Freitag, 30. Dezember 2011

+Abschlussartikel der Tour+

Liebe Freunde + treue Leser,

pünktlich zum Abschluss dieses aufregenden Jahres, freue ich mich, euch einen Zeitungsartikel über den Abschluss der Way-of-Living Tour präsentieren zu können.

Nach Split ging es weiter entlang der Küste, durch das aufregende Albanien wo ich einige verrückte Abenteuer erlebte, um schließlich mein großes Ziel zu erreichen: Korfu. Dieser Artikel ist länger als der erste, und eindeutig persönlicher und tiefgründiger. Neben der Schilderung der Eindrücke und Erlebnisse, kommen auch Reflexionen und Erkenntnisse zur Sprache. Wieder mir sehr schönen Fotos. Viel Spaß!

Zeitungsausgabe (pdf):

Giessener Anzeiger 30.12.2011

Für alle, die den ersten Artikel noch einmal lesen wollen, nun ebenfalls im pdf-Format:

Giessener Anzeiger 05.11.11

Weitere Infos in der Rubrik Medien.

P.S. Einen persönlichen Jahresrückblick und Ausblick aufs Neue, möchte ich bis morgen noch verfassen, soweit es meine Zeit zuläßt.

Samstag, 24. Dezember 2011

Frohe Weihnachten



Ich wünsche allen meinen Lesern, ein frohes, besinnliches und ruhiges Weihnachtsfest, und möchte mich gleichzeitig, für die entgegengebrachte Treue und Aufmerksamkeit bedanken.

Es war ein spannendes, turbulentes Jahr, und das nächste Jahr verspricht noch aufregender zu werden. Ich wünsche allen schon mal ein gutes Jahr 2012.

Nutzen wir diese Tage gemeinsam, zur Besinnung und Einkehr, um mit Zuversicht und Gelassenheit all dem Kommenden entgegen zu sehen.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Unterwegs in die Sonne



Wer vertraut, den behütet das Schicksal!
Unbekannt


Und so, nach einigem Hin und Her, fielen irgendwann die Würfel. Ich spürte, das ich in Bewegung bleiben musste, um in Gleichgewicht zu bleiben! Das finanzielle war das eine, das andere war mein gewonnener Gleichmut, meine spürbar zunehmende Gelassenheit gegenüber vielen vermeintlichen Problemen des Alltags, die ich während des Reisens immer wieder erfahre.
Das Reisen lehrt mich, die Dinge so zu akzeptieren wie sind sie, oder wie sie kommen. Die neuen Umstände und Menschen auf die ich immer wieder treffe, sind meine Lehrer. Ob der schweißtreibende Anstieg hinter der nächsten Kurve, ein kläffender Hund von der Seite oder eine Regenfront auf die ich zufahre, all dies kann ich nicht ändern, das sie auf meinem Weg liegen, und so bleibt mir nur es anzunehmen, wenigstens es zu versuchen, obgleich ich immer wieder fluche, schimpfe oder schreie, raus damit, weg damit, fertig damit.

Eine Rückkehr nach Deutschland, in Kälte, Regen, Dunkelheit, in zunehmenden Schwermut, in Verpflichtungen, in Sorgen, Langeweile, Tristestes, Papierkram, Routine, Dorfgetratsche, Belanglosem, Gehetze, Spott, Intrigen, Lügen, Stress, Hektik, Fußballbundesliga und Bauer sucht Frau, ja irgendwann kommt das wieder, werde ich mich dem allen Stellen müssen, aber noch nicht jetzt, noch habe ich einen kleinen Spielraum, Zeit mich zu wappnen, ein Schutzpolster aufzubauen aus Freude, Gelassenheit, Inspiration und Vertrauen, mich hier in Südeuropa vollzusaugen, mit Sonne und Leichtigkeit, um dann genug Reserven zu haben für diese Zeit.

Und so fiel von diesen drei genannten Optionen schon mal eine raus. Blieben noch Weiterreisen mit dem Rad, oder auf die Mani reisen, was auch kleine Reise mit dem Rad bedeuten würde. Mit Burgi, der Österreicherin, die wie erwähnt, ein traumhaft gelegenes Seminarzentrum betreibt, hatte ich schon seit einigen Tagen regen Emailkontakt. Sie lud mich ausdrücklich dazu ein, zu ihr zu kommen, um bei Ihr viel Freude und Inspiration zu erhalten, für meine kreativen und schriftstellerischen Prozesse. Nach einem Telefonat in meiner letzten Woche auf Corfu, indem Sie mich noch einmal ermutigte und mir einige Vorteile nannte, war für mich eine Vorentscheidung gefallen. Ich schlief noch mal eine Nacht darüber, und dann war es klar, ich werde auf die Mani in Südgriechenland fahren. Während des Telefonats, ergab sich nämlich auch eine günstige Möglichkeit, wie ich von dort aus nach Deutschland zurückkehren könnte. Das war unter Berücksichtigung aller momentan Aspekte, das beste „Gesamtpaket“.

Eine Weiterreise mit dem Rad durch Griechenland, auf eigene Faust, mit unbekanntem Ziel, ohne laufendem Einkommen und unbekannter finanzieller Zukunft, wäre einfach mit zu vielen Ungewissheiten verbunden gewesen. Auf der Mani gibt es ein paar Fixpunkte, eine Art Gib und Nimm Modell, deutschsprachige Bücher und viel Austausch auf spiritueller Ebene. Das alles, zusätzlich zu der Ruhe, Zurückgezogenheit, dem wärmenden Licht, dem atemberaubenden Ausblick und dem preisgekrönten biologischen Mani Olivenöl, gaben den Ausschlag für diese Option.

Nun da es klar war, galt es diesen „Kurztrip“ zu organisieren. Als erstes galt es herauszufinden, wie ich von Igoumentitsa, dem Fährhafen auf dem Festland, nach Patras komme, der grossen Stadt im Norden der Peloponnes. Apostolos und seine Frau telefonierten stundenlang bei den Fährlinien herum, ich fuhr selbst noch mal in die Stadt zu zwei verschiedenen Reisebüros, wir konnten es selbst nicht verstehen, aber es gab tatsächlich keine Fährverbindung mehr, zwischen Igoumentitsa und Patras.
Die Strecke mit dem Rad zu fahren, war von vornherein ausgeschlossen, da ich schon die rund 260 KM von Patras bis Kalamata mit dem Rad zurück legen musste, und von da aus noch mal 50 Km bis zu dem Haus von Burgi.
Kurze Zeit dachte ich schon, das wars mit der Mani, doch dann brachte mich Apostolos auf die Möglichkeit mit dem Bus zu reisen. Und tatsächlich, es gab eine Verbindung von Korfu-Stadt bis nach Patras.

Und so stand ich dann am Samstag Mittag, nach einem Abschiedsessen am Vorabend und einer herzlichen Verabschiedung am Morgen, am Busbahnhof von Korfu vor einem grossen Reisebus, und hielt die Luft an, ob ich mein Rad und die 5 Packtaschen dort hinein bekommen würde. Gestern holte ich mich schon mein Ticket, und zahlte für das Rad 10€ extra. Also wird der mich mitnehmen, irgendwie, darauf würde ich schon bestehen!
Als dann endlich der Busfahrer kam, und die Klappe öffnete, sah ich sofort, das passt. Ein Stein fiel vom Herzen. Aber der Busfahrer, ein älterer Typ in den Fünfzigern und mit Schnauzer, schaute auf mein Rad und wackelte mit dem Zeigefinger, geht’s noch? Ich habe dafür bezahlt, und es fahren nur 10 Leute mit, also genug Platz für alle? Ein junger Grieche, der für das Gepäck verantwortlich ist, spricht mit dem störrischem Kerl, und nach einigen Sätzen wird mein Rad verladen.

Mein Rad und das Gepäck sind verstaut, ich sitze auf meinem Platz, es kann losgehen. Zuerst geht es natürlich auf die Fähre von Korfu nach Igoumentitsa, 90 Minuten Zeit um mich von der Insel zu verabschieden, von der ich nicht viel gesehen habe, was ich aber irgendwann bestimmt nachholen werde.

Die Busfahrt verläuft ruhig, das einzig störende war eine lautstarke Auseinandersetzung mit dem bockigen Kerl mit Schnauzer und einer Frau, die fast in einer Handgreiflichkeit endete.
Gegen Acht kamen wir in Rio an, eine Stadt, 10 km vor Patras. Zelten war hier ausgeschlossen, außerdem wird es auch hier nun nachts empfindlich kalt. Hostels gab es keine, also musste ich in ein Hotel.

Die 260 km bis Kalamata bewältigte ich in 3 Tagen, die relativ ereignislos verliefen. Es galt Strecke zu machen, immer rechts am Straßenrand entlang der Hauptstrasse. Diesmal war nicht der Weg das Ziel, sonder so schnell wie möglich in Kalamata anzukommen. Auch die nächsten 2 Übernachtungen, verbrachte ich im Hotel, zweimal bekam ich wieder Nachlass, nachdem ich meine mittlerweile geübte, „armer Tourenradler-Story“ herunterließ. Auch wenn es mein klammes Budget noch weiter auszerrte, aber ich war einfach müde vom wilden zelten, und hier gab es auch wieder das „Hundeproblem“. Zweimal liefen mir wieder welche von Grundstücken hinterher, ich bin es echt leid, da sehe ich sie fast schon lieber auf der Strasse, als verweste Kadaver, im Durchschnitt alle 100 Meter.

Mein Ausblick

Am Dienstag, an Nikolaus, erreichte ich dann endlich Kalamata, die grosse Stadt im Süden der Peloponnes. Von hier aus waren es noch rund 50 km bis zu dem Haus von Burgi. Diese hatten es aber in sich, brutal lange Anstiege, ein ständiges Auf und Ab, das hatte ich noch in guter Erinnerung vom letzten Jahr.

So erfuhr ich von Burgi, das es einen Überlandbus gab, den ich dann auch nahm. Wieder Luft anhalten, wieder ging die Klappe zu, und mein Rad war drin.
Gegen acht erreichten wir in Stoupa die Haltestelle, von wo aus die strahlende Burgi mich mit ihrem Kombi abholte, um die letzten Kilometer zu Ihrem wunderbaren Seminarhaus zurückzulegen, bevor ich dann endlich mit einem Ausblick wie im Bilderbuch belohnt werde.


Mein Morgentee

Und so wache ich nun seit 5 Tagen jeden Morgen in meinem auf Feng Shui ausgerichteten Häuschen auf, gehe von meinem Coco-Mat-Bett zu meinem Sitzkissen um 30 Minuten zu meditieren, ziehe danach die Vorhänge auf, mache mir mein Frühstück, schaue dabei aufs Meer, und spüre wie mir dabei das Herz aufgeht.
Vormittags habe ich Zeit für mich, zum schreiben, lesen, inspirieren, mache mir dann mein Mittagessen, gehe raus in den Garten und arbeite ein paar Stunden. Abends dann ein wenig plaudern über Gott und die Welt, Sitzkissen, Coco-Mat-Bett, schlafen, träumen, ein neuer Tag im Paradies.

Ja ich fühle mich wohl hier, und das jeden Tag mehr. Die Umständen und Bedingungen könnten nicht besser sein, und so geniesse ich diese Zeit, der Erholung, der Regeneration, des Austauschs und der Inspiration, nach all den Wochen der Entbehrungen und Arbeit.
Burgi bietet für die ruhigeren Wintermonate ein spezielles Arrangement zum wohnen und leben an, freut sich immer über nette Gesellschaft und so bin ich herzlich eingeladen, den ganzen Winter in diesem herrlichem Ambiente zu bleiben.

Ob ich so lange bleibe? Wer weiß, vielleicht, ich versuche meinem Herzen zu folgen, und damit meinem Schicksal! Und...,auch wenn ich momentan nicht mehr körperlich reise, so bleibt nun mehr Raum für „geistige Reisen“, und an denen möchte ich euch in gewohnter Form teilhaben lassen.Keep on watching!

In diesem Sinne, wünsche ich all meinen Lesern eine besinnliche und schöne Vorweihnachtszeit!


Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern das man nie beginnen wird zu leben.
Marcus Aurelius

Sonntag, 4. Dezember 2011

Abschied von Korfu



Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt
Albert Einstein


3 Wochen, länger als gedacht, länger als einmal geplant. Am Samstag verließ die entstehende Bio-Farm von Apostolos, seiner Familie und seinen Tieren. Es waren drei aufregende, anstrengende, und lehrreiche Wochen. In vielerlei Hinsicht. Eine intensive Erfahrung mehr, einmal mehr, für die ich dankbar bin.

Und wieder einmal war es spannend, was man alles für interessante, aber auch verrückte Leute kennenlernt. Während meines Aufenthalts auf der Insel, lernte ich drei Deutsche kennen. Ein junger Koch aus Hamburg, der den gleichen Vornamen trägt wie ich, und nach einigen Umbrüchen in seinem Leben, kurzentschlossen einfach nach Griechenland durchstartete, und auf Korfu in einem Bio-Restaurant nun die Küche schmeißt, mit Talent und Kreativität seinen Beruf(ung) ausfüllt, was man sofort schmecken konnte. Er versteht was von seinem Handwerk, und so war es für mich eine Bereicherung, einmal mit Ihm zusammen, ein Abendessen für meine griechische Gastfamilie zu kochen. Dann lernte ich noch zwei weitere Deutsche kennen, die aus dem östlichen Teil unserer Republik stammen, und auf Korfu den Winter verbringen wollen. Sie haben mir zwar ausschweifend und mit Begeisterung aus Ihrem Leben, von Ihren Erfolgen und Misserfolgen, und Ihren zukünftigen Ideen erzählt, aber eigentlich weiß ich nichts über die beiden, da ich bis heute nicht weiss, was war real und was entsprang einer blühenden Phantasie?! Nach einigen Gesprächen, tendiere ich eher zur zweiten Annahme, aber eigentlich ist das auch egal, es bleibt der Eindruck einer weiteren, skurrilen Reisebekanntschaft.

