Samstag, 25. Dezember 2010

Pondicherry

Weihnachtsgruesse aus Indien, aus 25 Grad Sonne. Gestern abend fand hier in unserem Guesthouse eine kleine Weihnachtsandacht statt, eigentlich ein kleines Konzert. Sehr schoene Musik mit Instrumenten die ich nicht kenne, sich aber sehr schoen angehoert haben, hat einen beruerht. Danach gab es dann Tee, Kuchen und kleine eingepackte Geschenke, alles von dem Guesthouse gemanagt und gestellt.
Man muss wissen, dies ist in gewisser Weise ein besonderes Guesthouse. Es gehoert zum dem bekannten Ashram von Sri Aurobindo hier in Pondicherry. Eigentlich bin ich durch Zufall an diese Adresse gekommen, auf eine Empfehlung von einer Bekannten her.
Somit bin ich auch in Pondicherry gelandet, eine Stadt mit ca. 1 Million Einwohner, aber absolut keine typisch indische Stadt, soll heissen vergleichsweise sauber und ruhig, ja und auch nicht so viel Elend auf den Strassen wie in anderen Staedten.

Ich bin nicht wie viele andere hier in dem Guesthouse wegen der Lehre von Sri Aurobindo hier, die ausschlaggebenden Faktoren waren die deutsche Leitung und ein schoenes sauberes Zimmer zu einem absolut fairen Preis, somit moechte ich dieses Zimmer als Ausgangsbasis fuer weitere Unternehmungen behalten, quasi als Basis.
Aber trotz diesem sanften Einstieg hier in Pondi, oder Indien light,bin ich momentan nach ueber 2 Wochen doch an einem kritischen Punkt, man koennte auch sagen eine Art Kulturschock, nachwievor!
Ein Erlebnis heute war der Ausloeser. Ich machte einen Weihnachtsanruf nach Deutschland von so einer Telefonhuette an der Strasse, die es hier ueberall gibt, und wurde mal wieder richtig betrogen, also die uebliche der weisse zahlt mehr Nummer. Obwohl ich vorher nach dem Minutenpreis gefragt hatte. Klar ich habe es selbst geschrieben, man zahlt hier als Indienanfaenger immer Lehrgeld, das habe ich schon zu genuege, mich stoert aber vor allem diese Dreistigkeit, und dieses offensichtlich Denken, jeder Weisser der hier rumlaueft ist ein Millionaer. Ja vor einigen Tagen sagte mir einer dieser herumlaufenden Strassenverkauefer glatt ins gesicht, wenn du dir einen Flug nach Indien leisten kannst, bist du reich. Ja so denken die hier! Das man vielleicht dafuer monatelang gesparrt hat, und hier auch laenger bleiben will, und somit kein 3-wochen-urlauber ist dem ein paar euro mehr nicht weh tun, das faellt keinem ein, verlangt ja auch keiner. Vielleicht koennte sich dieser junge Bursche mit seinen Trommeln die er ueberteuert an dumme Touris verkauft, auch einen Flug nach Europa leisten, wenn er von seinem hart erschwaetzten Geld was zur seite legt, und sich mal ne woche in Berlin goennt!! Das ist natuerlich auch ein wenig ironisch gemeint, aber durchaus mit einer Portion Ernsthaftigkeit.

Nun das ist das Ereignis von heute was mich beschaeftigt und mir zu denken gibt, die Leute denen ich es erzaehlt habe nennen es eine gute Uebung, ok lass ich mal so stehen.
Das soll aber nicht heissen das ich mich jeden Tag mit irgendwelchen Indern uebers Geld streiten muss. Nein, hier im Guesthouse habe ich gute und nette Kontakte zu anderen Deutschen geknuepft. Vor 3 Tagen haben wir uns zu viert ein Taxi geteilt und sind nach Chidambaram, 70 km suedlich von Pondi, zu einem der groessten Shiva Tempel Suedindiens gefahren. Wir sind schon frueh morgens los, da der Tempel um 12 uhr schliesst. Eine riesige Anlage, mit verschiedenen kleinen Tempeln, einem Wasserbecken mit einer Gloacke die als heilig gilt und sich somit die Inder darin waschen, penetrante Kinderhaende die an einem zupfen und nach geld betteln, Priester mit kahlgeschorener Stirn und jede Menge bettender Inder. Gott sei Dank sind wir um 11.30 raus aus dem Tempel, es fuellte sich immer mehr, am Nachmittag war eine grosse Prozession mit tausenden ausflippenden Indern, die Waegen mit riesigen Stahlraedern ziehen, unter die wohl schon bei anderen Festen dieser Art Menschen kamen, was man sich bei diesen Massen und Gedraenge sehr leicht vorstellen kann.

