Samstag, 25. Dezember 2010

Pondicherry

Weihnachtsgruesse aus Indien, aus 25 Grad Sonne. Gestern abend fand hier in unserem Guesthouse eine kleine Weihnachtsandacht statt, eigentlich ein kleines Konzert. Sehr schoene Musik mit Instrumenten die ich nicht kenne, sich aber sehr schoen angehoert haben, hat einen beruerht. Danach gab es dann Tee, Kuchen und kleine eingepackte Geschenke, alles von dem Guesthouse gemanagt und gestellt.
Man muss wissen, dies ist in gewisser Weise ein besonderes Guesthouse. Es gehoert zum dem bekannten Ashram von Sri Aurobindo hier in Pondicherry. Eigentlich bin ich durch Zufall an diese Adresse gekommen, auf eine Empfehlung von einer Bekannten her.
Somit bin ich auch in Pondicherry gelandet, eine Stadt mit ca. 1 Million Einwohner, aber absolut keine typisch indische Stadt, soll heissen vergleichsweise sauber und ruhig, ja und auch nicht so viel Elend auf den Strassen wie in anderen Staedten.

Ich bin nicht wie viele andere hier in dem Guesthouse wegen der Lehre von Sri Aurobindo hier, die ausschlaggebenden Faktoren waren die deutsche Leitung und ein schoenes sauberes Zimmer zu einem absolut fairen Preis, somit moechte ich dieses Zimmer als Ausgangsbasis fuer weitere Unternehmungen behalten, quasi als Basis.
Aber trotz diesem sanften Einstieg hier in Pondi, oder Indien light,bin ich momentan nach ueber 2 Wochen doch an einem kritischen Punkt, man koennte auch sagen eine Art Kulturschock, nachwievor!
Ein Erlebnis heute war der Ausloeser. Ich machte einen Weihnachtsanruf nach Deutschland von so einer Telefonhuette an der Strasse, die es hier ueberall gibt, und wurde mal wieder richtig betrogen, also die uebliche der weisse zahlt mehr Nummer. Obwohl ich vorher nach dem Minutenpreis gefragt hatte. Klar ich habe es selbst geschrieben, man zahlt hier als Indienanfaenger immer Lehrgeld, das habe ich schon zu genuege, mich stoert aber vor allem diese Dreistigkeit, und dieses offensichtlich Denken, jeder Weisser der hier rumlaueft ist ein Millionaer. Ja vor einigen Tagen sagte mir einer dieser herumlaufenden Strassenverkauefer glatt ins gesicht, wenn du dir einen Flug nach Indien leisten kannst, bist du reich. Ja so denken die hier! Das man vielleicht dafuer monatelang gesparrt hat, und hier auch laenger bleiben will, und somit kein 3-wochen-urlauber ist dem ein paar euro mehr nicht weh tun, das faellt keinem ein, verlangt ja auch keiner. Vielleicht koennte sich dieser junge Bursche mit seinen Trommeln die er ueberteuert an dumme Touris verkauft, auch einen Flug nach Europa leisten, wenn er von seinem hart erschwaetzten Geld was zur seite legt, und sich mal ne woche in Berlin goennt!! Das ist natuerlich auch ein wenig ironisch gemeint, aber durchaus mit einer Portion Ernsthaftigkeit.

Nun das ist das Ereignis von heute was mich beschaeftigt und mir zu denken gibt, die Leute denen ich es erzaehlt habe nennen es eine gute Uebung, ok lass ich mal so stehen.
Das soll aber nicht heissen das ich mich jeden Tag mit irgendwelchen Indern uebers Geld streiten muss. Nein, hier im Guesthouse habe ich gute und nette Kontakte zu anderen Deutschen geknuepft. Vor 3 Tagen haben wir uns zu viert ein Taxi geteilt und sind nach Chidambaram, 70 km suedlich von Pondi, zu einem der groessten Shiva Tempel Suedindiens gefahren. Wir sind schon frueh morgens los, da der Tempel um 12 uhr schliesst. Eine riesige Anlage, mit verschiedenen kleinen Tempeln, einem Wasserbecken mit einer Gloacke die als heilig gilt und sich somit die Inder darin waschen, penetrante Kinderhaende die an einem zupfen und nach geld betteln, Priester mit kahlgeschorener Stirn und jede Menge bettender Inder. Gott sei Dank sind wir um 11.30 raus aus dem Tempel, es fuellte sich immer mehr, am Nachmittag war eine grosse Prozession mit tausenden ausflippenden Indern, die Waegen mit riesigen Stahlraedern ziehen, unter die wohl schon bei anderen Festen dieser Art Menschen kamen, was man sich bei diesen Massen und Gedraenge sehr leicht vorstellen kann.

Von Pondicherry ca. 10 km entfernt liegt die Stadt der Zukunft, das Auroville. Eine interessante Idee, und quasi eine gelebte Utopie, viele verschiedene Nationen leben auf einem Areal von der groesse eine Grosstadt, verteilt auf Doerfer, Gemeinschaften, Guesthouses. In der Mitte liegt quasi das spirituelle Zentrum, das Herz dieses ganzen Kleinstadt mit momentan ca. 2000 Einwohnern, das Matrimandir. Ich hatte die Zeit und Gelegenheit mir ausfuehrlich sowohl das Auroville sowie auch das Matrimandir anzuschauen, ein beindruckende Konstruktion in Form von einer riesigen goldenen Kugel, umgeben von 12 Betonblaetter in Form einer Lotusbluete. Die innere Kammer, in dieser Kugel, eine Meditationskammer ist mit das beeindruckendste was ich bisher so gesehen haben, 12 weisse sauelen, alles in Weiss gehalten, in der mitte eine riesige Kristallkugel die von gebuendelten Sonnenlicht angestrahlt wird, sehr ruhige und konzentrierte Atmosphaere.

Naechsten Sonntag geht es fuer 10 Tage in ein Vipassana Retreat nach Chennai, Schweigen, Ruhe, Meditieren, runter kommen von diesem staendigem Laerm, es kann nur eine Erholung werden und eine intensive Selbsterfahrung.
Also noch mal von mir, Frohe Weihnachten an alle und besinnliche Festtage!

Sonntag, 12. Dezember 2010

Indien - Welcome to the chaos

Nun bin ich also da! Reingeschleudert worden in diese andersartige Kultur.
Am Mittwoch abend in Chennai gelandet. Was sich hier abspielt trotz jeder Beschreibung, man kann noch so viel vorher über dieses Land lesen oder mit Indientravellern darüber sprechen, man muss es einfach erlebt haben um es zu glauben und es vielleicht irgendwann zu verstehen!

Der Flug und der Zwischenstopp in Delhi waren noch ok, ok im sinne wie es mein westliches Denken erwartet hat, freundliche Stewardessen, sauberes + sicheres Flugzeug ( wenn ich überlege was ich vorher alles an Negativberichten über Air India gelesen habe), ein morderner, mit westlichen Standards vergleichbarer Airport (über den gibts auch genug kommentare), kein verloren geganges Gepäck (dies war mit meine grösste Sorge). Die 9 Std. Aufenthalt habe ich mit rumsitzen, schlafen und lesen verbracht. Abends ging dann der Inlandsflug nach Chennai wo ich gegen 23 Uhr Ortszeit landete.
Mit verlassen des Flughafensgebäude begann dann irgendwann um Mitternacht mein Indienabenteuer und damit verbunden der erste Schock. Ich dachte ich bin im falschen Film. Der Flughafen eine riesige Baustelle, ein Inder erzählte mir später er solle mal so modern werden wie Delhi, vielleicht im nächsten Jahrtausend. All die ersten Eindrücke von Delhi Airport wurden hier innerhalb von Minuten zerschlagen, das indische System nahm mich auf. Was habe ich auch erwartet, keine Ahnung, wie gesagt man kann sich noch so viel vorstellen, es trifft nicht annähernd die Realität!

Ich schiebe meinen Trolley aus dem Flughafengebäude, das schon dreckig und verkommen ist. Ich brauche ein Taxi um zu meinen gebuchten "Hotel" zu kommen. In D. hatte ich mich schlau gemacht, auf jeden Fall ein sog. "Prepaid Taxi" nehmen, fester Preis und der Fahrer fährt auch dahin wo man will. Sobald ich durch die Tür ging empfing mich schon der Sound des indischen Strassenverkehrs, Dauerhupen und Geschreie. Ausserdem links und rechts hinter Sperrgittern hunderte von Menschen, einige mit Namen auf Schildern, wie sehr hätte ich mir im nachhin gewünscht auch meinen Namen auf so einem Schild zu lesen. Nach ein paar Metern sehe ich eine Menschentraube vor einem einfachen Holztisch, mit einem Pappschild darüber "Prepaid Taxi". Die Luft ist schwül und drückend, auch nachts kühlt es hier nicht sonderlich ab, zumindest im Süden. Ich bin müde, hungrig, verschwitzt, möchte nur noch so schnell wie möglich in ein sauberes Bett mit vorheriger Dusche. Am Taxistand dann angekommen verstehe ich vor lauter Lärm den Typen nicht, ich wusste wie hoch der Preis sein sollte. Er legt mir eine Quittung hin mit einem höherem Preis, ok denke ich gleich in der ersten Nacht musst du feilschen, es früh übt sich für die unzähligen weiteren Male.
Nein, ich würde nicht verstehen, es kommt ein anderer Fluggast hinzu, ein Inder, erklärt mir auf Englisch das man hier am Stand nur eine Gebühr bezahlt und später dann dem Fahrer den Fahrpreis und die Quittung gibt.
Mit der Quittung in der Hand stelle ich mich in eine lange Warteschlange am Strassenrand, einfach so ungefähr 100 meter vor dem flughafen, unzählige Menschen, die Autos quetschen sich um haaresbreite durch, ein unglaublicher Lärm, Abgasse, stickig. Ich erfahre die Taxis dürfen hier nicht parken, müssten dafür eine Gebühr zahlen, so fahren sie immer im kreise. Dann geht alles ganz schnell, es wird hektisch, der Typ vom Holztisch schreibt auf meine Qutittung eine Kennzeichen "Thats your taxi" der Fahrer erkennt mich, schnappt meinen grossen Rucksack, schmeisst ihn auf den Beifahrersitz, ich auf die Rückbank. Puh, schon mal die erste Hürde genommen denke, es wird noch eine lange Nacht.
Ich habe auch gelesen das man dem Fahrer erst die Quittung am Ende der Fahrt geben soll, sonst kann es passieren, dass er irgendwo anders hinfährt und dann mehr verlangt. Also zeige ich sie ihm nur und erkläre wohin ich will, die adresse hatte ich ausgedruckt. Wir fahren vom Flughafen in die Stadt. Man kennt es: es gibt keine Verkehrsregeln - vor jeder Kreuzung wird einfach gehubt -, dann drüber gefahren, Rote Ampeln - ein Spass-, ausweichen, es herrscht "normal" Linksverkehr, Kühe, Menschen, unzählige Arten von Rollern und Motorbikes, durch mein Fenster sehe ich die Strassenzüge vorbeifliegen, halb abgerissene Häuser, zerlumpte Menschen in der Gosse.
Plötzlich greift der Fahrer, ein junger Inder der seine Familie mit 2 Kindern hiermit ernährt, zum Handy. Ob ich eine Nr. vom Hotel hätte. Warum? Ich verstehe es zuerst nicht richtig, denke er will nach dem Weg fragen, wobei ich ihn vorher mindestens 3 mal gefragt habe, ob er ihn kennt? Typisch indisch, wie ich später noch des öfteren erfahren sollte, die sagen immer ja, und fragen sich dann lieber 10 mal durch, eine Fahrt mit einem Weissen lässt sich keiner entgehen.
Es folgt ein kurzes Gespräch, um dann von dem jungen Familienvater verkündet zu bekommen: das Hotel sei nicht in dem von mir genannten Stadtteil, es liegt wo anders!
Toll denke ich, habe ein richtig ungutes Gefühl, aber was soll ich machen, hoffe das ich ihm vertrauen kann, und vor allem mitten in der Nacht sicher dort ankomme und er nicht irgendwo in eine dunkle Seitenstrasse abbiegt.
Es kam wie es kommen musste. Irgendwann stehen wir von einem mehrstöckigem verkommenden, für indische Verhältnisse normal aussehendem Haus, mit dem Namen meines Hotels drauf. Der Preis hat sich natürlich wegen dem Umweg um 50 Rs erhöht, es sind nur Centbeträge, aber zu diesem Zeitpunkt (eigentlich noch heute) geht es mir ums Prinzip. Ich beschwere mich, verweise auf meine Quittung, es hilft nix, ich drücke ihm die 400 Rs in die Hand mit dem Satz " For your childrens", ein kurzes verlegenes Lächeln huscht über sein Gesicht, wenigstens diese kleine Genugtuung habe ich.
Dies war der erste "Betrug", man könnte auch sagen Lehrgeld das jeder der hier das erste mal hinkommt bezahlt. Der zweite sollte nicht lange auf sich warten lassen, am Front Desk des sogenannten Hotels, das mehr wie ein mehrstöckiges Mietshaus aussieht, erfahre ich das sich der mir per email bestätigte Preis für ein Zimmer heute erhöhte hätte! Wieder kommt meine Prinzipientreue hoch, jetzt noch gepaart mit aufkommender Wut, ich sage klar ich werde nur diesen Preis hier bezahlen, ja ich solle zuerst mal den Anmeldungsformulare aussfüllen und schlafen gehen.
Ein Inder schleppt meinen Rucksack hoch und begleitet mich in mein First-Class-Zimmer.Damit nimmt der Tag, dieser Abend einen krönenden Abschluss, spätestens jetzt sollte mir klar,ich bin in Indien und nicht mehr in Europa.
So ein Zimmer würde man glaube ich in Europa noch nicht mal im letzten Bahnhofsviertel finden. Ein Doppelbett von dem ich schon nach einem einzig Blick wusste, darauf lege ich mich nur mit meinen eigenen Bettlaken, fasse noch nicht mal die Decke an. Ein Fernseher in der Ecke, der Deckenventilator surrt, in der hinteren Ecke ein Schrank den ich erst gar nicht aufmache. Zwei Fenster mit Gittern, wenigstens sicher, das eine öffne ich einen Spalt, und erlbicke eine Hauswand, Rohre, nein, bin mir nicht sicher, vielleicht auch ein Bad, über mir sehe ich nämlich einen Toillettenkasten!
Das "Beste"an diesem Zimmer ist das indisch gehaltene Bad, heisst ein verrosteteter in der Wand installierter Duschkopf, zwei Hähne, wobei es sowieso nur kaltes Wasser gibt, eine versiefte Kloschüssel, ein Waschbecken, ein Wasserhahn, ein Spiegel, ein Plastikeimer, zwei kleine Becher (erst in dem neuen Guesthouse wurde mir erklärt, das dies für die Toilette ist, Klopapier gibts nämlich grundsätzlich nicht auf ind. Toiletten, heisst also manuelle Säuberung mit der linken Hand+Wasser). Aber ich habe ja eigenes dabei.
Ich muss mich sehr überwinden, es hilft nix, ich bin so verschwitzt, ich brauche irgendwie eine Dusche. Mehr oder weniger hüpfe ich zwischen den Wasserstrahlen hin und her, und lege mich dann irgendwann gegen 2 uhr ins bett, nein auf meine gott sei dank mitgebrachten Laken. Das allerschlimmste an diesem Zimmer ist allerdings der Geruch, ein modriger, alter Gestank, nicht zu beschreiben, was es ist oder woher, das ganze Zimmer lebt davon, ich schmiere mir ein wenig Zahnpasta unter die Nase, es hilft nur kurzzeitig.
Das ist also meine erste Nacht in Indien, wow. Ich bin zwar totmüde, komme aber in keinen schlaf, mehr oder weniger nur ein dösen, Gedanken schiessen durch den Kopf, schaue immer wieder zu Tür, fühle mich irgendwie nicht richtig sicher, das Geld liegt unter dem Kopfkissen, das "Abwehrspray" griffbereit.

