wesentlicher Bestandteil der Integralen Theorie von Ken Wilber, auch wenn sie zwischenzeitlich von ihm erweitert und verfeinert wurden und der Schwerpunkt auf einem noch komplexeren und umfangreicheren Modell liegt. Aber für die Herangehensweise und die Aufgabe in diesem Essay sind sie nachwievor als grundsätzliche Einführung in die Entwicklungsstufen des Bewußtseins sehr hilfreich und passend.<br />
<br />
Worum geht es nun bei dieser spiralförmigen Entwicklung des Bewusstseins? Es geht zunächst einmal darum, dass wir aufgrund des schlagenden Beweismaterials aus jahrzehntelangen Studien anerkennen sollten, dass wir als menschliche Individuen alle diese bewußtseinsmäßige Entwicklung durchlaufen. Ausnahmslos, egal ob Chinese, Amerikaner oder Europäer. Wir fangen als Säugling an und befinden uns auf der ersten Stufe der Spirale: Beige. Diese ist gekennzeichnet durch Instinkte und Gewohnheiten. <i>Es ist die Ebene grundlegenden Überlebens; Nahrung, Wasser, Wärme, Zugehörigkeit, Sex und Sicherheit haben Vorrang.</i> <i><span style="font-size: x-small;">(Ganzheitlich handeln S22)</span></i>. Und um gleich anfängliche Verwirrung auszuschliessen: diese Entwicklungsstufen gelten individuell wie kulturell. Deshalb ist zum Beispiel die erste Stufe, sowohl bei Neugeborenen anzutreffen - Nahrung, Wärme, Zugehörigkeit -, sowie bei Alzheimerpatienten im letzten Stadium oder hungernden Massen (die sich in gewissem Sinne in einer Regression befinden und die Spirale quasi rückwarts durchlaufen - zurück zu den ursprünglichen Sinnen und Instinkten).<br />
<br />
Von dieser ersten Stufe aus entwickeln sich Individuen und Kulturen weiter voran, von der instinktiven zu der magisch-animistischen Ebene (Purpur: "Ahnengeister/Voodo-Zauber"), weiter zu der egozentrisch- impulsiv gesteuerten Ebene (Rot: Mächtige Götter/"Kinder im Trotzalter, Feudalreiche"), zu der zielbewusst-/autoritären Ebene (Blau: "Macht der Wahrheit/religiöser Fundamentalismus"), zu der erfolgreich-strategischen Ebene (Orange: "Streben und Trachten/Materieller Gewinn/Investementbanker") und schließlich zu der gemeinschaftlich-egalitären Ebene (Grün: "Menschliche Verbindungen/Gemeinschaftsgefühl/ Das fühlende Ich/ Greenpeace"). Hier geschieht nun ein vorläufiger Abschluss der Entwicklung und deshalb werden diese ersten sechs Ebenen, auch "Ebenen der Grundexistenz" genannt. Danach vollzieht sich ein gewaltiger Sprung der Bewußtseinsentwicklung, "eine evolutionäre Verschiebung im Bewußtsein". Bisher wurden erst zwei dieser größeren "Seinsebenen" erforscht, Gelb und Türkis, und die letzte Ebene, die Integrale, taucht erst langsam am Horizont auf. In diesem Essay möchte ich mich aber hauptsächlich auf die ersten sechs Ebenen (bis Grün) berufen, da diese weltweit am meisten verbreitet sind. Laut
Ken Wilber<span style="font-size: x-small;"> <i>(Ganzheitlich Handeln, S
21ff</i></span><i>) </i>befinden sich ca. 90% der Weltbevölkerung auf den Ebenen Rot, Blau und
Orange, 10% auf Grün. 1% auf Gelb und 0,1% auf Türkis.<br />
<br />
In diesem Zusammenhang ist es weiterhin wichtig zu verstehen, dass diese Spirale in jedem von uns ist. Dies hatte ich weiter oben schon erwähnt, und ich werde nicht müde, es immer wieder zu tun, ganz einfach deswegen, weil es zum grundlegenden Verständnis dieser Theorie elementar wichtig ist - und für alle weiteren Ausführungen. Dazu sagt Ken Wilber:" Darüber hinaus wurde durch viele weitere Forschungen bestätigt, dass jedes einzelne Individuum alle diese Meme (Ebenen) potentiell zu seiner Verfügung hat. Und deshalb werden die Linien gesellschaftlicher Spannung völlig neu gezeichnet: Sie beruhen nicht auf Hautfarbe, wirtschaftlicher Klasse oder politischer Zugehörigkeit, sondern auf dem Typ von Mem (Ebene), von dem aus eine Person tätig ist. In einer besonderen Situation ist es nicht mehr "Schwarz gegen Weiß", sondern vielleicht Blau gegen Purpur, Orange gegen Grün und so weiter. <i>Und während niemand die Hautfarbe wechseln kann, kann er doch sein Bewußtsein verändern.</i> Don Beck formuliert das so: " Die Betonung liegt nicht auf Typen <i>von</i> Menschen, sondern Typen<i> in</i> Menschen." <i><span style="font-size: x-small;">(Ganzheitlich Handeln, S21)</span>. </i>Das heißt nichts anderes, als das wir die Ebenen je nach unseren Kapazitäten leben, bewusst oder unbewusst, in Antwort auf entsprechende Lebensbedingungen. Wenn wir uns jetzt die oben dargestellte Grafik näher anschauen, werden wir aufgrund der farblichen Schattierungen schnell festellen, dass jede nächsthöhere Ebene die vorherige integriert, was bedeutet, sie integriert deren Fähigkeiten und Werte <i>und</i> bringt gleichzeitig auf der höheren Ebene völlig neue, eigene hervor. Es ist mehr ein fließender, als linearer Prozess, gekennzeichnet durch Strömungen, Wirbeln und Wellenbewegungen. Jede neue Ebene hat ihr eigenes
Set an Werten und Fähigkeiten, die es Menschen ermöglicht, in Ihrem jeweiligen
Lebenskontext zu überleben.<br />
<br />
<br />
Soweit, so gut. Fassen wir kurz zusammen: Unsere Entwicklung als Individuum und als Kollektiv verläuft spiralförmig nach oben zu immer komplexeren Ebenen. Die unteren werden dabei nicht "ausgelöscht" oder vergessen, sondern deren Werte und Fähigkeiten in die nächst höheren mit übernommen (integriert). Diese Entwicklung ist kein Automatismus. Es kann auch zu einem Stillstand auf einer Ebene kommen oder gar zu einer Rückentwicklung (z.B. Alzheimer). Entscheidend für ein voranschreiten in der Entwicklungsspirale ist unser kultureller Kontext ( der Eingeborene im Urwald wird, solange er in seiner Sippe lebt, niemals auf die Idee kommen, seine Nahrung anders zu beschaffen, als mit Pfeil und Bogen), sowie die Notwendigkeiten und Bedürfnisse (eventuell wird aber eines Tages sein Urwald abgeholzt und es besteht somit die Notwendigkeit sich andere Quellen der Nahrungsbeschaffung zu erschliessen - Ackerbau, Tauschhandel oder die Umsiedlung in eine Stadt. Er ist "gezwungen" sich weiterzuentwickeln, um zu überleben).<br />
<br />
<br />
Nach diesem grundlegenden Verständnis von Entwicklungsebenen in einem Individuum - sowie in einem Kollektiv - sollten wir recht schnell erkennen können, dass bei vielen derzeitigen Problemen einfach unterschiedliche Entwicklungsebenen aufeinanderprallen, die voneinander nichts wissen, ja, sogar nichts voneinander wissen wollen. Jeder pocht auf sein Recht als alleiniger Inhaber der richtigen Weltanschauung. Von seiner Stufe aus bertrachtet ist dies auch völlig in Ordnung. Es fehlt einfach die Fähigkeit, in den ersten sechs Existenzebenen quasi über den Tellerrand nach unten oder oben zu schauen. Dies ist kein Vorwurf, sondern ein Akt der natürlichen evolutionären Bewußtseinsentwicklung. Es fehlt das grundlegende Verständnis für die Position (oder Ebene) des anderen. Erst ab der ersten "Seinsebene", der Gelben, wird dies möglich sein. Aber wie wir gesehen haben, sind wir davon weltweilt noch weit entfernt und der Großteil der Bevölkerung befindet sich noch auf den "niederen" Stufen Rot, Blau und Organge. Darum kann es nicht darum gehen, die "Speerspitze" der Entwicklung mit gerade mal 10% Bevölkerungsanteil voranzutreiben, sondern zur Gesundung der gesamten Spirale beizutragen, also ihr Fundament zu stärken, weil darauf alle höheren Stufen aufbauen und sie ansonsten in sich zusammenbrechen würde. Als kurze Beispiele für diese Konflikte zwischen den einzelnen Ebenen seien hier genannt: die (Orange) "europäische Troika" gegen das (blaue) griechische Volk; die (grüne) Occupybewegung gegen die (orangen) gierigen Banker; der (blaue) puritanische Prediger gegen den (grünen) transzendenten "Osho"-Anhänger; die (roten) Hells Angels Rocker gegen den (blauen) rechtschaffenden Staat. Auch hier ist es wichtig zu erwähnen, dass es in einer Troika, in einem griechischem Volk oder eine Protestbewegung unterschiedliche Ebenen der Entwicklung gibt. Die gesamte Farbpalette der Spiral Dynamics von Purpur bis Grün ist vertreten. Aber es gibt einen Bewußtseinsschwerpunkt auf einer Ebene, eine Durchschnittsmenge, wie z.B. Blau bei den Griechen, was aber nicht heißt, dass Rot, Orange oder Grün (in Ansätzen) nicht vorhanden wären. Wir müssen aber bei unseren weiteren Betrachtungen von diesen Bewußtseinsschwerpunkten in Populationen und Bewegungen ausgehen, um ein besseres Verständnis für die aufzuzeigenden Problemfelder zu erlangen.<br />
<br />
<br />
In diesem ersten Kapitel haben wir eine erste Ahnung davon bekommen, warum es für viele derzeitigen Probleme keine einfachen Lösungen und Parolen gibt, auch wenn man diese immer wieder aus Protestbewegungen und spirtuellen Kreisen hört. Mit Parolen wie, "Kapitalistenschweine", " blutsaugende Troika" oder "der weltweiten Verschwörung der Eliten" ist es einfach nicht getan. Es ist richtig, dass die Banken Milliarden verspekulieren und die Verluste dann durch steuerfinanzierte Rettungsschirme "sozialisieren". Und es ist auch richtig, und für die aufkommende Postmoderne wichtig, dagegen zu protestieren, sich zu empören und es einer breiten Masse und den Politikern mitzuteilen. Aber es ist eben nicht die "ganze" Wahrheit, sondern maximal die Halbe. Es macht einfach mehr Sinn alle Beweggründe mit einzubeziehen und dann auf Grundlage dessen, eine Lösung und einen Ausweg für diese Auswüchse der Moderne zu finden. Bisher hörte ich immer nur <i>gegen</i> was demonstriert wird, aber nicht <i>für </i>was. Eine "Theorie von Allem" muss auch die Ansichten von allen berücksichtigen, auch wenn es aus dem gerade zu bekämpfenden oder verhaßten Lager kommt. Das Alte (vorherige) umschliessen, nicht zerstören, und dann etwas Neues entstehen lassen. Nur dann ist ein Lösungansatz möglich, der alle Ansichten miteinbezieht und somit zu einer tragfähigen Basis für die Entwicklung aller Bewußtseinsebenen beiträgt. Mit diesem "Rüstzeug" können wir nun versuchen, uns diesem "Clash der
Titanen" weiter zu nähern, um der Frage nach einer Perspektive weiter auf den Grund zu
gehen. Und um eventuell sogar am Ende einen breiten Lösungsansatz
aufzuzeigen. Es wird eine Herkulesaufgabe werden, soviel ist klar.<br />
<br />
<br />