Von Pondicherry ca. 10 km entfernt liegt die Stadt der Zukunft, das Auroville. Eine interessante Idee, und quasi eine gelebte Utopie, viele verschiedene Nationen leben auf einem Areal von der groesse eine Grosstadt, verteilt auf Doerfer, Gemeinschaften, Guesthouses. In der Mitte liegt quasi das spirituelle Zentrum, das Herz dieses ganzen Kleinstadt mit momentan ca. 2000 Einwohnern, das Matrimandir. Ich hatte die Zeit und Gelegenheit mir ausfuehrlich sowohl das Auroville sowie auch das Matrimandir anzuschauen, ein beindruckende Konstruktion in Form von einer riesigen goldenen Kugel, umgeben von 12 Betonblaetter in Form einer Lotusbluete. Die innere Kammer, in dieser Kugel, eine Meditationskammer ist mit das beeindruckendste was ich bisher so gesehen haben, 12 weisse sauelen, alles in Weiss gehalten, in der mitte eine riesige Kristallkugel die von gebuendelten Sonnenlicht angestrahlt wird, sehr ruhige und konzentrierte Atmosphaere.

Naechsten Sonntag geht es fuer 10 Tage in ein Vipassana Retreat nach Chennai, Schweigen, Ruhe, Meditieren, runter kommen von diesem staendigem Laerm, es kann nur eine Erholung werden und eine intensive Selbsterfahrung.
Also noch mal von mir, Frohe Weihnachten an alle und besinnliche Festtage!

Sonntag, 12. Dezember 2010

Indien - Welcome to the chaos

Nun bin ich also da! Reingeschleudert worden in diese andersartige Kultur.
Am Mittwoch abend in Chennai gelandet. Was sich hier abspielt trotz jeder Beschreibung, man kann noch so viel vorher über dieses Land lesen oder mit Indientravellern darüber sprechen, man muss es einfach erlebt haben um es zu glauben und es vielleicht irgendwann zu verstehen!

Der Flug und der Zwischenstopp in Delhi waren noch ok, ok im sinne wie es mein westliches Denken erwartet hat, freundliche Stewardessen, sauberes + sicheres Flugzeug ( wenn ich überlege was ich vorher alles an Negativberichten über Air India gelesen habe), ein morderner, mit westlichen Standards vergleichbarer Airport (über den gibts auch genug kommentare), kein verloren geganges Gepäck (dies war mit meine grösste Sorge). Die 9 Std. Aufenthalt habe ich mit rumsitzen, schlafen und lesen verbracht. Abends ging dann der Inlandsflug nach Chennai wo ich gegen 23 Uhr Ortszeit landete.
Mit verlassen des Flughafensgebäude begann dann irgendwann um Mitternacht mein Indienabenteuer und damit verbunden der erste Schock. Ich dachte ich bin im falschen Film. Der Flughafen eine riesige Baustelle, ein Inder erzählte mir später er solle mal so modern werden wie Delhi, vielleicht im nächsten Jahrtausend. All die ersten Eindrücke von Delhi Airport wurden hier innerhalb von Minuten zerschlagen, das indische System nahm mich auf. Was habe ich auch erwartet, keine Ahnung, wie gesagt man kann sich noch so viel vorstellen, es trifft nicht annähernd die Realität!

