Mittwoch, 6. April 2011

Vertrauen und Bewußtsein Teil 1

„Werde der Du bist“
Friedrich Nietzsche

Meiner Ansicht nach leben wir weiterhin in unsicheren und von Umbrüchen gestalteten Zeiten, auch wenn die grossen Themen wie Japan und Libyen in den ohnehin zensierten Massenmedien nicht mehr täglich auftauchen und somit bei vielen schon aus dem Alltagsbewußtsein verschwunden sind.
Abgehakt und weiter wie bisher, kann es aber auf keinen Fall mehr geben, die Prozesse ob in Japan, Afrika oder auf den Finanzmärkten laufen trotzdem weiter, und zwar ziemlich schnell.

Was können wir tun in dieser speziellen Zeit, um auf der einen Seite nicht noch mehr Angst zu schüren, auf der anderen Seite aber auch Wahrheiten anzusprechen?
Meine Meinung nach ist einer der wesentlichen Punkte, Eigenverantwortung zu übernehmen!
Jeder für sich, in seinem Bereich, wie er es für richtig und wichtig hält. Mit diesem Essay der aus zwei Teilen bestehen wird, möchte ich einen weiteren Teil meiner „Verantwortung“ für diese Zeit des Übergangs übernehmen, und bleibe deshalb bei dem Thema „Ich“ und Dualität. Zum einen weil ich mich damit schon länger auseinandersetze. Zum anderen, und viel wichtigerem, weil es gerade in dieser Zeit des „Chaos“ maßgeblich dazu beitragen kann, einiges anders und besser zu verstehen.

Seit vielen Jahren beschäftigt mich das Thema Selbstbewusstsein. Ganz unterschiedliche Ausprägungen konnte ich dort feststellen. Vielen Personen denen ich in den letzten Jahren im In – und Ausland begegnet bin, strotzten nur so von einem sogenannten Selbstbewußtsein. Gleichzeitig konnte ich aber auch feststellen, das die Grenzen zwischen einem großem Selbstbewußtsein und Arroganz und Überheblichkeit, sehr oft fließend waren!
So konnte ich mir meine Gedanken machen, das Gesehene und Erfahrene reflektieren um schließlich zu der heutigen Überzeugung zu kommen:

Wenn wir uns das Wort Selbstbewusstsein einmal näher ansehen, werden wir feststellen, das es im Grunde genommen aus zwei zusammengesetzten Wörtern besteht: Selbst + Bewußtsein!

Die Frage die sich hierbei als erstes stellt ist, was ist eigentlich das Selbst?
Diese Frage stellten sich schon vor hunderten von Jahren viele große Weisheitstraditionen von den indischen Veden bis zum chinesischen Daoismus.
Jede dieser Traditionen gab verschiedene Antworten, Auslegungen und praktische Erläuterungen.
Aber trotz all dieser Unterschiede, gab und gibt es etwas, was alle weitestgehend gemeinsam haben, die alle miteinander verbindet.

Das was wir im normalen alltäglichen Verständnis als Selbst verstehen und gleichsetzen mit dem „Ego“ als feste Einheit, als Identität ist eine Illusion, eine Projektion unseres Verstandes, unseres Gehirns. Die alten Traditionen behaupten nämlich , das das Selbst und das sogenannte "Ich" nicht identisch sind. Sie sagen vielmehr dass unser nichtgreifbares Selbst schon immer da war und immer da sein wird, ja verbunden ist mit dem Göttlichen/Universum, kein Anfang oder Ende kennt, und somit unabhängig von Geburt und Tod ist.(Übrigens glaubten das auch solche Wissenschaffler wie Einstein oder Heisenberg, die damit im Grunde Mystiker waren)

Nun, das vorausgesetzt, was ist dann das "Ich" das uns heute so wichtig ist?

Nach den alten Traditionen und vor allem auch aus meiner eigenen jahrelangen Praxis mit Meditation, ist das "Ego" ein permanentes, unabänderliches Zusammenspiel von Bedingungen und Ursachen, Intentionen, Empfindungen, Gefühle, Gedanken und Bildern.

Anders ausgedrückt, das „Ich“ ist nicht wie wir fälschlicherweise annehmen, eine feste Entität (Einheit)in unserem Kopf, sondern ein ständiges Wechselspiel von Eindrücken und Empfindungen (was wiederum von der modernen Gehirnforschung in zahlreichen Studien schon nachgewiesen wurde.)