<br /></div>
Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-16699501120381789342012-05-23T09:18:00.001+01:002012-05-24T17:46:33.253+01:00Das Interview<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Liebe Freunde und Leser,<br />
<br />
heute ist im Giessener Anzeiger ein letzter Zeitungsbericht zu der Way of Living Radtour erschienen. Diesmal ist es ein Interview zu der Radtour und meinem Reiseleben seit zwei Jahren. Der Redakteur schickte mir die sechs Fragen und ich beantwortete Sie ihm gerne und ausführlich. Ich glaube, dieses Interview ist ein passender Abschluss der Berichterstattung von dieser sechsmonatigen Radtour. Es gewährt einen Einblick in meine inneren Prozesse während der Tour und gibt einen Ausblick auf mein weiteres (Reise) Leben.<br />
<br />
<a href="https://docs.google.com/open?id=0B1vzSyq0drTGVUkxVXI1Y0l0ZFk" target="_blank">Interview Giessener Anzeiger</a><br />
<br />
Wie ihr lesen könnt, arbeite ich momentan an meinen Aufzeichnungen von der Radtour. Diese setzen sich aus meinen Tagebuch- und Blogeinträgen zusammen, werden redigiert und ergänzt. Wenn alles so klappt wie ich es mir vorstellen, kommt am Ende ein fertiges Buch heraus. Die gesamte Tour und Ihre Erlebnisse kompakt zusammengefasst, ergänzt durch philosophische Einwürfe und persönliche Einsichten. Ob elektronisch oder gedruckt, das wird sich zeigen, je nachdem ob ich einen Verlag finde. Die ebook Variante ist derzeit am einfachsten umzusetzen. Dieses Projekt nimmt einige Zeit und Arbeit in Anspruch, insofern wird es noch einige Wochen dauern. Zudem stecke ich momentan in einem weiterem Umzug im Raum Erlangen. Nichtsdestotrotz, versuche ich in der verbleibenden Zeit den Blog mit weiteren Themen interessant und aktuell zu halten. Also, bleibt dran, es wird ein spannender Sommer.<br />
<br />
Herzlichst<br />
O.L.</div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-21944038056871061212012-05-14T12:27:00.001+01:002012-05-14T12:31:20.984+01:00Gesamtstatistik Way of Living Radtour<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Hier nun die Gesamtstatistik der kompletten Radtour. Für alle Fans von Zahlen, Daten, Fakten. <br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Gesamt-Dauer:</span> 81 Tage<br />
Hinfahrt Frankfurt - Korfu: 59 Tage<br />
Rückfahrt Venedig - Frankfurt: 22 Tage<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Gesamt-Km</span>: 4.419 (ohne die Fahrten in GR)<br />
Hinfahrt: 3.114 km<br />
Rückfahrt: 1.305 km<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Durchschnitt. - Tages-KM:</span> 58,14<br />
<br />
<b>Längste Etappe: </b>130, 25 km (Ingolstadt - Nürnberg)<br />
<b>Kürzeste Etappe:</b> 12,9 km (Bibinje - Jakov)/Kroatien<br />
<br />
<i><u>Hinfahrt</u></i><br />
<ul style="text-align: left;">
<li><span style="font-style: italic;">Deutschland</span> </li>
<li>14 Tage</li>
<li>792 Km<span style="font-style: italic;"> </span></li>
<br />
</ul>
<ul style="text-align: left;">
<li><span style="font-style: italic;">Österreich</span></li>
<li>10 Tage</li>
<li>602 Km</li>
</ul>
<br />
<ul style="text-align: left;">
<li><span style="font-style: italic;">Slowenien</span></li>
<li>4 Tage</li>
<li>200 Km</li>
</ul>
<br />
<ul style="text-align: left;">
<li><span style="font-style: italic;">Kroatien</span></li>
<li>17 Tage</li>
<li>849 Km</li>
</ul>
<br />
<ul style="text-align: left;">
<li><span style="font-style: italic;">Montenegro</span></li>
<li>4 Tage</li>
<li>185 Km</li>
</ul>
<br />
<ul style="text-align: left;">
<li><span style="font-style: italic;">Albanien</span></li>
<li>9 Tage</li>
<li>485 Km</li>
</ul>
<br />
<u><i>Rückfahrt</i></u><br />
<br />
<ul style="text-align: left;">
<li><i>Italien</i></li>
<li>6 Tage</li>
<li>375 km</li>
</ul>
<br />
<ul style="text-align: left;">
<li><i>Österreich</i></li>
<li>3 Tage</li>
<li>208 km</li>
</ul>
<br />
<ul style="text-align: left;">
<li><i>Deutschland</i></li>
<li>14 Tage</li>
<li>721 km</li>
</ul>
<br />
<i><br /></i></div>
<i><u>Höhenprofile</u> </i><br />
<br />
<i>Bozen - Brennerpass
<iframe frameborder="0" height="694" scrolling="no" src="http://www.geocontext.org/publ/2010/04/profiler/obj/v2/?sub_v=1&topo_ha=20120597314111420&size=medium&storke_color=000000&storke_weight=3&color=4684ee&units=km" width="580"></iframe>
<i>Wiesing - Achensee</i>
<iframe frameborder="0" height="694" scrolling="no" src="http://www.geocontext.org/publ/2010/04/profiler/obj/v2/?sub_v=1&topo_ha=20120570014111444&size=medium&storke_color=000000&storke_weight=3&color=4684ee&units=km" width="580"></iframe>
</i></div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-88995615975351407282012-05-08T11:27:00.000+01:002012-05-08T11:42:09.536+01:00Neuer Zeitungsartikel und Emailnewsletter<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Liebe Freunde und Leser,<br />
<br />
die Regionalzeitung Giessener Allgemeine nahm während meiner Zeit in Griechenland Kontakt mit mir auf, und bekundete nach meiner Rückkehr Interesse an einer Reportage über meine Radtour. Nach einem über zweistündigen Gespräch, ist der nachfolgende Artikel herausgekommen, der in sehr persönlicher, fast schon poetischer Weise, nicht nur von der Tour berichtet, sondern auch über die Beweggründe für meinen Aufbruch vor über zwei Jahren.<br />
<br />
<a href="https://docs.google.com/file/d/0B1vzSyq0drTGQmw3dS1Fb2laZlU/edit" target="_blank">Giessener Allgemeine 05.05.12</a><br />
<br />
Desweiteren möchte ich euch die beiden Möglichkeiten ans Herz legen, immer auf den neuesten Stand zu bleiben. Zum einen gibt es einen emailsnewsletter und zum anderen die Möglichkeit den Blog zu abonnieren (RSS-Feed). Beides findet ihr auf der linken Seite ganz unten. In nächster Zeit wird sich hier auf dem Blog einiges tun. Neue Projekte, neue Ideen.<br />
<br />
Herzlichst<br />
euer <br />
O.L.</div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-21097200956114158782012-05-07T10:20:00.001+01:002012-09-30T09:21:01.741+01:00Eine Nacht bei Occupy<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<br />
Diese Gruppe von jungen Menschen, haben sich letztes Jahr zusammen getan, haben zuerst nur demonstriert und dann besetzt "occupiert", nach dem Vorbild aus den USA. Was in Amerika, New York mit seiner Wall Street ist, ist in Deutschland, Frankfurt mit seiner Wertpapierbörse. Nicht weit davon entfernt steht der Wolkenkratzer der Europäischen Zentralbank und davor gibt es eine Grünanlage. Und dort haben sie sich dann hingesetzt und sind geblieben, seit letztem Herbst. Und über den Winter, bei minus 15° Grad. Und vor dieser kleinen Zeltstadt stehe ich nun, dem "Occupycamp Frankfurt". Als ich über die Mainbrücke in die Innenstadt fuhr, wollte ich eigentlich erst zur Börse und dann zum Camp, aber dieses war näher und schneller zu finden. Nun war ich also da. Die Occupy-Bewegung stand vor mir, in Form einer Zeltstadt. Erst im Dezember letztes Jahres habe ich angefangen, mich näher mit dieser Protestbewegung zu beschäftigen. Und fand schnell heraus, dass es viele gemeinsame Schnittmengen mit den Motiven für meine Griechenlandtour gab. Da ich ja sowieso nach Frankfurt zurückwollte, lag es nahe, die Chance zu ergreifen, um mir ein eigenes Bild von den Menschen und Motiven dieser Bewegung zu machen.<br />
<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgA1WLRj6MqW5IKf-gXu7knsOlL6Mu510qltQhIlh7TMiehJCqtOo4ZOAW9bwIvVs5xfF5I0BIwLaDKRaKNwRpYMntAfQB9awQ6Y4Lu6Prc4Q9tq2rcs28t9EKFanWcZ_dzsJfq16mnKqI-/s1600/CIMG2041.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgA1WLRj6MqW5IKf-gXu7knsOlL6Mu510qltQhIlh7TMiehJCqtOo4ZOAW9bwIvVs5xfF5I0BIwLaDKRaKNwRpYMntAfQB9awQ6Y4Lu6Prc4Q9tq2rcs28t9EKFanWcZ_dzsJfq16mnKqI-/s320/CIMG2041.JPG" width="320" /></a>Ich stand am Eingang des Camps. In der Mitte verlief ein Pflasterweg, links und rechts waren die Grünflächen. Links von mir erspähte ich den Infostand, gegenüber stand das grosse Eurosymbol vor der EZB. Überall hingen Transparente und Plakate. Ich stellte mein Fahhrad ab und musste das zuerst mal auf mich wirken lassen. Viele Eindrücke gleichzeitig prasselten auf mich ein. Ich vernahm eine Mischung aus Spannung und innerer Erregung. Das Camp ist das grösste in Deutschland. Die Medien berichteten in breiter Front darüber, auch außerhalbs Deutschlands. Ich schnappte meine Digitalkamera und begab mich auf Spurensuche. Langsam ging ich an den einzelnen Zelten vorbei. An einer Leine gespannt, hängen Zitate und Parolen. Mit ganz unterschiedlichen Aussagen. Auch aus der Literatur, ein Zitat aus "Wilhelm Tell" springt mir ins Auge. <br />
<br />
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-KWQAHxO1kA4/T6eKPkG0a2I/AAAAAAAAA6E/9L-LEWHc0Qs/s1600/CIMG2034.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="240" src="http://2.bp.blogspot.com/-KWQAHxO1kA4/T6eKPkG0a2I/AAAAAAAAA6E/9L-LEWHc0Qs/s320/CIMG2034.JPG" width="320" /></a>Einige Meter weiter sehe ich eine Gruppe von Leuten auf Stühlen im Kreise sitzen. Später erfahre ich, dass dies eine "Asamblea " war, das spanische Wort für "Versammlung", und eines der wichtigsten Entscheidungsgremien der Bewegung. Ein buntes Bild von Menschen und Gesichtern bot sich mir. Rechts vor einem Zelt sitzt eine Gruppe von jungen Männern, die man eindeutig als "Punker" identifizieren kann. Weiter vorne junge Kerle mit langen Haaren, Rastazöpfen, Menschen mit Migrationshintergrund. Als ich auf dem Rückweg wieder an der Versammlung vorbei komme, höre ich eine lautstarke Diskussion. Ein stämmiger Typ mit dunklem Teint hat das Wort. Er scheint aufgebracht, brüllt einen Deutschen an: " Ihr seid alle Nazis". Aufgeheizte Stimmung. Ein junger Kerl mit langen Rastazöpfen hat das Wort. Ich erkenne ihn sofort wieder, aus einer ARD-Reportage die ich im Internet sah. Später rede ich mit ihm. Jan ist sein Name und gehört zu den Engagierteren, denen den es wirklich um was geht. " Hier geht es um was grösseres. Wir können es uns nicht mehr leisten, dass jeder seinen "Ego-Trip" hier durchzieht". Er wendet sich an den aufgebrachten Migranten. "Du hast so eine aggresive Art an dir. Du provozierst die Leute bis aufs Blut. Du hast deine Aggros nicht unter Kontrolle. Das können wir hier nicht mehr gebrauchen. Wer sich nicht an die Regeln hält muss gehen.Wir brauchen Leute die sich einsetzen wollen, die etwas bewegen wollen. Es geht ums Ganze, um 7 Milliarden Menschen." Jan erhält großen Applaus, der sich bei dieser Art der Versammlung mit winkenden rechten Händen kundtut.<br />