Ich schiebe meinen Trolley aus dem Flughafengebäude, das schon dreckig und verkommen ist. Ich brauche ein Taxi um zu meinen gebuchten "Hotel" zu kommen. In D. hatte ich mich schlau gemacht, auf jeden Fall ein sog. "Prepaid Taxi" nehmen, fester Preis und der Fahrer fährt auch dahin wo man will. Sobald ich durch die Tür ging empfing mich schon der Sound des indischen Strassenverkehrs, Dauerhupen und Geschreie. Ausserdem links und rechts hinter Sperrgittern hunderte von Menschen, einige mit Namen auf Schildern, wie sehr hätte ich mir im nachhin gewünscht auch meinen Namen auf so einem Schild zu lesen. Nach ein paar Metern sehe ich eine Menschentraube vor einem einfachen Holztisch, mit einem Pappschild darüber "Prepaid Taxi". Die Luft ist schwül und drückend, auch nachts kühlt es hier nicht sonderlich ab, zumindest im Süden. Ich bin müde, hungrig, verschwitzt, möchte nur noch so schnell wie möglich in ein sauberes Bett mit vorheriger Dusche. Am Taxistand dann angekommen verstehe ich vor lauter Lärm den Typen nicht, ich wusste wie hoch der Preis sein sollte. Er legt mir eine Quittung hin mit einem höherem Preis, ok denke ich gleich in der ersten Nacht musst du feilschen, es früh übt sich für die unzähligen weiteren Male.
Nein, ich würde nicht verstehen, es kommt ein anderer Fluggast hinzu, ein Inder, erklärt mir auf Englisch das man hier am Stand nur eine Gebühr bezahlt und später dann dem Fahrer den Fahrpreis und die Quittung gibt.
Mit der Quittung in der Hand stelle ich mich in eine lange Warteschlange am Strassenrand, einfach so ungefähr 100 meter vor dem flughafen, unzählige Menschen, die Autos quetschen sich um haaresbreite durch, ein unglaublicher Lärm, Abgasse, stickig. Ich erfahre die Taxis dürfen hier nicht parken, müssten dafür eine Gebühr zahlen, so fahren sie immer im kreise. Dann geht alles ganz schnell, es wird hektisch, der Typ vom Holztisch schreibt auf meine Qutittung eine Kennzeichen "Thats your taxi" der Fahrer erkennt mich, schnappt meinen grossen Rucksack, schmeisst ihn auf den Beifahrersitz, ich auf die Rückbank. Puh, schon mal die erste Hürde genommen denke, es wird noch eine lange Nacht.
Ich habe auch gelesen das man dem Fahrer erst die Quittung am Ende der Fahrt geben soll, sonst kann es passieren, dass er irgendwo anders hinfährt und dann mehr verlangt. Also zeige ich sie ihm nur und erkläre wohin ich will, die adresse hatte ich ausgedruckt. Wir fahren vom Flughafen in die Stadt. Man kennt es: es gibt keine Verkehrsregeln - vor jeder Kreuzung wird einfach gehubt -, dann drüber gefahren, Rote Ampeln - ein Spass-, ausweichen, es herrscht "normal" Linksverkehr, Kühe, Menschen, unzählige Arten von Rollern und Motorbikes, durch mein Fenster sehe ich die Strassenzüge vorbeifliegen, halb abgerissene Häuser, zerlumpte Menschen in der Gosse.
Plötzlich greift der Fahrer, ein junger Inder der seine Familie mit 2 Kindern hiermit ernährt, zum Handy. Ob ich eine Nr. vom Hotel hätte. Warum? Ich verstehe es zuerst nicht richtig, denke er will nach dem Weg fragen, wobei ich ihn vorher mindestens 3 mal gefragt habe, ob er ihn kennt? Typisch indisch, wie ich später noch des öfteren erfahren sollte, die sagen immer ja, und fragen sich dann lieber 10 mal durch, eine Fahrt mit einem Weissen lässt sich keiner entgehen.
Es folgt ein kurzes Gespräch, um dann von dem jungen Familienvater verkündet zu bekommen: das Hotel sei nicht in dem von mir genannten Stadtteil, es liegt wo anders!