Am nächsten Tag checke ich aus. Am morgen gibt es fast noch Kabarettstück. Der Typ an der Rezeption fragt " How are you doing". Prima antworte ich, gut geschlafen, gemütliches Zimmer, das ironische Grinsen schwer verkneifend! "You look fresh" antwortet er daraufhin. Ich sage nichts mehr!
Der Rest in Kürze: kurzer Gang durch die Strassen, verwirrend, heiss, stressig, laut, Menschen mit Beinen wie Strohhalme. Geld gewechselt, den erhöhten Hotelpreis bezahlt, mit Motorrikscha zum Busterminal, klimatisierte 4-std. Busfahrt nach Pondicherry, ein Abend früher im gebuchten Guesthouse, Glück, das Zimmer ist bereits frei, ich öffne die Tür, im Paradies, sauber, hell, kein Autolärm, Meerblick.

Heute der 4. Tag. Habe in meinen Guesthouse mit mehreren Leuten gesprochen, es ist normal, geht jedem so wenn man das erste mal auf diesen Subkontinent kommt, die Armut, der Dreck, die Bettler, heute haben mich 3 angesprochen, alles Frauen, eine mit einem Baby auf dem Arm, schwierig, einmal gab ich 10 Rs. man muss ein eigenes Gefühl dafür entwickeln.
Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, es sprengt einfach alle westlichen Standards, Regeln, Konventionen. Es ist wie ein spiegel, bringt einem zum Nachdenken, kann auch eine grosse Chance sein, eine Weiterentwicklung, fundamental!
Aber soweit bin ich noch nicht, step by step, jeden Tag aufs neue dem Lärm,der Armut, der Hitze stellen, irgendwann so hört man, beginnt man dann das zu sehen was hiner dem Schmutz, dem Elend steckt, wofür Indien seit Jahrtausenden bekannt ist, etwas was es im westen nicht mehr gibt, verdeckt, unterdrückt, verloren durch das Materielle, hier wo der Materialismus (noch) nicht vollkommen die Oberhand übernommen hat, hier soll es noch durchblitzen, wenn man offen, bereit dazu ist.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Zeit der Wahrheiten

Momentan weiß man fast gar nicht wo man anfangen soll, soviel tut sich weltweit. Heute möchte ich mit ein paar persönlichen Gedanken zu den Vorgängen die in der Welt geschehen anfangen, um dann eine Überleitung zu meinem jetztigen Leben und den damit verbundenen Entwicklungen zu finden.
Jeder der mit einem einigermassen wachen, offenem Bewußtsein durch die Welt geht und beobachtet, wird feststellen können wir befinden uns in einer besonderen Zeitqualität.

Auf der einen Seite nimmt unserem schnellebige, technokratische Wohlstandsgesellschaft immer mehr an Fahrt auf, immer neuere Techniken, immer mehr Reize, damit immer mehr Anforderungen an den modernen Menschen, der versucht in dieser Schnellebigkeit nicht den Überblick zu verlieren.
Auf der anderen Seite macht es dieses Internetzeitalter möglich, das wir innerhalb von wenigen Klicks auf diversen Blogs, Homepages und Videoportalenn, alles über neue Wahrheiten oder Aufklärung erfahren können, von geheimen US-Botschaftsdepeschen bis zu dem Fund eines neues Bakterium in einem See in Kalifornien durch die NASA, das anstatt von Phosphor Arsen (Gift!) in seine DNA-Struktur mitaufnimmt und damit lebt, also ein ganz neues Bild auf die Entstehung von Leben wirft, jahrzehntelange Überzeugungen über Bord wirft.
Offensichtlich ist es so, das vieles was bisher als gewohnt, richtig, wissenschaftlich erwiesen, politisch korrekt angesehen wurde, neu gedacht werden muss. Der Normalbürger an sich, der in seinem gewohnten Umfeld lebt, mit der scheinbaren Sicherheit eines bürgerlichen Weltbildes das über die Jahrhunderte durch Wissenschaft, Religion, Politik und Medien geprägt wurde, fängt nun an, vieles was als normal und gegeben gesehen wurde, zu hinterfragen!
Und dies kann ich meinen Augen kein Zufall sein, wenn man versucht alles in einem Gesamtzusammenhang zu sehen!

Somit habe ich meine Überleitung von der grossen Weltbühne auf mein kleines bescheidenes Leben, nämlich mit der Aussage mit offenem, wachen Bewußtsein durch die Welt zu gehen, und vor allem, bestehendes zu hinterfragen! Diese Prämisse war eine der Bewegründe meinen ganz persönlichen Wandel im Herbst letzten Jahres einzuleiten, nach jahrelangem "beobachten" und ja auch erkennen, zuerst altes zu hinterfragen, es dann zurückzulassen und neues zu wagen. Dieses neue, dieser Aufbruch ins Unbekannte war für mich zur damaligen Zeit mit dem Reisen verbunden.

Nun ist es aber so, das seitdem ja schon einige Zeit vergangen ist, ich viel gesehen,gefühlt und erlebt habe, viele Gespräche geführt habe, gerade auch in letzter Zeit vermehrt mit Leuten in Deutschland über meine jetzige Lebensform. Und dabei musste ich feststellen das es durchaus auch sehr kritische Meinungen gibt. Das ist auch gut so! Das war mir von Anfang an klar, ja ich stelle mich dem, nehme das auf, und möchte auch ein Stück weit polarisieren! In gewisser Form um auch als Spiegel zu wirken, damit jeder in dieser Polarität sein eigenes reflektieren, ja vielleicht auch hinterfragen kann! Nur das jetzt kein falscher Eindruck entsteht, ich bin alles andere als ein Apostel oder Missionar, schon aus meiner ureigensten charakterlichen Überzeugung liegt mir jede Form von missionieren fern, verwehre mich selbst gegen jeder Form von ideologischer Missionierung, vor allem religiöser Natur!

Aber gut, nun stelle ich mich zuerst mal den "Spiegeln" die ich bekommen habe, und reflektiere mein jetziges Reise- Leben.
Ein Gespräch erst vor wenigen Tagen mit einem Freund bei einem Glas Bier gab mir doch stark zum denken. Seine Aussage war, kurz gefasst, wenn ich nicht die Möglichkeit hätte immer wieder zu meiner "Basis" in Deutschland zurückzukehren, um dann dort bequem und ohne weitere Mehrkosten zu leben um sich neue Reiseideen auszudenken, dann wäre ich heute schon lange nicht mehr in der Weltgeschichte unterwegs, ja meinte er, dann müsste ich mir ganz andere Gedanken machen, wäre vielleicht sogar schon ein Sozialfall (Hartz IV), da das ganze Geld verprasst wurde, oder müsste irgend ein ungeliebten Job annehmen um überhaupt gerade so über die Runden zu kommen!
Zuerst einmal kann ich dabei auch eine gewisse Sorge raushören nicht abzurutschen, was wiederrum für ihn als Freund spricht, und mich freut, andererseits sage ich ihm auch ganz deutlich, mein Lieber, wenn du das bisher so aufgefasst hast, hast du rein gar nichts von dem erfasst worum es mir von anfang an ging und heute noch geht!

Nun natürlich stell ich mir schon ab und an die Frage nach der Aussenwirkung, woran kann das liegen, und will mir heute mit diesem Eintrag die Mühe machen, ein Wenig mehr Licht ins Dunkle zu bringen, Hinweise für meine Entscheidungen, für meine Beweggründe zu geben, nicht als Rechtfertigung, nein unter Berücksichtigung des anfänglich Geschilderten, im Kontext einer besonderen derzeitigen Zeit der (neuen) Wahrheiten.
Der erste Impuls der mir kommt, und das habe ich eigentlich bei all meinen bisherigen Posts versucht zu lösen, ist die Schwierigkeit, Erlebtes, Gedanken, Empfindungen denen man im Aussen begegnet ist, innerlich zu verarbeiten, intellektuell aufzubereiten und dann in Form von Worten für ein breites Publikum so auszudrücken das es verständlich, unterhaltsam und auch mal tiefgründig ist. In meinen Augen liegt dort eine erste sprachliche Beschränkung, da man zwar versuchen kann vieles in Worte zu packen, es aber manchmal nur sehr rudimentär wiedergibt was man innerlich empfunden hat.
Das zweite ist, das sich die Motivationen für die Reise von Beginn an immer wieder geändert hat, und heute noch tut, ich gehe soweit zu sagen, am Anfang ging es überwiegend um Außen, Natur, neue Länder ,Leute usw., mittlerweile geht es immer mehr in Richtung einer inneren Reise, wobei natürlich das Äußere nachwievor sehr wichtig ist (Wie im Außen, so im Innern. Wie im Großen, so im Kleinen)

Nicht der materielle Reichtum ist unser Ziel, da wir nach unserem Tod sowieso alles zurücklassen müssen, sondern die persönliche Bewusstseinsentwicklung.

(von einem Blog)

Das dritte und letzte ist, das ich immer versucht habe, und so auch nach "Aussen" kommunziert habe, auf mein Gefühl, meine Intuition oder mein Herz (es gibt neue Forschungen die zeigen, das es im Herzen tatsächlihch ein ähnliche neuronale Struktur gibt wie im Gehirn ) zu hören.
Und vor allem, unterwegs auf die Umstände zu reagieren die halt jeden Tag neu und unerwartet sind. Wenn man diese beiden Punkte berücksichtigt, ist vieles einfacher zu verstehen, finde ich.
Ein paar Beispiele: mein Job im Hotel in Tokio habe ich nur bekomme,weil ich mich schnell entscheiden musste, und den ersten Job kündigte, was nicht leicht war aber im nachhinein absolut richtig war. Nach meinen Aufenthalt im Kloster, wurde mir nach einem Kassensturz ganz schnell klar, leider, wirklich leider, reicht es nicht mehr für einen längeren Aufenthalt in Japan. Nach den ersten Wochen mit dem Rad durch Deutschland in diesem Sommer, vielen netten Begegnungen und wechselnden Landschaften, konnte ich aber auch sehen, wie anstrengend es ist jeden Abend und jeden Morgen alles auf und abzubauen, vor allem wenn man allein unterwegs ist, und wie weit es noch bis zur wirklich unberührten Natur in Nordschweden ist. Es war ein täglicher Abwägungsprozess, zw. Kosten, Mühen, Wetter, Motivation und der Frage was kommt danach! Trotzdem möchte ich diese Wochen und Erfahrungen nicht missen, dies alles waren weitere Puzzleteile im großen Mysterium, und danach kamen wieder neue.

