Donnerstag, 7. Juni 2012

Eine Theorie von Allem Teil 2

 

2. Entwicklung ist eine Abnahme der Egozentrik

 

Im ersten Kapitel haben wir gesehen, dass es eine evolutionäre Entwicklung und Ausbreitung im Individuum in Form von immer komplexeren Stadien oder Wellen gibt, welche die zuvor durchlaufende Ebene nicht "vergisst", sondern mit in die nächst höhere integriert, um deren Potential weiterhin zu nutzen und gleichzeitig neue, nie dagewesene Fähigkeiten und Werte entwickelt. Mir ist es an dieser Stelle noch einmal wichtig zu betonen, dass ich diese theoretischen Ausführungen  deshalb mache, um eine breite Ausgangsbasis für die spätere praktische Anwendung dieser Entwicklungsspirale zu bekommen. Das heisst, die Theorie trifft auf die Realität, und somit kann ich sie zum Abgleich mit meinem eigenen Erfahrungshorizont nutzen. In meinem Fall wären das insbesondere, die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Occupy-Bewegung, und den gemachten Erfahrungen während meiner Griechenlandradtour, insbesondere meines dreimonatigen Winteraufenthaltes in Hellas. Es geht einfach darum, dass diese Theorie dabei helfen kann - und wie wir sehen werden, es auf unglaublich präzise Art und Weise tut - , zu verstehen, warum Menschen mit sehr hohen idealen und moralischen Ansprüchen im niederen Sumpf von Egozentrik und Subjektivismus stecken bleiben. In diesem Zusammenhang ist es außerordentlich wichtig zu erwähnen, dass die Stufenkonzeption der Spiral Dynamcis auf unglaublich hohen Mengen von Daten und Nachforschungen basiert. Es ist nicht nur eine konzeptionelle Idee oder Lieblingstheorie, sondert sie basiert vollständig auf einer bemerkenswerten Menge an Beweisen. Die Spiral Dynamcis von Beck und Cowan, wurden weltweit an über 50.000 Menschen getestet, wobei keine grundlegenden Abweichungen vom Hauptschema entdeckt wurden. Desweiteren waren die Erfinder von Spiral Dynamics weit davon entfernt, lediglich Analytiker zu sein. Beide waren an der Diskussion, die zum Ende der Apartheid in Südafrika führte, maßgeblich beteiligt.
 
 Schauen wir uns nun die dargestellte Spirale und ihre einzelnen Entfaltungswellen etwas näher an. Zum einen, um ein besseres Verständnis für die Errungenschaften zu bekommen, zum anderen, aber auch für die damit einhergehenden Pathologien jeder höheren Entwicklungsstufe. Dazu Ken Wilber: "Denn jedes einzelne Stadium der Entwicklung bringt nicht nur neue Fähigkeiten, sondern auch die Möglichkeit neuer Katastrophen, nicht nur neue Potentiale, sondern auch neue Pathologien - neue Stärken, neue Krankheiten. Es ist schon ärgerlich, aber für jede Steigerung des Bewußtseins muss ein Preis bezahlt werden, und dieser "Dialektik des Fortschritts" (gute Nachrichten, schlechte Nachrichten) sollte man stets eingedenk sein. Nichtsdestoweniger ist erst einmal festzuhalten, dass jede sich entfaltende Welle von Bewußtsein zumindest die Möglichkeit einer stärkeren Ausweitung von Fürsorge, Mitgefühl, Gerechtigkeit und Erbarmen mit sich bringt - auf dem Wege zu einer alles umfassenden integralen Einbindung." (Ganzheitlich Handeln,S35).

An dieser Stelle möchte ich noch einmal ein Schaudiagramm einfügen, um ein noch besseres Verständnis zwischen den Weltanschauungen und Ich-Identitäten der einzelnen Ebenen zu bekommen.


      Weltanschauung                           Ebene                               Ich-Identität


      archaisch  (instinktiv)                     Beige                                 impulsiv
       
      magisch  (animistisch)                    Purpur/Rot                        egozentrisch
                                                            
      mythisch (Zugehörigkeit)               Blau                                   konformistisch

       formal (rational)                           Orange                              gewissenhaft

       pluralistisch                                  Grün                                  individualistisch
___________________________________________________________

       integral (holistisch)                       Gelb/Türkis                        autonom
                                                           
Diagramm 2: Weltanschauungen und Individualität (aus Ganzheitlich handeln)