Toll denke ich, habe ein richtig ungutes Gefühl, aber was soll ich machen, hoffe das ich ihm vertrauen kann, und vor allem mitten in der Nacht sicher dort ankomme und er nicht irgendwo in eine dunkle Seitenstrasse abbiegt.
Es kam wie es kommen musste. Irgendwann stehen wir von einem mehrstöckigem verkommenden, für indische Verhältnisse normal aussehendem Haus, mit dem Namen meines Hotels drauf. Der Preis hat sich natürlich wegen dem Umweg um 50 Rs erhöht, es sind nur Centbeträge, aber zu diesem Zeitpunkt (eigentlich noch heute) geht es mir ums Prinzip. Ich beschwere mich, verweise auf meine Quittung, es hilft nix, ich drücke ihm die 400 Rs in die Hand mit dem Satz " For your childrens", ein kurzes verlegenes Lächeln huscht über sein Gesicht, wenigstens diese kleine Genugtuung habe ich.
Dies war der erste "Betrug", man könnte auch sagen Lehrgeld das jeder der hier das erste mal hinkommt bezahlt. Der zweite sollte nicht lange auf sich warten lassen, am Front Desk des sogenannten Hotels, das mehr wie ein mehrstöckiges Mietshaus aussieht, erfahre ich das sich der mir per email bestätigte Preis für ein Zimmer heute erhöhte hätte! Wieder kommt meine Prinzipientreue hoch, jetzt noch gepaart mit aufkommender Wut, ich sage klar ich werde nur diesen Preis hier bezahlen, ja ich solle zuerst mal den Anmeldungsformulare aussfüllen und schlafen gehen.
Ein Inder schleppt meinen Rucksack hoch und begleitet mich in mein First-Class-Zimmer.Damit nimmt der Tag, dieser Abend einen krönenden Abschluss, spätestens jetzt sollte mir klar,ich bin in Indien und nicht mehr in Europa.
So ein Zimmer würde man glaube ich in Europa noch nicht mal im letzten Bahnhofsviertel finden. Ein Doppelbett von dem ich schon nach einem einzig Blick wusste, darauf lege ich mich nur mit meinen eigenen Bettlaken, fasse noch nicht mal die Decke an. Ein Fernseher in der Ecke, der Deckenventilator surrt, in der hinteren Ecke ein Schrank den ich erst gar nicht aufmache. Zwei Fenster mit Gittern, wenigstens sicher, das eine öffne ich einen Spalt, und erlbicke eine Hauswand, Rohre, nein, bin mir nicht sicher, vielleicht auch ein Bad, über mir sehe ich nämlich einen Toillettenkasten!
Das "Beste"an diesem Zimmer ist das indisch gehaltene Bad, heisst ein verrosteteter in der Wand installierter Duschkopf, zwei Hähne, wobei es sowieso nur kaltes Wasser gibt, eine versiefte Kloschüssel, ein Waschbecken, ein Wasserhahn, ein Spiegel, ein Plastikeimer, zwei kleine Becher (erst in dem neuen Guesthouse wurde mir erklärt, das dies für die Toilette ist, Klopapier gibts nämlich grundsätzlich nicht auf ind. Toiletten, heisst also manuelle Säuberung mit der linken Hand+Wasser). Aber ich habe ja eigenes dabei.
Ich muss mich sehr überwinden, es hilft nix, ich bin so verschwitzt, ich brauche irgendwie eine Dusche. Mehr oder weniger hüpfe ich zwischen den Wasserstrahlen hin und her, und lege mich dann irgendwann gegen 2 uhr ins bett, nein auf meine gott sei dank mitgebrachten Laken. Das allerschlimmste an diesem Zimmer ist allerdings der Geruch, ein modriger, alter Gestank, nicht zu beschreiben, was es ist oder woher, das ganze Zimmer lebt davon, ich schmiere mir ein wenig Zahnpasta unter die Nase, es hilft nur kurzzeitig.
Das ist also meine erste Nacht in Indien, wow. Ich bin zwar totmüde, komme aber in keinen schlaf, mehr oder weniger nur ein dösen, Gedanken schiessen durch den Kopf, schaue immer wieder zu Tür, fühle mich irgendwie nicht richtig sicher, das Geld liegt unter dem Kopfkissen, das "Abwehrspray" griffbereit.