Am ersten Tag unseres Kennenlernens, als wir über die Arbeitszeiten und Pflichten sprachen, hieß es, 25 Stunden die Woche, dafür eine Mahlzeit am Tag, und natürlich das Wohnen. Die 25 Stunden hatte ich an manchen Tagen, innerhalb von 3 Tagen erreicht! Es herrschte ein gewisser Zeitdruck, die Oliven waren noch grün, also besonders frisch, und mussten so schnell wie möglich abgeerntet werden. Sie bestimmten die Arbeitstage.

So war es meistens 18 oder 19 Uhr, manchmal auch später, bis wir wieder nach Hause kamen. Das Abendessen gab es dann aber noch nicht. Das musste natürlich erst gekocht werden, was auch noch zu Apostolos täglichen Programm gehörte. Vorher verbrachte er aber zuerst mal die erste freie Zeit des Tages mit seinem Sohn, füttern, baden, ins Bett bringen. Familienvater halt, ganz klar und verständlich. Es gibt bei so einem Alltag, eine Rangfolge, oder Abfolge, und mein Bedürfnis nach Essen, Erholung, Schlafen, steht dann eher weiter hinten an. Verständlich, auch für mich, zumindest die ersten Tage. Nachdem all die täglichen Pflichten erledigt waren, gab es dann das Abendessen, meist nach 21 Uhr. Essen, ein wenig quatschen, bis die Müdigkeit überhand nahm, und ich mich dann in Richtung meines Hauses bewegte. Die Uhr zeigte dann meistens schon 23.00 an.
So stellte sich bei mir, nach einigen Tagen eine chronische Müdigkeit ein, und in der letzten Woche auch eine gewisse Unlust.Freie Tage waren meist nur die Sonntage. Ehrlich wie ich bin, thematisierte ich dies gegenüber Apostolos, nur mit der Bemerkung das ich nach 2,5 Wochen müde von der Arbeit bin. Dies führte dann zu einer lebhaften Diskussion, die einige Missverständnisse der letzten Wochen aufdeckte. Das ganze zeigte mir ganz klar, es wurde Zeit zum weiterziehen, ich fühlte mich nicht mehr ausgeglichen.

Und so machte ich mir schon seit einigen Tagen Gedanken, wie es nach meiner Zeit auf Korfu weitergehen könnte. Vor allem spürte ich , ich brauche wieder mehr Raum und Zeit für mich, Ruhe, Inspiration und wieder mehr Eigenständigkeit, was die Einteilung des Tages betrifft.
Ich musste aber auch den Tatsachen ins Auge sehen, vor allem den finanziellen, und das bedeutete momentan, das mein Handlungsspielraum relativ begrenzt ist.

Und so kamen nach Berücksichtigung aller derzeitigen Umstände, Angebote und Möglichkeiten, drei Handlungsoptionen heraus:

- Zurück nach Deutschland, was nichts anderes bedeutet, als bei Null anzufangen, und mir die Vision Schreiben + Reisen aufzubauen. Die lange, und teure Rückreise würde per Fähre und Zug erfolgen.

- Mit dem Rad weiterfahren, weiter Richtung Südgriechenland, evtl. bis nach Istanbul, über verschiedene Inseln „hüpfen“, und so den Winter verbringen. Unterwegs versuchen einige Artikel über das „Krisenland“ an Zeitungen zu verkaufen. Was aber auch einiges an Kosten bedeutet, Verpflegung, Unterkunft, Fähren und wir somit gleich wieder bei dem finanziellen Rahmen wären.

- Last but not least, eine Möglichkeit die sich erst während der Tour ergeben hat, mehr ein Angebot. Eine nette Österreicherin, die ganz im Süden von den Peloponnes (Mani) ein Seminarhaus betreibt, und dich ich letztes Jahr während des Schreibworkshops, der bei Ihr stattfand, kennengelernt habe, hat mich eingeladen zu Ihr zu kommen, und während des Winters in einem Ihrer wunderschönen Ferienhäuschen zu wohnen, gegen eine kleine Kostenpauschale und einige Stunden Mitarbeit am Tag.

Diese drei Optionen gingen mir in der letzten Woche meines Aufenthaltes durch den Kopf, beschäftigten mich. Die Entscheidung die ich treffen würde, wäre nicht einfach eine Entscheidung, was kaufe ich morgen ein, sondern hätte schon eine richtungsweisende Wirkung für meine Zukunft, eine Positionierung für mein neues (berufliches) Leben. Und so machte ich es mir nicht leicht, ich versuchte meiner inneren Stimme zu folgen, wie so oft in der Vergangenheit, aber auch wie so oft, ist diese manchmal von „rationalem Ballast“ blockiert.

Am Samstag war dann die grosse Verabschiedungsrunde, bevor ich auf die Fähre ging. Danke Apostolos, Christina, Myrto, Morten, Oli, Graham, Costa und Tekkla für die gemeinsame Zeit, das Lachen, die Arbeit und die Gespräche. Ihr werdet mir in lebhafter Erinnerung bleiben!
Und nun..?? Wo hat es mich hinverschlagen? Tja, bleibt dran, mehr dazu in den nächsten Tagen...

Samstag, 26. November 2011

Schüttelfrost, kalt gepresstes Olivenöl und das Knistern des Kaminfeuers



"Leben ist, was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben"
Henry Miller




Am nächsten Tag, genau am 60. meiner Reise, verließ ich Korfu Stadt in Richtung Norden der Insel. Ich hatte nun alles was ich brauchte, eine Karte von der ganzen Insel, und Infos. Mir wurde empfohlen, in den Dörfern in der Inselmitte zur Mithilfe bei der Ernte zu fragen.

Auf meiner Fahrt aus der Stadt, traf ich am Hafen einen belgischen Tourenradler. Er kam gerade mit der Fähre vom Festland, und wollte heute noch weiter an Albanien. Das rief gerade zu nach Erfahrungsaustausch, und so gab es bei einer Cola genug zu erzählen. Er ist in meinem Alter, hat sich ein Jahr Auszeit genommen (nach der er aber nicht zurückkehren will), will mit dem Rad und dann als Backpacker die Welt erkunden. Am Ende frage ich ihn nach seinen Bewegründen für das Reisen:
“ Im normalen Alltag ist jeder Tag der selbe, wie sagt man, no Suprise!“

12 Km nach Korfu Stadt steuerte ich in Kontokali den Campingplatz an. Natürlich war der schon geschlossen, aber wie so oft in den vergangenen Wochen, lebt der Besitzer auf dem Platz, und so konnte ich einmal mehr, kostenfrei auf einen Campingplatz übernachten. Natürlich fragte ich ihn gleich nach Tipps oder Empfehlungen, bei wem ich wegen der Olivenernte nachfragen könnte. Er nannte mir den Namen einer Ferienanlange die, wie er meinte, alternativen Tourismus anbietet.

Am nächsten Tag stehe ich auf dem Gelände dieses Alternativtourismus, eine Casa, die als Alternative zu Einheitszimmern und Speisesall, stilvolle Appartaments und Häuschen in einer ruhigen Umgebung anbietet. Eine Engländerin, die seit 25 Jahren hier lebt, betreibt dieses Kleinod der Ruhe und Besinnung. Wir sind uns sofort sympathisch und bei einer Tasse Tee, erzähle ich ihr meine Geschichte von der Idee bis zur Umsetzung dieser Radtour. Sie ist sofort begeistert und möchte mich bei meiner Suche nach einer Unterkunft unterstützen. Sie schreibt mir mehrere Telefonnummern auf, darunter auch die eines Griechen, der in der Nähe ein grosses Grundstück mit vielen Olivenbäumen hat. So weit Sie weiß, möchte er in den nächsten Tagen mit der Ernte beginnen. Zusätzlich möchte Sie einen Rundbrief an einige Leute aus Ihrem Bekanntenkreis verschicken, und mich darin kurz vorstellen. Grandios.

Während meiner Fahrt zurück zum Campingplatz in Kontokali, merke ich, das ich krank werde. Während so eines Trips, lernt man sich und seinen Körper genau kennen. Ich fühle mich geschwächt. Letzte Nacht, habe ich mein erstes schweres Gewitter auf Korfu erlebt. Es hat so laut gedonnert, das ich aus dem Zelt geschlüpft bin, und unter einem Vordach verharrte, bis der sintflutartige Regen und das Donnern nachliessen. Das brauche ich heute nicht noch einmal, und so entscheide ich mich, mein Zelt hier abzubrechen, und in ein Hostel zu gehen. Mein Körper gibt mir ganz klar das Signal, nach Ruhe, Erholung und einer warmen Behausung.

Den Ort und den Namen des Hostels, hatte ich mir noch schnell in Albanien aus dem Internet geholt, um für alle Fälle gewappnet zu sein. Wenn der Preis aus dem Internet stimmt, wäre das ein echtes Schnäppchen, vorausgesetzt es hat noch geöffnet, was bei Hostels um diese Jahreszeit nicht selbstverständlich ist. Das Hostel liegt in Ipsos, einem Touristenort direkt am Meer, der um diese Jahreszeit wie ausgestorben ist. Ohne Erfolg frage ich zwei Einheimische, und so versuche ich alleine den Weg zu finden. Der Ort ist nicht gross, und so stehe ich einige Minuten später vor dem Hostel. Der Anblick von aussen verspricht nichts gutes. Das mehrstöckige Haus sieht ziemlich geschlossen aus. Trotzdem betrete ich über eine Treppe das Hostel, und befinde mich in einem offenem Vorraum, links und rechts die Zimmer mit individuellen Namen. Niemand zu sehen, weder zu hören. Ich mache mich bemerkbar, und rufe ein paar Mal. Und plötzlich, höre ich wie sich die Tür von einem Zimmer öffnet. Ein freundliches Gesicht einer jungen Neuseeländerin erscheint im Türrahmen. Sie erklärt mir das der Besitzer nicht hier wohnt, er aber seine Handynummer an der Pinnwand hinterlassen hat. Sie meint der Preis wäre um die 10 € für eine Nacht. Prima. Fünf Minuten später habe ich den Betreiber am Ohr, er erklärt mir, das Zimmer Nr. 10 geöffnet sei, ich sollte hineingehen und er würde dann heute abend zum bezahlen kommen. Wieder einmal hat letztendlich alles geklappt. Das Zimmer ist eher ein Appartment mit Küchenzeile und Kühlschrank genau das was ich momentan brauche zum Erholen und Regenerieren. Als ich mich nach einer heissen Dusche auf das Bett lege, fange ich plötzlich an zu zittern. Zusätzlich glüht mein Gesicht. Schüttelfrost und Fieber. Ich packe mich in 3 Decken ein. So zittere ich mich durch die Nacht, am nächsten Morgen fühle ich mich richtig elend.

Ich hole mir Medikamente, verlängere meinen Aufenthalt um eine Nacht, kaufe viel Obst und Lebensmittel, und gönne mir viel Ruhe. Mit der Neuseeländerin, die als Backpackerin durch Europa reist, habe ich viele interessante Gespräche, beim Abschied tauschen wir die Emailadressen, wieder ein Kontakt mehr in der Welt, und eine Einladung, falls es mich einmal dahin verschlägt.

Am nächsten Tag rufe ich den Griechen an, der mir von der Casa empfohlen wurde. Er hat schon auf meinen Anruf gewartet, ja er möchte am Montag mit der Ernte beginnen , und sucht händeringend noch Leute dafür. Als Gegenleistung kann er mir eine kostenfreie Unterkunft und eine warme Mahlzeit am Tag anbieten. Hört sich sehr gut an, ich erkläre ihm das ich noch ein wenig krank bin, und erst morgen zu ihm kommen kann.

Der nächste Morgen, fühlt sich schon viel besser an, und so lerne an einem Samstag im November, vier Tage nach meiner Ankunft auf der Insel, Apostolos kennen, ein junger Grieche in den dreißigern, der mit seiner Freundin und seinem kleinen Sohn, von Paris nach Korfu zurückgekehrt ist, und nun versucht auf dem riesigen Grundstück einer alten Olivenpresse, eine organische Farm aufzubauen, mit dem Anbau von Gemüse, Orangen, Zitronen und dem Herstellen von biologischen Olivenöl. Alle zwei Jahre können die rund 200 Bäume abgeerntet und beschnitten werden, dieses Jahr ist es wieder soweit.Und so fanden zwei Leute zur rechten Zeit und zum rechten Ort zusammen.

Seit zwei Wochen bin ich nun bei der Ernte dabei. Es ist harte Arbeit keine Frage. Die Oliven müssen so schnell wie möglich vom Baum, da sie momentan noch grün sind, was heißt, sie reifen noch weiter bis sie dunkel werden. In dem jetzigen Zustand sind sie aber besonders frisch, und das gewonnene Öl bekommt einen besonderen Geschmack, bitter und ein wenig scharf. Beides ist ein Zeichen für eine gute Qualität, soviel habe ich schon gelernt, und auch schon geschmeckt

Jeden Morgen geht es um acht Uhr in den Hain, mit den anderen Arbeitern aus dem Dorf. Die Bäume werden mit der Motorsäge freigeschnitten, auf dem Boden liegen Netze, auf denen die Oliven gesammelt werden. Mit einem Stock oder einem Handrechen werden die Oliven von den Ästen geholt. Danach geht es in ein Nonnenkloster hier auf Korfu, wo das Öl in Form eine Kalt Pressung gewonnen wird. Zuerst werden sie gesäubert und gewaschen, dann zu einer Pesto ähnlichen Paste zermahlen. Diese wird auf perforierte Platten gegeben und anschließend auf den Stahlzylinder der mechanischen Presse gestapelt. Bei 400 Bar wird langsam aus der Masse eine ölig-wässrig Flüssigkeit herausgepresst.

Dies ist aber noch kein Öl! Die Flüssigkeit wird in Eimern aufgefangen und kommt anschliessend in den 120 Liter Tank eines Abscheiders, der das Wasser von dem Öl trennt. Nach rund 3 Stunden Wartezeit, wird über einen Schlauch das nun reine Öl in einem Plastikkanister aufgefangen.
Frischer und biologischer geht es wohl nicht, und Apsotolos hat mir versichert, das wegen des hohen Aufwandes kaum einer mehr Öl in diesem Verfahren herstellt. Zeit ist Geld!