Der bekannte Reiseautor Andreas Altmann schrieb in seinem letzten Buch:

"Mir fällt ein, das einer der Beweggründe für das Reisen der Wunsch ist, das zu verlassen was man schon kennt, eben das, was einem vertraut ist, ja oft schon ermüdetet, schon lange nicht mehr begeistert. Das Verlangen nagt dem Treibsand der Wiederholung zu entkommen. Und man zieht los, um das aufzusuchen, was fremd ist, unvertraut."

Dieses Zitat aufgreifend sehe ich diesen Blog in seiner Form als Onlinetage/reisebuch als mein Ausdrucksmedium für das Fremde, Unbekannte, für alles bisherige und alles zukünftige, für die Berichte von unterwegs UND verstärkt für die inneren und äußeren Entwicklungen in mir und in der Welt um mich herum, immer mit einem offenen Herzen und wachen Verstand!

Nach knapp einem Jahr war mir dies mal wichtig zu erwähnen, quasi als erstes Resumee. Viel Vorausplanen und Ankündigen möchte ich nachwievor nicht, erhöht auch die Spannung und Neugier der interessierten Leser was noch kommt, aber eins kann ich heute schon sagen, der nächste Bericht wird wieder mehr mit kuriosen und witzigen aus der Welt gespickt sein. In zwei Tagen geht mein Flieger nach Indien!

Genug der Worte für heute. Passend dazu zum Abschluss ein Zitat von Lao-tzu:
"Jene die wissen, sprechen nicht. Jene die sprechen, wissen nicht"

Dienstag, 2. November 2010

Hellas, Ouzo und ein Seminar

Es ist ja schon eine Weile her seit meinem letzten Eintrag, so wird es Zeit zu berichten was seit dem alles passiert ist. Ja es gab ein paar neue verrückte Ideen, vor allem eine, und zwar an einem Kreativ-Schreibseminar auf den Peloponnes teilzunehmen!

Mindestens genauso verrückt ist auch die Geschichte wie ich überhaupt darauf kam. OK vorweg muss man sagen, seit dem ich angefangen habe zu reisen, war mein Tagebuch immer dabei. Schon damals auf dem Jakobsweg in Spanien und bis zu meiner letzten Tour im Sommer, und so wird es auch bei allen zukünftigen Touren sein. Außerdem fasziniert mich Sprache in Form von Büchern schon seit meiner frühesten Kindheit, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich irgendwann mal den Mut und das Vertrauen aufbringen würde, herauszufinden, ob auch in mir ein Talent, eine Gabe steckt, etwas spannendes und kreatives auf ein weisses Blatt zu bekommen?!
Und diese Gelegenheit bot sich mir dann, in Form einer Email von einer Bekannten die ich letztes Jahr im Zuge von gemeinsamen Reisepläne kennenlernte. Es war eigentlich nur eine "Wie gehts, wie stehts" email, wir hatten einige Monate nichts voneinander gehört, aber zusätzlich war in der Mail ein Link von einem Seminarhaus auf den Peloponnes, genaugenommen auf der Mani, wo diese Bekannte namens Barbara den letzten Winter verbrachte.
Und da ich ja zu diesem Zeitpunkt nichts besseres zu tun hatte, sowieso darauf wartete was als nächstes passiert, welche "Eingebungen" ich für weiter Pläne bekomme, klickte ich also auf diesen Link und schaute mir die Homepage an. Auf den Bildern war schon zu erkennen, was für ein wunderbarer Ort das ist, hoch gelegen, in den Olivenhainen, mit atemberaubenden Blick aufs Meer und der vorgerückten Landzunge, und ganz still beneidetete ich ein wenig Barbara, das sie den letzten Winter dort verbrachte. Als ich dann auf die Termine für die nächsten Seminare klickte, kam ich ins stocken, nein ins staunen! Am 23. September fand für zwei Wochen ein Seminar mit einer bekannten Schriftstellerin statt, mit dem vielversprechenden Titel "Schreiben wie die Götter". Nachdem ich das Seminarprospekt zu Ende gelesen hatte, war ich wie elektritisiert. Das könnte es sein, eine Chance um selbst etwas zu schreiben, die notwendigen Techniken und Zugänge zur eigenen Kreativiät zu finden, und vor allem das Gelernte, die Inspirationen auf meinen zukünftigen Reisen zu nutzen, Schreiben und Reisen vielleicht eine Perspektive für eine neue berufliche Existenz?!

Ja es bedarfte noch ein wenig des Nachdenkens, zwei Nächte drüber geschlafen um mich dann zu entscheiden, daran teilzunehmen, auch wenn es sehr kurzfristig war. Per email zuerst mal Kontakt mit der Leiterin aufgenommen, prompt eine Zusage erhalten, ja ich könne noch dazu stossen, einen günstigen Flug gebucht und rund eine Woche später saß ich im Flieger nach Kalamata, die nächst grössere Stadt von dem Ort wo das Seminar stattfand.
Es war aufregend, anstrengend, entspannend, erhellend, verändernd, inspirierend, erstaunend, ach ich könnte die Liste lange fortsetzen. Wir waren ein bunter Haufen von 12 verschiedenen Menschen und Altern, ich der jüngste, und einer von zwei Männern, ansonsten alles Frauen. Relativ schnell hat man sich kennengelernt, ich konnte interessante Gespräche führen u.a. mit einer Philosophin, bekam positive Rückmeldungen auf meine verfassten Texte, Tipps und Erfahrungen aus dem Verlags- und Autorengeschäft.
Kurzum, die zwei Wochen haben sich in vielerei Hinsicht gelohnt, wir sind als Fremde angekommen und haben uns herzlich als gute Bekannte verabschiedet. Ich persönlich bin mit einem mehr als positiven Gefühl zurück nach Deutschland geflogen, einem Gefühl etwas dabei zu haben, was ich auf dem Hinflug noch nicht hatte, und damit meine ich nichts was man in einen Rucksack packen kann!

Abgerundet wurde das ganze durch das tägliche sonnige Wetter, das herrliche Panorama, die Stunden am Meer, einen Tagesausflug nach Messene unter Leitung einer deutschen Archäologin, die lauen sternenklaren Nächte, dem guten Essen und Wein, und viele andere kleine und grosse Freuden des Lebens in Griechenland.

Sonntag, 5. September 2010

Darmstadt Marathon!!

Wer mich kennt weiss, manchmal habe ich schon verrückte Ideen:-) So kam ich während meiner Nord-Ostseeradtour auf den Gedanken, mensch Grundlagenausdauer habe ich nach meiner Rückkehr ja genug, also lauf doch dieses Jahr, nach über 10 Jahren als Läufer, deinen ersten Marathon?! In den letzten Jahren habe ich oft daran gedacht, mich dann aber doch nicht so richtig heran getraut.

An alle Kopfschüttler, mir ist bekannt das Radfahren und Laufen zwei Paar Schuhe sind, vor allem was auch die Muskuläre Belastung angeht.
Aber der Gedanke verfestigte sich und so kam es zur Tat. Nach meiner Tour begann ich ein intensives Lauftraining, was ca. 3 Wochen dauerte (normal 10-14). Der bekannteste Marathon in unserer Region (Frankfurt) ist erst Ende Oktober , dies war mir eindeutig zu lange, so bot sich der Darmstadt Marathon vom Termin und Ortsnähe an.

Von Anfang an war klar, die Zeit spielt für mich keine Rolle, Finishen ist das Ziel, also ankommen egal wie. Und was soll ich sagen, ich habe es heute geschaft, habe nach 05:07 Std. die Finisher-Medaille umgehängt bekommen, kaputt aber ziemlich happy, einfach ein unbeschreibliches Gefühl es geschafft zu haben!
Der Darmstadt Marathon war eine Mischung aus Stadt und Landschaftsmarathon mit ein paar bösen Steigungen, der in 2 Runden gelaufen wurde. Die erste Runde konnte ich noch gut durchjoggen, die 2. war erwartungsgemäss brutal, ab KM 27 begann der Durchhaltekampf, mental und physisch. In einem Wechsel von gehen und joggen ging es bis kurz vors Stadion, um dann in einem langsamen Laufschritt die Ziellinie zu überqueren.

Auch wenn ich jetzt hier mit einem (normalen) Muskelkater sitze, bin ich froh das ich es gewagt habe, mal wieder hat sich gezeigt, nicht zu viel nachdenken, TUN!

Zuerst mal regenerieren, und dann mal sehen was mir so an neuen "verrückten Ideen" kommt..:-)

Freitag, 13. August 2010

Routenverlauf + Statistik


Route Nord-Ostseetour 2010 auf einer größeren Karte anzeigen


Für alle Statistik Fans, hier einige Daten der Tour:

Gesamt-KM: 2.120
Durchschn. Tages KM: 58,90
KM in Deutschl.: 1.497
KM in Dänemark: 623
Gesamtdauer/Tage: 39
Längste Etappe: 105,70
Kürzeste: 31,73


In Deutschland bin ich auf folgenden Fernradwegen gefahren:

Hessen: R6 bis Lauterbach
R1 (Fuldaradweg) bis Hann.Münden

Niedersachsen/Bremen/Schleswig-Holstein: Weserradweg kpl. bis Cuxhaven
Nordseeküstenradweg bis Grenze Dänemark
Ab Fehmarn Ostseeküstenradweg bis Kiel
Ab Kiel Nord-Ostseekanal bis Rendsburg
Ab Rendsburg bis Hamburg Ochsenweg (schlecht beschildert)

Dänemark: North Sea Cycle Route/Route 1; Route 8 durchs Landesinnere und über die Insel Fyn, Langeland und Lolland.

Donnerstag, 12. August 2010

Nord-Ostseeradtour 2010

Befinde mich seit gestern abend wieder im "Basislager"! Zum Glück hatte ich von Hamburg aus, einen Fahrradstellplatz reserviert, geht wohl auch ohne im IC, aber nach dem was sich gestern dort alles abgespielt hat, wirklich nicht zu empfehlen.
In Hannover stieg eine Grossfamilie mit 4 oder 5 Rädern hinzu. Sofort fing der Familienpatriarch an Kommandos an seine Kinder zu verteilen auf welche reservierten Stellplätze sie die Räder stellen sollten. Dann kam es wie es kommen musste, auf einen dieser Plätze stand ein Rad von einer Frau die nicht reserviert hatte. Der Zug fing schon wieder an zu fahren, der Platzhirsch wurde immer hektischer. Sofort ging er ins Abteil stellte sich vorne hin und brüllte in die Menge: "Wem sein Rad steht auf Platz 158?" Schüchtern meldete sich die Frau "das ist wohl meins".
" Sie stehen auf meinem reservierten Platz, sehen Sie zu das Sie dort wegkommen."
Mittlerweile war aber das Fahrradabteil schon randvoll mit Rädern, Ferienzeit, Sommer somit Hochsaison auch was die Fahrradmitnahme in Zügen betrifft.
Also schlussfolgerte die Dame richtig " was soll ich denn machen, wo soll es hin?"
" Das ist Ihr Problem nicht meins " raunte der Familienbulle zurück!
Ich merkte, wie langsam bei mir der Unmut stieg. Die Frau stand dann schliesslich auf, ging in das Fahrradabteil das voll war mit Rädern, lauten Kindern und einem unfreundlichem Familienvater.

Irgendwie gab es dann doch eine Lösung, die Frau hing ihr Fahrrad in einen der letzten freien Ständer und der Familievater konnte sich langsam wieder runterfahren.
Ich überlegte so bei mir selber, wie würde ich reagieren wenn ein Rad auf meinen reserviertem Stellplatz steht? Nun wie so oft, Macht der Ton die Musik.

Und darum geht es mir auch, darum schildere ich dies kleine Episode hier so ausführlich. Für mich ist dies ein gutes Beispiel für die hässliche Fratze der Selbstsucht und Egozentrik, die leider immer häufiger zu beobachten ist.
Ob der geldgierige Campingplatzbetreiber an der Ostsee (" Dann kriege ich von Ihnen 12,30 €" - kein einziges Wort des Dankes, wer ist hier Koch und wer Kellner?), oder der herab lassende Herbergsvater von der JH in Husum der anscheinend über die Jahre "betriebsblind" geworden ist, oder last but not least der Besitzer der Naturzeltplatzes in Dänemark der mir am Tag der Ankunft sagte, "all same price" und bei der Abreise das doppelte verlangte, weil dann auf einmal die schmutzige und stinkige Holzhütte in der ich geschlafen hatte nicht mehr "same price" war.

Dies alles sind so kleine Geschichten die man unterwegs erlebt und jetzt nach Abschluss der Tour noch einmal gedanklich durchlebt.
Vor allem aber sind es die netten, positiven und menschlichen Geschichten die am meinsten hängen bleiben und einem noch wochen oder monatelang später staunen und erfreuen lassen. Und auf diese möchte ich mich konzentrieren, den Strahl der Aufmerksamkeit lenken.

