Donnerstag, 20. Januar 2011

Vipassana Retreat

Seit einer Woche bin ich zurück. Solange brauchte ich, um nun darüber berichten zu können, Erholung, ja auch Ruhe, obwohl es davon dort genug gab.
Es war ein 10 Tages Meditations Retreat. Vipassana ist eine der ältesten Meditationstechniken Indiens, und geht direkt auf Buddha zurueck. Im Prinzip ist es ganz einfach: sitzen und betrachten - nur betrachten! Eine sehr tiefe, entbehrungsreiche Erfahrung. Fürs Leben.

Man lernt die ersten drei Tage seinem Atem im Bereich der Nasenloecher zu beobachten, um so seinen Verstand "messerscharf" zu machen. Am 4. Tag beginnt dann die eigentliche Vipassana Technik. Vom Kopf angefangen, lernt man jeden Tag einen Bereich seines Körpers zu betrachten, nur betrachten oder wie der Mr. Goenka immer sagte "observe, just observe". Der Gedanke der dahinter steckt ist, dass jede Körperempfindung, egal welche, ob jucken, kratzen, Kaelte, Hitze, pulsieren, usw. vergaenglich ist und mit unserem Unbewussten verbunden ist. Wenn man dann verstanden bzw. Erfahren hat, das alles, was im Koerper, im Inneren aufsteigt wieder vergeht, so ist es nicht schwer, das nach "Aussen" zu uebertragen und somit zu erkennen, dass alles was einem an Leid, Schmerz, Kummer, Ärger, Enttaueschung usw. im Leben widerfährt auch wieder vergeht.Warum soll man dann an etwas anhaften, was sowieso nur fluechtig ist?!
Indem man so seinen Körper von Kopf bis Fuss und umgekehrt scannt, immer wieder auf die Empfindungen achtet, sich aber nicht mit diesen Identifiziert, erkennt man allmaehlich, das sie dann wieder vergehen, also auch Schmerz der wahrscheinlich bei allen in verschiedenen Teilen des Koerpers nach einigen Tagen eintritt. Das wichtigste ist mit der Zeit einen Geist des "Gleichmuts" gegenueber diesen Empfindungen zu entwickeln, und mit Uebung und Ausdauer mit der Zeit diesen Gleichmut auf sein ganzes Leben zu uebertragen, und es somit fuer sich und sein Umfeld um einiges leichter zu machen! So die Theorie, das Teaching das jeden Tag von Kassette aus stattfand.

Und ja, in meinem Fall kann ich sagen das sich der Schmerz im linken Knie nach rund 5 Tagen verfeinerte, ja zum ende hin fast nicht mehr wahrnehmbar war.
Zu dem ganzen kommt noch die "noble Silence" also die edle Stille die ganze 9 Tage anhaehlt. Das bedeutet mit niemanden anderen reden (ausser den Lehrern), auch kein Blickkontakt, Handzeichen oder andere arten der verstaendigung. Man soll seinem Geist kein "neues Futter" geben und ihn ganz zur Ruhe kommen lassen, sodass allmaehlich die alten "Verunreinigungen" aus dem Unbewussten aufsteigen, betrachten und vergehen lassen!

Und ja dabei kann einiges aufsteigen, in einem Fall von einem Franzosen so viel Verunreinigung das er aufsprang und nachvorne zu dem Teacher ging, ihn schuettelte. Vipassana ruettelt an dem alten Schlamm, das muss man vorher wissen. Dies war gluecklicherweise der einzige "Zwischenfall" sodass am 10. Tag wenn die edle Stille aufgehoben wird, ueberall glueckliche und strahlende Gesichter zu sehen waren.

Fuer mich persoenlich konnte ich in diesen 10 Tagen einiges im Inneren klaeren und vor allem auch mitnehmen fuer das "normale Leben", weil darum ging es letztendlich in dieser Zeit. Ein Traninigscamp, um mit den Irrungen und Wirrungen einer zunehmend hektischeren Welt und seinen getriebenen Menschen besser zurechtzukommen, gelassener zu werden, seinen Gleichmut zu steigern und schließich die Erkenntnis zu gewinnen, wie die Dinge wirklich sind (naemlich vergaenglich!). Das ist die Uebersetzung des Pali Wortes "Vipassana".

In diesem Sinne wuensche ich allen Lesern noch ein gesegnetes und friedvolles Jahr 2011!