Ich habe das hier mal ausführlich beschrieben, damit man nachvollziehen kann, wieviel Arbeit es ist, einen Liter Öl in diesem Verfahren zu gewinnen. Das Verhältnis ist 1:10, also 10 Kg Oliven für 1 Liter Öl! Mittlerweile habe ich jeden einzelnen Schritt, vom Baum bis zum Öl, auch selbst durchgeführt.Einst ist jetzt schon klar, kalt gepresstes Olivenöl werde ich in Zukunft noch höher wertschätzen, als ich es ohnehin schon gemacht habe.

Als Gegenleistung für diese täglichen, mehrstündigen Einsatz, darf ich ganz alleine ein alters Bauernhaus mit Kamin bewohnen, bekomme alle Mahlzeiten gestellt, und kann jederzeit meine Wünsche und Gelüste auf Lebensmittel an seine Frau weitergeben.
Trotz des harten Jobs, eine gute Gelegenheit, verlorene Pfunde und Kraft wieder aufznehmen. Ich geniesse das tägliche draussen sein mit der angenehmen Novembersonne, die traditionelle griechische Küche (viel Bohnen,Linsen, kein Gyros und Bifteki, das ist hier Fastfood), und das knistern des Kaminfeuers am Abend.

Nun sind zwei Wochen rum, und auch diese Zeit nähert sich ihrem Ende. Die grosse Frage ist nun, wie geht es weiter nach meinem Aufenthalt auf Korfu? Ideen und Möglichkeiten gibt es, und gerade bin ich dabei diese auszuloten. Es ist alles dabei, es bleibt spannend, keep on watching.

Freitag, 18. November 2011

Am Ziel!



08.11.2011, Korfu, Hafen

Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende

Gesamt-Km: 3.104

Tag 59

Nach 59 Tagen, 3.104 gefahrenen Kilometern und sechs durchreisten Ländern, erreiche ich am 08.11.2011 gegen 13.30 MEZ mit dem Schnellboot Korfu.

Ich habe es geschafft, und bin geschafft, für Luftsprünge bin ich viel zu müde. Vor mir am Zoll steht eine ganze Traube Albaner, die es kaum erwarten konnten, aus dem Boot zu kommen. Ich bin der letzte in der Schlange. Der Zöllner macht mal wieder den berühmten „Fahrzeugscheinwitz“, aber alles ganz locker, er geht mit mir nach draussen, und zeigt mir wie ich in die Stadt komme
.
Endlich wieder „europäischen Boden“ unter den Füssen, ich fühle mich gleich ganz anders. Aber hier ist ja nicht irgendwo in Europa, hier ist das Land auf das momentan die ganze Welt schaut. Das bekomme ich gleich im Hafen zu spüren, als ich zwei Griechen frage, ob Sie ein Foto von mir und meiner Ankunft machen können. Als sie erfahren, dass ich aus Deutschland komme, höre ich irgendwelche griechischen Sätze, und mehrmals den Namen „Merkel“.

Ich fahre in die Altstadt, und gönne mir zuerst einmal ein Willkommens-Menü, welches aus Pommes, Fetakäse, Brot und einer Fanta besteht. Dann möchte ich zur Tourist-Info, die aber schon geschlossen hat. Ich klappere einige Hotels ab, die aber alle für mein Budget zu teuern sind. Nein, auch nicht zu Feier des Tages, möchte ich 40 Euro für ein Zimmer ohne Frühstück ausgeben. Einen Campingplatz gibt es in der Stadt nicht, nur einige Kilometer ausserhalb, und ob der noch geöffnet ist, konnte mir auch keiner sagen. Ich fahre durch die Strassen, frage nach Privatzimmern, nichts zu finden.

Tja, ich wollte es ja so, ankommen mit nichts in der Hand, und relaxt bleiben. Schließlich, als es schon dämmert, fahre ich zum Hafen, sehe in einem geschlossenen Restaurant Licht, frage den Besitzer der gerade am aufräumen ist, ob ich eine Nacht auf seinen Spielplatz übernachten kann. Kein Problem, und so verbringe ich meine erste Nacht auf Korfu, zwischen einer Schaukel und einem Karussell. Abends setze ich mich an den Hafen, schaue den Anglern zu, lasse die Atmosphäre auf mich wirken. Morgen früh werde ich gleich die Tourist-Info ansteuern, um Infos zu erhalten.
Ich möchte nicht gleich wieder hier abreisen, sondern ein paar Tage, oder sogar Wochen bleiben. Ein Zimmer mit Verpflegung finden, das ich gegen Mitarbeit bekomme. Die Olivenernte steht an. Das ist mein Plan. Inwieweit er aufgeht, wird sich morgen zeigen, ein neuer Tag, eine neue Chance.

Zum Abschluss dieser Reise möchte ich ein letzte Mal Claude Marthaler zu Wort kommen lassen.

„Unser Charakter zeigt sich auf Reisen, in unvorhergesehenen oder schwierigen Situationen, wo die üblichen Bezugspunkte fehlen, besonders deutlich. „

„Unterwegs gibt es wohl mehr Unvorhergesehenes als bei einem sesshaften Dasein, aber meistens wird der Tagesablauf bestimmt durch die menschlichen Grundbedürfnisse: Essen, Trinken und Schlafen. Dieses spartanische Leben, oft so reich an Begegnungen und Entdeckungen, entspricht meinem Naturell und meinen Wertvorstellungen.“

Besser hätte ich es nicht beschreiben können...




Tag 58

Die Hotelbesitzerin ist richtig traurig, als ich Ihr am Morgen mitteile, das ich heute auschecken werde. Grundsätzlich war es sehr schön hier, aber ich merke nun ganz deutlich, wie ich nach 2 Monaten auf dem Rad nur eines will: Ankommen.
Sie bedankt sich tausend mal für den Excel Grundkurs, ich gebe ihr meine Email und Blogadresse.

Die Reise nähert sich dem Ende, das ist klar. Bis nach Saranda sind es ca. 60 km. Von da aus noch einmal 70 km bis nach Igoumentitsa, der Fährhafen in Griechenland. Gestern fand ich heraus, das es eine Verbindung von Saranda nach Korfu gibt, mit dem Schnellboot.
Eigentlich habe ich gestern abend schon darüber nachgedacht, und mich entschieden. Wenn das mit dem Fahrrad geht, nehme ich das Schnellboot. Wenn ich bis Igoumenitsa fahre, werde ich wohl noch einmal dort übernachten müssen. Aber vor allem bin ich müde. Und schlecht gelaunt. Die fast zwei Monate habe gezerrt, ich habe ein paar Kilo abgenommen. Mein Körper bettelt um Ruhe, Erholung und gutes Essen. Ganz klar, dafür an anderer Stelle einiges hinzugewonnen, Erfahrungen, Disziplin und Wertschätzung, für die kleinen Dinge, die so selbstverständlichen, Essen, Trinken, vier Wände zum schlafen.

Und so gehe ich sie an, die letzten Kilometer durch Albanien, und der ganzen Tour. Die letzte Entscheidung will ich in Saranda treffen. Eine Mischung aus Wehmut und Vorfreude. Was habe ich nicht alles erlebt in diesen zwei Monaten, Krankheit, Regen, Sonne, Hunger, Kälte. Wenn ich eine sichere und feste Bleibe auf Korfu gefunden habe, werde ich das alles Revue passieren lassen, in mich hineinhören was es mit mir gemacht hat, die Strapazen, wie die Freuden, das täglich neue, das täglich Ungewisse. Und versuchen darüber zu schreiben.

Nach einigen Kilometern merke ich eine Leichtigkeit beim fahren. Es könnte jetzt eine Bombe vor mir einschlagen, oder ein Pitbull auf der Strasse stehen, ich glaube es wäre mir egal, würde einfach weiterfahren, oder eben nicht, alles ist gut, alles ist schlecht, alles ist Veränderung.

Noch einmal zähes Treten bergauf, und lässige Rollen bergab, Dörfer, Hundegebell. Kurz vor Saranda, eröffnet sich links von mir ein riesiges Tal, und absolute Stille. Ich trete langsamer, bleibe immer wieder kurz stehen, ein passender, schöner Ausklang einer Tour. Da stören sogar die riesigen Müllberge am Strassenrand nicht.

Dann rolle ich in Saranda ein. Es ist früher Nachmittag. Die Frau in der Tourist-Info ist sehr freundlich, und bemüht für mich eine günstige Unterkunft zu suchen. Die beiden Hostels in der Stadt haben geschlossen. Sie gibt mir einen Stadtplan und ein paar Hotelempfehlungen mit auf dem Weg. Ich schiebe mein Rad durch die Strassen, die Albaner begaffen mich wie einen Außerirdischen. Sie sitzen in ihren Cafes, trinken Espresso, rauchen wie die Schlote, machen Tauschgeschäfte auf der Strasse. Man merkt eindeutig einen italienischen Einfluss, nicht nur bei den Restaurants, laize faire, warum sich verrückt machen, jeden Tag 8 Stunden arbeiten. Nun kommen ja immer mehr Touristen, wie mir die Dame in der Info erzählt hat, und wie man es überall an den Betonrohbauten erkennen kann.
Sie fragte mich auch, welcher Eindruck nach sechs Tagen durchs Land nun bleibt. Unterschiedlich antwortete ich, viele Vorurteile sind gefallen, ich fühlte mich nicht unsicher oder bedroht, aber auch nicht richtig wohl. Es bleibt ein fader Geschmack zurück, die Gesichter der Alten sind verhärmt, ausdruckslos, starr, man könnte meinen, die ereignisreiche und raue Geschichte des Landes ist darin gezeichnet.

Gerade als es zu regnen anfängt, habe ich wieder ein günstige Hotel gefunden. Ich bin wohl der einzigste Gast, die Dusche ist nur lauwarm. Nun ist es klar, morgen um 12.45 geht es mit dem „Dolfin“ Schnellboot rüber nach Korfu, in 30 Minuten in ein anderes Land.

Ich habe lange überlegt, ob ich mich bei diversen Seiten im Internet anmelden soll, um vorab Kontakt mit unterschiedlichen Gastgebern auf Korfu aufzunehmen,Wwoofen, HelpExchange, es gibt einige Möglichkeiten, um was Sicheres zu haben, eine Anlaufstelle. Habe es dann aber trotzdem nicht gemacht. Durch die Erfahrungen und den Austausch mit anderen Reisenden habe ich eine gewisse Gelassenheit bekommen, ich möchte morgen auf Korfu den Tag beginnen wie die letzten Tage, mit nichts Gewissem, nichts Sicherem, kenne niemanden dort, weiß noch nicht einmal wo ich schlafen werde.
Den Dingen ihren Lauf lassen, sich entwickeln lassen, das Schicksal arbeiten lassen. Hört sich manchmal etwas großspurig an, und für manche leichtsinnig, aber so möchte ich die Reise beenden, so wie ich sie auch angefangen habe.

Sonntag, 13. November 2011

In eisiger Höhe, Hundeattacken und das Rauschen des Meeres

Tag 56

Heute nun ging es auf die letzten Kilometer durch Albanien. Nach einer guten Nacht in dem feinen Hotel, startete ich ausgeruht von Vlore aus. Der Hotelbesitzer warnte mich schon vor, heute sollte die höchste Erhebung der Tour auf mich warten, ich musste über 1.000 Meter hohen Berg.
So kaufte ich noch ausreichend Proviant ein, und radelte die ersten 20 Kilometer noch entspannt entlang der Küste. Nach einem letzten Tee, und einer kleinen Mahlzeit, ging es los.

Der Blick auf die Karte versprach nichts gutes, wie eine Schlange sah der Strassenverlauf aus. Und so fing es an. Vor mir sah ich die erste Steigung. Die ersten 1-2 Kilometer konnte ich noch im kleinsten Gang bezwingen. Aber dann kam irgendwann der Punkt, wo es einfach nicht mehr ging. Absteigen, schieben. Ein paar Meter, wieder aufs Rad fahren, schieben, kurze Verschnaufpause.
In diesem Rhythmus bewegte ich mich fort.

Während den Pausen wurde ich immer wieder, mit wunderbaren Ausblicken aufs Tal und das Meer belohnt. Irgendwann erreichte ich die ersten kleinen Bergdörfer. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, krassende Kühe, bucklige Frauen mit Kopftüchern auf den Wiesen, Stille, nur das Rauschen des Windes. Als ich gerade mal wieder im Gänseschritt mein schwer bepacktes Rad schiebe, kommt von rechts ein Junge auf mich zu. Er stellt sich im guten Englisch als Ronaldo vor. In seiner verdreckten Hand, hält er ein Stück Feta-Käse. Gleich streckt er mir diese entgegen, und bietet mir etwas an. Ich lehne dankend ab. Von Kopf bis Fuss ist er ungewaschen, man riecht das es wohl schon einige Wochen sind. Nach dem üblichen Small-Talk, verabschiede ich mich, ich habe noch ein wenig Arbeit vor mir.Kurve Links, kurve Rechts. Nach jeder Kehre wünsche ich mir die Passhöhe herbei, das Erahnen einer letzten Anhöhe, und danach die rauschend Abfahrt.

Wenige Meter nach dem Treffen mit Ronaldo, sehe ich einige Meter vor mir in der Kurve, ein geschlossenes Restaurant, wie viele hier oben. Nur im Sommer lockt es die nach Frische und Kühle lechzenden Touristen hier rauf. Ich setze mich mal wieder aufs Rad, und mühe mich im kleinsten Gang den Berg hinauf.
Und dann passierte es! Innerhalb von Sekunden, völlig unvorbereitet. Gerade als ich auf der Höhe des Restaurants bin, kommt aus einer Ecke, ein Hund heraus gerannt, direkt auf mich zu, während ich mich 8 Kmh den Berg hinauf fahre. Das Adrenalin schiesst mir sofort ins Herz, und lässt es noch schneller schlagen. Der Hund bellt wie verrückt, läuft rechts und links neben dem Fahrrad, wechselt immer wieder die Seiten. Ich bleibe im Sattel, instinktiv und unbewusst trete ich schneller, die Angst fährt mit. Ich schaue immer wieder auf den Hund, mir bleibt nicht viel übrig, als einfach weiterzufahren. Er macht keine Anstalten zu zubeissen. Nach einigen Metern läßt er ab, er hat sein Revier erfolgreich verteidigt, seinen Job getan. Meiner liegt noch vor mir. Auf einer Anhöhe mache ich Pause, stelle das Fahrrad ab, erhole mich zuerst mal, von den Strapazen, und dem Schock. Soeben bin ich einer meiner tiefsten Ängsten begegnet. Und ich lebe noch!