Allen voran ist dort meine letzte und gleichzeitig gastfreundlichste und menschlichste Begebenheit zu erwähnen. Kurz vor Neumünster stand ich in einem kleinen Dorf, schaute auf die Karte, hatte mich ein wenig verfahren und wurde prompt von einer Frau um die fünfzig angesprochen. Wie sich herausstellte war Sie die Frau des Bürgermeisters dieser Gemeinde und bot mir nach ca. 5 Minuten an, das ich eine Nacht bei Ihnen in der Gartenlaube schlafen könnte. Nach kurzem Überlegen nahm ich das Angebot dankend an und bekam somit nicht nur eine kostenfreie Nacht auf einer Matratze, nein auch noch ein Mittag- und Abendessen und am nächsten Morgen zum Abschluss ein Frühstück. Der Angebotene Obolus wurde freundlich abgelehnt und so konnte ich mich nur mit tausend Dankesgrüssen und dem Hinweis " Schön das es noch solche Leute gibt" in einen sonnigen Radeltag verabschieden.
In diese Reihe der schönen Erlebnisse können sich auch unzählig kleine Episoden einordnen, die vielen freundlichen und hilfsbereiten Passanten die ich nach dem Weg gefragt habe, der Mann der mich in Hamburg kostenfrei auf ein öffentl. WC gehen lies (0,60€), die Frau die mir die Taschen mit in den Zug trug, die Hilfs - und Gastfreundschaft der Berliner Radler Mandy und Alex, und nicht zuletzt all die anderen kleinen Freundlichkeiten im Allag eines Radwanderers.

All dies zusammen und im Wechsel, gepaart mit der atemberaubenden Natur, den Entbehrungen und Erfüllungen, der Sonne und dem Regen, dem Sturm und der Stille, der Hitze und der Kälte, all dies macht so eine Tour aus, prägt, formt und inspiriert einem zum Nachdenken über das Leben und neue Touren, wie einfach und schön es sein kann, ohne Konsum, Überfluss und Statussymbolen!

Tja und so freue ich mich jetzt die simplen Dinge des "täglichen Lebens" geniessen zu können, eigene Dusche, eigens WC und Bett. Manchmal kann es so einfach sein!

Sonntag, 8. August 2010

Kiel

Sitze mal wieder in einem McDonalds und möchte einen kurzen Post hinterlassen. Bin von Fehmarn an der Ostseeküste entlang und heute in Kiel gelandet.
Die Campingplätze waren so schlimm und teuer wie vorhergesagt!
Habe mir hier mein Zugticket zurück in die Heimat gekauft. Von Kiel aus hätte ich 3 mal umsteigen muessen, mit 25kg Gepäck, nein danke! So habe ich ein Ticket von Hamburg aus gekauft. Da ich dort noch hinradeln muss geht der Zug am Mittwoch.
Einen ausführlicheren Bericht gibt es dann von zuhause aus.

Dienstag, 3. August 2010

Insel Fyn

Heute endlich mal ein Tag ohne Regen! Die letzte Woche war sehr verregnet eigentlich jeden Tag, mal mehr mal weniger. Ein Tag habe ich sogar einen "Regentag" eingelegt, und bin im Zelt geblieben. Laut Auskunft von Einheimischen ist dieses wechselhafte Wetter wohl ein typischer dänischer Sommer. Da wünscht man sich doch fast die Hitze vor 2 Wochen zurück. Aber eigentlich geht es, klatschnass bis auf die Knochen bin ich bisher noch nicht geworden.
Genug zum Wetter! Befinde mich heute in Svendborg, das ist der südlichste Zipfel von der Insel Fünn. Somit habe ich die letzten Tage die kpl. Westküste der Insel abgeradelt. Sehr schön mit wunderbaren Ausblicken und Buchten. Aber auch sehr hügelig, ein ständiges Auf und Ab! Jetzt verstehe ich, warum ein Däne mir davor gesagt hat, man nennt sie auch die dänischen Alpen:-) Für dänische Verhältnisse mag das passen.

Habe auch rege diese Naturzeltplätzen genutzt. Gestern zum letzten Mal, auf der kleinen Halbinsel Helnas, die mit Fünn verbunden ist. Grosses Areal, ich haben einen atemberaubenden Platz gefunden, ganz für mich allein. Auf einem Hang gelegen, mit direktem Blick auf den "Kleinen Gürtel" also die Ostsee. Es gab sogar eine Feuerstelle, leider habe ich trotz intensiver Bemühungen das blöde Feuer nicht anbekommen, war vielleicht doch noch zu feucht. Heute morgen habe ich meinen Wecker auf 5.30 gestellt. War nämlich 2 Tage auf Helnas, konnte mich gestern gut ausruhen und somit heute früh aufbrechen. Direkt vor meinem Zelteingang konnte ich den Sonnenaufgang beobachten, einfach grandios! Leider ist meine Kamera seit gestern defekt, somit konnte ich keine Bilder, also bleiben nur meine inneren Bilder:-)
Wirklich schöne Plätze, würde ich mir für Deutschland auch wünschen. Vor einigen Tagen zum Beipiel habe ich bei einem älterem Ehepaar in einem riesigen Garten geschlafen, Dusche gabs im Keller. Und das alles im schnitt für die Hälfte von einem kommerziellen Campingplatz!

Morgen geht es nach Langeland und dann mit der Fähre nach Lolland. Von da aus wird es wohl mit der Fähre wieder zurück nach Deutschland gehen, auf die Insel Fehmarn. Wie weit ich dann noch an der Ostseeküste entlang radle weiß ich noch nicht. So oder so hatte ich eine schöne Nord Ostseetour, 4 Wochen viel gesehen und erlebt und bis stand heute rund 1.600 km geradelt.

Gibt wieder ein paar neue Fotos...

Sonntag, 25. Juli 2010

Dänemark

Bin seit Freitag in Dänemark. Hat sich nach Husum ganz schön gezogen, immer am Deich entlang, monoton geradeaus. Um 19.30 habe ich die Grenze überschritten, am Ende standen 105 km auf dem Tacho. Gleich hinter der Grenze gab es einen Campingplatz.
Grundsätzlich läuft das hier wohl etwas lockerer ab als in Deutschland. Konnte mein Zelt aufstellen, am nächsten Morgen habe ich dann bezahlt.
Habe mir dann auch diese Campingcard aufschwatzen lassen. Dänemark ist auf jeden Fall teurer was Lebensmittel angeht, was ja auch bekannt ist. Umso höher man nach Skandinavien kommt umso teurer wird es, absoluter Spitzenreiter muss dann Norwegen sein, was ich von verschiedenen Leuten gehört habe.
Der Wind macht mich seit dem ersten Tag fertig, Nordwestwind also voller Gegenwind. Normalerweise ist die Route von Süden nach Norden die beste was den Wind angeht. Aber hier an der Westküste kann der wohl schnell drehen. Die letzte 2 Tage war nicht mehr drin als um die 50 km am Tag. Danach fühlte ich mich so kaputt wie nach 100!

Hier oben ist es deutlich kühler als zuletzt in Deutschland, tagsüber um die 22 Grad und sehr wechselhaft. Wenn es hier regnet dann richtig, so wie heute nacht, heftiger Starkregen mit Windböen. Das ganze ist dann auch eine Belastungsprobe für das Zelt, was es bisher gut bestanden hat.
So Wechselhaft soll es auch den Rest der Woche bleiben, Sonne und Wolken wechseln sich ab. Wenn die Sonne durchkommt ist ein herrliches Wolkenspiel am Himmel zu beobachten.

Habe mich heute 10 km über den Damm auf die Insel Romo durchgekämpft. Die Insel wurde mir von verschiedenen Leute wärmsten empfohlen. Bin heute wieder auf einem Campingplatz.
Momentan zahle ich dafür ich schnitt um die 10 euro, hatte mit mehr gerechnet, was wohl laut berichten auch weiter im Norden auf einem zukommt.
Es gibt hier auch ein Verzeichnis mit sog. Naturlagerplätzen, von denen es aber "nur" um die 1000 im ganzen Land gibt.
Will hier zuerst mal 2-3 tage bleiben, morgen nach 3 Wochen einen ruhetag einlegen.

Wie ich dann weiterfahre weiss ich noch nicht genau, hängt wohl auch davon ab wie sich das Wetter entwickelt und der Wind sich dreht:-)

Abgesehen von diesen erschwerten Bedingungen, beeindruckt mich Dänemark bisher mit seiner schönen Landschaft und den netten Leuten, die hier im Südjütland sehr verbreitet deutsch sprechen.

P.S. Neue Fotos online!

Donnerstag, 22. Juli 2010

Husum

Da ja gestern ein "besonderer Tag" war, wollte ich zur Feier des Tages mir einen schönen Nachmittag machen. Wählte mir dafür St. Peter Ording aus. Naja war wohl nicht die beste Wahl?! Es ist ja sowieso schon Hauptsaison und dementsprechend voll. Nur kam noch hinzu das in St. Peter dieses Wochenende die Kite-Surf WM stattfindet, und somit noch voller.
Habe gerade noch einen völlig überteuerten Platz auf Campingplatz bekommen. Wenigstens die kühle Nordsee konnte ich noch testen, bevor dann der Regen mit Sturm kam. Als es dann gegen Abend aufhörte, wollte ich noch was essen gehen. Dafür war es dann in dem ausgewählten Restaurant auch zu spät, da die Küche schon zu hatte.
So beendete ich diesen "besonderen Tag" mit einem Stück Kuchen und einem Erdinger Alkoholfrei:-)

Seit Beginn der Tour leide ich tagsüber an "chronischer Müdigkeit". Bin damit wohl nicht allein, da ich dies schon von anderen Radlern gehört habe. Somit beschloss ich es heute wieder etwas ruhiger angehen zu lassen und vor allem, das letzte mal in einem deutschem Bett zu schlafen.
Also war mein Tagesziel Husum und die dortige Jugendherberge, mit einem mürrischem Herbergsvater.
Naja wie es mal wieder der Zufall so wollte, bin ich in meinem 4-Bett Zimmer mit einem Dänen zusammen, der per Rad in Deutschland unterwegs ist und sogar noch deutsch spricht! Ideale Voraussetzungen für einen ausgiebigen Erfahrungsaustausch:-)

Gestern habe ich die 1000 km Marke erreicht. Morgen werde ich bis nach Dänemark kommen und kurz hinter der Grenze mein Zelt aufschlagen. Habe von dem Dänen auch noch mal bestätigt bekommen, das es in D. einfach, kostenlose Zeltplätze gibt, genau das was ich suche. Soll darüber sogar eine Karte geben. Habe versucht hier in Husum einen zu bekommen, ohne Erfolg, also werde ich mir diese in Dänemark besorgen. Welche Route ich dann in D. fahre weiss ich noch nicht, entscheide ich wenn die Karte vor mir liegt.

So das soll mein letzter Post aus Deutschland und wieder mal McDonalds gewesen sein. Mal sehen wie es in D. mit Hotspots und Internetzugang aussieht. Die Freehotspots bei Mc D. wird es wohl so nicht geben. Kann also sein, das es eine weile dauert bis ich wieder online bin...
Melde mich dann wieder mit gesammelten Eindrücken zurück:-)

Mittwoch, 21. Juli 2010

Büsum

Sitze gerade in einem Strandhotel bei einer Tasse Tee und kann hier mal unbegrenzt surfen, auch was feines. Gestern bin ich hier in Büsum, an der Nordsee, angekommen. Typischer Touristenort wo man für einen Strandbesuch Kurtaxe zahlen muss. Naja der Campingplatz am Deich war ok. Konnte dort nach 2 Wochen endlich mal meine ganzen Klamotten in einer Waschmaschine durchwaschen.

Die letzten 2 Tage bin ich mit einem Berliner Paar zusammen gefahren. Habe die beiden im Bremerhaven getroffen, waren auch auf dem Weserradweg unterwegs. Man war sich sympatisch und so sind wir einen Tag zusammen gefahren. Die beiden sind "alte Hasen" was Radtouren angeht, verbringen immer Ihren gesamten Jahresurlaub auf dem Drahtesel und haben somit einige tausend Kilometer auf deutschen und europäischen Radwegen abgespult. Naja für mich war es zuerst mal eine Umstellung, erstens in einer Gruppe zu fahren und zweitens bei Ihrem Tagespensum mitzuhalten, das meistens bei 100 km liegt.
Aber ich denke ich habe mich wacker geschlagen, mich schnell angepasst was das Fahren in einer Gruppe angeht, und habe nebenbei am Montag mit den beiden meinen bisherigen Tagesrekord von Cuxhaven nach Brunsbüttel (105km) aufgestellt! Ja ich konnte danach noch gehen:-)
Also auf diesem Wege noch mal herzlichen Dank Mandy und Alex für die schöne Zeit mit euch und eure tolle Unterstützung!

So bin ich nun wieder allein unterwegs, geniesse die persönliche Freiheit, das anhaltende Hochdruckwetter und bestreite immer mit einer leichten Brise um die Nase meinen Weg weiter gen Norden..