<br />
Ich gehe weiter. Schaue in die Zelte. Sehe viel Unrat rumliegen. Ich bin hin- und her gerissen. Soll ich hier wirklich eine Nacht bleiben? Das alles schaut mir wie ein Sammelbecken von gescheiterten Existenzen und Anarchisten aus. Nieder mit dem System, auch mit Gewalt! Nicht mein Ding. Gewaltfreiheit ist die oberste Maxime. Offensichtlich herrscht ein aggresiver Ton untereinander, der sich zum Teil auch in Handgreiflichkeiten entlädt. Ist dies die Bewegung unseres Jahrzehnts, der aufkommenden Postmoderne, die der Moderne und dem Kapitalismus einen Spiegel vorhalten will: so gehts nicht mehr weiter?! Mein erstes Gefühl ist kein gutes und meist kann ich mich darauf verlassen. Aber ich komme auch gerade von einer sechsmonatigen Radtour zurück, war langem im Ausland. Ich muss mich zuerst mal wieder akklimatisieren, allgemein an Deutschland und nicht nur an dieses Camp. Also beschliesse ich zu bleiben. Ich gehe zum Infostand und stelle mich vor.<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizSkCtlzUaUMdr14YFJQpfWxGwMAl37Q2bC1GHGHk67KXwk3O2n8lStndnj2zA6cBeR-q3C-3VY-miXmHhrhuqUL6TzwjuEAeTqr2ykaKUVdllUlk73AbZel4SX4QST91OzQgRYynsgvMb/s1600/CIMG2035.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="150" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizSkCtlzUaUMdr14YFJQpfWxGwMAl37Q2bC1GHGHk67KXwk3O2n8lStndnj2zA6cBeR-q3C-3VY-miXmHhrhuqUL6TzwjuEAeTqr2ykaKUVdllUlk73AbZel4SX4QST91OzQgRYynsgvMb/s200/CIMG2035.JPG" width="200" /></a></div>
<br />
Wenige Minuten später kommt Thomas an den Stand. Wir kennen uns, zumindest per email. Mit ihm hatte ich von Griechenland aus Kontakt aufgenommen. Ihn würde ich auch als eine der tragenden Säulen bezeichnen. Auch wenn das innerhalb der Bewegung vielleicht keiner hören will. Er war lange für das Infotelefon, und somit, für die Aussendarstellung verantwortlich. Er weiss gleich Bescheid und begrüsst mich. Ich bekomme gezeigt wo ich mein Zelt aufstellen kann. Danach gehe ich mit Thomas in die gegenüberliegende Opernkantnine. Das Schauspielhaus unterstützt die Bewegung, stellt den Zugang zu der Kantnie und zu sanitären Anlagen zur Verfügung. Er erklärt mir auch wo ich duschen kann. Nach drei Tagen wäre es mal wieder dringend nötig. Dafür nehme ich auch die Bedingungen für diese Möglichkeit des Duschens in Kauf. Vieles läuft hier auf Improvisation und Unterstützung von anderen Organisationen hinaus. So kommt auch die Caritas ins Spiel. Dieses betreibt zwei Strassen weiter eine Tageseinrichtung für Obdachlose. Und stellt sie dem Camp mit zur Verfügung. Somit stehe ich das erste Mal in meinem Leben in einer Obdachlosendusche. Ein Erlebnis, das ich nur einmal brauche. In Bangkok ging ich einmal am Hauptbahnhof in eine öffentliche Dusche. Auch aus der Not der Dringlichkeit geboren. Ich sass 14 Stunden im Zug und in der Nacht ging mein Flug zurück nach Deutschland. Dort gab es noch abschliessbare Kabinen. Hier nicht. Hier gibt es drei offene. Es war nicht viel los. Gott sei Dank. In 20 Minuten war ich wieder draussen. Wenigstens ein Gefühl von oberflächlicher Sauberkeit. Ich fragte mich danach, wie das die Dauerbewohner im Camp handhaben? Später erfahre ich, das viele zu Freunden in umliegenden Häusern gehen. Ich kann es verstehen. Allein das wäre ein Grund für mich, nicht länger im Camp zu bleiben.<br />
<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYf1UhE4t97QxUWKPe-ZFfeNmpwieDNsXF14-IXbNAAKU29P0evdTfRWVlliPFIPaRaNRUYb7Z16kedif51PYa65KrlfLR1-M3ffJUEDRQemkdSH4RYmRB4DORRok8Fl_sA35-wgdeJn-W/s1600/CIMG2044.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="150" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYf1UhE4t97QxUWKPe-ZFfeNmpwieDNsXF14-IXbNAAKU29P0evdTfRWVlliPFIPaRaNRUYb7Z16kedif51PYa65KrlfLR1-M3ffJUEDRQemkdSH4RYmRB4DORRok8Fl_sA35-wgdeJn-W/s200/CIMG2044.JPG" width="200" /></a>Während des Essens mit Thomas stelle ich viele Fragen. Bin natürlich neugierig, auf die Bewegung, die Menschen, die Absichten? Mir wird relativ schnell klar: Jeder macht hier sein Ding. Es ist ein Sammelbecken von Menschen aus allen Schichten und allen Weltanschauungen. Auch Thomas. Er meint lapidar zu mir: "Zuhause habe ich noch jede Menge Ideen in meiner Schublade liegen." Daraufhin drückt er mir zuerst mal seinen selbst entworfenen Aufkleber in die Hand. Mit seiner Homepage. Und seinen Ideen darauf. Dagegen ist zunächst mal nichts einzuwenden. Mir kommen spontan die aufgeschnappten Worte von Jan aus der Versammlung ins Gedächtnis: "Wir können uns das nicht mehr leisten, müssen voran kommen." Das ist die große Frage: kommt man als Bewegung voran, wenn man alle Meinungen als gleichwertig ansieht, keine natürlichen Abstufungen anerkennt, weil dies gleich als Diskriminierung und Ausgrenzung aufgefasst wird und somit zuerst mal alles gelten lässt? Ich habe da meine Zweifel.<br />
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<a href="http://1.bp.blogspot.com/--XXwvqVo_6M/T6eP1zE2H4I/AAAAAAAAA6Y/FrOPEb0G8ig/s1600/CIMG2049.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="150" src="http://1.bp.blogspot.com/--XXwvqVo_6M/T6eP1zE2H4I/AAAAAAAAA6Y/FrOPEb0G8ig/s200/CIMG2049.JPG" width="200" /></a>Nach dem Essen geht es zurück ins Camp. Thomas verabschiedet sich. Ich möchte versuchen noch ein paar Meinungen einzufangen, ein paar Aktivisten zu treffen "denen es wirklich um was geht". Denn es gibt auch andere. Die Parasiten, die Trittbrettfahrer. Der Ausdruck kommt nicht von mir. Den habe ich im IT-Zelt von Ottmar aufgeschnapt, seines Zeichen einer der Hauptverantwortlichen in diesem Bereich. "Die fressen sich hier durch. Obdachlose. Abhängige. Denen geht es um nix, ausser einem Dach über den Kopf. Oder nur eine Zeltplane. Und zwei Mahlzeiten am Tag." Das Camp als Sozialstation. Auch ein Phänomen gegen das zuerst mal nichts spricht. Diese Leute werde sonst überall verachtet und ausgestossen. Hier zunächst mal nicht. Wenigstens eine Zeitlang. Das scheint sich jetzt langsam zu wandeln, so habe ich den Eindruck.<br />
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Ich stehe vorne am Eingang, unterhalte mich mit einer Frau aus dem "AK Flower Power". AK steht für Arbeitskreis, und davon gibt es hier einige. Das Camp soll eine grüne Lunge bekommen. Das Prinzip Selbstversorgung. Jan kommt hinzu. Er sprüht vor Energie, beim sprechen überschlagen sich fast seine Sätze. Wenn man ihn von aussen sieht, könnte er locker als "jointrauchender Yogalehrer" durchgehen. Wenn man ihn sprechen hört, als Investementbanker. Vorsicht Vorurteil! Er ist voll drin in der Materie: Hebel, ESM, Spekulationsblase, EZB. Er bereitet gerade einen Text vor, für die nächste Pressekonferenz mit dem Chef der EZB. Die Bewegung hat Kontakt und erhält Unterstützung von Journalisten, Professoren, Finanzexperten. Ich bin beeindruckt, stelle ihm ein paar Fragen. Die drängendste: Was kommt nach dem großen Crash? Weil, der soll ja kommen, und wird von manchen sogar erhofft? Ich erfahre, das dies genau das perverse Spiel der Banken ist. Er wirft mit Fachausdrücken um sich. Alles verstehe ich nicht. Nur eines: Der Crash kommt nicht, da die Banken mit der derzeitigen Angst davor, immer mehr und immer weiter verdienen. Er verabschiedet sich Richtung Schauspielhaus. Der Text wartet. Die Kantnine hat bis 24 Uhr geöffnet.<br />
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<a href="http://1.bp.blogspot.com/-aqd24dnUgXA/T6O_HnJ4_OI/AAAAAAAAA48/0ktNk3YMlTo/s1600/CIMG2042.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="150" src="http://1.bp.blogspot.com/-aqd24dnUgXA/T6O_HnJ4_OI/AAAAAAAAA48/0ktNk3YMlTo/s200/CIMG2042.JPG" width="200" /></a>Ich setze mich zum Infostand. Uwe und eine Holländerin sitzen hinter dem Tresen. Wenig später gesellt sich ein junger Biologiestudent in den Zwanzigern dazu. Auch einer der "Aktiven", wie ich schnell heraushöre. Plötzlich Aufruhr. Ein Typ in den Fünfzigern, mit Lederjacke, leichter Plautze und Frankfurter Dialekt vertreibt zwei fotografierende Japaner vom Eingang. Der junge Student schreitet sofort ein. "Lassen sich doch die Leute fotografieren." Dann wird es spannend. "Diese Scheiss Japse. Fotografieren jeden Mist. Ihr seid alle Abschaum." Das nenne ich eine Breitseite. Doch der Student ist redegewandt. Es kommt zu einer lautstarken Diskussion. " Wie lange soll das hier noch weiter gehen. Schau dir doch mal das Lager an. Hier müsste mal ein kleiner Hitler kommen, der würde hier aufräumen." Ein Altnazi! "Ah, jetzt haben wir einen Grund die Polizei zu rufen" entgegnet der clevere Student. Der Alte hat nun sein Pulver verschossen, versucht als letztes Mittel die persönliche Tour: " Geh was arbeiten. Wenn du mein Sohn wärest, dir würde ich die Ohren langziehen." Der junge Occupierer lässt sich nicht provozieren: " Ich gehe seit zehn Jahren arbeiten. Gott sei Dank sind Sie nicht mein Vater. Da kann ich ja heilfroh sei". Der Alte ist auf Rückzug, hat seinen aufgestauten Frust rausgelassen, sein Pulver verschossen.. Ich bin beeindruckt von dem jungen Aktivisten. Der aufgebrachte Frankfurter verzieht sich Richtung Bahnhofsviertel. Uwe geht ihm ein paar Schritte hinterher. Zur Sicherheit, falls er beim Weggehen nicht doch noch ein Zelt in Brand steckt.<br />