Ich schaue nach vorne auf die Strasse, und zurück sehe das weite Tal, ich bin schon ziemlich weit oben. War es das schon, habe ich es geschafft? In einem Restaurant gönne ich mir zuerst mal einen wärmenden Tee, hier oben pfeifft ein eisiger Wind. Ich frage den Kellner, er meint einen Kilometer geht es noch nach oben, dann nur bergab. Ok, die schaffe ich auch noch, das gröbste habe ich wohl hinter mir. Weit gefehlt!

Schon wenige Meter nach dem Restaurant, kommt von einem geschlossenen Restaurant auf der linken Seite, die zweite Hundeattacke. Diesmal sind es zwei. Sofort rennen sie über das Grundstück, bis zur Mauer, die aber offen ist. Dort machen sie kurz Stopp. Ich drehe ab, und lasse mich ein paar Meter abwärts rollen. Ich muss da vorbei, es gibt keine Alternative. Vom Strassenrand hebe ich ein paar Steine auf, und stecke sie mir in die Tasche. Ok, auf zum Gefecht.

Im kleinsten Gang trete ich wie verrückt in die Pedale, das Grundstück kommt, die Hunde auch. Als ich etwa in der Mitte bin, kommen sie wie erwartet auf die Strasse gerannt, verfolge mich. Ich beobachte sie genau, die Hand in der rechten Tasche bei den Steinen. Wenn ich werfe muss es ein Volltreffer sein. Aber nur wenn sie zubeissen wollen. Aber wieder ist es so, das sie mich nur vertreiben, nach einigen Metern, drehen sie ab und laufen zurück.
Oh Mann, wie oft denn noch? Das schafft mich fast mehr, als der Berg. Und der gibt jetzt noch mal alles. Eine Kehre nach der anderen, ha, die Passhöhe war noch lange nicht erreicht. Ich bin nur noch am schieben, stemme mich gegen den Lenker, und drücke mit letzter Kraft das Rad nach oben. Es ist schon spät, ab fünf fängt es an zu dämmern.

Und dann, nach gefühlten unendlichen Stunden und Strapazen, nach 18 Km nur bergauf, erreiche ich endlich die Passhöhe, auf 1.027 Metern.
Pünktlich zum Sonnenuntergang. Ein atemberaubender Ausblick auf das Meer, und riesige Wolkenfelder eröffnet sich mir, die zum greifen nah scheinen. Das muss ich auf Kamera festhalten. Aber viel Zeit zum verschnaufen und träumen bleibt nicht, es wird dunkel und ich habe noch eine Abfahrt vor mir.

Rauf aufs Rad, Halstuch umgebunden, Helm auf dem Kopf, und los geht’s. Ganze 10 Kilometer, brauche ich kein einziges Mal zu treten, nur rollen und bremsen. In der ersten Ortschaft nach der Abfahrt, verfolgt mich ein letztes Mal ein Hund, diesmal habe ich aber genügend Speed das ich einfach davonfahre. Gegen 18 Uhr erreiche ich in völliger Dunkelheit, Dhermi, ein im Sommer überfüllter Touristenort. Ich habe mal wieder Glück, finde ein Hotel das mir Nachlass gewährt. Auf dem Zimmer mache ich mir eine Portion Reis, Duschen, falle ins Bett, was für ein Tag!

Tag 57

Als ich erwache merke ich schnell, das mir der gestrige Tag noch in den Knochen steckt, in physischer wie in psychischer Natur. Wie hat mal eine Psychologin zu mir gesagt „immer der Angst entlang“. Das habe ich gestern erlebt, und vielleicht hat es mir für die Zukunft wirklich was gebracht.

Heute möchte ich bis Himare fahren, was etwa 20 KM sind, und dann ausruhen, ein schickes kleines Hotel am Meer. In gewohnter Manier, also auf und ab, kämpfe ich mich bis Himare durch. Am Ortseingang komme ich mit einem Griechen ins Gespräch, der hier einen kleinen Laden betreibt. „Hier ist schon Griechenland“ meint er zu mir. Wie auch immer, geografisch und psychisch fühle ich mich noch in Albanien.
Der Grieche empfiehlt mir auch einen wunderschönen Strand mit Holzhäusern, die man für 10€ mieten kann, etwa 10 KM nach Himare. Trotzdem fahre ich ins Zentrum, um mir die Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort mal anzusehen. Eine Weise Entscheidung. Am nächsten Tag, als ich weiterfahre, entdecke ich nämlich keinen Strand, geschweige den Holzhäuser, das wäre eine Fahrt ins Nirgendwo geworden.

Ich machte vor einem Geldautomat halt. Sofort als ich das Rad abstellte, kommt eine Frau auf mich zu, und spricht mich auf Englisch an: „You need a Room, Hotel, here“. Normalerweise habe ich eine natürlich Aversion gegen solche Arten der Annäherung und Anpreisung egal von was. Aber ich suchte ja tatsächlich ein schickes Zimmer. Und so sage ich, ja ich suche ein Zimmer kommt aber auf den Preis an. So ging ich mit ihr in das kleine Hotel, das gleich neben der Bank lag. Sie zeigte mir ein Zimmer, das direkt am Meer lag, mit kleinem Balkon, darunter der Sandstrand. Unbezahlbar, denke ich mir gleich. Und dann sagt Sie, 1.000 Lek, was ungefähr 7 € sind! Das Zimmer ist für mich gebucht! Ich frage noch mal nach, ob Sie das ernst meint, Sie meint ja, normalerweise 20, ich solle es keinem anderen Tourist erzählen! Kein Problem, so viele laufen hier ja gerade nicht rum.

Die Besitzerin ist geschätzte Ende vierzig, und hyperaktiv. Sie redet wie ein Maschinengewehr, und ist immer am rotieren, mit Händen und Füssen. Aber eine ganz Nette und Hilfsbereite. Ich richte mich häuslich ein, kaufe ausreichend ein, um es mir hier gut gehen zu lassen. Nach dem letzten anstrengenden Tag, genau das richtige. Da das Wireless Lan aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert, frage ich, ob ich in ihrem Büro kurz meine Emails checken kann. Gar kein Problem. Während ich da sitze, fragt sie mich, ob ich mich mit Computern auskenne. Ein wenig schon. Fünf Minuten später, erstelle ich für Sie, in Excel eine Reservierungsliste für Ihr Hotel. Dafür bekomme ich einen Tee, und am nächsten Morgen, sogar ein Brot mit Marmelade und Käse.

Während ich am PC sitze, kommen abends zwei Touris vorbei, ein Irre und ein Grieche. Der Grieche ist gleich bei mir unten durch, als er mich fragt ob ich mit Vornamen „Fritz“ heisse?! Engstirnig und voller Klischees, wie ich es hasse. Natürlich kamen wir gleich auf die aktuelle finanzielle und politische Lage in Europa, und speziell in Griechenland zu sprechen. Der Irre, der seit 20 Jahren in Athen lebt, erzählte mir in seiner selbstgefälligen Art mit wilden Gesten und lauter Stimme, von Griechen die am Tag 4 Stunden arbeiten, bestechlichen Ärzten und seinen 30 Jahren Erfahrungen als Reiseführer.

Irgendwann rauchte mir der Kopf, und ich verabschiedete mich auf mein Zimmer. Auf dem Balkon, mit Blick auf die Sterne und dem Rauschen unter meinen Füssen, ließ ich den Tag, bei einer grossen Portion Pasta mit Gemüse ausklingen.

Montag, 7. November 2011

+Zeitungsartikel über die ersten 6 Wochen+

Es hat mich einige Stunden an Arbeit gekostet, hat aber Spass gemacht. Das ist das wichtigste beim Schreiben.

Herausgekommen ist dieser Artikel über die ersten 6 Reisewochen. Ich denke es hat sich gelohnt. Ein Abschlussbericht soll folgen. Viel Spass!

Onlineausgabe:
Giessener Anzeiger Online 06.11.11

Zeitungsausgabe (pdf):
Giessener Anzeiger 05.11.11

Freitag, 4. November 2011

Ein Land voller Vorurteile

Gesamt-KM: 2.977

Tag 55

Früh brach ich heute von dem Hotel aus auf. Ich wusste ja was mich erwartet, Strasse, Staub und viel Lärm. Ich wollte nun so schnell wie möglich aus dieser provoziniellen Gegend in Mittel Albanien raus, um nach Süden zu kommen, entlang der Küste, und damit zu der schönsten Gegend von Albanien, mit den schönsten Stränden und Ausblicken aufs Meer. Das wurde mir gestern noch mal bestätigt.

Mein heutiges Tagesziel sollte Vlore werden, die letzte grosse Stadt in Albanien, direkt am Meer. Hinter Fier bekam ich dann einen ersten Eindruck davon, was es heißt, nicht auf einer der Hauptachsen unterwegs zu sein. Eine bucklige Asphaltpiste, mit riesigen Schlaglöchern und Wellen, dazu ein Auto und LKW nach dem anderen, ständig musste ich abbremsen, stehen bleiben, Löchern ausweichen.

Nun bin ich seit 5 Tagen im Land. Jeden Tag lerne ich etwas neues über dieses so andere Land. Und über mich und meine westliche, konditionierten Denkweise. Und fast jeden Tag fällt ein Vorurteil. Klar, die hatte ich auch. Religion spielt hier im Land kaum bis gar keine Rolle. Es gibt Moscheen und Kirchen, ja, aber den Alltag den ich sehen, ist alles andere als religiös oder muslimisch, keine vermummten Frauen, keine Männer mit langen schwarzen Bärten. Eher modern, westlich, zumindest in den Städten. Die Albaner laufen so westlich gekleidet herum wie wir. Auch die Frauen. Auch so ein Vorurteil, bisher habe ich keine einzigste mit Kopftuch gesehen.

Was passiert denn, wenn man in Deutschland erzählt, man will durch Albanien fahren, gar mit dem Rad. Um Gottes Willen, alles Zigeuner und Verbrecher, die überfallen dich am helligsten Tag, die haben alle Waffen?! Gerade erst in Kroatien fragte mich ein deutscher Camper mit fragenden und sorgenvollen Blick: "So ganz alleine durch Albanien?!"

Das mit den "Zigeunern" ist eine Trägodie. Sie sind eine grosse ethnische Minderheit, die hier am Rande der Gesellschaft leben. Für die Regierung, und für viele Albaner existieren sie faktisch nicht! Keine Versicherung, keine Rechte, kein Ansehen. Nobody cares! Elvin hat mir diesbezüglich einiges erzählt - er machte auch einmal eine Fotoreportage, in einem dieser Camps am Rande der Stadt, das mitterweile von Halbstarken, abgebrannt wurde. Was in Indien die Unberühbaren (die unterstes Kaste), sind in Albanien die Sinti und Roma.

Gestern in Durres vor der Tourist-Info lief mir ein Roma-Mädchen mit Baby auf dem Arm und offener Hand einige Meter hinterher, hielt mich sogar kurz am Ärmel. Wie in Indien bin ich in solchen Situationen äußersts zwiegespalten, ich gab nichts, dachte aber darüber nach. Wie bei den Bettlern in Indien glaube ich, dass mit dem Geben vom Geld keinem richtig geholfen wird, mal abgesehen davon das ich momentan jeden Cent selbst brauche. Das Problem wird damit nicht gelöst, kann es auch nie von denjenigen die ein paar Lek-Münzen geben, es muss auf politischer wie gesellschaftlicher Ebene gelöst werden. Auf meiner Fahrt raus aus Durres sah ich einen Albaner, der eine kleine LEK-Münze, zu auf dem Boden kauernden Sintis schnickte, so, als würde er einem räudigen Hund ein paar Brocken hinwerfen.

All diese Situationen und Beobachtungen lassen mich momentan jeden Tag aufs neue an die Verhätnisse in Indien erinnern. Ganz klar, dort ist alles mindestens zehnmal extremer: mehr Dreck, Müll, Abgase, Gehupe, Hunde , Hitze und vor allem, mehr Elend an Mensch und Tier. Andere Religion, andere Mentalität, anderer Kontinent. Und deshalb bemühe ich heute ein letztes mal diesen Vergleich, aber so waren nun mal meine Eindrücke und Erinnerungen der erste Tage.

Dort wie hier sieht man wie sich ein Schwellenland auf den Sprung in ein Industrieland bzw. Tourismusland befindet, oder anders gesagt, in einen Traum von einer Gesellschaft mit Wohlstand für alle. In Durres, Vlore oder Skhoder, sieht man überall riesige Rohbauten, für neue Hotels, Apparmtens mit Meerblick und kleinen Wohnungen für die aufstrebenden Albaner vom Lande. Das wird ab morgen, wenn es entlang der albanischen Riviera geht, mit ihren Tourismus- und Hotelhochburgen Himäre und Sarande, noch um einiges mehr zu sehen sein.

Ein modernes, neues Haus, mit Klimaanlage neben einer einfachen Steinhütte eines Hirten mit Strohdach. Beide Länder haben gemein, dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich nicht grösser sein könnten. Jeden Tag sehe ich hier die dicksten und neuesten BMW's, Audis, und Mercedes, und gleichzeitig, zwei Jungen auf einer Pferdekarre mit Heu, alles auf der gleichen Strasse!

Gerade jetzt, in Zeiten einer Euro und Schuldenkrise, oder man kann auch sagen, einer Geld und Kapitalismuskrise, stellt sich mir bei täglichen Anblick dieser Zustände die Frage: Wo soll das alles noch hinführen?! Ich weiss es nicht! Aber was ich weiss, ist die Tatsache, das mich jeder Tag mehr in diesem Land eins wissen lässt: Was habe ich doch für ein Glück und Privileg, in einem wohlhabenden Land geboren worden zu sein, um auf einer Reise durch Europa, all dies mit eigenen Augen sehen zu können. Und darüber berichten zu dürfen! Das ruft in mir Demut und Dankbarkeit hervor.

Und so, nach 55 Tagen des Reisens, durch so unterschiedliche Länder, kann ich dem Satz, des Reiseschriftstellers Nicolas Bouvier nun vollends zustimmen:

" Letzendlich macht man nicht die Reise - die Reise macht einen!"