Samstag, 17. Juli 2010

Nordenham

Bin heute in Nordham angekommen, das liegt ca. 10 km vor Bremerhaven. Morgen werde ich wahrscheinl. Cuxhaven erreichen und somit der Abschluss des Weserradweges, aber nicht der Tour:-)

Auf dem Fotostream gibt es die ersten Bilder online...

Freitag, 16. Juli 2010

Bremen!

Der Weserradweg nähert sich dem Ende. Bin gestern in Bremen angkommen, habe vor der Stadt bei einem Kanuclub gezeltet. Später kam noch ein anderer Radler dazu, wir haben bis halb eins draussen gesessen und geredet. Entsprechend müde bin ich heute:-)
Nach Bremerhafen muss ich mit der Fähre übersetzen, um dann die letzten Kilometer bis nach Cuxhaven und somit der Mündung der Weser ins Meer zu folgen.
Läuft bisher alles ganz gut, Wetter nachwievor sonnig und heiss. Verpflege mich nachwievor fast ausschließlich selber, tagsüber Obst und Snacks, abends wird der Kocher angeschmiessen.
Fahre momentan im Tagesdurchschnitt um die 55 KM. mehr als 80 möchte ich am Tag nicht fahren, mit meinem Gepäck ist das die Höchstgrenze.

Dienstag, 13. Juli 2010

Porta Westfalica

Werde heute nach Porta W. die norddeutsche Tiefebene erreichen. Flaches, ruhiges und schönes Land:-)
Gestern das erste mal seit dem Start wieder in einem bett geschlafen, JH in Rinteln.
Die schweren Unwetter haben das Weserbergland verschont. Heute wieder sonniges Wetter, mit erträglichen Temperaturen.
Werde nach einigen Gesprächen mit Radlern, kurz vor Bremen der Weserradweg verlassen, und auf einen anderen Radweg richtung Hamburg, durchs "alte Land" fahren. Soll auch sehr schön sein, und vor allem erheblich Kürzer um an die Nordsee und dann nach Dänemark zu kommen.

Samstag, 10. Juli 2010

Weserradweg

So bin nun seit fast 1 woche unterwegs. Zuerst ging es auf dem R1 die Fulda hoch bis nach Hann.Münden. Dort fliessen Fulda und Werra zusammen und es entsteht die Weser, und somit auch der start für den Weserradweg.
Wetter ist bisher bombenheiss, tagsüber um die 35 Grad. Sitze gerade in Holzminden im Mc Donalds, dort gibt es für 1 std. einen kostenlosen hotspot.
Sehr schöne Landschaft, fahre durchs Weserbergland. Viel Kontakt zu anderen Radlern gehabt, die meisten staunen über mein Gepäck. Tja die meisten Radler die ich gesehen habe, machen tagestouren, dafür bräuchte ich auch nur 2 taschen:-)
Bisher eigentlich nur einen Langzeitradler wie mich getroffen, ein Holländer der von Prag aus gestartet ist und nun zurück nach Holland fährt.
Ansonsten habe ich noch einen Zimmerman auf der Walz getroffen,der seit 4 jahren quer durch Europa gewandert ist. Nun macht er seine letzte Tour durch Deutschland, von der südlichsten Gemeinde bis nach Sylt, die nördlichste Gemeinde. Danach ist seine "Walz" beendet und er kehrt zurück in sein Dorf in der Nähe von Hamburg. Wir haben emailadressen getauscht, wenn ich in der Nähe bin kann ich jederzeit vorbeikommen, außerdem hat er mich zu seiner "Back at home" Party eingeladen. Wer weiss, Richtung Norden will ich ja:-)

Samstag, 3. Juli 2010

Back on the road...

Nach fast 8 Wochen in der alten Heimat, kann ich morgen endlich sagen: Es geht wieder los! Zurück mit dem Rad auf die Strasse, in die Natur, in die weite der Welt.
Nun kann ich die Tour nachholen die ich letztes Jahr im Herbst abbrechen musste, auf Richtung Nordeuropa. Die Hitze und Trockenperiode soll die nächsten Wochen noch anhalten, eigentlich schon zu heiss zum radeln, aber lieber so als 10 Tage Regenwetter.

Die Erfahrung meiner letzten Touren ob zu Fuss oder mit dem Rad hat gezeigt, um so weniger du planst, desto mehr trifft dich der Zufall! Mit dieser Devise wird es dann morgen früh los gehen, zuerst mal Richtung Nordseeküste und dann sehen wir weiter!
So kostengünstig und naturnah wie möglich ist nachwievor die Devise, das heisst Zelt und Kocher sind wieder dabei, nun sollte es weniger schwierig sein einen Campingplatz zu finden!

Die Tage in der Heimat waren für mich in vielerlei Hinsicht sehr interessant und erkenntnisreich. Durch verschiedene Ereignisse, Begegnungen und Gedanken sind mir so einige Dinge klarer geworden. Unter Strich kann man sagen, das ich mir wieder ein Stück näher gekommen bin, und meinen weiterem Lebensweg klarer sehe und weiterhin folge!
Was dies genau bedeutet wird sich in den nächsten Wochen und Monaten immer mehr herauskristallisieren, davon bin ich überzeugt.
Nebenbei habe ich nun die letzten finanziellen und sonstigen "Fesseln" des bürgerlichen Lebens gelöst, und bin nun wirklich frei für einen neuen Lebensbschnitt.

Aber nun freue ich mich zuerst mal wieder auf mein nächstes Abenteuer, auf den Schweiss, die körperliche Entbehrung, den nagenden Hunger, die morgendliche Frische, den Sonnenuntergang, den Klang der Natur und unzählig vielen anderen Dingen.
Raus aus den verkrusteten Strukturen, der Ordnung und der vermeintlichen Sicherheit, weg von den Neidern, Besserwissern und Egomanen. Rein in das Ungewisse, chaotische, Intuitive, Schicksalhafte, Menschliche und Verbindene!

In diesem Sinne wünsche ich mir viel Spass beim erleben und euch hoffentlich viel spass beim verfolgen des Blogs.


P.S. Es gibt neue Bilder auf dem Stream.

Freitag, 14. Mai 2010

Stopover in Deutschland!

Letzten Samstag bin ich wieder in Deutschland gelandet! Nach 2 Wochen in der Hitze (38 Grad) und Schwüle (90%) habe ich mich irgendwie auf das typisch deutsche Wetter mit aktuell 15 Grad und bedecktem Himmel gefreut:) Jeden Tag Sonne kann auch irgendwann nerven! Hier kann man sich noch auf einen wolkenlosen und sonnigen Tag freuen.:) Nebenbei habe ich mir auch noch einen fetten Sonnenbrand eingeholt, und das obwohl ich immer im Schatten lag.

Abgesehen von dem heissen Wetter und der damit verbunden Dauertranspiration, war es auf der Insel sehr schön. Weisse Sandstrände, wenig Touristen, traumhafte Sonnenuntergänge. Es war zwar Nebensaison und somit sowieso wenig los, aber auch in der Hauptsaison soll Ko Lanta nicht so überlaufen sein wie die "Touristenhochburgen" Ko PhiPhi oder Ko Samui. Wer also einen relaxten Strandurlaub mit faul in der Sonne liegen, planschen im Meer und lesen von dicken Romanen sucht, dem kann ich die Insel wärmsten empfehlen. Viel mehr kann man dort auch nicht machen!
Man kann sich einen Roller leihen, was ich auch gemacht habe. Damit kann man fast die ganze Insel umrunden, und sich z.b. einen kleinen und abgelegen Strand suchen. Bei so einer Fahrt sieht man aber auch wie die Bewohner von Ko Lanta, überwiegend Muslime, im Landesinneren leben. Mitten im Dschungel, in einfachen Bambushütten ohne Strom und fliessend Wasser. Ein Moped steht aber meistens vor der Tuer, die gibt es hier wie Sand am Meer.

Im Landesinneren gibt es auch eine Höhle, die Tham Khao Mai Kaew, die ich mir als Abwechslung vom täglichen "Strandprogramm" an einem frühen Morgen mal angeschaut habe. Mit einem Führer geht es zuerst auf schmalen Pfaden durch den Dschungel, bis man nach ca. 30 Minuten am Eingang ist. Der ist so klein das man mehr hineinkriecht als zu laufen. Mit einer Stirnlampe auf dem Kopf geht es dann mehr oder weniger in gebückter Haltung weiter durch die stockdunklen kleinen und grossen Tropfsteinhöhlen. Kurz vor dem Ausgang muss man dann auf allen vieren durch ein Loch in der Felswand kriechen, worauf man sich dann in der Fledermaushöhle befindet, die kopfüber zu hunderten an der Decke hängen. Danach war ich froh wieder Tageslicht zu sehen und frische Luft zu atmen. War auf jeden Fall eine aufregende und interessante Sache.

Von der Insel zurück nach Bangkok bin ich dann mit dem Nachtzug im Schlafwagon gefahren. War eine entspanntere Variante als mit dem Bus, konnte sogar schlafen! Wegen den anhaltenden Unruhen wollte ich mich in Bangkok tagsüber nicht so lange aufhalten, somit bin ich schon am Nachmittag am Flughafen gewesen, obwohl der Flug erst um Mitternacht ging. Lieber dort die Zeit absitzen als in einer Bar in Bangkok wo vielleicht eine Granate reinfliegt.

Mein Eindruck von den Thais ist eher gemischt. Am meisten hat mich genervt das du auf der Strasse andauernd angequascht wirst ("Hello, where are you going?"). Im Hauptbahnhof von Bangkok habe ich morgens nach der langen Zugfahrt geduscht. Das kann man bei den Temperaturen grundsätzlich 2-3 am Tag machen, ich wollte wenigstens noch 1 mal bevor ich in den Flieger steige:-) Wie so eine Dusche an einem Bahnhof in Südostasien aussieht kann man sich ja vorstellen, aber ich bin ja mittlerweile einiges gewöhnt. Als ich gerade meinen Sachen wieder in den Rucksack packe, quatscht mich doch so ein Thai an. "Hello, how long do you stay in Bangkok. What are you doing today"? Was glaubt der was ich darauf antworte, das ich jedem dahergelaufenen erzähle was ich heute so mache? Oder vielleicht ganz dringend eine Unterkunft brauche, die mir dann ein Typ aus der Dusche vermittlen kann? Darum geht es in ja 98% der Fälle um irgendein geschäft mit so einem dummen "Farang"!
Klar viele Thai's leben von den Touristen aber das gibt es in vielen anderen Ländern auch, und dort wird man nicht so plump und dreist angequatscht. Ok, vielleicht bin ich noch ein wenig zu verwöhnt von Japan, wo so ein Verhalten undenkbar ist, aber egal ich hasse es grundsätzlich auf der Strasse wegen eines geschäfts angelabbert zu werden, egal in welchem Land.
Man muss dem ganzen schon mit einer gewissen Kaltschnäutzigkeit begegnen und standhaft bleiben wenn es um das Verhandeln des Preises geht. Ganz speziell bei Taxifahreren. Vor dem Einsteigen immer den Preis erfragen und festlegen. Für 250 THB bin ich eingestiegen, am Flughafen versuchte er dann 300 rauszuschlagen, "its ok?".
"No its not ok!" Nach kurzem hin und her blieb es dann bei 250!

Die Zeit in der alten Heimat nutze ich um ein paar Dinge zu regeln und Vorbereitungen zu treffen für den nächsten Tripp. Zurück in einen geregelten Alltag mit einem trögen 8-Std-Job, nee davon bin ich momentan weiter entfernt als je zuvor!
Die persönliche Freiheit und die täglich neuen Eindrücke die man unterwegs immer wieder hat, gefallen mir einfach zu gut!!
Da ich die letzten Monate sehr viel in Städten war und keine sportlichen Herausforderungen hatte, lechzt mein Körper geradezu nach neuen Outdoorabenteuern. Nordeuropa mit seiner unberühten Natur ist dafür geradezu prädestiniert:-)

Donnerstag, 29. April 2010

Auf Ko Lanta!

Bin seit Montag Nachmittag auf der Insel, nach einem 18 Std. Hoellentripp mit dem Bus von Bangkok aus inkl. einer mitgeschleppten Erkaeltung aus Japan! War die guenstigste Gelegenheit aber natuerlich auch die stressigste. Aber das weiss man ja erst im Nachhinein.
Hatte ja im Vorfeld schon einige Stories ueber diese Bustripps gehoert (ausgesetzt irgendwo im Nirgendwo, teurer Anschlussbus usw.) Das blieb mir gott sei Dank erspart, dafuer mehrere Zwischenstopps, lange Wartezeiten in teils stickigen Minibussen und nervige Thais die dir von Essen, Zigaretten bis billige Unterkuenfte alles andrehen wollen. Hatte den Eindruck das ganze ist ein ausgekluegetes Geschaeftssystem, wo jeder auf seine Kosten kommt. Ging auch alles ueber den schwer in Verruf geratenen Reiseveranstalter "Songserm".