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Es ist schon spät, für heute habe ich definitv genug erfahren vom Campleben. Ich verabschiede mich und ziehe mich in mein Zelt zurück. Wir befinden uns hier direkt in der Innenstadt. Um die Anlage herum verläuft eine Hauptverkehrsstrasse. Auf eine ruhige Nacht brauche ich mich also nicht einzustellen. Aber es kommt noch schlimmer. Der größte Lärm sollte die ganze Nacht nicht vom Verkehr kommen, sondern aus dem Camp. Bis 2 Uhr nachts liege ich wach. Irgendwelche emotional völlig Verhornten, denen die Nachtruhe ihrer Mitbewohner komplett am Arsch vorbei geht, trommeln bis in die frühen Morgenstunden. "Revolution"....bambamm "Revolution"...babambamm. Die immer gleichen Trommelschläge. Sie gehen mir ins Mark. Am liebsten würde ich ihm seine "Revolution Buschtrommel" über den Kopf ziehen. Aber ich bin ja nur Gast und morgen früh wieder weg. Zudem läuft bis weit nach Mitternacht die Musikanlage auf voller Lautstärke. Ich frage mich erneut, wie unter diesen Bedingungen, die "Engagierten" etwas auf die Beine stellen wollen. Mit akutem Schlafmangel lässt sich keine Revolution starten, die ist nur was für "Ausgeschlafene"!<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg75Ugd2OdgEhXgJhinNRqstTT78QqoYr9Q5JocRNxWS2r5CK-OPkrmeRCooJoveq7nRIMntUsqqPHwMDIBGhyphenhyphenhozxO7EwnulBMH3f0DwUCoFKwaDAdYRs7nU-hDhg1KzrJVNTjbOrA1pts/s1600/CIMG2045.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg75Ugd2OdgEhXgJhinNRqstTT78QqoYr9Q5JocRNxWS2r5CK-OPkrmeRCooJoveq7nRIMntUsqqPHwMDIBGhyphenhyphenhozxO7EwnulBMH3f0DwUCoFKwaDAdYRs7nU-hDhg1KzrJVNTjbOrA1pts/s320/CIMG2045.JPG" width="320" /></a></div>
Am nächsten Morgen sitze ich um 9 Uhr wieder auf dem Rad und begebe mich auf die letzten Kilometer dieser Tour in Richtung meines Heimatdorfes. Viele Bewohner habe ich zuvor nicht mehr angetroffen. Kein Wunder, bei dem Trommelfeuer bis in den Morgen. Jan treffe ich noch einmal kurz im IT-Zelt. Er arbeitet weiter an seinem Text vom Vorabend. Er meint es hätte ihn gefreut und ich könne ja einen Artikel von meinen Eindrücken in Griechenland für die Bewegung schreiben. Im Prinzip gibt es schon etwas in dieser Art, und zwar hier auf dem Blog. Aber mal schauen. Ich verabschiede mich, wünsche weiterhin viel Erfolg und eventuell bis wieder einmal. Im Mai soll es wieder weltweit koordinierte Protestaktionen geben. Aber soweit denke ich noch nicht. Für mich heisst es zuerst mal richtig ankommen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.<br />
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Was die Occupybewegung betrifft muss ich zuerst mal die Eindrücke der letzten 24 Stunden verarbeiten. Ich habe gute Ansätze gesehen, aber auch viel Fanatismus und Narzissmus. Ganz klar, es ist eine Bewegung im Entstehungsprozess, und eventuell kam ich zu einer Zeit, in der eine neue Phase der Konsoldierung begann. Nach meinen ersten Eindrücken zu folge, wird es für die Zukunft der Bewegung entscheidend sein, aus der Sphäre der pluralistischen Werte, der oft mühseligen Meinungsvielfalt und des multikulturell, antihierarchisch, ausgeprägen Wertesystems, in eine Phase der natürlichen Abstufungen von Rangordnung und Leistung zu gelangen (Wachstumshierarchien!). Und zwar, ohne gleich nach Ausgrenzung oder Unterdrückung von Minderheiten zu schreien. Wissen und Kompetenz sollten Vorrang haben vor Macht, Status oder Gruppenempfindlichkeiten. In jedem Fall eine Bewegung, bei der es sich lohnt, die weitere Entwicklung zu verfolgen und gegebenenfalls zum geeigneten Zeitpunkt mit einzusteigen.<br />
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Und bei mir? Wie geht es nun weiter? Darauf eine Antwort zu geben, fällt mir momentan schwer. Deshalb lasse ich lieber einen der Grossen antworten, einem der immer wieder aufs neue versucht hat, seine eigene Seele und die seiner Mitmenschen zu ergründen, in all ihren Höhen, in all ihren Tiefen, und der mir mit seinen Büchern des öfteren aus der Selbigen gesprochen hat. Ich spreche von Hermann Hesse. Zeit seines Lebens wurde er von seinen inneren Widersprüche getrieben, zuweilen auch geplagt. Eine innere Spannung, die in einem wunderbaren Satz für die Ewigkeit ihren Ausdruck findet: <i>Die Sehnsucht nach Heimat und das Bedürfnis nach Aufbruch.</i> <br />
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Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-74693885278309508462012-05-06T16:46:00.000+01:002012-05-15T21:25:25.490+01:00Ein Hauch von Abschied<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Tag 22: Stockstadt - Frankfurt<br />
<br />
Das grosse Finale!!
Heute am Montag, den 02.04, werde ich in Frankfurt eintreffen. Von
Aschaffenburg aus sind es noch gute 50 Kilometer bis dorthin. Das
fahre ich auf der linken Pobacke ab! Also raus aus dem kalten Zelt, in
windeseile alles zusammenräumen und ab aufs Rad. Mich betätigen, dann
wird es mir auch schnell wärmer. Soviel sei schon mal verraten: der letzte
Tag sollte noch ein paar Überraschungen bereithalten!<br />
<br />
Die
erste gleich in Seligenstadt. Wie als letzter Beweis für
die so oft erlebte Grosszügigkeit und Menschlichkeit während der gesamten Tour. Ich hatte noch kein Frühstück im
Magen. Meine Provianttasche war diesbezüglich schon ziemlich leer. Also
entschloss ich mich, entgegen meiner Gewohnheit, aber zur Feier des
letzten Tages, in ein Cafe zu gehen. Einen warmen Tee und ein
Marmeladenbrötchen sollte man für 5 € bekommen. Ich fuhr in die
Innenstadt und schaute nicht im feinsten Haus am Platze zu landen. So
landete ich in einem gewöhnlichen Cafe, mit kaffetrinkenden und
tratschtenden Rentnern. Hier war ich richtig. Ich bestellte einen schwarzen Tee,
zwei hart gekochte Eier im Glas, dazu zwei Brötchen. Mein Sitzplatz war direkt vor der Küche in der
Ecke. Die Bedienung, eine Dame um die 50 mit flottem Schritt und brauner Dauerwelle, war wohl auch gleichzeitig die Besitzerin,
was ich an den Gesprächen mit den übrigen Gästen heraushören konnte. Sie hatte
ein resolutes Auftreten, verbunden mit einem gewissem Humor und
einer natürlichen Freundlichkeit. Sie brachte mir die Eier im Glas, mit
dem Hinweis, dass ich kontrollieren solle, ob sie auch wirklich hart
gekocht seien, ansonsten würde Sie mir neue bringen. Sie waren es nicht,
aber ich wollte sie so behalten. Als kleine Entschädigung brachte Sie
mir ein weiteres Brötchen. Ich hatte mein Tagebuch und meine derzeitige
Reiselektüre auf den Tisch gelegt.<br />
<br />
Irgendwann,
nachdem Sie das fünfte mal an mir vorbeigegangen war, fragte Sie, woher ich
komme. Ich erzählte ihr meine kleine Geschichte. Sie war
beeindruckt und erzählte mir von einem Cousin, der für ein halbes Jahr
nach Australien ging. Nachdem ich gestärkt war und meine
Aufzeichnungen abgeschlossen hatte, gab ich Ihr ein Zeichen zum zahlen. "Ich muss los zur Schlussetappe nach Frankfurt"
meinte ich mit einem breitem Lächeln. Grinsend stand Sie vor mir. In
der Zwischenzeit hatten sich in der Ecke neben mir, zwei Damen
gesetzt, die wohl bekannt waren mit der Betreiberin. Sie drehte sich zu
ihnen, und fing an " von dem jungen Mann " zu erzählen, der von Frankfurt
nach Griechenland mit dem Rad gefahren ist." Plötzlich hörte das halbe
Cafe zu, Köpfe drehten sich in meine Richtung. Mir war es ein wenig
unangenehm, so plötzlich im Rampenlicht zu stehen. Es kam mir beinahe so
vor als wäre ich bei einem Vortrag! Nach Wochen mit mir und meinen
Gedanken alleine, musste ich mich zuerst mal wieder ganz allgemein auf
grössere Ansammlung von Menschen gewöhnen. Ich erzählte ein wenig
von den Motiven und Hintergründen der Tour. Von den
gesellschaftlichen Verhältnisse, von dem Getrieben sein in einer
Leistungsgesellschaft.<br />
<br />
Und dann passierte das letzte "kleine Wunder "
dieser Radtour, insbesonderer dieser Rückreise, die davon ja nur so
gespickt war. Ich machte anstalten gehen zu zahlen, und hielt Ihr
einen 5€ Schein entgegen. Sie sah mich freundlich an und meinte: " Auf
Ihrer heutigen Schlussetappe nach Frankfurt lade ich Sie zu diesem
Frühstück ein!" Kawumh. Ich war baff.
Ich bedankte mich herzlich, schrieb ihr beim rausgehen noch meine
Blogadresse auf und ging aus dem Cafe. Vor zwei Tagen der Mann von der Tafel,
heute eine Cafebesitzerin. Ein leichtes Grinsen legte sich auf
mein Gesicht. Ein Ausdruck von Vertrauen und Dankbarkeit. Ich wollte
nicht lange darüber nachdenken, sondern mein Herz mit diesen Eindrücken
füllen. Ich werde es brauchen würden, für die Tage und Wochen nach
diesen Erlebnissen, als kleiner Schutzwall für all das Kommende, das nichts mit dem Erlebten der vergangenen Monate zu tun
haben wird. Aus irgendeinem Grund wusste ich es heute schon!<br />
<br />
<b>Auf zu neuen Ufern</b><br />
<br />
Weiter
entlang des Mains. Während ich auf einer Bank sitze hält vor mir ein
Radfahrer und spricht mich an. Nach einem kurzen Small-Talk fahren wir zusammen weiter. Während der Fahrt unterhalten wir uns. Ich bin neugierig, er
ist ein Einheimischer. Zu dieser Zeit spielte ich noch mit dem Gedanken,
nach Frankfurt um zu ziehen. Egal wohin, zuerst mal raus, wieder auf eigenen Beinen stehen. Raus aus der geistigen Enge. Raus aus oberflächlichen Getratsche und
hinterlistigen Gehetze. Kurz: Raus aus diesem "Kaff". Vor 2 Jahren blieben nicht viel Alternativen, und für die Reisezeit war es ok. Die ist jetzt aber vorbei. Für die vorübergehende Bleibe bin ich dankbar, und das wars. Der
Reiseautor und Schriftsteller <a href="http://www.andreas-altmann.com/" target="_blank">Andreas Altmann</a> würde sagen: " Raus diesem
Scheissloch". Gerade schrieb er das Buch seines Lebens, wenn man so
will, seine Biografie, für die er 20 Jahre Erfahrung als Reisender und
Autor sammelten musste, um es nicht in einem "ambulanten Tränensackbericht "ausarten
zu lassen, wie er es mal in einem Interview nannte. Das Buch ist eine
gnadenlose Abrechnung mit der Scheinheiligkeit des Katholizismus, und dem
Mief des provinziellen Kleinbürgertums. Und für mich ein Ansporn.<br />
<br />
Zurück zum Main. Ich frage meinen freundlichen Mitradler, der Ende der
Fünziger ist und im vorzeitigen Ruhestand, wie es sich leben läßt, im
Rhein-Main Gebiet, oder kleiner, im Umkreis von Frankfurt. Nein,
wirklich positives kann er nicht berichten. Drei mal wurde ihm das
Fahrrad geklaut, zweimal auf der Arbeit, am helligsten Tag. Natürlich
war es immer abgeschlossen. Klar, das kann überall passieren, in jeder
grösseren Stadt. Aber es gibt auch Statistiken und da steht Frankfurt
nicht gut da, ein unrühmlicher erster Platz, bei Einbrüchen und
Diebstählen. Ich möchte wissen, wie er die Frankfurter, die breite
Masse, so einschätzen würde? Ob die Klischees, nach denen die meisten
"Stinkstiefel und Miesepeter" seien, aus seiner Beobachtung zutreffen?