Durres: Cochsurfen, Spaghetthi und tolle Bilder

Tag 53

Der Weg nach Kruje, 10 km bergauf, war gestern anstrengend aber hat sich gelohnt. Mal wieder. Ein Dorf, das durch Neubauten immer mehr zu einer Stadt wird. Zwei Hotel gibt es im Ort. Beim zweiten fragte ich nach einem Nachlaß für müde Langzeitradler, der Kellner rief seinen Chef an, und dann ging es klar. Der Lohn der Arbeit, ein phänomenaler Ausblick auf das Tal, bis zum Meer. Im Preis inbegriffen war sogar ein Frühstück, das aus Eiern, Toast, Marmelade und Saft bestand. Herrlich, genau der richtige Start in einen Radeltag.

Vor der Burg in Kruje, genoss ich in einer Bar noch einen Tee, bevor es in rauschender Fahrt nach unten ging. Heute ging es bis nach Durres, wo ich bei meinem ersten Couchsurfer-Host übernachten sollte. Endlich hat es mal geklappt, mein Gastgeber namens Elvin hat sich per Sms gemeldet.
Nach 10 km nur rollen lassen, ging es mal wieder über eine Autobahn. Wieder passierte ich eine Polizeistreife, die am Straßenrand stand, und die ganzen Raser abkassierte. Ein Polizist winkte mir sogar freundlich zu, und zeigte Richtung Durres. Langsam gewöhne ich mich dran. Es ist hier völlig normal, da es nur diese eine Hauptverbindung gibt. Die Nebenstrassen die in der Karte eingezeichnet sind, existieren zum Teil gar nicht, und wenn, sind es Buckel und Staubpisten. Also fährt einfach jeder mit seinem Gefährt auf der Autobahn, oder Schnellstrasse, so genau kann man das hier nicht unterscheiden.

Der Aufenthalt bei Elvin in Durres war einfach großartig. Hier lernte ich ein anderes Albaninen kennen, gastfreundlich und hilfsbereit. Elvin hat eine grosse moderne Wohnnung, ist von Beruf selbstständiger Fotograf, was ihm aufgrund der Bilder die ich gesehen habe, eindeutig liegt. Abends gingen wir Spaghetti essen, in einem schönen Restaurant, direkt am Strand. Wir unterhielten uns sehr gut und über verschiedene Themen, er spricht fliessend englisch. Ich erzählte ihm natürlich die ganzen Räuberpistolen von dem großspurigen ital. Anwalt. Er relativierte das ganze natürlich, und meinte, Albanien sei nicht mehr oder weniger gefährlich als andere europäische Länder, ob in der Stadt oder auf dem Land?! Ich erzählte ihm auch, das auf der Strasse, viele mir zuwinken und hupen, einmal fuhr sogar ein Passat an mir vorbei, die Beifahrertür ging auf, und der Typ rufte mir irgendwas auf albanisch zu. Er meinte, die Leute würden sich wundern, warum jemand mit dem Fahrrad unterwegs sei, und würden mich ein Stück mit nehmen, weil hier einfach alle mit dem Auto oder Bus fahren. Auch über die Polizisten auf der Autobahn bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen, wenn sie mich wirklich mal anhalten sollten, würden sie mir nur den Weg erklären wollen! Naja, mitterlweile bin ich mir sicher, das Korruption bei diesen Kontrollen eine grosse Rolle spielt. So bin ich doch froh das ich weiterfahren kann, und mir keiner den Weg erklären will!

So habe ich nun zwei unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen, zu Land und Leute bekommen, und kann sie mit meinen eigenen Erfahrungen abgleichen. Auf jeden Fall, hat sich nach den Gesprächen mit Elvin, mein Albanienbild noch mal radikal gewandelt, die bis dahin bestehende Skepsis und latente Furcht, hat sich um einiges gemildert. Zumindest was mein Fortbewegen am Tage betrifft, nachts werde ich wohl auch weiterhin gesicherte oder feste Unterkünfte aufsuchen, was heißt Campingplatz oder Hotel.

Tag 54

Elvin ist einfach unglaublich. Gestern abend versprach er mir, morgen ein paar Fotos von mir zu machen. Dabei dachte ich an ein paar Schnappschüsse zum Abschied. Ha, weit gefehlt. In ein paar Minuten war sein Wohnzimmer in ein Studio verwandelt, und schon wurde eine ganze Fotoserie von mir geschossen. Er schenkte mir die Bilder und zog sie auf meinen USB-Stick. Wow, meine ersten professioniellen Fotos, da sieht man erst mal den Unterschied zwischen einer Kompaktcamera, und einer Canon-Spiegelreflex mit 12 MP. Und den Unterschied zwischen Amateuraufnahmen, und einem Gespür für das einfangen von Emotionen, Ausdrücken und Augenblicken. Die Portraitbilder können für meine wie auch immer geartete Zukunft noch Gold wert sein:-)Ich bedankte mich tausend mal für diese überwältigende Gastfreundschaft. Wir wollen in Kontakt bleiben.
Weiter ging es auf der staubigen und lauten Hauptstrasse. In Lushnje nahm ich mir ein günstiges Hotelzimmer, direkt an der Strasse.

Dienstag, 1. November 2011

Ein Hauch von Indien

Gesamt-Km: 2.800

Tag 51

Vom 5. Stock meines Hotels habe ich einen guten Überblick auf die Stadt, und die Strasse. Es wimmelt nur so. Vor Autos und Menschen. Jeder fährt wie er will, mehr oder weniger. Ampeln gibt es nur selten. Entgegen die Einbahnstrasse fahren, kein Problem. Keinen störts. Nun bin ich erst einen Tag in Albanien, und es erinnert mich immer mehr an ein Land: Indien.

Ich checke an der Rezeption aus. Wenn man unten das Hotel betritt, das Voyeur, die Bar und die Rezeption sieht, könnte man meinen, das Ritz-Carlton Hotel in Frankfurt zu betreten. Sieht man dann die Flure, und betritt sein Zimmer, fühle ich mich fast an mein erstes, und einzigste indisches Hotelzimmer erinnert. Nicht so verkalkt, versieft und miefig, das schafft nachwievor wohl kein europäisches, auch albanisches Zimmer, aber schon ein wenig in diese Richtung, kahle graue Wände, Sperrmüllmöbel, Bad mit zum teil nicht ganz weissen Wänden.
Ich will das nur mal so beschreiben, auf keinen Fall beschweren! Wenn man so lange unterwegs ist, gibt man sich auf jeden Fall mit wenig zufrieden, und es war völlig ausreichend, ich konnte mal wieder auf einer Matratze schlafen, und hatte eine heiße Dusche, für mich alleine und solange ich wollte. Radler, was willst du mehr?

Nachdem ich mir eine Karte und einige andere Infos in der Tourist-Info geholt hatte, ging es endlich wieder auf die Strasse. Blauer Himmel und Sonne. Ich schlängelte mich durch den Verkehr, bremsen, ausweichen, mitfliessen. Wie in Indien.
In einem kleinen Lokal, aß ich zu Mittag. Zwei Portionen Reis, 1 Wasser, 1€.
Bevor es auf die stark befahrene Bundesstrasse Richtung Durres ging, machte ich noch einen Abstecher an den Skhader-See, immerhin der grösste Binnensee des Balkans.

Auch hier kommen sofort Erinnerungen hoch. Entlang des Ufers überall Müll, halbfertig gebaute Häuser. Aber Ruhe. Und Natur. Zugvögel in Ihrem Winterquartier, der Blick schweift über das weite Blaue.
Genug getankt, nun auf in den Kampf, zurück auf die Bundesstrasse. Das einzige gut daran. Es geht schnurrgerade aus, kein Wind, Flach wie ein Brett. Eine echte Erholung, und Freude, nach dem kräftezerrenden Auf und Ab entlang der Küste.

Ja sie fahren wie die Gestörten, überholen trotz Gegenverkehrs, vor Kurven. Aber die Autos halten einigermassen Abstand, wenn sie an mir vorbeiziehen. Wenn ein LKW von hinten angerauscht kommt, hupt er meistens kurz, um mir zu sagen, ich überhole dich jetzt. Nicht als Empörungssignal sondern als Warnsignal. Auch manche Autos machen das. Einige hupen, winken mir zu.
In dieser Fläche kann ich Strecke machen, die Räder surren. So hält es sich ganz gut aus, und ich komme auf diesem "Highway to Hell", gut voran. Aber nach rund 50 km, brauche meine Ohren und Lugen Erholung, das wird wohl mein Tagesdurchschnitt hier werden.

In der nächstgrösseren Stadt, Lezhe, biege ich ab. Nun heisst es einen passenden Schlafplatz zu finden. Am besten drinnen. Falls es einen Campingplatz gibt, auch gut, falls er umzäunt ist. Ich fahre durch die Stadt, Stau, Hupen, Mopeds, Strassenhändler, Abgase. Zuerst fahre ich ein wenig Richtung Strand. Kurz erfasst mich der Gedanke, es vielleicht doch zu probieren, irgendwo sichtgeschützt mein Zelt aufzustellen. Den verwerfe ich schnell. Von jeder Ecke her, höre ich Hundegebell, viele Wiesen sind umzäunt, oder Reste von Zäunen zu sehen. Kein gutes Gefühl.
Also zurück in die Stadt. Bisher habe ich nur ein Hotel gesehen, ein "Ambassador" Hotel. In anderen europ. Ländern, würde ich mich noch nicht mal trauen nach dem Preis zu fragen. Hier muss ich, außerdem bin ich in Albanien.

Das Hotel wird von einem Italiener betrieben. Überhaupt, wimmelt es hier von Italienern, ausländische Kennzeichen, nur aus Italien, bisher. Er möchte 35€ für eine Nacht, zeigt mir das Zimmer, westlicher Standard, klar.
Er geht bis auf 20 runter, was mir aber immer noch zuviel ist. Letztlich einigen wir uns auf 10, im Garten des Hotels.

Nach den Formalitäten, frage ich Ihn, seit wann er in Albanien lebt. Und was er zur Sicherheit und Leute sagt. Da habe ich genau den richtigen gefragt. Sein Hauptberuf ist nämlich Anwalt. Und dann erzählt er. Und was! Nicht für 1 Million Euro würde er freiwilig irgendwo draussen schlafen. Ein junger Tscheche wurde tot in den Bergen gefunden. Jeder Besitz hier Waffen. Letzte Woche hatte er einen Fall, wo ein Albaner einen anderen, wegen einer kleinen Delle im Auto, erschossen hat.
Eine Geschichte nach der anderen aus der Räuberpistole. Danach bin ich bedient.
Lege mich in mein Schlafsack, und bin froh im Garten eines Hotels zu schlafen. Hier ist es sicher, meinte er noch.

Ich denke über das Gespräch nach. Ok, er ist Anwalt, die sind bekannt zu übertreiben, pauschalisieren und Angst einzuflössen. Aber auch wenn er ein wenig überzogen hat, deckt es sich mit meinem Gefühl. Das hier ist nicht mehr Europa,das ist ein Land mit anderen Spielregeln! Dafür lohnt ein Blick in die Geschichte, die jüngere. Ende der 90er Jahre herrschte hier 3 Jahre Anarchie. Das spürt man heute noch, wenn ich die Leute betrachte, die Verhaltensweisen. Es gibt einen gewissen Abstand zu Fremden, wahrscheinlich auch mehr aus Selbstschutz, der könnte ja ne Waffe haben?!

Tag 52

Am Morgen zeigt mir der Anwalt noch einige schöne Städte und Strände auf meiner Karte, entlang der Küste. Nun habe ich eine Nacht drüber geschlafen. Nun ist es klar. Wild campen fällt für Albanien aus. Tja, schön wärs gewesen. Mit meinem Tages-Budget, hätte ich hier essen und trinken können, wie Gott in Frankreich. Nun geht das alleine für Zimmer drauf. Mindestens. Aber gut, lieber täglich mehr zahlen, als sie zu sparen, und am Ende mit einem Raubüberfall oder schlimmeren bezahlt zu haben.
Es ist die Balance zwischen übertriebener Angst und angemessenen Verhalten. Die gilt es in jedem Land herauszufinden, insbesondere für solche Länder wie Albanien.
Trotzdem heisst es weiterhin, Gelassenheit und Ruhe zu bewahren, gepaart mit gesundem Menschenverstand.

Weiter auf dem Highway. Der Advokat hat mir als heutiges Tagesziel die Stadt Kruje empfohlen, ein paar KM von der Hauptstrasse entfernt, und in den Berge. Aber wunderschön. Ok, ist progammiert.
Mein 2. Tag auf der Strasse. Ab und an , sieht man links und rechts am Strassenrand, Kühe grassen. Nicht heilig wie in Indien. Aber es stört genauso keinen. Dann komme ich an ein paar "Metzger" vorbei. Direkt an der Strasse, Kleine Bruchbude. Darin oder auch unter dem Vordach, wird die Ware dem Kunden pfeil geboten. Schön in der Sonne, damit der hungrige Kunde, auch genau sehen kann, welche Stück von der Hälfte er auf seinem Teller haben will. Kühlung, pah für wen? Auf jeden Fall nicht für die Einheimischen. Wie froh bin ich mal wieder, Vegetarier zu sein.

Und dann bleibe ich stehen. Vor einem grossen Schild, mit einem Symbol das ich aus Deutschland kenne: Autobahn. Es gibt eindeutige Verbotszeichen, wer darauf nicht fahren darf, offiziell. Genau so wie wir es kennen, Fußgänger, Fahrräder, Mopeds. Und hier, Eselskarren.
Ich stocke kurz, was jetzt? Dann schaue ich ein paar Meter nach vorne, und was sehe ich, eine Eselskarre, ein Moped, und irgendwo links laufen ein paar Menschen.
Auf gehts. Ich fahre mit dem Fahrrad auf einer Autobahn irgendwo in Sudosteuropa, rechts auf dem Standstreifen! Keiner hupt, oder gibt mir zeichen, ob ich einen Vogel habe. Nach ein paar KM fahre ich sogar an zwei Polizisten vorbei. Nichts passiert. Ich schaue nach vorne und fahre weiter. Das ist Albanien, oder "Indien light" in Europa.