Am nächsten Tag checke ich aus. Am morgen gibt es fast noch Kabarettstück. Der Typ an der Rezeption fragt " How are you doing". Prima antworte ich, gut geschlafen, gemütliches Zimmer, das ironische Grinsen schwer verkneifend! "You look fresh" antwortet er daraufhin. Ich sage nichts mehr!
Der Rest in Kürze: kurzer Gang durch die Strassen, verwirrend, heiss, stressig, laut, Menschen mit Beinen wie Strohhalme. Geld gewechselt, den erhöhten Hotelpreis bezahlt, mit Motorrikscha zum Busterminal, klimatisierte 4-std. Busfahrt nach Pondicherry, ein Abend früher im gebuchten Guesthouse, Glück, das Zimmer ist bereits frei, ich öffne die Tür, im Paradies, sauber, hell, kein Autolärm, Meerblick.

Heute der 4. Tag. Habe in meinen Guesthouse mit mehreren Leuten gesprochen, es ist normal, geht jedem so wenn man das erste mal auf diesen Subkontinent kommt, die Armut, der Dreck, die Bettler, heute haben mich 3 angesprochen, alles Frauen, eine mit einem Baby auf dem Arm, schwierig, einmal gab ich 10 Rs. man muss ein eigenes Gefühl dafür entwickeln.
Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, es sprengt einfach alle westlichen Standards, Regeln, Konventionen. Es ist wie ein spiegel, bringt einem zum Nachdenken, kann auch eine grosse Chance sein, eine Weiterentwicklung, fundamental!
Aber soweit bin ich noch nicht, step by step, jeden Tag aufs neue dem Lärm,der Armut, der Hitze stellen, irgendwann so hört man, beginnt man dann das zu sehen was hiner dem Schmutz, dem Elend steckt, wofür Indien seit Jahrtausenden bekannt ist, etwas was es im westen nicht mehr gibt, verdeckt, unterdrückt, verloren durch das Materielle, hier wo der Materialismus (noch) nicht vollkommen die Oberhand übernommen hat, hier soll es noch durchblitzen, wenn man offen, bereit dazu ist.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Zeit der Wahrheiten

Momentan weiß man fast gar nicht wo man anfangen soll, soviel tut sich weltweit. Heute möchte ich mit ein paar persönlichen Gedanken zu den Vorgängen die in der Welt geschehen anfangen, um dann eine Überleitung zu meinem jetztigen Leben und den damit verbundenen Entwicklungen zu finden.
Jeder der mit einem einigermassen wachen, offenem Bewußtsein durch die Welt geht und beobachtet, wird feststellen können wir befinden uns in einer besonderen Zeitqualität.

Auf der einen Seite nimmt unserem schnellebige, technokratische Wohlstandsgesellschaft immer mehr an Fahrt auf, immer neuere Techniken, immer mehr Reize, damit immer mehr Anforderungen an den modernen Menschen, der versucht in dieser Schnellebigkeit nicht den Überblick zu verlieren.
Auf der anderen Seite macht es dieses Internetzeitalter möglich, das wir innerhalb von wenigen Klicks auf diversen Blogs, Homepages und Videoportalenn, alles über neue Wahrheiten oder Aufklärung erfahren können, von geheimen US-Botschaftsdepeschen bis zu dem Fund eines neues Bakterium in einem See in Kalifornien durch die NASA, das anstatt von Phosphor Arsen (Gift!) in seine DNA-Struktur mitaufnimmt und damit lebt, also ein ganz neues Bild auf die Entstehung von Leben wirft, jahrzehntelange Überzeugungen über Bord wirft.
Offensichtlich ist es so, das vieles was bisher als gewohnt, richtig, wissenschaftlich erwiesen, politisch korrekt angesehen wurde, neu gedacht werden muss. Der Normalbürger an sich, der in seinem gewohnten Umfeld lebt, mit der scheinbaren Sicherheit eines bürgerlichen Weltbildes das über die Jahrhunderte durch Wissenschaft, Religion, Politik und Medien geprägt wurde, fängt nun an, vieles was als normal und gegeben gesehen wurde, zu hinterfragen!
Und dies kann ich meinen Augen kein Zufall sein, wenn man versucht alles in einem Gesamtzusammenhang zu sehen!