Ein leichtes Grinsen setzt sich auf sein Gesicht: "Naja, wirklich herzlich
würde ich sie nicht bezeichnen." Zehn Kilometer vor Frankfurt
verabschieden wir uns. Das Gesagte deckt sich mit meinen Eindrücken der
letzten Jahre. Wie bei allen, man kann es nie pauschalisieren, aber es
gibt eine breiten Durchschnitt, wie in allen Populationen. Und irgendwie
spüre ich es auch. Nach den unterschiedlichen Regionen und Menschen der
letzten Wochen, den herzlichen Italienern, den offenen Österreichern, den lebensfrohen Bayern, folgen nun die mürrischen Hessen. Nicht alle, aber viele. Ich weiss ja wovon ich rede. Ich weiss, wie lange es gedauert hat bis ich "weltoffener"
wurde. Dazu bedurfte es des Reisens in ganz andere Kulturkreise. Und eine natürliche Offenheit, diesen zu begegnen, mit Neugier, nicht mit Vorurteilen.<br />
<br />
Ich setze mich auf eine Bank und
schaue auf den Main. Nein, ich kann hier nicht länger leben! Zu sehr
habe mich die Reisen und Erfahrungen der letzten Jahre geprägt, haben
mich Offenheit, Toleranz, Fröhlichkeit und Miteinander gelehrt. Nach
wenigen Wochen würde ich all das verlieren, würde mich wieder anpassen
müssen, an das bestehende
Umfeld. Würde quasi von ihm aufgesogen, ohne das ich was tun könnte. Ich weiss es, ich habe es immer wieder nach meiner Rückkehr erlebt. Würde zu einem Jammer- und Keifsack verkommen, über alles und
jeden hetzen und lamentieren. Lethargisch, kraftlos, freudlos. Depressiv ist nicht weit davon entfernt. Ich würde mein Innerstes verleugnen und
vergewaltigen. Es liegt ein Hauch von Abschied in der Luft; Goodbye
Hessen. Es war schön, aber nun wird es Zeit zu gehen. <br />
<br />
<br />
<br />
Mit ein wenig gedrückter Stimmung fahre ich weiter. In den nächsten Wochen
wartet einiges an Arbeit auf mich, an Organisatorischem. Ich wusste es
schon in Griechenland, jetzt, wo es immer näher kommt, hat es nochmal
eine andere Note. Fünf Kilometer weiter sehe ich die ersten Umrisse der
Frankfurter Skyline, "Mainhatten", wie sie auch genannt wird, die Stadt der
Banken, der Schauplatz von hemmungslosen Spekulationen ohne jegliche Substanz,
dem grössten Irrsinn unserer Zeit. Und darum möchte ich Menschen treffen, die diesen Irrsin genauso verabscheuen, wie ich. Und nicht länger tatenlos zuschauen wollen. Auf zum Occupy-Camp..<br />
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<a href="http://1.bp.blogspot.com/-QDMtY8EtUtk/T6aafzW5K2I/AAAAAAAAA5k/YSlqUiHlZS0/s1600/CIMG2027.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="240" src="http://1.bp.blogspot.com/-QDMtY8EtUtk/T6aafzW5K2I/AAAAAAAAA5k/YSlqUiHlZS0/s320/CIMG2027.JPG" width="320" /></a></div>
<br /></div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-3334834557401698152012-05-04T13:37:00.000+01:002012-05-04T20:52:12.620+01:00Von der Leichtigkeit des Reisens<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Tag 19: Bamberg - Würzburg<br />
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Schon nach den ersten Kilometern empfängt mich an diesem Morgen ein weiteres mal mein liebster Freund beim Rad fahren: der Gegenwind. Diesmal war er so freundlich und wehte sogar noch etwas stärker als gestern. Zermürbend. Ich bin kein erklärter Bergfahrer, aber anstelle eines heftigen Winds von vorne, ziehe ich jede Steigung vor. Erklärtes Tagesziel für heute: Würzburg. Dort wartet der letzte "Warmshowers-Kontakt" der Rückfahrt auf mich, mit dem ich gestern Kontakt aufgenommen hatte. Mal wieder kurzfristig, mal wieder per Sms und mal wieder klappte es. Glück muss man haben. Oder einfach nur Vertrauen?<br />
<br />
Aljoscha, so heisst der freundliche Zeitgenosse, der mir nach 107 kräftezerrenden Kilometern im Wind die Tür öffnet. 30 Jahre jung und Jurastudent im fortgeschrittenem Semester. Er lebt mit seiner französischem Freundin in einem 5-stöckigem Haus unter dem Dach in einer grossen Wohnung. Das Haus gehört der Großmutter und somit fällt keine Miete an. Auch ein Weg Geld zu sparen! Seine Freundin ist heute nicht da, und so kocht er für uns beide alleine eine grosse Portion Nudeln mit Tomatensoße. Zuvor konnte ich noch Menüwünsche äußern. Nach so einer langen Etappe braucht ein hungriger Radler nur eins: Kohlenhydrate. An Nudeln könnte ich mich nie satt essen. Während des Essens haben wir eine angeregte Diskussion über unser derzeitiges Demokratiesystem. Aljoscha arbeitete einmal während seines Studiums bei einem Lobbisten in Brüssel, also bei der EU. Einer Berufsgruppe, die in der öffentlichen Meinung einen genauso grossen Stellenwert hat, wie die Zeugen Jehovas, Staubsaugerverkäufer oder Versicherungsvertreter, auch bekannt als "Klinkenputzer". Seine Einsichten und Meinungen dazu waren sehr interessant und gaben mir einen ganz anderen Blick auf die Arbeit eines Lobbisten und die Arbeit des Europaparlaments. Bis 1 Uhr nachts sassen wir in der Küche und unterhielten uns über ein Bedingungsloses Grundeinkommen, direkte Demokratie und die Vor- und Nachteile einer Leistungsgesellschaft.<br />
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Tag 20: Würzburg - Faulbach<br />
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Nein, nach Frühling sieht es hier in Deutschland noch nicht aus. Nach dem Frühstück, das ich alleine und bedächtig in der Küche einnahm, da mein Gastgeber nach eigenem Bekunden für gewöhnlich etwas länger schläft, betrat ich wieder die Strasse und schaute in einen bewölkten und stürmischen Himmel. Aljoscha war so nett und gab mir eine Adresse aus dem "Dachgeberverband", einer ähnlichen Organisation, wie die "Warmshowers", nur das man sich bei den Dachgebern gebührenpflichtig registrieren muss und dafür dann ein schmales Adressbüchlein zugeschickt bekommt. Der Wohnort der Dame war in Kleinwallstadt und dies sollte mein heutiges Tagesziel werden. So plante ich jedenfalls noch am frühen Morgen. Vier Stunden später sah das Ganze schon anders aus. Die letzten zwei Tage mit starkem Gegenwind hatten doch mehr an meinen Kräften gezehrt als erwartet. Bis nach Kleinwallstadt wären es gute 80 Kilometer gewesen. Bei Faulbach merkte ich, dass ich es soweit heute nicht schaffen würde.<br />
<br />
Also galt es einen geeigneten Platz zum zelten zu finden. Nicht direkt neben dem Radweg, wenn möglich mit einer Sitzgelegenheit und windgeschützt. Vielmehr Anforderungen muss der Platz nicht erfüllen. Beim örtlichen Angelverein wurde ich fündig. Vor dem Vereinsheim standen eine ganze Reihe von Autos. Heute war ja Samstag, und somit eine gute Gelegenheit sich im Vereinsheim bei einem Glas Bier über die jüngsten Fangerfolge auszutauschen. Oder über Fußball, Frauen und dem Scheißjob der am Montagmorgen wieder beginnt. Als ich die Tür öffnete betrat ich eine Räucherkammer. Obwohl die für die Fische doch draussen war?! Hier wurden Menschen geräuchert, der letzte Schmalz im Hirn wurde konserviert. An der Theke sassen aufgereiht auf Hockern eine Horde dickbäuchiger Männer mit roten, aufgedunsenen Gesichtern. Das erste Bier war hier schon lange Vergangenheit. Flotten Schrittes ging ich auf diese Enklave der Heiterkeit zu. Ich stellte mich auf plumpe Prollsprüche ein: "Na Junge, wo kommst du denn her. Siehst aber ganz schön abgemagert aus. Trink mal zwei Bier, damit du wieder was auf die Rippen kriegst." Überraschenderweise blieb dergleichen aus. Die runden Gorillas waren offensichtlich in wichtigeres verwickelt: "Nur weil ich Bayernfan bin", "Der Scheiss Club hat am Wochenende schon wieder gewonnen.", " Ey, hast du die neuen Bilder von der Katzenberger in der Bild gesehen. Die könnte in meinen Armen auch mal schnurren. Hoahaaaa."<br />
Nach zwei Minuten verspürte ich erste Anzeichen von akuter Atemnot, so verqualmt war der ganze Raum. Ich musste hier schnell wieder raus, nicht nur wegem des Qualms. Ich trug mein Anliegen einem jungem Typen an der Theke vor. "Joa, kein Problem, hier kommen öfters mal Radler vorbei. Hier hast du einen Schlüssel fürs Klo. Musst aber einen Eimer Wasser mitnehmen. Wir haben hier keinen Anschluss an die Leitung. Kommt alles aus dem Brunne. Kannst dein Zelt irgendwo da draussen auf der Wiese aufschlagen."<br />
<br />
Gesagt getan.Wenig später saß ich draussen unter dem Vordach an einer Kirmesgarnitur und bereitete mir mein Abendessen zu. In regelmäßigen Abständen öffnete sich die Tür von der Qualmbude und ein Anglergenosse betrat die frische Luft. Um dann, wenige Meter von meinem Sitzplatz entfernt, hinter einer Bude auf der Wiese genüsslich seine Notdurft zu verrichten. Soviel zum Klo ohne Anschluss an die Wasserleitung. Abends telefonierte ich noch kurz mit meinem Bruder und dann hieß es schleunigst in meinen Schlafsack zu schlüpfen. Der kühle Abend kündigte eine noch kühlere Nacht an.<br />
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Tag 21: Faulbach - Stockstadt<br />
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- 2° Grad Celsius. So kalt war es am Morgen als ich aus dem Zelt kam. Ablesen konnte ich es am Thermometer, das am Vereinsheim hing. Auf dem Zelt war wieder gefrorener Raureif, die Wiese war geziert von weisen Kristallen. Ich zog alles an was ich finden konnte, machte mir ein schnelles Frühstück und baute mein Lager ab. Und dann passierte es. Doch noch am letzten Tag der Tour. Über 80 Tage hatte sie gehalten, Sturm und Regen überstanden, nun beim abbauen mit klammen Fingern und gefrorener Zeltplane, machte es auf einmal Krach: die vordere Zeltstange brach in zwei. Ich fluchte. Ich hatte es so oft gemacht, war immer vorsichtig. Wahrscheinlich wegen des Frosts.Natürlich schlitzte sie auch gleich noch die Plane mit auf. Der erste Gedanken der mir kam, war, wie ich heute im Occupcamp mit kaputten Zelt schlafen sollte? Heute wollte ich dir Tour nämlich dort beenden, wo sie vor sechs Monaten begonnen hatte: in Frankfurt. Aber nach der ersten Wut und dem Schreck, stellte sich sofort wieder mein Lösungsdenken ein. Ich hatte eine Reparaturhüls und Klebeband dabei. Damit sollte man etwas anfangen können.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgaNbQU3KvRPCJ-IIIA3ATBdCbtfsK1p8XZwcCcS8DqAP0rAKvnMIKqfe8eaegJV4T8bETWGxpqaj2t-NKf42xlSOR9nWGdP80spxbRU3Ow0pfMwIZcjWs362hyphenhyphen4AUgsLCs4b6pQq5RYEln/s1600/CIMG2022.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgaNbQU3KvRPCJ-IIIA3ATBdCbtfsK1p8XZwcCcS8DqAP0rAKvnMIKqfe8eaegJV4T8bETWGxpqaj2t-NKf42xlSOR9nWGdP80spxbRU3Ow0pfMwIZcjWs362hyphenhyphen4AUgsLCs4b6pQq5RYEln/s320/CIMG2022.JPG" width="320" /></a></div>
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Wenigstens die Sonne begrüsste mich an diesem Morgen. So gleichen sich die unschönen, mit den schönen Momenten immer wieder schnell aus! Und man findet sie im Alltäglichen, im Kleinen, nicht im Grossen, wenn man lernt darauf zu achten: wärmende Sonnenstrahlen, zwitschernde Vögel, ein nettes Lächeln, eine grandiose Aussicht. Im Vergleich dazu ist doch eine gebrochene Zeltstange rein gar nichts?<br />