Auf Ko Lanta habe ich mir dann mit einem Japaner eine Tuk Tuk (Roller mit Taxianbau) geteilt und mir selbst eine Unterkunft gesucht.
Fuer die ersten 2 Tage hatte ich einen Bungalow zwar direkt am Strand aber nur mit Fan (Venitaltor). Die mit Air-Condition sind natuerlich immer teurer. Dachte das Geld koennte ich mir sparen. Naja nach 2 mehr oder weniger schlaflosen Naechten wurde ich eines besseren belehrt! Die tropische Hitze Kuehlt hier naemlich auch nachts nicht richtig ab, sind dann immer noch um die 29 Grad und vor allem die Schwuele! Tagsueber um die 38 Grad und entsprechend noch schwueler, man muss sich erst mal dran gewoehnen.
Aber Resorts gibt es hier wie an einer Perlenschnur aufgereiht, so bin ich einfach ein paar meter weiter gegangen, in eine freundlichere Anlage, mit Restaurant direkt am weissen Strand, habe dort nun einen Bungalow mit Air-Con und einen besseren Schlaf;)

Allgemein ist die Insel nicht so touritisch ueberlaufen wie z.b. Ko Phi Phi oder Ko Pha Ngan. Entsprechend werden wohl dort auch die Preise hoeher sein, dachte zwar es waere hier noch guenstiger aber ist immer noch moderat, zahle hier fuer den Bungalow 500 B/Nacht (ca. 12 Euro). In Bangkok habe ich zuletzt in der Touristen-Backpacker-Strasse schlechthin, Khao San Road, fuer ein Zimmer mit Air-Con 450 B bezahlt.

Allgemein ist es hier sehr ruhig, was ich bisher gesehen habe. Konnte die ersten Tage noch nicht so viel machen, da ich mich noch ein wenig schonen musste wegen meinem letzten Mitbringsel aus Japan:)
In meiner Anlage habe ich bisher 6 andere Touris gesehen, der Strand ist leer, fast wie ein privat Strand.
Bin an einem etwas suedlicheren Beach gegangen, den Klong Nin Beach. Wenn man im Norden mit der Faehre anlegt und dann die Hauptstrasse runter faehrt, kommen zuerst die grossen langgezogenen Straende wie Long Beach oder Klong Khong. Dort wird es wohl teurer und auch voller sein.

So hab ich hier genau das was ich wollte, Ruhe, Sonne, Meer zum Schwimmen, Zeit zum lesen und Seele baumeln lassen. Weisser Sandstrand, endloses Meer, im Hintergrund boote, so wie man es aus dem Katalog kennt. Fuer alle Neugierigen werde ich die naechsten Tage ein paar Fotos hochladen.
Heute will ich mit einem Motorroller die Insel ein wenig erkunden, gibt hier genug zu sehen, abgelegene Straende, einen Nationalpark.

Donnerstag, 22. April 2010

Ab nach Thailand!


Osaka \ Shin-Imamiya .. Hier lebte ich 5 Tage

Verlasse am Freitag (23.4) Osaka und somit nach 3 Monaten auch Japan, Richtung Bangkok!
Nach langem hin und her, blieben nicht mehr viele Moeglichkeiten offen. Ich bin ja nur mit einem One-Way Ticket nach Japan gekommen. Somit musste ich so oder so irgendwann einen Flug buchen, nach Deutschland oder wohin auch immer.
Am Montag bin ich in zig Reisebueros gewesen um mir verschiedene Angebote einzuholen. Nun momentan kommt man gar nicht so leicht nach Europa zurueck. Einmal natuerlich wegen dieser bescheuerten Aschewolke. Habe einen Hollaender und Englaender getroffen, die deswegen hier zuerst mal festsitzen.
Zum anderen ist ab naechste Woche bis Anfang Mai hier in Japan die sog. "Golden Week", heisst absolute Hauptreisesaison fuer die Japaner, wo Sie 1 Woche von Ihren max. 2 Wochen Urlaub im Jahr nehmen!:) Somit entweder alles ausgebucht oder schweineteuer.
Da mein angespartes Geld schon schwer abgenommen hat, wollte ich unbedingt den Flug bar mit meinem letzten Gehalt vom Hoteljob bezahlen. Barzahlung ist in den Agenturen hier ueblich. Nach Abzug des Flugpreises waere nicht mehr genug uebrig geblieben um davon 2 Wochen oder laenger auf Shikoku oder in Japan herum zu reisen. Wie schon oefters erwaehnt was Unterkuenfte angeht ist Japan eines der teuersten Laender!

Mit meinem hiesigen Businesshotel fuer 1.600 Y/Nacht hatte ich richtig Glueck. Ok, der niedrige Preis haengt auch mit dem Stadtteil zusammen, das Armen und Obdachlosenviertel von Osaka. Hier laufen die Obdachlosen mit ihrem Hab und Gut auf Ziehwaegen herum, liegen auf dem Bordstein oder p*** auf die Strasse. In den 5 Tagen seitdem ich hier bin und auch oefters abends unterwegs war, bin ich aber kein einziges mal "dumm" angemacht oder angepumpt worden. Ich glaube auch in dieser "Schicht" gibt es den angemessenen Anstand und Respekt vor anderen,wie sonst ueberall ueblich in Japan.

Im Kloster hat mich ein Deutsch-Russe, der schon oefters in Antaiji war, auf Thailand gebracht. Er erzaehlte mir,das er das letzte mal ueber Bangkok nach Deutschland zurueckgeflogen sei, und dort schlappe 4 Wochen verbracht hat.
Thailand, das verspricht viel Sonne und Straende, und vor allem fuer einen Low-Budget Reisenden wie mich ein guenstiges Leben:) Gehoert neben Indien zu den billigsten Reiselaendern der Welt.
Und so musste ich mich schweren Herzen gegen eine weitere Rundreise in Japan entscheiden und fuer einen 2 woechigen Aufenthalt in Thailand, was bestimmt nicht die schlechteste Wahl ist:). Wenn nichts dazwischen kommt, ist dies dann der Abschluss meines Asientrips und ich werde dann in rund 2 Wochen wieder in Good old Germany landen. Aber wer weiss wenn ich in Thailand so treffe oder was sich ergibt, Plaene sind ja auch dazu da geaendert zu werden!

Ich bin gespannt auf Thailand von dem ich schon viel gehoert habe. Hitze, Schwuele, Strand und schlitzohrige Strassenhaendler, feilschen gehoert dort zur Tagesordnung.
Wird im Gegensatz zu dem so perfekten und geregelten Japan zuerst mal eine Umstellung sein, aber im Anpassen an neue Umstaende bin ich eigentlich ganz gut.
Habe bisher keine festen Ziele oder Plaene, werde in Bangkok landen und dann sehen was sich entwickelt oder wohin es mich zieht. Tendeziell eher nach Sueden, auf irgendeine nicht so touristisch ueberlaufene Insel, momentan ist mir mehr nach relaxen und faul am Strand liegen:)
Japan ist aber damit nicht gestorben, mein Visa laueft noch bis naechstes Jahr und moechte es eigentlich nicht so einfach verstreichen lassen. Mit meiner Re-entry Permit darf ich noch einmal zurueck, der Herbst wuerde sich anbieten, mal schauen.

Also Goodbye Japan, es war eine tolle, erlebnisreiche und intensive Zeit....Thailand ich komme!!

Sonntag, 18. April 2010

Danke Antaiji!!


Hondo

Am Freitag habe ich nach 10 Tagen das Kloster verlassen!
Am Donnerstag war ein 1 Tages Sesshihn. Morgens um 4 Uhr ging es wie immer los mit ZaZen. Als ich die Treppen runter ging um zur Haupthalle (Hondo) zu gehen, traute ich meinen Augen nicht. Es hatte ueber Nacht geschneit, ca. 10 cm Neuschnee! Dementsprechend waren die Temperaturen, ich schaetze um die 4 Grad im Hondo. Eingewickelt mit 2 Decken, 3 Lagen Hosen und Pullovern, ging es in die erste Runde. Die erste Stunde von insgesamt 10 an diesem Tag. Um 9 Uhr gab es Fruehstueck, danach 30 minuten Pause. Ab 10.15 ging es weiter bis 15 Uhr, dann war Schluss und es gab "Mittagessen" und somit die letzte Mahlzeit an diesem Tage. Es hat mir alles abverlangt. Ueberraschenderweise ware die Schmerzen in den Knie gar nicht so schlimm, schlimmer nagte die Kaelte, Muedigkeit und der einsetzende Hunger. Mein "Ego" fluchte fuerterlich, besonders ab der Mittagszeit. Aber darum geht es ja, mal nicht wie ueblich seinem Ego nachzugeben, wenn es schwierig, unangenehm oder sonstiges wird, sondern einfach weiter zu sitzen.
Trotzdem zog ich nach dem Sesshin eine erste Bilanz. Ich stellte fest, das in dem Alltagsleben von Antaiji, das uebliche Gedankenkreisen weitesgehend verschwindet. Man ist einfach so von den Ablaeufen eingenommen, lebt mit und fuer die Gemeinschaft (Sangha), wo es auch Reibungen gibt zwischen den einzelnen, klar. Aber ich glaube dafuer ist Antaiji auch da.
Trotz all dem, ist jenseits des Denkens ein Gefuehl, ein Traum uebrig geblieben: Die Welt zu entdecken, und zwar die aeussere:) Natuerlich pflichtete mir mein "Ego"gleich zu, raus aus der sibirischen Kaelte, den wenigem Essen und den ewigen Regeln. Aber ich wollte nicht aufgrund dessen eine Entscheidung treffen. Am Abend sprach ich mit anderen aus der Sangha darueber. Die Meinungen waren aehnlich, dies hier ist eine einmalige Chance, und erst recht wenn Widerstaende auftauchen sollte man weitermachen! Ich schlief eine Nacht darueber. Am nachesten Morgen beim "Klosterputzen" (Soji), ist dann die Entscheidung gefallen, ich werde Antaiji heute verlassen! Zuerst informierte ich Docho San (Muho) darueber. Er wuenschte mir viel Glueck auf meinen Reisen, sagte sonst nichts. Was soll er auch gross dazu sagen,ich bin dafuer allein verantwortlich, fuer die Praxis sowie fuer mein Leben.

Der Abschied fiel mir nicht leicht, auch wenn es "nur" 10 Tage waren, man waechst auf diesen Berg einfach zusammen. Die anderen verabschiedeten mich herzlich, und bei dem einem oder anderem war ein wenig Wehmut anzumerken.
Von den 5 Neuankoemmlingen, ist einer nach 4 Tagen gegangen, der zweite nach 8, ich nun nach 10. Die restlichen 2 sind ordinierte Moenche, die 3 Monate oder laenger bleiben.
Antaiji und besonders Muho wirken in mir nach! Besonders nach unserem "Interview" , das am Dienstag war und ueber 1 Std. ging.
Es war nicht eine Erfahrung wie viele andere, es war etwas praegendes, wie ein Stempel. Sollte ich mich jemals voll und ganz auf den "Buddha-Dharma" (Weg) einlassen, da weiss ich heute nur in Antaiji mit Muho zusammen. Ich glaube nicht das ich irgendwo einen natuerlicheren und authentischeren Meister finden werde!
Momentan zieht mich meine Intuition wieder raus in die Welt, aber mir ist bewusster denn je, ich nehme mich ueberall hin mit. Gleichzeitig ist dort aber auch ein Gefuehl, ein Vorhaben, eine Ahnung, das ich dieses Jahr noch mal nach Antaiji zueruckkehre, der Herbst wuerde sich anbieten. Aber wie immer sage ich, wer weiss was in 5 oder 6 Monaten ist, ja mehr denn je glaube ich zu wissen, alles was zaehlt ist JETZT, 100% in diesem Moment!

Und so versuche ich nun wieder selbst meinen Tagesplan zu gestalten, zur Zeit in Osaka, wo ich mich fuer 2 Tage in ein sehr guenstiges Buisness-Hotel (1.600Y) eingemietet habe, mit kostenlosem Internet, was immer sehr fein ist.
Plaene gibt es klar, eine der 5 Hauptinseln Japans, Shikoku, ist nicht so weit von Osaka mit der Faehre entfernt, und soll sehr schoen sein.
Ein gebrauchtes Notebook fuer bessere Aufzeichnung meiner Eindruecke von unterwegs anzuschaffen. Einen guenstigen Flug von Osaka nach Thailand buchen, dort guenstig die Sonne, das gute Essen und die wunderbare Natur erleben.
All das sind Gedanken und ich werde heute daran gehen, diese mit Leben zu fuellen. Was dann dabei letztendlich herauskommt wird sich zeigen, und sobald es konkret ist werde ich es dann wie immer hier fuer meine interessierten Leser veroeffentlichen!

Die Sonne scheint, es ist mild, Sonntag, 18.4. , 10.01 Ortszeit, ich stehe nun auf und begebe mich in das Getuemmel der Stadt...

Sonntag, 11. April 2010

Leben in einem Zen Kloster

Nun bin ich da, am 6.4. nachmittags eingetroffen. An der Bushaltestelle habe ich 4 weitere Mutige getroffen, die nach Antaiji wollen. Zusammen sind wir dann ab der Haltestelle die 4 KM den Berg hinauf. Steiler und anstrengender als gedacht, schweissgebadet sind wir oben angekommen.
Nun sind 5 Tage vergangen, viele Regeln und Verhaltensweisen gelernt. Heute ist Hosan, freier Tag, das heisst hier man kann ausschlafen bis 6.30!!
Ab Morgen sind wieder Arbeitstage, um 3.45 laueft der Jikido mit der Bimmel durch die Gaenge. Um 4 Uhr beginnt ZaZen, 2 std. sitzen, unterbrochen von 10 Minuten Kinhin, gehen.