Nach gut 45 km erreiche ich die Abfahrt nach Kruje. Nun geht es noch 10 km serpentinenartig nach oben, bis ich endlich die Kleinstadt in den Berge erreiche. Im Hotel Panorama, frage ich nach Nachlass für einen Langzeitradler, und bekomme diesen sogar. Diesbezüglich werde ich immer unverfrorener. Für den heutigen Tag, werde ich mit einem Zimmer mit herrlichen Ausblick auf Burg und Ebene belohnt. Und mit einer Dusche, und einem Frühstück am nächsten Morgen.
Morgen steht nun Durres an, die zweigrösste Stadt nach Tirane, direkt am Meer. Evtl. habe ich dort die Möglichkeit bei einem Couchsurfer unterzukommen.

Ein verrücktes, ein anderes Land, in dem man sich anpassen muss, und das einem dann, vielleicht sogar seinen Charme zeigt.

Montag, 31. Oktober 2011

Albanien: Weit weg von Europa

Gesamt-KM: 2.688

Tag 50

So, nach 4 Tagen schon das nächste Land. Montenegro ist wirklich klein, aber fein!
Und dabei liess ich mir Zeit.
Durch ein schönes und ruhiges Weinbaugebiet, ging es auf einer schmalen Strasse Richtung Albanien.
Ein Land ohne Grenze! Nach der Ausreise am Posten in Montenegro, wartete ich vergeblich auf den albanischen Grenzposten. Es gab keinen! 10 km nach dem montenegrischen, stand ich auf einmal vor den Toren Skhoders.

Schon die ersten KM in diesem Land, zeigten mir, das hier noch eine andere Zeit schlägt. Eine Familie auf einem Pferdekarren, ein zugemülltes, ausgetrocknetes Flussbett, krume Frauen auf ihren Feldern.
Und ein Mercedes Benz nach dem anderen. Ich weiss, hiermit bediene ich ein Klischee, aber es trifft diesmal zu.
Hier muss der grösste Absatzmarkt für alle Marken und Baujahre unserer deutschen Premiummarke sein, von 20 jahre alte Kisten, bis zur neusten E und S-Klasse! Auf den ersten KM sah ich ungelogen nur Albanern in einem MB sitzen. Getönte Scheiben, Mutti mit Kopftuch auf dem Beifahrersitz, Halbmond am Innenspiegel.

In Skhoder, der grössten Stadt im Norden, die man natürlich nicht mit einer westeuropäischen Stadt vergleichen kann, nahm ich mir im Zentrum ein Hotelzimmer für 10€! Auch das kann man nicht vergleichen, aber nach über 6 wochen überwiegend auf der Isomatte, fühlte ich mich wie einer Präsidentensuite. Normalerweise, würde ich noch nicht mal nach dem Preis fragen.
Nur wenige Meter von der Moschee entfernt, abends rief dann der Muezzin zum Gebet.
Hier gönnte ich mir eine grosse Pizza, für umgerechnet 3,50€
Ja es ist schweine günstig. Wie die Menschen so drauf sind, weiss ich noch nicht. In den Läden waren sie eher unfreundlich, grimmiges Gesicht. Aber das hat man ja in viele (europ.) Städten.

Morgen geht wieder auf die Strasse. Dann sehe ich auch mehr von Land und der Bevölkerung. Rund 400 km sind es entlang der Küste bis Griechenland. Momentan möchte ich eher aufs wildcampen verzichten. Wenn ich in einer Stadt ein Zimmer für 10€ bekomme, sollte das auf dem Land für weniger möglich sein. Es wird auf jeden Fall eine spannenden Schlussetappe bis nach Korfu.

Eine bekannte Richtung: Auf und Ab

Tag 48

Nach dem unfreiwilligen Aufenthalt gestern, ging es heute erst richtig los in Montenegro. In Herceg Novi hatte ich mir eine kostenlose Karte in der Tourist-Info besorgt. Die nette Dame, zeichnete mir auch die Campingplätze ein.

So rollten meine Räder weiter entlang der Küste, mit dem bekannten auf und ab. In Kamenar gab es eine kostenlose Fähre, die mir einen Umweg um die Bucht von mind. 80 KM ersparte. In 10 Min. ist man auf der anderen Seite.

Ganz deutlich ist hier der Unterschied zu Kroatien zu erkennen. Der Tourismus ist hier eine Haupteinnahmequelle, und so findet man in allen Ortschaften neue, moderne Hotels, und Baukräne um noch mehr solcher Bunker zu bauen. Davon mal abgesehen, sieht man in kleineren Dörfern, einfache Häuser, Hühner, und aus Ästen zusammengezimmerte Zäune.
Was mich wohl in Albanien erwarten wird?
Schaut man nachts rechts, sieht man den Reichtum Montenegros, seine unglaublich schöne Landschaft, das Meer mit seinen Buchten, und die Berge im Hintergrund.

In Kotor, in das ich extra einen kleinen Abstecher machte, mit seinem berühmten Altstadt und Stadtmauer (Weltkulturerbe), erkennt man dann wieder deutlich den Einzug der Marktgesetze des Tourismus. Als ich da war, lag gerade ein Ozeanriese am Hafen, und Herrscharen von Touris durchströmten auf ihren Landgang, durch die Altstadt. Schon beeindruckend. In jeder noch so kleinen Gasse, findet man in jahrhundertenalten Mauern, Gucci-Läden, Friseursalons, und unzählige Cafes und Restorantes.

In Budva wieder einen kleinen Campinplatz angesteuert, der eigentlich geschlossen war (kenne ich schon), aber nach kurzen Verhandlungen mit dem jungen, stämmigen Besitzer, umsonst übernachtet, wieder mal:-) Ganz ehrlich, dafür das seit Ende des Sommers die Duschen nicht mehr sauber gemacht werden, war das auch völlig ok.

Tag 49

In mir steckte die Reisemüdigkeit, nachwievor. Außerdem brauchte ich nach 4 Tagen, endlich mal wieder eine warme Dusche. Nach Budva gab es wieder einige langgezogene Anstiege.

Später abends erreichte ich dann Utjeha einen Campingplatz, den letzten in Montenegro. Die Betreiber waren sehr freundlich. Und der Platz war sauber, gepflegt. Da der Gasbrenner für das warme Wasser schon abgeschaltet war (Off-Saison), ließ mich die Frau, ins Bad eines der Appartments. Dort gab es einen Boiler, aber auch nicht wirklich warmes Wasser, mehr lauwarm. Besser als nichts, und danach fühlte ich mich frisch.

Samstag, 29. Oktober 2011

Montenegro: Hunde, Berge und ein Problem

Gesamt-KM: 2.570

Tag 46

Gegen 12 Uhr von Dubrovnik aus aufgebrochen. Die Küsenstrasse führte mal wieder nur in eine Richtung: Berg auf! Mittlerweile kannte ich es ja schon, aber trotzdem nicht minder anstrengend. Die Mühe lohnte sich mal wieder, machte noch ein paar richtig schöne Fotos, mit Überblick über die ganze Stadt.

Ca. 40 km waren es bis zur Grenze. War mir noch unschlüssig, ob ich heute schon drüber gehe, oder erst morgen. Die Müdigkeit steckte mir immer noch in den Knochen.
Auf der Landstrasse traf ich einen Polen, der als Anhalter durch den Balkan reist.Wir quatschten kurz, später winkte er mir aus einem Golf zu, ein alter Mann hat ihn mitgenommen.
Meinen letzten Tee in Kroatien genoss ich in einem feinem Weinlokal. Der Besitzer meinte, es wären nur noch 3 km, und nach der Grenze gäbe es gleich ein Dorf.
Also beschloss ich, schon heute mein nächstes Reiseland zu betreten.

An der Grenze wieder mal alles ganz easy, erstaunte Blicke auf mein Rad (und mich), die üblichen Fragen. Bei der Kontrolle machte sich der Polizist einen Spass fragte nach dem Fahrzeugschein! Selten so gelacht, ich deutete auf meine zwei Beine und zog weiter.

Nun war ich also da, im 6. Reiseland, die 12 km in Bosnien mitgezählt. Tschüss Kroatien, du warst mein längstes Reiseland, gleichzeitig das bisher schönste. Und das teurste, aber ok!

Während der Abfahrt, sah ich zwei streunende Hunde am Strassenrand.
Nachwievor eine meiner grössten Ängste beim Reisen mit dem Rad. Ich mache immer einen weiten Bogen um sie. Meistens sind es abgemagerte, mitleidig dreinschauende Kreaturen, die auf der Suche nach was essbaren am Strassenrand laufen. Besser so, als zähnefletschende Bestien, bei allem Mitleid. Die sehe ich oft an Ketten und hinter Hoftoren.

Die erste Nacht im neuen Land habe ich gleich wild gecampt, auf einer Wiese hinter einem Autohaus.

Tag 47

Heute erreichte ich die erste grössere Stadt in Montenegro, Herceg Novi. Ich musste unbedingt irgendwie Brennspiritus für meinen Kocher auftreiben. Zig Supermärkte habe ich schon abgeklappert. Dann die Lösung. In einer Apotheke fand ich 96% Etanol. Der sollte brennen!

Plötzlich meldete sich ein altes Problem wieder, von dem ich dachte es wäre gelöst: Meine Schaltung! Die Kette sprang von einem Ritzel zum nächsten, so konnte ich nicht weiterfahren. Bei den Einheimischen fragte ich mich durch, und hatte mal wieder Glück, es gab in der Stadt eine kleine Werkstatt. Es war mehr ein Keller in einem Hochhaus. Aber egal, hauptsache der Mechaniker konnte mir weiterhelfen. Konnte er auch, zum Teil. Er fand das Problem, für das ständige Rasseln und springen. Der Seilzug war vorne am Lenkereinknick eingerissen! Da wäre ich nie drauf gekommen.
Er hatte auch das passende Ersatzmaterial da, und zog mir einen neuen Bowdenzug ein. Das war schon mal toll. Nun musste aber die Schaltung, am Schaltauge fein eingestellt werden. Und dabei hörten seine Kenntnisse auf. Er drehte wie wild an der Schraube, aber die Kette rasselte immer noch. Irgendwann meinte er dann, er könne nicht mehr für mich tun, das wäre die beste Einstellung die er hinkriegt.
Seine Kunden haben nur Fahrräder mit 6 Gängen!! Will der mich verarschen! Es ist das gleiche System, sagte ich zu ihm, außerdem sah ich im Keller MTB mit 27 Gängen!

Dann wurde es 13 Uhr, und die Mittagspause began. Der Typ lies mich einfach stehen, schliesste seine Werkstatt ab und ging. Nun stand ich da! Mit meinen begrenzten Kenntnissen. Bisher ließ ich immer "Fachleute" an das feine und komplizierte System einer LX-Schaltung.
Ich war zuerst mal nur wütend, verzweifelt. So konnte ich nicht weiterfahren, die Kette lief nicht richtig auf den Ritzeln. Nun packte mich mein Anspruchsdenken. Ich habe den bezahlt (10€), also habe ich einen Anspruch, das alles richtig funktioniert. Typisch deutsch.
Mir blieb nichts anderes übrig, nun musste ich mich selbser an das "komplizierte System" wagen. Ein wenig wusste ich. Nach einiger Zeit hatte ich es halbwegs raus. Und dann, nachdem ich mich zum "abkühlen" in ein Hotel setzte, um einen Tee zu trinken, stieg ich aufs Rad, und es funktionierte. Ich weiß zwar nicht wie, aber irgendwie habe ich es hinkriegt. Nun "schnurrte" die Schaltung wieder, sogar besser als vorher.

Das Ganze kostete mich einen Tag, nun war es schon nach 16 Uhr. Gleich nach Herceg Novi gab es einen kleinen , privaten Campingplatz, der noch geöffnet hatte.
Das war wieder eine Lektion. Wie so oft, auf reisen.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Dubrovnik: Eine wahre Perle der Adria

Gesamt-KM: 2.433

Tag 45

Auch wenn es eigentlich weit ueber meinen Budget lag, aber ich brauchte noch einen Tag. Um mich zu erholen, lecker zu kochen, und um die Altstadt anzusehen. Es waere ein Frevel, in Dubrovnik gewesen zu sein, ohne die beruehmte Altstadt gesehen zu haben.

Emiley und die beiden Koreaner zogen heute weiter. Aber wir werden uns bestimmt auf der Strasse wiedersehen, in Montenegro fahren wir alle die gleiche Strecke. "See you on the road"

Nach den ueblichen Pflichten wie Waesche waschen, einkaufen, ging es gegen Mittag endlich in die Altstadt. Ich fuhr mit dem Rad hinein, aber nur bis zur Stadtmauer. Die "Old City" kann man im Prinzip nur zu Fuss erkunden. Enge Gassen mit riesigen Stufen, fuehren hinunter auf den "Boulevard". Hier schlaegt das Herz Dubrovniks. Und das der Touristen die hier flanieren. In unzaehligen Laeden Geld fuer Souvenirs und anderen Plunder ausgeben koennen,oder sich in eines der Cafes setzen,und einen Kaffee fuer 3 Euro trinken. Ich trank einen Tee fuer 18 Kunar, was in diesem Bereich liegt.
Ab und an,bin ich auch ein "Pauschal-Touri", in ganz kleinem Umfang. Ausserdem gab es hier Free Internet, und so sass ich an die 3 Stunden dort. Mit einem Tee. Das passt schon..

Dubrovnik ist wirklich eine schoene Stadt. Zumindest die Altstadt, versteckte, urige Lokale in schmalen Gassen, verwinkelte Auf und Abgaenge, ein schoener Hafen und ganz viel Geschichte(von der ich nur wenig weiss)

Ja ich hatte das, was wohl auf jeder Langen Reise vorkommt, und was viele Traveller kennen: Zweifel! So habe ich mir Alternativen, zum weiterradeln ueberlegt.
Ich hatte 3 harte Tage. Aber nun, nach dem Treffen mit anderen Tourenradlern, den Gespraechen, der Erholung, spuere ich wieder den Spirit des Reisens in mir! Und das ist das wichtigste!

So geht es weiter. Mit dem Rad! Die letzten 700 km wollen unter die Raeder genommen werden. Ein neues Reiseland wartet,was immer aufregend ist. Ich freue mich auf Montenegro, von dem ich nur gutes gehoert habe, und wo sich auch mein tagliches Budget wieder erholen kann..Morgen werde ich es erreichen..