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Alles rollte ich weiter. Im Sonnenschein und entlang des Mains. Ich sitze gerne auf einer Bank und schaue den vorbeifahrenden Binnenschiffern zu. Ein Leben auf dem Wasser, ein Leben in weitesgehender Selbstbestimmung. Diese Pötte sind das Heim und der Arbeitsplatz zugleich, der ganze Besitz und Stolz des Skippers. Der Vergleich mit meinem derzeitigen Leben auf dem Rad drängt sich auf. Unterwegs zu sein, alles dabei zu haben was man braucht und jeden Tag etwas neues sehen - nicht das Alte, immer Gleiche. Wobei, auch bei den Schiffern stellt sich nach einer gewissen Zeit, Routine und Wiederholung ein, die immer gleichen Häfen, Flüsse und Kanäle. Aber trotzdem, der Job bietet mehr Abwechslung als an einer Stanzmaschine in der Fabrikshalle. Wie auch immer, da bleibe ich doch lieber an Land, auf meinem Rad und sehe definitiv jeden Tag neue Landschaften, Städte und Menschen.<br />
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In Bürgstadt ein weiteres "kleines Wunder" und Beweis der Gastfreundschaft auf Reisen, wenn man auf die richtigen Menschen trifft. Ich biege vom Radweg in eine kleine Wohnsiedlung ab. Vor einer alten Scheune bleibe ich stehen und fragen einen Mann, der gerade auf einer Leiter steht und Lampen abhängt, ob er mir meine 1,5 l Flasche mit Leitungswasser auffüllen könnte? Sofort bekomme ich ein Ja zu hören. Er geht in einen Innenhof, indem noch viele andere Leute herumstehen. Wie so oft in letzter Zeit komme ich schnell ins Gespräch mit den Menschen. Gestern Abend fand hier eine grosse Geburtstagsfeier statt. Als sie erfahren, wo ich herkomme, bieten sie mir sofort Kuchen vom Vortag an. Mit einer gefüllten Tupperbox, eine vollen Wasserflasche und weiteren netten Eindrücken verlasse ich nach 30 Minuten wieder das Gelände.<br />
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Nach Miltenberg bemerke ich aufgrund der Kilometerangaben auf dem Wegweiser, das ich mich bezüglich der Distanz verschätzt habe. Wenn ich heute noch bis Frankfurt durchschiessen will, wären das am Ende um die 130 km. Ich habe es ruhig angehen lassen und einige Pausen gemacht. Dadurch ist mir die Zeit davongerannt. Ich würde abends erst nach 21 Uhr ankommen. Kurz hinter Aschaffenburg beschliesse ich somit für heute abzubrechen. Der grosse Zieleinlauf wird auf morgen verschoben. Es wären dann genau drei Wochen nach meinem Aufbruch von Venedig. Damit kann ich gut leben. In der Nähe meines ersten Zeltplatzes von der Hinfahrt, suche ich mir ein ruhiges Plätzchen in den Mainauen. Ich weiss, dass es heute Nacht wieder kalt werden wird. Nach der dritten Nacht habe ich mich fast schon daran gewöhnt. Und außerdem, macht dies nicht gerade so eine Tour, oder allgemeiner gesprochen, dass ganze Leben aus - immer wieder neue Herausforderungen und Grenzbereiche zu suchen und zu erfahren? Ich glaube schon, zumindest für mich.<br />
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<br /></div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-14261466354277330952012-05-02T09:34:00.000+01:002012-05-06T16:57:40.824+01:00Wunder und Zeichen<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Tag 16 + 17: Nürnberg - Forchheim<br />
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Nach der gestrigen Mörderetappe wurde es heute gemächlicher. Nach Nürnberg war mir die Strecke bestens vertraut von der Hinfahrt. Immer entlang der Regnitz. Und so war es nach Forchheim nur ein "Katzensprung" im Vergleich zu den Etappen der letzten Tage. Dort wartete auch schon der nächste freundliche Gastgeber auf mich. Auch wohl bekannt von der Hinfahrt. Nach rund 40 km stand ich vor der Haustür von Christof, einem mittlerweile zum Freund gewordener Radler, der vor 5 Jahren mit seiner damaligen Freundin eine <a href="http://www.worldwheeling.de/" target="_blank">Weltradreise</a> machte, und im Sommer diesen Jahres den Sprung in die Ungewissheit als freier Autor wagt. Herzlichen Glückwunsch und Willkommen im Club, Herr Kollege! Zwei Tage verbrachte ich wieder bei Christof, der wie immer sehr gastfreundlich war und mir die Gegend bei einer Wanderung zeigte. Als kleine Gegenleistung zauberte ich uns ein Mittagessen. <br />
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Tag 18: Forchheim - Bamberg<br />
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Am Morgen empfing mich gleich ein Hammergegenwind, der den ganzen Tag lang auch anhielt. Außerdem war es deutlich kühler als gestern, aber noch im grünen Bereich. Kälte macht mir mittlerweile weniger aus als extreme Hitze. Die Tour näherte sich mit grossen Schritte dem Ende entgegen , und eine Sache fehlte noch von den Dingen, die ich mir für die Rückfahrt vorgenommen hatte: der Besuch einer Tafel in Deutschland, jener Organisation, die sich seit Jahren eines ständigen Wachstums erfreut und deren Einsatz für viele Menschen immer wichtiger wird.<br />
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Die grossen Supermarktketten stellen Lebensmittel, die kurz vor und nach dem Ablaufdatum stehen, den Tafeln zur Verfügung, anstatt sie wegzuschmeissen, was aber täglich immer noch passiert, wie ich später erfahren musste. Die Organisation und Ausgabe der Lebensmittel basiert auf komplett ehrenamtlicher Arbeit und finanziert sich durch Spenden. Ich wusste schon aus Gesprächen der vergangenen Tage, dass die Tafeln eigentlich nur an nachweislich Bedürftige etwas herausgeben dürfen. Sprich, mit einem Hartz-IV Bescheid oder einer Sozialkarte in der Hand. Dieses "nachweislich" machte mir ein wenig Gedanken. Ich war ja nun seit einigen Tagen wieder in einem Land, in dem alles über Verordnungen, Gesetze und Bestimmungen geht und dieses Amtsdenken ja auch sehr oft in de Köpfen der Verantwortlichen verankert ist. Nach dem Motto: Da kann ja jeder kommen! Ich wollte es mal wieder ausreizen, ich wollte es drauf ankommen lassen: Geben die Mitarbeiter dieser Organisation auch etwas an einen "Bedürftigen", der ganz sicher keinen Nachweis hat, ausser vielleicht ein vollbepacktes Fahrrad und ein müdes und hungriges Gesicht?!<br />
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Die Antwort darauf war ebenso eindeutig wie überraschend. Aber der Reihe nach. Als ich in Bamberg ankam ging ich zuerst mal wieder in die Tourist-Info. Eigentlich wollte ich dort nach Informationen zu einer Suppenküche oder eben der Tafel fragen. Ich stand fünf Minuten in der Halle und hörte den telefonierenden Mitarbeitern zu. "Ja, das alles kann ihnen die Faszination Weltkulturerbe Bamberg bieten. Ja wir haben auch ein Erlebnisbad, selbstverständlich. Die Stadtrundfahrt kostet 40 Euro für dieses einmalige Erlebnis Faszination Weltkulturerbe Bamberg. Sie haben auch die.... " Nach sieben Minuten war ich wieder draussen. Ich hätte es nicht über die Lippen gebracht, dem durchgestylten Servicemitarbeiter "in der Faszination Weltkulturerbe Bamberg", nach soetwas, wie einer Suppenküche zu fragen! Den Ausdruck eines peinlich berührten Gesichts wollte ich uns beiden ersparen. Als ich draussen war, fragte ich mich kurz, ob der erste Gedanke des jungen Mannes, jeden Morgen nach dem Aufwachen, der immer gleiche sei: "Willkommen in der Faszination Weltkulturerbe Bamberg..."? <br />
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Ok, also auf zur nächsten Anlaufstelle. Ab zur Kirche. Dort würde es mir entschieden leichter fallen nach Einrichtungen für Notleidende zu fragen. Zehn Minuten später stand ich am Empfang eines Gebäudes direkt gegenüber des Doms, was definitiv zur Kirche gehörte, dessen genaue Funktion ich aber vergessen habe. Die nette Frau wusste gleich Bescheid und ich brauchte kein peinlich berührtes Gesicht erwarten. Sie drückte mir einen Zettel mit Adressen in die Hand. Es gab überraschend viele Einrichtungen dieser Art, in der Stadt der Faszination Weltkulturerbe. Alle von kirchlichen Trägern. Eine Wärmestube von der Caritas, einen Vinzenverein und eben auch eine Tafel. Die Wärmestube hatte schon zu und so führte mich mein Weg zu der Tafel. Ich musste zunächst ein wenig suchen um dann nach 20 Minuten des Radelns in einem Wohngebiet vor einem grossen Haus zu stehen. Ich fuhr in den Hof und stellte mein Rad ab. Links erspähte ich den weißen Transporter. Was sich in den nächsten 15 Minuten abspielte, kann ich nur als das "Wunder von Bamberg" bezeichnen. Ein älterer Herr mit Halbglatze und graumelierten Schläfen stand im Hof und war gerade dabei Erde in eine Schubkarre zu schaufeln. Ich sprach ihn an und stellte mich vor. Schnell stellte sich heraus, dass er der Vorsitzender der <a href="http://www.bamberger-tafel.de/" target="_blank">Bamberger Tafel</a>, sowie des angeschlossenen <a href="http://www.vinzenzverein-bamberg.de/" target="_blank">Vinzenz Verein</a>, ist.<br />
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Wir unterhielten uns einige Minuten. Natürlich erzählte ich von meiner Tour und meinen damit verbundenen Anliegen und Vorhaben. Ich stellte aber auch Fragen, war neugierig von der Arbeit und dem Alltag der Tafel zu erfahren. Interessantes bekam ich da zu hören. Nein, nicht nur Harz-IV Empfänger stehen an den immer länger werdenden Schlangen, auch Selbstständige, die nicht wissen wie sie über die Runden kommen sollen, oder Leute mit einem ganz normalen Vollzeitjob, denen das verdiente Gehalt bis zum Ende des Monats nicht ausreicht. Natürlich fragte ich nach dem Thema "nachweislich Bedürftig". Ja, antwortete mir der nette Mann, im Prinzip sei das richtig. Aber wenn jemand in der Schlange steht und nichts mehr zu essen hat, wird er nicht weggeschickt, weil er keinen Hartz-IV Bescheid in der Hand hat! Es wird allen etwas gegeben.<br />
Ich merkte schnell, hier steht eine weitere "Seele des Alltags" vor mir. Er erzählt mir, dass er vor einigen Tagen ein junges Paar unter der Brücke aufgesammelt hat, die wohnungslos bei minus 13 Grad dort ausharrten. Er vermittelte sie in eine Sozialwohnung. Sein Engagement geht weiter über die ehrenamtliche Tätigkeit bei der Tafel hinaus. Wenn er Not und Elend sieht, handelt er. Und so brauche ich nicht lange zu fragen. Selbstverständlich könne ich etwas bekommen. Wir gehen zu seinem Lieferwagen. Er öffnet die Schiebetür und vor mir stehen Körbe voller Brot. Leider gibt es derzeit nicht mehr, da er gestern die Märkte wegen Brot abgefahren hat. Ich nehme mir eine Tüte mit geschnittenem Biobrot.<br />