Es ist hart, keine Frage, Muedigkeit und eisige Kaelte in der Meditationshalle. Geheizt wird hier nur im tiefsten Winter, und dann nur ein Raum. Aber so langsam gewoehne ich mich an den Tagesablauf. Von dem ist man voellig eingenommen, wusste die letzten Tage nicht welches Datum oder Wochentag ist. Spiel auch keine Rolle. Du hast deine festen Termine und Regeln
Die Ablauefe beim Essen sind nachwievor stressig. Du musst immer voll konzentriert sein,deine Umgebung beobachten, was machen die anderen. Erste Regel beim Essen, denke zuerst an deine Mitstreiter, vor allem beim Nachschlag mit Suppe oder Reis. Zuerst fuellt man die Schale der Wartenden, dann seine eigenen. Allgemein wird hier sehr schnell gegessen, auch das ist fuer mich noch gewoehnungsbeduerftig, bin aber schon schneller geworden.

Das Kloster liegt wunderschoen auf einem Hochplateau, umgeben von bewaldeten Huegeln, die alle zu Antaiji gehoeren. Wir arbeiten draussen, sammeln Holz, haben ein Gewaechshaus aufgebaut wo die Reispflanzen reinkommen. Bisher macht mir das spass, 6 Std. draussen in der Natur.
Die letzten beiden Tage hatten wir warmes und sonniges Wetter. So hatten wir gestern abend eine Hanami Party, sassen unter den Kirschbauemen beim Lagerfeuer, es gab Bier und kleine Wuerstchen vom Grill, das war aber eine Ausnahme. Ansonsten ist das essen hier voll Vegetarisch, alles selbst angebaut, schmeckt gut.

Zur Zeit sind wir 10 Leute, eine bunt gemischte europaeische Truppe. Nur 1 junger Japaner lebt hier als Moench.
Abt Muho oder Docho/san wie er hier von uns genannt wird ist wirklich beeindruckend.
Morgens um 7.30 ist Meeting fuer die anstehenden Tagesarbeiten. Danach verschwindet er aber nicht in seine Gemaecher oder trinkt Tee, sondern steht mit uns draussen im Dreck. Dabei spricht er auch mal die Leute an, wie mich die Tage, und haelt einen Small Talk. Gestern abend sass er mit uns am Lagerfeuer, trank Bier und Remy Martin.
Er macht auf mich einen unglaublich freundlichen und ausgeglichenen Eindruck.
Natuerlich ist er trotzdem auch ein Zen Meister der auch sehr streng sein kann, was ich so von den Langzeitgaesten gehoert habe.

Bei der Vorstellungsrunde habe ich gesagt, das ich nicht weiss wie lange ich bleibe, will sehen wie ich mit dem ganzen zurecht komme. Bisher habe ich noch kein Sesshin erlebt, das naechste 1 tages Sesshin ist in 5 Tagen. Das sind dann 15 Std. sitzen.
Aber irgendwie traegt einem die ganze Umgebung, die Gemeinschaft der Praktizierenden durch die Unannehmlichkeiten und Schmerzen beim Sitzen. Als ich gehoert habe das die erste Runde 1 Std. gessessen wird, war ich schockiert. Niemals davor habe ich so lange gessessen. Als ich dann nach dem ersten Moren ZaZen von meinem Kissen aufstand, war ich ueberrascht wie gut es ging! Alleine daheim undenkbar.

Nun das sind meine ersten Eindruecke. Jeder Tag ist hier eine neue Herausforderung, eine Ueberwindung sich morgens aufzuraffen. Und so lebe ich von Tag zu Tag, und sehe was alles mit mir passiert. Wie schnell einem dieses Durchhaltevermoegen verlassen kann hat man diese Woche gesehen. Ein Kanadier der gesagt hat er will 3 Monate bleiben, ist nach 4 Tage wieder gegegangen.

Dienstag, 6. April 2010

Auf den Weg nach Antaiji...

In einer Stunde geht der Bus von Hamasaka richtung Antaiji. Von der Haltestelle sind es dann noch mal ca. 1 Std. Fussmarsch Bergauf.
Bin in einem Ryokan\Hotel. Heute morgen beim japanischen Fruehstuck habe ich einen Franzosen getroffen, der ebenfalls nach Antaiji geht.

Meine Planungen gingen bis zu dem heutigen Tag. Den Rest lasse ich auf mich zukommen. Der Wille ist da, mal sehen wie willig der Koerper ist:)

Sitze an dem Hauslaptop von dem Hotel. Muss jetzt los. Werde wahrscheinlich die naechsten Wochen keine Eintraege machen koennen, und nicht erreichbar sein!

Mittwoch, 31. März 2010

Welcome to Kyoto!!

Am Dienstag Morgen bin ich mit dem Nachtbus aus Tokyo in Kyoto angekommen. Wie erwartet fast gar nicht geschlafen. An der Haltestelle in Kyoto habe ich ein junges deutsches Paar kennengelernt. Es war 6 Uhr morgen, somit war nicht viel offen. Wir sind dann in ein Schnellrestaurant und habe dort bis 8.30 gesessen.
In den ersten 2 Std. in Kyoto, habe ich mehr Touristen gesehen als in 2,5 in Tokyo. Da wird einem sofort klar , das dies hier die Touri-Stadt No. 1 ist. Hat ja auch am meisten zu bieten.
Bin dann in mein gebuchtes Hostel, das Ks House. Wow einfach spitze kann ich uneingeschraenkt weiterempfehlen. Hatte fuer die ersten 2 Tage ein Bett im 6-Bett Dormitory. Echt witzig und spannend was man dort fuer Traveller trifft. Einen Englaender, der die ersten Tage in Tokyo auf der Strasse geschlafen hat, da seine Kreditkarte nicht funktionierte. Einen Franzosen, der nach Japan nach Hawaii fliegt und dann San Francisco. Davor war er in Thailand. Hat mir einige interessante Geschichten erzaehlt, unterhalte mich immer wieder gerne mit solchen Backpackern die wie ich die Welt entdecken wollen. Ansonsten 2 Franzosen, Brasilianer, 1 Hollaender.
Es ist hier ein kommen und gehen, immer ausgebucht, ist einfach das beste in Kyoto!
Und wieder einmal war mir das Glueck holt, habe von dem Franzosen erfahren das es eine Warteliste gibt, falls Stornierungen reinkommen. Auf die habe ich mich setzen lassen, und somit konnte ich meinen Aufenthalt verlaengern.

Kyoto hat kulturell und landschaftlich einiges zu bieten. Die meisten Tempel und Schreine in ganz Japan. Umgeben von bewaldeten Bergen. Wo faengt man an mit Sightseeing?? Habe mich fuer die bekanntesten und groessten entschieden.
Der goldene Pavaillon, 2 mal Zen Gaerten mit ihren Steinformationen. War auf dem Philosophenweg, ein schoener Weg entlang einem alten Kanael, gesaeumt von bluehenden Kirschbauemen.
Ausserdem war ich am Stadtrand von Kyoto in den Bergen in einem "Affenpark". Wirklich ein einmaliges Erlebnis, nicht wie im Zoo, die Affen bewegen sich frei in den Bauemen, auf den Wegen, zum Greifen nahe (streicheln verboten)! Oben auf dem Plateau hat man dann einen wunderbaren Ausblick auf Kyoto. Ausserdem kann man in einem Gebauede die Affen fuettern. Diese haengen gierig an einem Stahlgitter und strecken die Haende nach innen. Also mal umgekehrt als ueblicherweise im Zoo;)


Nun am Samstag, 3.4. verlasse ich Kyoto und fahre in ein Zendo Zentrum wo ich 2 Tage uebernachte. Es liegt ausserhalb von Kyoto, umgeben von Waeldern, Reisfeldern. Dort werde ich ein "geordneten" Tagesplan haben, mit Morgen-Sutra, ZaZen, Samu, Schlafen ab 21 Uhr. Also ein ruhiges und meditatives Leben.
Dient als kleine Vorbereitung, fuer meine naechste grosse Etappe, die Reise ins "Innere";)
Diese beginnt am 6.4. wenn ich mich auf den Weg mache ins Zen-Kloster Antaiji!

Mittwoch, 24. März 2010

Goodbye Tokyo


Odaiba - Skyline Tokyo, und die Freiheitsstatue:)


Meine Zeit in der Tokyo Metropolitan neigt sich dem Ende zu. Habe meinen Nachtbus fuer naechsten Montag gebucht, und fuer die ersten beiden Tage eine Unterkunft in Kyoto gefunden. Naechste Woche ist dort absoulute Hochsasion, wegen der Kirschbluete. Werde mir dann in Kyoto fuer die weiteren Tage was suchen, vertraue dann mal wieder auf die Entwicklungen vor Ort und auf Couchsurfing:)
Gestern war ich mit meiner Language Partnerin und mittlerweilen guten Freundin ein letztes Mal in Tokyo. Sie hat einen wunderbaren Stadtteil ausgesucht, Odaiba, an der Tokyo Bucht. Von dort hat man einen herrlichen Blick auf die Skyline von Tokyo.

Ich bin Kimmy fuer vieles dankbar, Sie hat immer geholfen, stand mir mit Rat und Tat immer zur Seite. Wir haben oft ueber Deutschland gesprochen, Sie liebt das Land:) Sie hat ja einmal dort gelebt, und moechte evtl. wieder dort leben. Habe ihr vorgeschlagen wenn ich wieder in Deutschland bin, kann Sie mich gerne mal besuchen kommen. Sie liebt das deutsche Essen, mit Sauerkraut, und Bratwurst. Mit diesem Klischee muss wohl jeder deutsche im Ausland leben:) Gilt denke ich fuer die Japaner im Ausland genauso, mit Reis und Sushi
Wir haben uns lange ueber die grosse Unterschiede zwischen diesen beiden Laendern unterhalten, ja diese beiden unterschiedlichen Kulturen. Sie hat die "deutsche Servicewueste" auch erlebt. Habe Ihr gesagt das dies mich als erstes in Japan fasziniert hat, und bis heute gefaellt, diese allgemeine Freundlichkeit im Alltag, wo sich in jedem noch so kleinem Lokal oder Restaurant, die letzte Kuechenhilfe beim Rausgehen lautstark bedankt! Undenkbar in Deutschland, wuerde schon reichen wenn sich die Bedienung bedankt, was ja nicht immer selbstverstaendlich ist. Sie meinte auch das Japan wahrscheinlich das einzige Land ist wo das noch so gelebt wird.

Auf der einen Seite bin ich froh endlich raus zu kommen aus der Hektik einer Grossstadt. Raus aus den morgendlichen vollen Zuegen. Raus aus der Betonwueste:) Auf der anderen Seite war es aber eine Erfahrung wert. Ueber 2 Monate in einer der groesste Metropolen der Welt zu leben und zu arbeiten, fuer manch einem ein Traum. Ich bin mit verschiedenen Linien der beruehmten Metro gefahren, war in verschiedenen Stadtteilen, habe mich zurecht gefunden. Das beruehmte Party und Discoleben in Shibuya oder Roppongi habe ich bewusst ausgelassen, aus dem Alter bin ich raus. Haette die Gelegenheit gehabt mit dem jungen Koreaner in einem Club zu gehen.
Es war eine intensive Zeit mit Hoehen und Tiefen. Habe hier interessante, freundliche Leuten kennengelernt, Leute wie Kimmy oder Noro-San, die mir geholfen haben obwohl ich ein "Auslaender" bin und nur kurze Zeit hier verweile. Es hat mir mal wieder gezeigt das man ueberall auf der Welt auf solche Leuten treffen kann, man sollte darauf vertrauen, ja als Solo-Traveller muss man das sogar, meine ich. Natuerlich gilt das auch fuer das Gegenteil, fuer unsympathische, selbstgerechte Leute. Mit so einem musste ich leider auch eine Erfahrung machen.

Auf den Weg in neue Kulturen und zu neuen Erfahrungen, habe ich als Untertitel gewaehlt. Nun beides habe ich in den ersten 2 Monaten in Japan erlebt.
Eine Kultur der Ordnung und des Perfektionismus. Hier wird alles gesauebert und gereinigt. Zigarettenkippen habe ich noch keine auf der Strasse gesehen. Die Raucher sehe ich immer in speziellen Zonen. Und wenn wirklich mal ein Japaner seine Kippe wegwirft, was an sich schon unanstaendig ist, ist der naechste Ordner nicht weit der diese aufkehrt.Meistens sind es aeltere Personen ist mir aufgefallen. Vielleicht braucht der Japaner immer eine Beschaeftigung.
Ich will das nicht als gut oder schlecht bewerten, sondern einfach nur beschreiben. Urteilen kann jeder selbst darueber.