Somit habe ich meine Überleitung von der grossen Weltbühne auf mein kleines bescheidenes Leben, nämlich mit der Aussage mit offenem, wachen Bewußtsein durch die Welt zu gehen, und vor allem, bestehendes zu hinterfragen! Diese Prämisse war eine der Bewegründe meinen ganz persönlichen Wandel im Herbst letzten Jahres einzuleiten, nach jahrelangem "beobachten" und ja auch erkennen, zuerst altes zu hinterfragen, es dann zurückzulassen und neues zu wagen. Dieses neue, dieser Aufbruch ins Unbekannte war für mich zur damaligen Zeit mit dem Reisen verbunden.

Nun ist es aber so, das seitdem ja schon einige Zeit vergangen ist, ich viel gesehen,gefühlt und erlebt habe, viele Gespräche geführt habe, gerade auch in letzter Zeit vermehrt mit Leuten in Deutschland über meine jetzige Lebensform. Und dabei musste ich feststellen das es durchaus auch sehr kritische Meinungen gibt. Das ist auch gut so! Das war mir von Anfang an klar, ja ich stelle mich dem, nehme das auf, und möchte auch ein Stück weit polarisieren! In gewisser Form um auch als Spiegel zu wirken, damit jeder in dieser Polarität sein eigenes reflektieren, ja vielleicht auch hinterfragen kann! Nur das jetzt kein falscher Eindruck entsteht, ich bin alles andere als ein Apostel oder Missionar, schon aus meiner ureigensten charakterlichen Überzeugung liegt mir jede Form von missionieren fern, verwehre mich selbst gegen jeder Form von ideologischer Missionierung, vor allem religiöser Natur!

Aber gut, nun stelle ich mich zuerst mal den "Spiegeln" die ich bekommen habe, und reflektiere mein jetziges Reise- Leben.
Ein Gespräch erst vor wenigen Tagen mit einem Freund bei einem Glas Bier gab mir doch stark zum denken. Seine Aussage war, kurz gefasst, wenn ich nicht die Möglichkeit hätte immer wieder zu meiner "Basis" in Deutschland zurückzukehren, um dann dort bequem und ohne weitere Mehrkosten zu leben um sich neue Reiseideen auszudenken, dann wäre ich heute schon lange nicht mehr in der Weltgeschichte unterwegs, ja meinte er, dann müsste ich mir ganz andere Gedanken machen, wäre vielleicht sogar schon ein Sozialfall (Hartz IV), da das ganze Geld verprasst wurde, oder müsste irgend ein ungeliebten Job annehmen um überhaupt gerade so über die Runden zu kommen!
Zuerst einmal kann ich dabei auch eine gewisse Sorge raushören nicht abzurutschen, was wiederrum für ihn als Freund spricht, und mich freut, andererseits sage ich ihm auch ganz deutlich, mein Lieber, wenn du das bisher so aufgefasst hast, hast du rein gar nichts von dem erfasst worum es mir von anfang an ging und heute noch geht!

Nun natürlich stell ich mir schon ab und an die Frage nach der Aussenwirkung, woran kann das liegen, und will mir heute mit diesem Eintrag die Mühe machen, ein Wenig mehr Licht ins Dunkle zu bringen, Hinweise für meine Entscheidungen, für meine Beweggründe zu geben, nicht als Rechtfertigung, nein unter Berücksichtigung des anfänglich Geschilderten, im Kontext einer besonderen derzeitigen Zeit der (neuen) Wahrheiten.
Der erste Impuls der mir kommt, und das habe ich eigentlich bei all meinen bisherigen Posts versucht zu lösen, ist die Schwierigkeit, Erlebtes, Gedanken, Empfindungen denen man im Aussen begegnet ist, innerlich zu verarbeiten, intellektuell aufzubereiten und dann in Form von Worten für ein breites Publikum so auszudrücken das es verständlich, unterhaltsam und auch mal tiefgründig ist. In meinen Augen liegt dort eine erste sprachliche Beschränkung, da man zwar versuchen kann vieles in Worte zu packen, es aber manchmal nur sehr rudimentär wiedergibt was man innerlich empfunden hat.
Das zweite ist, das sich die Motivationen für die Reise von Beginn an immer wieder geändert hat, und heute noch tut, ich gehe soweit zu sagen, am Anfang ging es überwiegend um Außen, Natur, neue Länder ,Leute usw., mittlerweile geht es immer mehr in Richtung einer inneren Reise, wobei natürlich das Äußere nachwievor sehr wichtig ist (Wie im Außen, so im Innern. Wie im Großen, so im Kleinen)