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Anschliessend zeigt er mir noch ein wenig seinen Betrieb. Er ist nämlich selbstständig und ich stehe gerade auf seinem Gelände. In einer Halle fülle ich an dem Wasserhahn meine Wasserflasche auf. Er bietet mir aber sofort eine 1,5 l Flasche Volvic an. Zuerst lehne ich dankend ab, wegen dem Gewicht, nehme sie dann aber doch. Muss ja heute noch kochen und wegschütten kann man es immer noch. Wir unterhalten uns noch ein wenig, er gibt mir einen Flyer der Tafel mit und ich begebe mich langsam wieder zum Rad. Gerade als ich mich verabschieden wollte, passiert das "Unglaubliche". Er schaut mich an, lächelt, und streckt mir seine Hand entgegen mit den Worten: " Hier, für die nächsten zwei Tagesetappen." Ich schaue ihn kurz verdutzt an, erblicke dann seine Hand und sehe darin zwei 5€ Scheine! Ich bin zuerst mal fassunglos. "Nein, das kann ich doch nicht annehmen, Sie haben mir doch schon Brot und Wasser gegeben. Ich komme schon über die Runden." "Nein bitte nehmen Sie, es ist ok." Ich nehme die 10€ und bin sprachlos. Ich bedanke mich tausend mal und versichere ihm, das ich unter anderem wegen solchen Menschen wie ihm, immer wieder auf Reisen gehe. Um diese "Raritäten" im Morast der Empathielosigkeit und des Egoismus zu finden.<br />
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Auch wenige Minuten später auf dem Rad kann ich es noch nicht glauben. Die 10€ kamen aus seiner privaten Tasche und nicht aus der spendenfinanzierten Vereinskasse. Obgleich, dies keinen Unterschied in Hinblick auf die Grosszügigkeit und Menschlichkeit dieser Tat gemacht hätte. Zur Feier des Tages, oder der bisherigen Tour, gönne ich mir in einer Pizzeria eine grosse Pizza Mozarella und denke bei jedem Bissen an meinen grosszügigen Spender. Der junge Besitzer ist Kosvo-Albaner. Als er erfährt das ich auf meiner Fahrt nach Griechenland auch durch sei Heimatland Albanien kam, lädt er mich direkt zu einem Glas "Caj" ein. Das Abendessen habe ich schon mal eingenommen. Gestärkt und mit vielen positiven Eindrücken neigt sich der Tag dem Ende zu. Kurz hinter Bamberg schlage ich am Mainufer auf einem Spielplatz mein Zelt auf.<br />
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Es ist stark bewölkt und es sieht nach Regen aus. Dies kann aber meine innere Verfassung nicht eintrüben. Als ich am frühen Abend in meinem geliebten, kuscheligen Schlafsack liege fallen mir zwei Zitate ein, die ich einmal irgendwo gelesen habe. Von zwei Menschen, deren Leben unterschiedlicher nicht hätte sein können, und deren Worte den heutigen Tag nicht hätten besser abschliessen können. Beide haben der Menscheit etwas einzigartiges hinterlassen, auf ganz unterschiedlichen Ebenen.<br />
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Einmal von einem grossen Pionier und Visionär des 21. Jahrhunderts: <i>"Wenn ich morgen sterbe, würde ich dann tun, was ich heute tue?" (Steven Jobs)</i><br />
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Zum anderen von einer Frau, die mit ihrem ganzen Leben, ein Inbegriff von selbstloser Liebe und Mitgefühl war: <i>"Das Gute, dass du heute tust, werden die Menschen morgen oft schon wieder vergessen haben. Tu weiterhin Gutes." (Mutter Teresa)</i><br />
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<br /></div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-22013500024544723632012-04-28T16:02:00.001+01:002012-04-28T16:05:29.366+01:00Out of office...<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Oder einfach keine Zeit in den letzten Wochen! Ein grosses Sorry an alle meine Stammleser. Arbeiten, Behördengänge, Umziehen. Das alles, und noch mehr, lag an in den letzten Tagen. Deshalb ist der Blog ein wenig zu kurz gekommen.<br />
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Das wird sich in den nächsten Tagen ändern. Wenn ich nun den Kopf wieder freier habe und mehr zeitlicher Freiraum zur Verfügung steht, werde ich mich mit Hochdruck an die letzten Berichte von der Radtour machen. Und einigen anderen Themen.<br />
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Also, ihr könnt gespannt sein, keep on watching...</div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-8376271768618819732012-04-10T12:38:00.000+01:002012-04-11T18:43:00.928+01:00Frostige Nächte und herzliche Begegnungen<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<i>Münchener Tage</i><br />
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Nach meinem Aufenthalt bei dem Warmshowers-Kontakt in München fuhr ich am dritten Tag nach Maisach-Germerswang zu meinen nächsten Gastgebern, die mich freundlicherweise für weitere zwei Tage aufnahmen. Auf dem Radweg traf ich auf eine junge Frau mit blonden Haaren und schickem Rennrad. Wir wollten beide Richtung Fürstenfeldbruck, aber nicht über die vielbefahrene Bundestrasse. Sie kannte sich ein wenig aus und so fuhren wir zusammen die 10 km bis kurz vor Fürstenfeldbruck. Natürlich fragte sie gleich nach meinem vollbepacktem Fahrrad, wo ich herkomme, wieviel Kilo Gepäck, der übliche Small Talk halt, wie so oft in den letzten Monaten. Aber ich mache das immer wieder gerne, auch ich tausche mich gerne aus, bin neugierig, stelle Fragen. Vor rund 2 Jahren, als ich noch ein absolutes "Greenhorn" in Sachen Tourenradler war, fragte ich diverse Weltumradler per email und am Telefon Löcher in den Bauch. Heute gebe ich gerne etwas von meinen gewonnenen Erfahrungen ab und freue mich immer, wenn ich weiterhelfen oder inspirieren kann. Am Ende verabschiedeten wir uns, ohne die Namen voneinander zu erfahren haben, etwas, was mir während der Tour sehr oft passierte. Sie erwähnte noch, dass sie im Sommer vor hat, mit dem Mountainbike eine Alpenüberquerung zu machen, 10.000 Höhenmeter in wenigen Tagen. Respekt. Ich gab ihr meine Blogadresse und wünschte Ihr für Ihr Vorhaben alles Gute.<br />
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<i>Nachtrag</i>: Carolin, so der Name der jungen Radlerin, hat sich mittlerweile per email bei mir gemeldet. Sie bedankte sich für diese kurze Begegnung, die sie sehr inspiriert hat. Sie war sich noch nicht ganz sicher, ob Sie die Transalptour wirklich machen sollte, leise Zweifel und Ängste mischten noch mit. Unser Gespräch hätte ihr den entscheidenden Impuls gegeben. Außerdem fand Sie meine Reiseerzählungen so spannend, dass Sie nach ihrem Studium eine einjährige Auszeit nehmen will, um mit dem Rad die Welt zu erkunden.<br />
Ich kann das nur begrüssen und wünsche Ihr eine spannende und erfahrungsreiche Zeit.<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjxjlMqOnZYdy-rBLSzK2XxLYOgM5EqbIlse1PM3Mt9UvKkbGIFrrHeHyRCVT-tttDI2JKl0xqPC7C0y1BlLop6Mi5vDW6yyxrsoTg_-lzUkWHDxD0ck5sPs78y6w3Gfu-AnKyLl-y4zF8r/s1600/CIMG1991.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjxjlMqOnZYdy-rBLSzK2XxLYOgM5EqbIlse1PM3Mt9UvKkbGIFrrHeHyRCVT-tttDI2JKl0xqPC7C0y1BlLop6Mi5vDW6yyxrsoTg_-lzUkWHDxD0ck5sPs78y6w3Gfu-AnKyLl-y4zF8r/s320/CIMG1991.JPG" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Michael und Petra aus Maisach</td></tr>
</tbody></table>
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An einem Samstag und dem 13. Tag dieser Rückreise, verliess ich nach 4 Tagen am späten Nachmittag die heimliche Hauptstadt an der Isar, im leichten Nieselregen und mit vielen neuen Eindrücken im Herzen. Hinter mir lag ein spannender und schöner Tag mit einer alten Bekannten, einer mittlerweile zu einer guten Freundin gewordenen Reisebekanntschaft. Wir lernten uns vor über einem Jahr in Indien kennen. Nach wenigen Kilometern schlug ich mein Zelt in der Nähe von Unterföhring auf. Auf einer Wiese neben einer kleinen Kappelle. Eine der kältesten Nächte der ganzen Tour wartete auf mich.<br />
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Tag 14: Unterföhring - Ingolstadt<br />
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Am Morgen war gefrorener Raureif auf meinem Zelt. In der Nacht waren es bestimmt einige Grad unter Null und der Schlafsack kam in seinen Grenzbereich. Aber nicht meine Stimmung. Ich war nachwievor voller Elan und Tatkraft. In einer halben Stunde war mein Lager abgebaut und um 8 Uhr sass ich schon auf dem Rad. Da mir der "Warmshowers-Kontakt" in Ingolstadt kurzfristig absagte, schlug ich kurz vor Ingolstadt, in einem kleinem Dorf, mein Zelt hinter dem Feuerwehrhaus auf einem Spielplatz auf. Zelt aufbauen, Wasser besorgen, Nudeln kochen, in den kalten Schlafsack schlüpfen und hoffen das ich diesmal nicht die ganze Nacht durchzittern würde.<br />
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<a href="http://4.bp.blogspot.com/-N2_-7EJRhNg/T4Qd-9yRYsI/AAAAAAAAA4k/YTVtKvICydY/s1600/CIMG2001.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="240" src="http://4.bp.blogspot.com/-N2_-7EJRhNg/T4Qd-9yRYsI/AAAAAAAAA4k/YTVtKvICydY/s320/CIMG2001.JPG" width="320" /></a></div>
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Tag 15: Ingolstadt - Nürnberg<br />
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Wieder eine frostige Nacht. Und wieder eine kleine Begebenheit, die mich trotz schon soviel Erlebten, fast zu Tränen rührt. Was hatte ich noch vor gut einem Jahr alles für Bedenken und Ängste. Insbesondere was das "Wild campen " in Deutschland angeht. Auf soviele Bedenkenträger bin ich gestossen, die mich vorwarnten: betrunkene Jugendliche überfallen dich nachts, die Polizei verhaftet dich, dein Fahrrad wird geklaut, aufgebrachte Anwohner verscheuchen dich. Ich musste meine eigenen Erfahrungen machen, musste durch meine eigenen, eingeredeten Befürchtungen hindurch. Um als Resultat heute weitesgehend angstfrei zu sein, zumindest was das wild campen angeht, aber nicht nur dort. Zur Veranschaulichung möchte ich eine alte Analogie heranholen. Zugegeben, eine banale, oft bemühte und ziemlich abgedroschene. Aber doch zum Verständnis sehr passende. Es ist der alte Vergleich, die alte Wahl, zwischen der Sichtweise auf die Dinge: Ist das Glas Wasser halb voll oder halb leer?<br />
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Jahrelang gehörte ich zu der "Halbleer Fraktion". Heute definitiv zu der "Halbvoll". Es ist eine Frage, worauf man seinen Fokus und seine Aufmerksamkeit lenkt. Bin ich im Vertrauen und in der Gelassenheit verankert, darauf das in 9 von 10 Fällen "alles gut" geht, sich niemand beschwert, mich niemand belästigt, mich niemand verhaftet? Jetzt schreien die Bedenkenträger " Aber wenn einmal, dann ist es zu spät." Ja, Wenn! Aber mein innerer Fokus liegt auf der Mehrzahl der Fälle, wo nichts passiert ist. Anders, ich denke darüber gar nicht nach. Weil darin liegt der Hund begraben, im Hirn, beim Grübeln, Nachdenken über "Aber es könnte ja..".<br />
Das ist keine Einladung zum Leichtsinn. Wenn eine Horde betrunkener Jugendlicher auf dem Spielplatz gewesen wäre, deren Hemmschwellen heutzutage sehr niedrig geworden sind, hätte ich mein Zelt irgendwo anders aufgeschlagen. Wobei, das sei auch gesagt, man kann das nie pauschal im voraus sagen.<br />