Immer wieder gerne zitiere ich den "Velosophen" C. Marthaler, ich fuehle mich seinen Ansichten und Einsichten sehr nahe:

"Nicht die zurueckgelegte Distanz zaehlt, sondern die Tiefe des Erlebten"

Auf den Weg nach Dubrovnik

Tag 43

Nach dem Blogaktualisieren ging es von Drevnik weiter entlang der Kueste. Auf den Weg nach Dubrovnik, muss man ein kleines Stueck durch Bosnien fahren. Das stand heute an.

Aui der Karte sah es nicht weit aus, vielleicht 10-20 km. Diese wollte ich heute auf jeden Fall durchqueren, um mir danach im vertrauten Kroatien wieder einen Zeltplatz zu suchen. Leider wurde daraus nichts. Das staendige auf und ab,zehrte an meinen Kraeften, und kostete zudem mehr Zeit. Gegen 17 Uhr erreichte ich die Grenze. Ja hier wird noch kontrolliert, Bosnien ist bekanntlich (noch) kein EU-Land. Doch alles ganz easy,kurz den Perso gezeigt, der Beamte fragte nach dem Weg, Gute Reise.
Kurze Zeit spaeter erreichte ich die einzigste Stadt in diesem kleinen Grenzgebiet, Neum.

Ich schaute auf die Uhr, nun war es schon 17.30. Ich war muede, abkaempft, hungrig, und somit unkonzentriert. Somit ein potentieller Kandidat, um gierigen Haien in die Haende zu fallen, die naiven Touristen das Geld aus der Tasche ziehen.
So fuhr ich auf der Hauptstrasse, und ploetzlich rief es von der anderen Seite, "Camping, Camping". Ich hielt an. Ja ich brauchte schnell einen Platz, da es ab 18 Uhr ganz schnell dunkel wird.
Eine alte, haessliche und zahnlose Frau kam auf mich zu. Auf Reisen entwickelt man einen Blick fuer die Menschen. Bei der wusste ich sofort, der geht es nur um eins: Geld!
Im gebrochenen Englisch haute Sie einige Phrasen raus: "Deutsch Mark,Euro,cheap."
Ich fragte nach dem Preis. Da antwortete mir die Alte tatsaechlich: 16 Euro!
Wie gesagt ich war abgekaempft, normalerweise trete ich bei solchen Preisen sofort in Pedale,und ziehe mit einem Grinsen weiter, jegliches weiterverhandeln ist da Zeitverschwendung.
Diesmal nicht. Ich began mit verhandeln, gab der alten Hexe zu verstehen, das ich keine Euro habe, nur kroatische Kunar, und auch davon nicht mehr viele. Da haute sie was von 30 Kunar raus. kroatische oder bosnische? 30 kroatische Kunar waere ja ganz billig. Ich war in einem Zustand geistiger Umnachtung. Ich meinte ich muesse zu einem Bankautomat. Den gab es einige Meter weiter. Als das Geld aus dem Schlitz kam, ging mir endlich ein Licht auf, nein ich wurde wieder hellwach. Du bist hier in Bosnien, du Idiot, die haben eine eigene Waehrung! Ich wusste nicht den Wechselkurs, eigentlich wollte ich doch nur ganz schnell durch dieses kleine Stueck Bosniens, und nun halte ich einen Schein in der Hand, dessen Name ich noch nicht mal weiss!?

Jetzt packte mich mein Ehrgeiz, gepaart mit Wut, ueber mich selbst,und dieser alten Geldhexe. Nein, keinen mueden Cent werde ich der in den Rachen schieben. Und wenn ich im Stadtpark schlafen muss, oder neben der Strasse. Ich packte den Schein ein, hoffte das es morgen hier eine offene Bank gab, und radelte an der alten und ihren Freunden vorbei. Wildes rufen, ich winkte nur ab, und war weg.
Es daemmerte schon. Ich fuhr ein Stueck aus Neum raus. Da ging es nur bergab, und dann wieder bergauf, keine Moeglichkeit links oder rechts zu campen.
Also muss es in Neum sein! Ich sah einen leerstehenden Parkplatz. Hinter einer verfallenene Huette wurde ich fuendig. Sichtgeschuetzt, ein stueck Wiese. Muell, Faekalien, Scherben, mir wars egal, schnell mein Zelt aufgestellt, Kocher angeschmiessen.
Es dauerte lang,bevor ich ins Zelt schluepfte, lauschte, beobachtete die Umgebung. Niemand da, hier verirrt sich Sonntagsabend keiner her,hoffentlich, das letzte was mir heute noch fehlen wuerde, waere die Bekanntschaft mit der bosnischen Polizei, oder schlimmer, Trinkern, Drogenjunkies oder Jugendlichen, die hier in der Ecke ihren Obsessionen nachgehen.

Tag 44

Es ging gut! Mal wieder. Klar, brauche es nicht extra erwaehnen, wie die Nacht war. Um 6 Uhr hatte ich schon mein Zelt abgebaut. Nun noch eine Bank, und dann nichts wie weg aus diesem unseligen Ort. Es gab eine. Dort tauschte ich in krot. Kunar um, und erfuhr den Wechselkurs zum Euro. Er ist ungefaehr die Haelfte, die 20 bos. Mark sind etwa 10 Euro.

Aus dem ganzen kann ich nur lernen, wie so oft, unterwegs. Nerven bewahren, auch in geschwaechtem Zustand, den solche Unmenschen sofort erkennen, nicht beeinflussen lassen!

Dubrovnik, Dubrvronik. Ich wollte nur noch dort ankommen. Die letzten beide Tage,jeweils um die 80 km, ich war ausgezerrt.
Am spaeten Nachmittag war es dann soweit, ich sah die ersten Haeuser von Dubrovnik.
Ueber die Haengebruecke ging es in die Stadt. Dubrovnik liegt in einem Talkessel, umringt von Bergen. Der Campingplatz lag natuerlich mal wieder einem Stadtteil jenseits des Zentrums.
Irgendwann nachmittags, nach einem letzten Huegel in Dubrovnik, stand ich dann endlich an der Rezeption. Zwar schweineteuer (wie vieles hier), aber ich haette fast alles bezahlt.

Als ich dann zu dem Stellplatz fuhr, eine freudige Ueberraschung. Gegenueber stand Emileys Zelt, zur Erinnerung die Englaenderin, mit der ich zwei Tage zusammen fuhr. Ihre Freundin ist gestern zurueckgeflogen nach Irland.
Abends dann das freudige Wiedersehen. Wir erzaehlten von den letzten Tagen, und die naechsten Plaene. Sie war 3 Tage hier, hat Vorbereitungen getroffen fuer ihre naechsten Laender. Sie will ueber den Kosovo, nach Mazedonien und Bulgarien. Wirklich mutig,a tough lady!
Spaeter kamen dann noch zwei Koreaner dazu, die auch um die Welt radeln, das aber schon seit 4 Jahren. Wir sassen alle zusammen, quatschen, assen Mandarinen und tranken Tee.
Das hat mir gefehlt! Immer wieder eine schoene Bereicherung sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Split: Ruhe und Regentag

Gesamt-KM: 2.273

Tag 41

Ich machte einen Ruhe bzw.Regentag. Glücklicherweise war es heute nur stark bewölkt, nur vereinzelt ein wenig regen.
So verlängerte ich meinen Aufenthalt um einen Tag, schwing mich aufs Rad, und fuhr in die Stadt. Diesmal entlang der Küste, was um einiges angenehmer war.

Dort liess ich in einem Radladen die Schaltung ein wenig nachstellen, unterhielt mich 20 Minuten mit einem kroatischem Security-Man, der von morgens bis abends um 19 Uhr im Vorraum einer Bank rumsteht,insgesamt 200 Std. im Monat, und das für umgerechnet 400€!

Dann ging ich in ein Cafe, trank meinen mitterweile geliebten Schwarztee mit Zitrone und Honig, loggte mich ins Internet ein, und versand einige Emails an einge Regionalzeitungen in Hessen.

Tag 42

Weiter Richtung Dubrovnik, ungefähr um die 200 km. Die Richtung entlang der Küste war klar, ebenfalls die teils langgezogenen Anstiegen, und die rauschenden Abfahrten.
In Zivogosce, einem kleinen touristischem Dorf, das momentan tot ist, wild gecampt, direkt am Strand.

Tag 43

Die Sonne kam heute morgen wieder raus. Willkommen, wie schön es ist, die ersten warmen Strahlen am Morgen zu spüren. Fast wolkenloser Himmel, sieht nach einem schönen Radeltag aus.

Ich werde jetzt zuerst mal bis Dubrovnik fahren. Und mir dann die Wettervorhersagen für die nächsten 2 Wochen genau anschauen. Insbesondere für Montenegro und Albanien. Wir bewegen uns Richtung November, dort wird es dann bestimmt schon bitter kalt sein.

Außerdem erwäge ich ernsthaft, mir in Dubrovnik eine Aushilfsjob für 1-2 Wochen zu suchen. Mich reizt es mal auszuprobieren, ob es wirklich so einfach klappt, wie schon mehrfach gehört. Vielleicht bekomme ich sogar ein paar Euro. Es gibt eine Fährverbindung von D. nach Bari. Von dort nach Igomentitsa.
Es wäre die Schlecht-Wetter Alternative. Wir werden sehen...

Split: Regen, Lärm und nasse Füsse

Claude Marthaler (Worldcyklist): " Man muss in der Lage sein, alles essen und überall schlafen zu können, Lärm, Staub, und die Härten des Klimas zu ertragen und es darf einen nicht stören, fast so gut wie keine Intimspähre zu haben."


Tag 40

Der Himmel war schon bewölkt Ich wusste aus dem Internet, das es heute oder morgen regnen soll. Heute werde ich auf jeden Fall Split erreichen. Ich hoffte, bevor der Regen began. Ganz so viel Glück hatte ich dann doch nicht.

Früh ging es wieder los. Ich wollte so schnell wie möglich nach Split, dort auf dem örtlichen Campingplatz, von dem ich wusste, das er das ganze Jahr geöffnet hatte. Und bei dem ich nicht auf armen Weltumradler machte konnte, das war schon klar. Dafür freute ich mich auf eine warme Dusche.

Nach Kastel Stari began der Wahnsinn. Es gab nur einen Strasse nach Split. Und diese war eine zweispurige Schnellstrasse. Was sollte ich machen? So trat ich kräftig in die Pedale, und nach 10 Km hatte ich es geschafft.
Schon von Kastel Stari aus, ist Split zu sehen. Das Bild was es da von sich gibt ist alles andere als schön. In den ganzen Hochglanzprospekten, liesst man immer von kulturellem,sehenswürdigen Split. Zunächst einmal ist es eine Großstadt mit über 200.000 Einwohnern. Und genau so eröffnet sich Split auch auf den ersten Blick: überfüllte Strassen, Lärm, Abgase, weisse Betonglötze mit Balkonen die mit SAT-Schüssel und Air-Condition verziehrt sind. Kein Unterschied zu Bratislava, Warschau oder Offenbach am Main!

So schnell wie möglich ins Zentrum! Wo ist die "Perle der Adria", neben Dubrovnik. Ich hoffte sie am Hafen zu finden, aber vor allem den örtlichen Campingplatz.
Zur Feier des Tages, und meiner Ankunft in dieser wunderbaren Stadt, gönnte ich mir einen veg. Dönner. Und prompt als ich dort saß, fing es an zu regnen. OK, zuerst mal war ich im trockenen. Aber so wie der Himmel aussah, dicht bewölkt, würde es so schnell nicht aufhören.
Die Regenhose war ganz unten in der Tasche, und ich einfach zu bequem sie rauszukramen. Irgendwie werde ich schon halbwegs trocken in das Zentrum kommen.

So war es auch. Mit einem Wechsel von Fahren und Unterstellen, schaffte ich es bis zur Tourist-Info. Dort erfuhr ich dann, das der Campingplatz, rund 10 KM in einem Vorort liegt.
Toll! Und eben hatte es sogar aufghört. So schaute ich mir ein wenig die Hafenpromenade an.
Es ist wirklich nichts besonderes, was es nicht zigfach in anderen Städten gibt. Eine lange Promenade, mit Palmen, und Sitzbänken, und einem Cafe nach dem anderem. Alte Ruinen die einiges über die Geschichte von Split erzählen. Falls man sich dafür interessiert, oder einer Reisegruppe mit Führer angehört. Die gab es dort zu hauf, Japaner, Engländer, ein Bus nach dem anderem, spuckte die Massen aus.
Alles nicht mein Ding, alte, zerfallene Gebäude und Ruinen, habe ich schon in genügend Ländern gesehen. Ganz zu schweigen von den Kirchen. Meer, Berge, Landschaften, Begegnungen, das ist für mich das Leben, das JETZT stattfindet, alles andere ist Geschichte, und somit Vergangenheit.

Und so began mein Regenfahrt. Die ganzen 10 KM bis zu dem Campingplatz regnete es. Zudem musste ich wieder ein Stück über eine Schnellstrasse. Triff naß betrat ich irgendwann die Rezeption des riesigen Campingplatzes. Meine Stimmung war eine Mischung aus wütend, gereizt und der Lust dies an jemanden auszulassen. Einfach shit.
Als mir dann die Dame noch den Preis für eine Nacht mitteilte, war ich kurz davor über die Theke zu springen. Aber ich hatte keine Wahl, zumal man getrost mit dem Wasser in meinen Schuhe, ein Bad hätte nehmen können. So ist der Ausgleich manchmal, 3 Tage gespart, 1 Tag (zuviel) bezahlt.

So zog ich mich im Raum mit den Waschmaschinen um, hing dort meine nasse Kleidung auf, wartete bis der Starkregen in Nieselregen überging, und baute mein Zelt auf. Warme Dusche, warmes Essen, und die Überlegung was ich morgen mache! Gute Nacht

Weiter entlang der Küste

Tag 38

Wegen den ausführlichen Berichten und Updates für meine "Fan-Gemeinde" daheim, bin ich mal wieder erst am späten Nachmittag aufgebrochen. Aber mitterweile bin ich da voll im Vertrauen, und bleibe gelassen, ich weiß das ich einen Zeltplatz finden werde.