Meine "Working - Phase" ist dann damit zuerst mal vorbei. Nun startet die "Holiday" Phase.
Ich freue mich darauf ein anderes Japan kennen zu lernen, die ausgiebige Natur, die alten Traditionen und Kulturen. Dafuer ist Kyoto bekannt, klar ist auch eine Stadt, aber eine andere als Tokyo. Das habe ich von Leute bestaetigt bekommen, die schon dort waren, die meisten haben von Ihr geschwaermt.

Montag, 22. März 2010

Erste Bilder!


Chiba Praefektur - Pazifik


Shibuya 109 - Pro Ampelphase bis zu 15.000 Menschen!


Yoyogi-Park in Tokyo


Turtle:)


Party im neuen Guesthouse


An der Pazifikkueste, endlich mal keine Gebaeude.


Mein Freund, der koreanische Hotdogverkaeufer:)

Sonntag, 7. März 2010

Neues Heim!!

Nach knapp 4 wochen hier der neue Eintrag. Das negative zuerst, hatte leider richtig aerger. Bin Ende Februar aus dem Appartament in Funabashi ausgezogen, somit ist das "Homestay-Projekt" fuer mich beendet. Will das jetzt nicht gross ausbreiten, hatte aerger mit dem Leiter!
Wohne nun seit 1 Woche in einem Guesthouse.
Gefaellt mir hier ganz gut, hat auch ein paar Vorteile. Teile mir ein Zimmer mit einem Chinesen, , das ist um einiges billiger als mein Appartment in Funabashi. Er kann ein paar Brocken englisch. Ausserdem habe ich hier kostenlosen Internetzugang, vorher musste ich immer in teure Internetcafes! Zudem habe ich hier viele Kontakte, mit Leuten aus verschiedenen Laendern. Macht einfach mehr spass als alleine in einem Apartment zu hocken. Haette auch ein "private room" nehmen koennen, waere dann natuerlich entsprechend teurer. Mein chinesischer Zimmergenosse nimmt aber ganz gut ruecksicht, ich gehe z.b. frueher schlafen als er. Umgekehrt natuerlich genauso, nur so kann es gehen. Der haengt dann bis Mitternacht vor seinem Laptop, surft herum. Weiss nur nicht ob er schon mal was von Zensur gehoert hat*)
Der Weg zu meiner Arbeit im Hotel ist um ca. 30 minuten kuerzer. Bei den vollen und stickigen Zuegen auch ein Vorteil*)

Auf der Arbeit laeuft alles bestens. Ich habe als Beginner 5 Zimmer pro Tag und muss schon gas geben . Die anderen haben zw. 7-10 Zimmer/Tag! Die Chefin der "Putzkolonne" ist wirklich ein Herzstueck, 62 aber noch fit. Wie einen 2. Mutter. Sie hat 6 Kinder, aber alles adoptierte, daran erkennt man schon ihr grosses Herz. Ich glaube fuer Sie bin ich das 7.*) Und der junge Franzosen der dort auch arbeiet, das 8.*) Sie gibt uns jeden Tag einen Sandwich fuer den Mittagslunch. Vor ein paar Tagen als ich so erkaeltet war, kam Sie auf einmal mit einer Tuete an. Darin war ein dicker Wollpullover und ein schoener Pulunder, unglaublich! Ueber den Franzosen der hier lebt und gut japanisch versteht und spricht, klappt die Verstaendigung ganz gut. Ansonsten ueber Mimik und Gestik. Naja und ich lerne ja auch die Woerter die ich brauche. So viele sind es nicht, die Zahlen fuer die Zimmernummern, und die einzelnenen Stockwerke.
Meinen Job als "koreanischer Hotdogverkaeufer" musste ich aufgegeben. Ich arbeite bis 15 uhr im hotel, mitten in Tokyo. Die Koreaner wollte mich fuer die Mittagszeit ab 15 uhr. Naja wollten den Job sowieso nicht lange machen. War alles nur muendlich besprochen, Verstaendigung war mangels Englischkenntnissen bei der Besitzerin sehr schwierig. Und so gab es dann am Ende noch grosse Missverstaendnisse, ja im Grunde bin ich ueber den Tisch gezogen worden. Habe den Job nach 3 wochen beendet, ueber den jungen Koreaner der besser Englisch spricht habe ich die Gruende erklaert. Damals sagte die Besitzerin, kein Problem, Sie verstehe die Situation, ich solle in 2 wochen kommen um mein "Payment" abzuholen. Ich war dann an den besagten Tag dort, und auf einmal sagt sie, "I`m so sorry" schlechtes Geschaeft letzten monat, sie kann mir heute nur einen kleinen Teil von dem Geld geben. Ich nenne jetzt keinen Summen. Ich solle naechste woche kommen dann gibt es den Rest. Von wegen beim 2. mal gab es wieder ausreden, also bin ich ein 3. mal hin. Sie wollte unbedingt die fotos haben die ich mal mit meiner digi-cam gemacht habe, also rueber in den Convenice Store und ausgedruckt, und dann gab es noch mal Knete. Aber bei weitem nicht das was ich dort an Stunden geschrubbt habe, Stunden in eisiger Kaelte und 2 tage mit einer schweren Erkaeltung.
Aber was willste machen ohne Verstaendigung. Also nahm ich den Schein, verabschiedete mich hoeflich und lernte meine erste grosse Lektion in Asien!
Trotz allem war es eine schoene Zeit dort, es gab immer wieder mal koreanisches Essen (sehr scharf) und mit meinem Arbeitskollegen (Koreaner) habe ich mich angefreudet!
Nie mehr eine Arbeit ohne schriftliche Vereinbarung, und immer damit rechnen das sie dir was vom Pferd erzaehlen, die wissen ich verstehe nix. Laecheln tun die hier immer, egal in welcher Situation!
Der Hoteljob ist mit Vertrag, mit Stechkarte und das Geld wird auf mein Konto ueberwiesen!

Ja ansonsten gibt es nicht viel. Fuer grosse Unternehmungen fehlt mir momentan einfach die zeit und das Geld. Hoffe das kann ich nach der "Arbeitsphase"alles nachholen, zu sehen gibts genug.
Die Hektik der Grosstadt geht mir nachwievor ganz schoen auf die Nerven. Habe in dem Guesthouse zuerst mal Vertrag bis Ende Maerz. Evtl. gehts dann schon Anfang April Richtung Kyoto und endlich raus aus diesem "Moloch". Bin mir noch nicht sicher ob ich 1 monat laenger arbeite wegen der Kohle?! Ausserdem muss ich noch ein paar Sachen abklaeren. Wir werden sehen.

Vor ein paar Tagen an einem freien Tag bin ich einmal "ausgebrochen" aus dem Haeusermeer. Bin mit dem Zug in die Chiba-Prefektur bis an den Pazifik gefahren. Habe die frische Brise tief eingeamtet:) Wenn es demnaechst mal wieder schoen ist, zur zeit truebes nasskaltes Wetter, dann moechte ich wieder einen Tagesausflug machen, nach Kamakura, liegt auch am Meer, mit Straenden und vielen Zen-Tempeln zum besichtigen.
Versuche so meine Akkus wieder aufzutanken....und meine Seele atmen zu lassen:)

Samstag, 13. Februar 2010

Geld verdienen..

Mein Plan ist die ersten Monate hier geld zu verdienen. Deshalb schlucke ich die Kroete und leben in der Tokyo Metropolitan. So langsam aber sicher fange ich an sie zu hassen. Nichts als Haeuser. Von Staedteplanung habe die hier keine Ahnung. Jeder noch so kleine Platz wird bebaut.
Klar es gibt ein paar groessere parks, aber ich bin einfach kein Stadtmensch! Ich brauche natur und wenig menschen um mich:)

habe mittlerweile meinen 2. Job angefangen. Mein erster war Hotdogverkauefer:)
Aber nicht die hotdogs die wir in Deutschland kennen. es waren koreanische. kein wuerstchen im broetchen. ein teig aus eiern und reismehl. wird dann auf einem grill in fett ausgebacken. gefuellt mit zucker oder kaese.
habe die teile fast 4 wochen mit einem jungen koreaner verkauft. dabei auch wieder einige brocken japanisch gelernt und einen ersten freund gefunden!!
war nicht ohne der job, habe einmal 7 std. draussen in der kaelte gestanden. aber bin ja hart im nehmen.
naja auf jeden fall habe ich durch kontakte ein 2. jobangebot bekommen. und das ist um eingiges besser, vor allem mehr kohle. arbeite seit 4 tage in einem hotel als "housekeeper" als zimmer reinigen. muss dafuer zwar morgens und abends 1 std. mit dem zug nach tokio rein, bekomme aber die kosten von der company erstattet.
da ich um 10 uhr anfange, komme ich morgens genau in die rushour! leute ich kann euch sagen, vergesset alles was ihr aus deutschen staedten kennt. was hier morgens zwischen 8 und 9 uhr in den zuegen abgeht, geht auf keine kuhhaut!!
ich beschreibe einfach, urteilt dann selbst. In den Abteilen sind schaetzungsweise 200-300 menschen. der zug startet ca. 60 km vor tokio, sammelt an jedem bahnhof neue menschenmassen auf. Ich stehe dichtgedraengt in einem haufen von salarymens, der typische japanische angestellte, mit weisen hemd und dunklen anzug. Du kannst dich keinen cm ruehren. In dem Abteil sind gefuehlte 80 grad, ist ja winter, und kalt draussen, aber nicht in einem abteil mit 300 japanern. ab und zu hat der zugfuehrer wohl erbarmen und laesst fuer einige minuten die lueftung laufen, ein wenig frische luft. ich glaube in deutschland wuerde es regelmaessig amoklauefe in solchen zuegen geben. aber die japaner lassen das alles ueber sich ergehen.
schauen in ihr handy, was sie immer und ueberall machen. fuer die ist das teil ein heiligtum. oder lesen manga comics oder zeitung, in diesen sticken, engen und uebervollen zuegen.
das kann man wohl nur ertragen wenn man es seit jahren gewohnt ist. der einzige gedanke der mich das durchstehen laesst ist, das ich das nuer fuer ein paar monate mitmachen muss, ein salarymen meistens sein ganzes leben!!

der housekeeper job ist echt ok. nach 2 tagen anlernen durch einen franzosen der hier mit einer japanerin verheiratet ist, habe ich heute meine ersten zimmer alleine sauber gemacht. und was soll ich sagen, meine chefin war zufrieden:))
noro-san, so heisst sie, ist wirklich eine seele fuer sich. ich denke sie mag mich.
sie spricht zwar nur japanisch aber mit hilfe des franzosen koennen wir uns einigermassen verstaendigen.
im prinzip kann ich von montag bis sonntag arbeiten. kann mir aber die freien tage selber aussuchen, was ich sehr gut finde. werde versuchen eine 6 tage woche durchzuziehen, 1 tag frei. wenn ich das so mache, habe ich mich der japanischen arbeitswoche gut angepasst. sonntags frei, gibts hier nicht. die meisten arbeiten 6 tage die woche, wobei der "off-day" an jedem tag sein kann.
fuer den housekeeper job musste ich auch ein konto bei einer japanischen bank eroeffnen. mit meinem working-holiday- visa ist das moeglich. mit hilfe von andreas und einem japaner haben wir das gestern erledigt.
die japaner sind schon ein wenig crazy. bei uns unterschreibt man einfach mit seiner unterschrift. hier wird fuer eine kontoeroeffnung oder sonstigen papierkram wo man was abzeichnen muss, ein "hanko" benotigt, also ein stempel. musste mir so ein teil fuer meinen nachnamen anfertigen lassen. das teil war schweine teuer, hat mich knapp 50 euro gekostet, und andreas meint noch, das ist ein billig teil, er hat welche daheim fuer ueber 100 euro?! wie gesagt hier laueft halt einiges anders.

in den letzten tagen ist es relativ kalt geworden, und die sonne hat sich auch versteckt. um die 4-5 grad, ab und zu schneit es auch ein wenig, bleibt aber nichts liegen. ausser vor 2 wochen, da hat es abends geschneit und ist bis zu naechsten morgen liegen geblieben, aber selten. naja wenn ich mir die temperaturen in deutschland anschauen mit minus 5 grad, haben wir immer noch einen unterschied von 10 grad.

habe meine ersten kontakte geknuepft mit japanerinnen bezueglich sprachaustausch. mit einer habe ich mich getroffen, sie hat mir auch den job in dem hotel verschafft, da sie dort am empfang arbeitet. sie heisst kimmy, sehr nett, und bisher bleibt es nur beim sprachaustausch:))
sie hat schon mal in deutschland gelebt, und kann ein paar brocken deutsch. ansonsten reden wir auf englisch.

werde sehr wahrscheinlich ende maerz aus dem appartment von andreas ausziehen, und mir ein guesthouse oder appartment in tokyo suchen. ist naeher an der arbeit, und habe schon guenstigere angebote gesehen als das was ich momentan in Funabashi zahle!
denke werde dann bis ca. april oder mai den housekeeper job durchziehen. dann sollte ich genuegend geld zusammen haben
Und dann kann ich endlich raus aus dem moloch tokyo, in die kansai region, nach kyoto oder osaka. mehr gruen, weniger menschen:)

ok, das wars zuerst mal ein Neuigkeiten, mehr faellt mir momentan nicht ein:)

euer
O.L.