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Egal in welcher Situation, es ist ein sekundenschnelles Abwägen, ein Gespür, ob eine Situation heikel werden könnte. Aber auf der Basis von Vertrauen, Zuversicht und Gelassenheit. Und ich glaube, dies ist der Grund dafür, das es auf meinen Reisen immer wieder zu solchen Situationen kommt, wie diese: Gerade als ich mein Zelt verstaut hatte, dabei war, die Packtaschen an das Rad zu hängen, drehe ich mich um, und sehe plötzlich eine Frau vor mir stehen. Ich schaue in ein freundliches Gesicht und sehe eine Tasse Tee in Ihrer Hand: "Hier bitte, für so einen hartgesottenen Mann. Sie können dann die Tasse vor die Garage stellen." Die Frau kam von dem gegenüberliegenden Haus und hatte mich bestimmt schon am Vorabend gesehen. Ich bin überwältigt und bedanke mich. Mit klammen Fingern setze ich mich auf die Bank und umschliessen mit beiden Händen die wärmende Tasse. Henry Miller notierte einmal: " Leben ist, was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben."<br />
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Der frostige Morgen begrüsst mich einem strahlendem Himmel, mit leichten Schleierwolken und den ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Grundsätzlich gehe ich jeden neuen Tag auf dieser Radtour mit der Leichtigkeit und der Freiheit an, die Dinge sich entwickeln zu lassen, sie so zu nehmen wie ich sie vorfinde und nicht wie ich sie gerne haben möchte. Trotzdem, ein paar Dinge habe ich mir vorgenommen. Eines davon ist, unser soziales Netz von ganz unten kennen zu lernen. In Innsbruck war ich bei einer Armenspeisung. Nun, als ich Ingolstadt erreiche, gehe ich in eine Straßenambulanz. Aus zweierlei Gründen: einmal um mich selbst als bewusst einfach Reisender mit dem Nötigsten zu versorgen, soweit möglich, zum anderen, um zu sehen wer in solchen Einrichtungen ein und ausgeht, um eigene und gesellschaftliche Klischees und Vorurteile zu sprengen oder zu bestätigen. Wobei meistens das Erstere zutrifft.<br />
So auch hier. Gleich werde ich freundlich von dem stellvertretenden Leiter, Oliver, begrüsst. Zuerst denkt er, ich sei ein Obdachloser und möchte meine Daten aufnehmen. Wir gehen dann nebenan in den Behandlungsraum und reden ein wenig. Ich erzähle ihm von meiner Tour und was ich mir für die Rückfahrt alles vorgenommen habe. Er ist gleich begeistert und offen, bietet mir sofort an, das ich mich im Lebensmittellager frei bedienen kann.<br />
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Die <a href="http://www.ingolstadt-strassenambulanz.de/" target="_blank">St. Franzikus Straßenambulanz</a> in Ingolstadt wurde 2005 von dem Franziskaner Martin Berni gegründet. Heute nennen ihn alle nur "Bruder Martin". Zusammen mit seinem engagierten und toughen Mitarbeiter Oliver leitet er diese Einrichtung, die sich komplett aus Spenden finanziert und somit unabhängig ist von kirchlichen Sozialverbänden wie die Caritas, wo oft mehr Bürokratie vorhanden ist, als schnelles Helfen ohne langes Fragen. Er zeigt mir das ganze Haus. Es gibt eine ärztlichen Behandlungsraum, der so modern und grosszügig ausgestattet ist, wie in einer Arztpraxis. Eine grosse Wärmestube, wo es Tee und Kaffee gibt und wamre Mahlzeiten, eine Notschlafstelle mit 4 Betten, betreutes Wohnen. Jeder wird aufgenommen. Es sind nicht nur Obdachlose, wie man gemein hin meint. Oliver erzählt mir einige Geschichten. Ex-Inhaftierte, die frisch aus dem Knast kommen und nirgends unterkommen. Drogenabhängige. Zum betteln gezwungene, behinderte Sinti und Roma ("Bettlermafia"), die stundenlang an eine Ecke gestellt werden. Frauen die von ihrem tyrannischen Ehemann fliehen. Ein Mann, der im Selbstversuch von München nach Nürnberg komplett ohne Geld wanderte, abends in Restaurants nach Essensresten fragte, behandelt wurde, wie ein Leprakranker, und schliesslich von einem asiatischem Schnellrestaurant ein frisch zubereitetes Essen bekam.<br />
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Oliver gefällt mir. Er ist schlagfertig, intelligent und hat keine Angst einen klischeebeladenen Oberbürgermeister bloßzustellen. Dieser besuchte die Einrichtung einmal und meinte lapidar zu ihm" Naja, ist ja ganz schön, das es soetwas gibt, aber eigentlich brauchen wir solche Einrichtungen ja nicht, es gibt ja Hartz IV." Oliver ging mit ihm in die vollbesetzte Wärmestube und fragte in die Runde:" Wer von euch bekommt alles Hartz IV". Lautes Gelächter. Der Bürgermeister wird knallrot und wechselt schnell den Raum. Auch von einem Audimanager berichtet er mir, der 8.000€ Boni bekommen hat und nicht weiß, was er mit dem vielen Geld anfangen sollen. Er kann es zwar gut für die Familie gebrauchen, fühlt sich aber innerlich so "leer". Er kommt in die Einrichtung, spendet 1.000€, spielt mit den Obdachlosen eine Stunde "Mensch ärgere dich nicht" und verläßt anschliessend die Einrichtung mit einem anderen Gefühl.<br />
Nach gut einer Stunde verlasse auch ich die Einrichtung, mit einer Packung Reis, Linsen und Schokokeksen auf dem Arm. Und wieder einmal mehr mit dem Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein. Vor der Ambulanz machen wir noch ein paar Fotos und verabschieden uns dann herzlich, nicht ohne vorher die emailadressen ausgetauscht zu haben.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_hEo4jRMPtjqDkAPjmislsYErhHywXXHWfDLkOMBAR52wrABu0jL3Ahr1Qj3N1Y4ti71-zihWcizc4_6Mfr58zY7ytcIufzGCyxDk0toHNb7UODe53LRQKCyh8h7XvDv4aFeZNwSpmPCI/s1600/CIMG2006.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_hEo4jRMPtjqDkAPjmislsYErhHywXXHWfDLkOMBAR52wrABu0jL3Ahr1Qj3N1Y4ti71-zihWcizc4_6Mfr58zY7ytcIufzGCyxDk0toHNb7UODe53LRQKCyh8h7XvDv4aFeZNwSpmPCI/s320/CIMG2006.JPG" width="320" /></a></div>
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Es ist schon spät am Mittag als ich Ingolstadt verlasse, aber der Aufenthalt hat sich gelohnt. Nun heisst es Gas geben. Heute möchte ich es bis nach Nürnberg schaffen. Dort warten nämlich zwei Gastgeber auf mich, natürlich mal wieder "Warmshowers", die mich schon auf der Hinfahrt beherbergt haben. Und wo ich mich von meinem Magen-Darm-Infekt erholen konnte. Es sollte die längste Tagesetappe während all meiner Radreisen werden. Nach 130 km kam ich völlig erschlagen, spät abends um 22.30, bei Helmut und Sabine an, die extra auf mich warteten. Mit Brot, Käse und Apfelsaftschorle konnte ich mich von diesem "Höllenritt" erholen und nebenbei von meinen Erlebnissen erzählen. Um 1 uhr nachts falle ich dann tot auf die Schlafcouch. Ein weiteres Beispiel von so oft erlebter Gastfreundschaft. Nochmals lieben Dank, <a href="http://www.praxis-eichenmueller.de/index.html" target="_blank">Helmut und Sabine</a>.<br />
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<br /></div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5449742936439527472.post-30099188019751668062012-04-05T18:23:00.001+01:002012-04-06T07:43:19.528+01:00Der erste Flügelschlag des Schmetterlings<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Tag 22: Frankfurt am Main!<br />
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Der Kreis hat sich geschlossen! Am 11.09.2011 begann dieses Radabenteuer. Über 6 Monate war ich unterwegs, reiste durch unterschiedliche Länder und erfuhr so viel Gastfreundschaft und Unterstützung. An einem Montag im April endete es. Vor 3 Tagen erreichte ich Frankfurt. Genau 3 Wochen nach meinem Aufbruch von Venedig. Zurück in der Finanzmetropole. Die letzten Tagen waren noch einmal gespickt mit bewegenden Begegnungen und ein paar kalten Nächten im Zelt. Darüber wird zu berichten sein, aber erst, wenn ich richtig angekommen bin, mich erholt habe und alles ein wenig verdaut und verarbeitet ist. Und die nötige Zeit und Ruhe dafür finde, weil jetzt ein paar Erledigungen auf mich warten.<br />
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Es ist das bekannte weinende und lachende Auge. Die letzten zwei Tage vor Frankfurt, war ich sehr in mich gekehrt, viele Erinnerungen kamen hoch. Ein großer Abschnitt geht zu Ende und etwas Neues, Unbekanntes wartet auf mich. Ich werde in mich gehen und versuchen diesen neuen Lebensabschnitt wie jeden neuen Tag während der Tour zu begrüssen: Mit der Freude und Dankbarkeit an diesem Wunder, namens Leben, teilhaben zu dürfen.<br />
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<i>Just think about it!</i></blockquote>
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<i>Ein Biologielehrer unterrichtete seine Schüler über den Prozess, wie aus einer Raupe ein Schmetterling wird. Eine Kokon lag vor ihm auf dem Tisch und er informierte die Klasse darüber, dass in den nächsten Stunden der Schmetterling mit allen Kräften versuchen würde, den harten Flor zu öffnen. Dann verließ der Dozent den Raum. Die Schüler warteten und es passierte. Der Schmetterling kämpfte und kämpfte, um die Wände des Gespinsts zu durchbrechen. Plötzlich überkam einen der Schüler Mitleid mit dem Tier und er beschloss, dem Insekt zu helfen. Gegen den ausdrücklichen Rat des Pädagogen brach er den Kokon entzwei und der Schmetterling kam frei. Um kurz darauf zu sterben. Als der Lehrer zurückkehrte, erfuhr er, was passiert war. Er erklärte den Jugendlichen, dass der Kampf des Schmetterlings unabdingbar sei, um seine Flügel zu stärken. Wer ihm dabei behilflich sei, entziehe dem Falter seine lebensnotwendige Bewährung.</i></blockquote>
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<i>Aus "Triffst du Buddha, töte ihn" von A. Altmann </i></blockquote>
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiBBVmmZ7NvgGCEbw4kVLbFA72K4tagg6VNgzrKPi08Cs4V_bDa-O5RKlHFHy4dsnhlCm4CjZpgjbg4OfE9DuXBoH616gvvlCnn0OyFmuclDAi0HP9cidJP_MQ93YnCx0OZJJOkumld4y4y/s1600/CIMG2051.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiBBVmmZ7NvgGCEbw4kVLbFA72K4tagg6VNgzrKPi08Cs4V_bDa-O5RKlHFHy4dsnhlCm4CjZpgjbg4OfE9DuXBoH616gvvlCnn0OyFmuclDAi0HP9cidJP_MQ93YnCx0OZJJOkumld4y4y/s320/CIMG2051.JPG" width="240" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Hier begann die Reise vor 6 Monaten: Börse in Frankfurt</td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-B5MujHcz1VY/T33XfpdhsGI/AAAAAAAAA4M/1wd1tCRINcs/s1600/CIMG2038.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="http://2.bp.blogspot.com/-B5MujHcz1VY/T33XfpdhsGI/AAAAAAAAA4M/1wd1tCRINcs/s320/CIMG2038.JPG" width="240" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eine Nacht verbrachte ich im Occupy Camp vor der EZB</td></tr>
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</div>Ode Libertashttp://www.blogger.com/profile/03055610287782655512noreply@blogger.com0