Kurz hinter Sibenik konnte ich von einer Anhöhe aus, einen herrlichen Sonnenuntergang beobachten. Für so ein Naturschauspiel ist immer zeit, ich kann da einfach nicht dran vorbei fahren. Sonst setzte ich mich an den Hang, genoss mein Abendessen, und machte einige schöne Fotos.

In Zaboric, einem kleinen Dorf das dirket am Meer lag, wurde ich dann fündig. Hier an der Küste gibt es alle paar KM ein Schild mit "Autocamp" oder "Camp", was für Campingplatz steht. Motiviert durch die positive Erfahrung vom letzten Autocamp, versuchte ich wieder mein Glück, eine kostenlose Nacht zu ergattern.

Dafür bin ich auch bereit, ein wenig zu flunkern, naja sagen wir zu übertreiben. So setze ich ein müdes und abgekämpftes Gesicht auf (was meistens nicht sehr schwer ist), und mache auf "Worldcyklist". Und wieder hatte ich Glück. Die privaten, kleinen Campingplätze, die sehr oft nicht mehr als ein grössere Hof sind, haben meistens die Tore noch offen, wenngleich auch niemand mehr auf dem Platz ist.

Ich versuche immer vorher jemanden anzusprechen, in diesem Fall war es der Nachbar, um die Sache klar zu machen, und evtl. Missverständnisse in der Nacht oder am nächsten Morgen zu vermeiden. Der meinte stell dein Zelt einfach hin.
Der Besitzer war zur Zeit nicht da. So baute ich mein Lager auf, und setzte mich an den Hafen, um etwas zu essen. Vom Meer kam ein kleines Fischerboot in den Hafen gefahren. Ich halt dem Mann am anleinen des Bootes. Als ich dann kurze Zeit später wieder im Camp war, kam dieser Mann auf das Grundstück. Es war der Eigentümer!
Wir machten beide nur "Ah", führten einen kurzen Small-Talk, und auf meine Frage für eine Nacht sagte er nur: "No Problem". Das war diesmal sehr einfach...und mal wieder ein "Zufall"..

Tag 39

Weiter meine KM entlang der Küste abgespult. Der Wind ist mal wieder da. Diesmal kommt er aus Süden und heisst "Jugo". Kein grosser Unterschied zum Bora, genauso ätzend, genauo stark, genauso kräfteraubend. Aber da muss man durch.
Nach Trogir, und rund 67 km, hatte ich genug für heute.

Also wieder ein mitleidiges Gesicht aufsetzen, und auf die Suche nach einem kleinen Camp begeben. Ich musste ein wenig rumfahren, aber in Kastel Stari hatte ich wieder Glück. Wieder keine Menschenseele auf dem Platz, wieder direkt an der Promenade.
Diesmal bedurfte es ein wenig des Verhandelns. Für das warme Wasser wollte er 40 K., er müsse das Gas anstellen. Ich meinte, brauche keine Dusche, kaltes Wasser ist ok. Dann fragte er noch, ob ich die letzten Tage auch umsonst auf Plätzen geschlafen hätte. Das konnte ich mit reinem Gewissen mit JA beantworten. Schließlich willigte er ein. Später schenkte er mich noch einen Granatapfel.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Zurück auf dem Festland: Sibenik

Gesamt-KM: 2.000

Tag 36

Heute ging es zurück aufs Festland, mit dem Pag verbunden ist. Ich war jetzt zwei Tage mit den Mädels unterwegs. Ash hat ihren Rückflug von Dubrovnik aus, und das schon in acht Tagen. Nach Dubrovnik sind es noch um die 400 km. So wusste ich schon am Morgen, es wird unweigerlich heute oder morgen zu einem Abschied kommen, da die beiden einfach schneller sind.

Nach einem letzten gemeinsamen Kaffe und Teestop war es dann soweit. Die beiden warteten mal wieder auf mich, nach einem kräftigem Anstieg. Emiley erklärte mir die Situation, die ich ja schon erfasst hatte. Ich verstand das natürlich, trotzdem war ich nach 2 Tagen, in denen wir ein gutes Team geworden sind, ein wenig traurig.
Sofort fiel mir ein Satz von Claude Marthaler ein: "Reisen ist die Feuerprobe für Liebe und Freunschaft". Es ist schwer einen Reisepartner zu finden, mit dem nach nicht nur die selbe Reisegeschwindigkeit teilt, sondern auch die täglichen Gewohnheiten, und Abläufe, angefangen von kurzen Stopps zum fotografieren, bis zu täglicher Kilometerzahl.
Wir verabschiedeten uns herzlich, und vielleicht würden man sich ja auf der Strasse wieder sehen, obwohl ich daran, ehrlich gesagt nicht glaubten, da die beiden ein Zeitfenster haben.

So war es die ersten Kilometer etwas ungewohnt, wieder alleine zu radeln, aber ich wusste, das ich ganz schnell wieder in meinen ganz eigenen Lebens und Radelrhytmus kommen würde.
In Zadar wollte ich eigentlich auf den dortigen Campingplatz, der laut Tourist-Info aber geschlossen sei. So entschied ich mich für eine weiter Nacht des Wildcampen, um morgen aber auf jeden Fall, sehr frühzeitig einen offenen Campingplatz anzusteuern.

Auf der zweispurigen Ausfallstrasse in Zadar, traf ich dann am späten Nachmittag, noch 2 Mädels aus Hessen! Sarah und Terresa, sind von Darmstadt aus bis hier her getrampt! Respekt, das ist eine mindestens genauso grosse Leistung, wie mit dem Rad zu fahren. Wir unterhielten uns angeregt, und tauschten Erfahrungen aus. Sehr interessant war, das die beiden, auf dieser Reise die selbe Gelassenheit entwickelten, die auch ich immer wieder feststelle.
Außerdem erwähnten sie, das sie schon mehrere Jobs gemacht hätten, u.a. Äpfelpflücken in Österreich, hat sich alles vor Ort ergeben, und war ganz easy. Dies gab mir Motivation und Gelassenheit, das selbe auf Korfu zu machen.

In einem Industriegebiet, in einem kleinen Waldstück, hinter Büschen geschützt, stellte ich mein Zelt auf.

Tag 37

Nach rund 13 km fand ich schon einen privaten, noch offenen Campingplatz. Dies sollte heute mehr ein Ruhetag werden. So wusch ich die Wäsche, genoss minutenlang eine warme Dusche nach 4 Tagen, pflegte mein Rad, und meinen Körper.

Außer mir waren nur noch zwei junge Schweizerinnen mit dem Auto auf dem Platz.
Als ich sie fragte, ob Sie schon bezahlt hätten, meinten Sie, sie seien seit 2 Tagen auf dem Platz, und bisher hat sich der Besitzer noch nicht blicken lassen! Sehr gut:-)
Als ich in die nächste Stadt fuhr, um einen Geldautomat zu finden, staunte ich auf einmal nicht schlecht. Emiley und Ash rauschten an mir vorbei! Sie hatten mir zuerst gar nicht erkannt, da ich nur eine Tasche dabei hatte. Thats life!
Wir plauderten ein wenig, fuhren noch in die nächste Stadt. Für einen Kaffee war aber keine Zeit, die beiden mussten weiter.

Zurück auf den ruhigen Platz, machte ich mir mal wieder meine Pasta, ass viel Obst, lass und machte meine Aufzeichnungen. Abends kamen die Schweizerinnen zurück, die mich prompt zu einem 2. Abendessen einluden. Sie kochten auch mit Gas, nur auf einem etwas grösserem Kocher! So bekam ich eine Schale Reis, und ein Glas Wein, Special Event, klar!:)
Wir unterhielten uns bis es dunkel und kühl wurde, über Gott und die Welt. Und dies kann man wörtlich nehmen, da die beiden Zeugen Jehovas sind. So war es mal sehr interessant, Leute aus dieser "Gemeinschaft" persönlich kennen zu lernen, und zu erfahren, worum es bei ihnen eigentlich geht, und sind von Tür zu Tür pilgern.
So kam es zu einer interessanten und kontroversen Konversation, in dem ich auch meine "Sicht der Dinge" und die tieferen Gründen für diese Tour mitteilte.

Tag 38

Die beiden waren froh, das ich nur ein Platz weiter mein Zelt stehen hatte, da in der nacht ein Auto auf dem Platz umherfuhr. Sie schenkte mir noch eine Grapefruit und ein paar Kekse, ich meine Blogadresse, und ein paar Sätze für den weiteren Weg:-)
In jedem Fall war es eine interessante Begegnung.

Tja, der Besitzer war immer noch nicht erschienen, und so konnte ich frohen Mutes und ohne schlechtem Gewissen, vom Platz radeln. Ich glaube der hat sein Geschäft schon im Sommer gemacht, das ihm 3 vereinzelte Camper nicht wirklich aus der Wohnung locken. Ein erstklassiger Ruhetag war das..

Nun sitze ich in Sibenik, rund 90 Km vor Split. Die Sonne scheint ununterbrochen jeden Tag, und erwärmt die Luft auf angenehme 17 Grad.

Wieder einmal möchte ich Claude M. am Ende zu Wort kommen lassen:
"Es hat mich viel gekostet, das Wesentliche zu begreifen, ich habe die Angst in mir kennengelernt und das Gespür dafür erworben, wo meine physischen Grenzen liegen, doch für meinen Traum gibt es nach wie vor nichts, was ihn einschränken könnte. Reisen ist für mich eine Hymne ans Leben!


Dem ist nichts hinzu zu fügen!

Insel-Jumping II: Krk - Rab - Pag

Tag 34

Emiley aus Englang, und Ash aus Irland sah ich schon wenige Minuten später in einem Cafe in Krk wieder. Sie wollten heuten auf jeden Fall von Krk nach Rab mit der Fähre.
Wir waren uns gleich sympathisch, und so entschied ich nach einem kleinen Mittagssnack am Hafen, mit Ihnen zusammen die Fähre zu nehmen, trotz höherer Kosten.
Wenn man lange allein unterwegs ist, ist es immer wieder schön, ein paar Tage Gesellschaft zu haben.

Spät abends kamen wir schon im Dunkeln in Lopar, auf Rab an. Wir versuchten unser Glück auf dem geschlossenen Campingplatz, der von einem Watchman beaufsichtigt wurde. Wir gaben uns als drei Weltumradler aus, und machten ein müdes und hungriges Gesicht.Doch nichts zu machen, er blieb stur, wir durften unser Zelt nicht aufschlagen.
So fuhren wir ein paar Meter weiter, Richtung Strand. Hier gab es Ess - und Souvenirbuden, die alle geschlossen sind. Hinter einer solchen, schlugen wir unser Lager auf. Es war etwas windgeschützt, was angesichts des anhaltenden, starken "Boras" viel wert ist.
Im Schein unserer Stirnlampen, machten wir leckere Pasta mit Gemüse, und tranken Rotwein. Müde und schwer schlüpfte ich in meinen Schlafsack.

Tag 35

Der Wind war in der Nacht so stark, das die Zeltwände fast bis an mein Gesicht flatterten. Wenig geschlafen. Aber das Zelt blieb stehen, sehr windstabil.
Als es hell war, erkannten wir, das dieses "Vergnügungsviertel" mit seinen Buden und Tennisplätzen, noch zu dem Gelände des Campingplatzes gehörte, auf dem wir gestern abend gefragt hatten. Ironie des Schicksals. Nach dem Frühstück bauten wir schnell unsere Zelte ab, und fuhren in die Stadt Rab.

Hier erkundigten wir uns nach einer Verbindung von Rab nach Pag. Es gab keine, jedenfalls keine offizielle Fährverbindung. Für mich war damit klar, wir müssen zurück aufs Festland und die hektische Küstenstrasse fahren.
Doch die Mädels hatten eine andere Idee. Am Hafen fragten Sie ein paar Einheimische, nach einem privaten Überfahrt nach Pag. Schnell fanden sich zwei Bootbesitzer.
Nach ein paar Verhandlungen stand ein Preis für uns drei fest. Wieder musste ich abwägen, da ich wusste, das die Fähre aufs Festland ca. die Hälfte kostet.
Und wieder entschied ich mich die Gruppe aufrecht zu erhalten. Wir waren mitterweile ein gutes Team, hatten viel Spass und unterstützten uns gegenseitig.

Und so bekamen wir unsere ganz private Bootsfahrt. Der Kroate war nett, lebte fünf Jahre in Deutschland.
In Pag radelten wir auf der leeren Landstraße weiter. Die ersten 12 KM waren einfach traumhaft. Die Strasse führt gerade durch eine Landschaft aus Felsen und Steinen. Aus mehr besteht Pag nicht! Absolute Ruhe, traumhafte Ausblicke, und kein Wind!!
Aber zu früh gefreut, nach Novalja empfing uns der Bora wieder in vollen Zügen.
Ich konnte nur in den kleinsten Gängen fahren, und schaffte auf gerader Strecke gerade 11 kmh. Ich musste stark gegen lenken, um nicht von der Strasse geblasen zu werden. Das macht kein Spass, und ich wurde nur noch wütend.
Die Mädels haben weniger Gepäck, und sind somit meist ein paar Kilometer vor mir. Beim nächsten Halt teilte ich unmissverständlich mit, das ich das nächstbeste Dorf ansteuern werde, um dort einen Platz zum campen zu suchen.

In Simuni, einem kleinen Dorf, fanden wir einen schönen Platz, direkt am Meer, etwas windgeschützt unter Bäumen. Ich holte Trinkwasser im Dorf, die beiden taffen Mädels gingen im Meer baden. Die Engländer und Irren sind halt ganz andere Temperaturen gewöhnt:-)
Auf zwei Kochern machten wir wieder leckere Pasta, und ja die beiden hatten auch wieder eine Flasche Wein eingekauft. "Only for special Events", meinte ich zu den beiden, als sie mich fragte ob ich wieder ein Glas haben will!

Die Nacht war mal wieder stürmisch, die Heringe verstärkte ich mit Steinen. In der Nacht wird der Bora am stärksten. Als ich so in meinem Zelt lag, hoffte ich nur, das der Bora bald vorbei sein würde, 3-5 Tage wäre die durchschnittliche Dauer laut den Locals.