Nicht der materielle Reichtum ist unser Ziel, da wir nach unserem Tod sowieso alles zurücklassen müssen, sondern die persönliche Bewusstseinsentwicklung.

(von einem Blog)

Das dritte und letzte ist, das ich immer versucht habe, und so auch nach "Aussen" kommunziert habe, auf mein Gefühl, meine Intuition oder mein Herz (es gibt neue Forschungen die zeigen, das es im Herzen tatsächlihch ein ähnliche neuronale Struktur gibt wie im Gehirn ) zu hören.
Und vor allem, unterwegs auf die Umstände zu reagieren die halt jeden Tag neu und unerwartet sind. Wenn man diese beiden Punkte berücksichtigt, ist vieles einfacher zu verstehen, finde ich.
Ein paar Beispiele: mein Job im Hotel in Tokio habe ich nur bekomme,weil ich mich schnell entscheiden musste, und den ersten Job kündigte, was nicht leicht war aber im nachhinein absolut richtig war. Nach meinen Aufenthalt im Kloster, wurde mir nach einem Kassensturz ganz schnell klar, leider, wirklich leider, reicht es nicht mehr für einen längeren Aufenthalt in Japan. Nach den ersten Wochen mit dem Rad durch Deutschland in diesem Sommer, vielen netten Begegnungen und wechselnden Landschaften, konnte ich aber auch sehen, wie anstrengend es ist jeden Abend und jeden Morgen alles auf und abzubauen, vor allem wenn man allein unterwegs ist, und wie weit es noch bis zur wirklich unberührten Natur in Nordschweden ist. Es war ein täglicher Abwägungsprozess, zw. Kosten, Mühen, Wetter, Motivation und der Frage was kommt danach! Trotzdem möchte ich diese Wochen und Erfahrungen nicht missen, dies alles waren weitere Puzzleteile im großen Mysterium, und danach kamen wieder neue.

Der bekannte Reiseautor Andreas Altmann schrieb in seinem letzten Buch:

"Mir fällt ein, das einer der Beweggründe für das Reisen der Wunsch ist, das zu verlassen was man schon kennt, eben das, was einem vertraut ist, ja oft schon ermüdetet, schon lange nicht mehr begeistert. Das Verlangen nagt dem Treibsand der Wiederholung zu entkommen. Und man zieht los, um das aufzusuchen, was fremd ist, unvertraut."

Dieses Zitat aufgreifend sehe ich diesen Blog in seiner Form als Onlinetage/reisebuch als mein Ausdrucksmedium für das Fremde, Unbekannte, für alles bisherige und alles zukünftige, für die Berichte von unterwegs UND verstärkt für die inneren und äußeren Entwicklungen in mir und in der Welt um mich herum, immer mit einem offenen Herzen und wachen Verstand!

Nach knapp einem Jahr war mir dies mal wichtig zu erwähnen, quasi als erstes Resumee. Viel Vorausplanen und Ankündigen möchte ich nachwievor nicht, erhöht auch die Spannung und Neugier der interessierten Leser was noch kommt, aber eins kann ich heute schon sagen, der nächste Bericht wird wieder mehr mit kuriosen und witzigen aus der Welt gespickt sein. In zwei Tagen geht mein Flieger nach Indien!

Genug der Worte für heute. Passend dazu zum Abschluss ein Zitat von Lao-tzu:
"Jene die wissen, sprechen nicht. Jene die sprechen, wissen nicht"