„Je näher Sie hinsehen, desto deutlicher wird ihnen vielleicht auffallen, dass alles, was Sie als Sitz des Ich-Gefühls in Betracht ziehen, sich in etwas anderes auflöst. Statt eines Ich-Kerns erleben Sie etwas Zusammengesetztes: Empfindungen, Stimmungen, Wahrnehmungen und Intentionen, die wie die Besatzung eines Schiffes zusammenarbeiten, dessen Richtung ein Skipper namens Aufmerksamkeit bestimmt.
Sehr leicht schlägt dieser Eindruck eines fluktuierenden Interaktionsprozesses wieder um in das gewohnte Bild eines für sich stehenden Ich. Es scheint der natürliche Lauf der Dinge zu sein, dass Verwirrung sich wieder durchsetzt und die Plackerei einer angstbehafteten Existenz weitergeht.“
Zitat aus „buddhismus für Ungläubige“


Das ist auch die Erklärung, warum wir in unserem Alltag/Leben so oft unzufrieden sind, mit uns hadern, so oft leiden, weil wir ganz einfach aus „Unwissenheit“ an diesem ständig wechselnden Fluss der Sinneseindrücke festhalten, ja uns damit identifizieren, uns darin verlieren, und es schlussendlich auf unser Ego zurückführen von dem wir ja ausgehen, das wir das sind, und quasi ein kleines "Männchen" in unserem Kopf sitzt dem das alles widerfährt, das sich verteidigen und rechtfertigen muss. Dadurch sind wir in ständigen Gegensätzen „gefangen“.

In der Realität, auf der kleinsten physikalischen Ebene, so wie es auch von der modernen Quantenphysik beschrieben wird, gibt es aber kein „Ich“,Beobachter UND Beobachtetes, sind eins.

Mir ist schon klar, das dies alles (noch) schwer zu verstehen ist. Verstehen kann man es eigentlich nicht, im Verstand wird diese Projektion/Illusion ja produziert!Das heißt aber auch, das man kein „Gläubiger“ in welcher Form auch immer sein muss (bin ich auch nicht) ,jeder kann es „unmittelbar“ und natürlich erfahren, ohne Vorkenntnisse.

Das was ich hier versuche zu erklären kann nur ein Fingerzeig sein, jeder der weiter gehen will, der es erleben will, muss versuchen es selbst zu erfahren, indem man zum Beispiel einmal ungestört in die Natur geht, und auf die Sinneseindrücke in den allerersten Sekunden achtet, bevor die verstandesmäßige Bewertung einsetzt.

Nun, das alles behaupte ich im 21. Jahrhundert, im Internet- und Technologiezeitalter, wo der Verstand und das Pragmatische so wichtig sind, Karriere und ich will das und jenes, wo man doch so sehr von seinem "Ego" überzeugt ist!?

Der entscheidende Punkt ist, wir sollten dem Ego den richtigen Platz zuweisen, und dazu gehört als erstes die Wahrheit zu erkennen, das es keine konstante Einheit ist, und somit den ersten Schritt machen uns einiges von unserem selbst produziertem „Leid“ zu nehmen. Und das alles heisst dann nichts anderes, als das wir ein Leben aus unserem Selbst herausführen, das uns ein wenig unabhängiger von all den Wirrungen und Irrungen des alltäglichen Dramas macht.

Es ist jetzt an der Zeit, endlich zu erkennen, wer wir sind!
Wenn wir die scheinbare Trennung (Dualität) zwischen „Ich“ und der Umwelt erkennen, und damit anfangen sie aufzuheben, dann, ja dann wird es für jeden einzelnen und somit für alle um ein vielfaches einfacher und gelassener werden, nicht nur für die noch kommenden Veränderungen.

In der neuen Zeit, nach all den Umbrüchen, wird es keine Dualitäten, Gegensätze mehr geben! Stück für Stück werden sie sich eine nach der anderen auflösen, was dann nichts anderes heißt, als in Einheit zu sein mit allem Leben, mit allen Menschen, mit allem was einen umgibt, und somit eins zu sein mit dem Göttlichen/Universellen, welches unser eigentlicher Kern ist, unser Selbst. Es liegt wohl auf der Hand, das es dadurch überhaupt keine Angst mehr geben kann, da diese ja nur aus einer scheinbaren Trennung gespeist wird.

Und wie soll man das anstellen, gerade in diesen Zeiten anhaltender Angst und Unsicherheit?
Die Antwort: Vertraue dem Herzen!
Das Herz gibt den Weg vor, weil dies schon immer mit der „Quelle“ verbunden war, nur seit Jahren von all dem Ballast verschüttet ist. Nun haben wir aber die einmalige Möglichkeit diesen ganzen angesammelten Schutt zu sprengen, uns endlich davon zu befreien und im Einklang mit uns selbst zu leben.

Dazu bedarf es Mut und vor allem ein öffnen des Herzens. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie schwer und schmerzlich das sein kann, aber gerade jetzt heißt es, weitergehen,immer weiter ,durch die Angst hindurch, mitten ins Herz!
Vertrauen und Mut loszulassen, ins „Unbekannte“ springen, sind dafür die entscheidenen Eigenschaften.

Wir brauchen und können nicht die Welt verändern, wenn wir uns selbst ins Gleichgewicht bringen, wird das bald die Welt ins Gleichgewicht bringen!

Heute habe ich versucht zu vermitteln, was ich unter dem „wahren Selbst“ verstehe und damit einhergehend mit dem Begriff Selbstbewusstsein. Im 2. Teil werde ich mich dem Begriff Bewußtsein und dem damit verbundenen wichtigem Thema Vertrauen widmen.