Man kann die einzelnen Ebenen der Spiral Dynamics auch ganz vereinfacht in drei Gruppierungen zusammenfassen:
  • Präkonventionell (egozentrisch): Beige - Purpur - Rot
  • Konventionell (ethnozentrisch): Blau - Orange
  • Postkonventionell (weltzentrisch): Grün - Gelb - Türkis
 "Während die Entwicklung sich vom Präkonventionellen zum Konventionellen zum Postkonventionellen bewegt (oder vom Egozentrischen zum Ethnozentrischen zum Weltzentrischen), nimmt die Menge von Narzißmus und Egozentrik langsam, aber sicher ab. Statt die Welt und andere als eine Erweiterung des Ich zu behandeln, begegnet der reife Erwachsene des weltzentrischen Bewußtseins der Welt, wie es dieser entspricht, und zwar als ein individualisiertes Ich in einer Gemeinschaft anderer individualisierter Ichs, die mit wechselseitiger Anerkennung und Achtung miteinander umgehen. Die Entwicklungsspirale ist eine Spirale des Mitgefühls, die sich von "Ich" zu "Wir" zu "Wir alle" ausweitet und von dort aus offen ist für eine wahrhaft integrale Zusammenschau." (Ganzheitlich handeln, S. 35).  Hier  ist es wichtig zu erwähnen, dass Narzissmus per se nichts schlechtes ist. Im Gegenteil, für unsere Entwicklung als selbstbewußte und reife Erwachsene ist er sogar notwendig. Wenn wir geboren werden (also auf der Stufe 1: Beige beginnen) befinden wir uns in einem vollständigen narzisstischen Zustand. Das Kleinkind nimmt nur sich, seine Gefühle und Bedürfnisse wahr. Es hat einfach noch nicht die Fähigkeit entwickelt, die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen oder zu erkennen. Das kommt erst in späteren Jahren hinzu, und deshalb ist es so wichtig zu erkennen, dass wir uns in einem ständigen Entwicklungsprozess befinden. Nur kann bei dieser "Dialektik des Fortschritts" leider auch einiges schief gehen, und wir bleiben stecken oder entwickeln uns sogar zurück. "Die meisten Psychologen sind sich darin einig, dass es zwar viele Möglichkeiten gibt, Narzissmus zu betrachten (und viele verschiedene Formen von Narzissmus), dass es sich dabei im allgemeinen jedoch um einen normalen Zug der Kindheit handelt, aus dem ein Mensch  idealerweise herauswächst, zumindest in einem erheblichen Ausmaß. (...) Während Stärke und Fähigkeiten seines Bewußtseins allmählich wachsen, kann sich das Kind seiner selbst und anderer bewußt werden. Schließlich vermag es sogar, sich in andere hineinzuversetzen und auf diese Weise Fürsorge, Mitgefühl und eine großzügige integrale Aufnahmebereitschaft zu entwickeln, die ihm nicht angeboren sind." (Ganzheitlich handeln, S30)

Wir sehen also, dass Entwicklung mit einer zunehmenden Komplexität und Erweiterung einhergeht. Dies können wir auch in der Natur beobachten. Wenn wir uns die Entwicklung von Lebewesen und Organismen ansehen, werden wir feststellen, das jede höhere Lebensform gleichzeitig mehr Potential und Fähigkeiten, wie auch Krankheiten und Pathologien zur Verfügung hat. Hunde können Krebs bekommen, Atome nicht. (Ganzheitlich handeln, S.35). Das Gleiche gilt für die geistige bzw. bewußtseinsmäßige Entwicklung in menschlichen Individuen. "Entwicklung beinhaltet zu einem erheblichen Maße abnehmenden Narzißmus und wachsendes Bewußtsein - oder die Fähigkeit, andere Menschen, Orte und Dinge zu berücksichtigen und somit jedem Fürsorge zukommen zu lassen." (Ganzheitlich handeln, S.31). Dies ist für unsere weiteren Ausführungen von grundlegender Bedeutung. Wir wir sehen werden spielt der Narzißmus bei einer "grünen" Protestbewegung, wie Occupy, eine wichtige Rolle, und ist einer der Hauptgründe, warum es innerhalb der Bewegung zu keinem Fortschritt kommt, sie zunehmend verflacht und in der öffentlichen Wahrnehmung verebbt. Und das, obwohl "Grün" schon zu den höheren Stufen zählt und eigentlich die niederen integriert und transformiert haben sollte!

Chancen und Pathologien der Grünen Stufe

Wir könnten jetzt zu jeder einzelnen Welle die entsprechenden Errungenschaften und damit einhergehenden Pathologien aufzählen. Da sich diese Abhandlung aber mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Problemen beschäftigen will, konzentriere ich mich hauptsächlich auf  "Grün", weil sich auf dieser postkonventionellen Stufe der Entwicklungsspirale gleichzeitig die größten Chancen wie Risiken befinden.

Wenn wir uns noch einmal die Grafik aus dem ersten Teil vor Augen rufen, sehen wir, dass "Grün" der vorläufige Abschluss von ganzen sechs Entwicklungsstufen ist! Von hier aus passiert ein "Quantensprung" in die ersten integralen Bewußtseinsstufen. Von daher fungiert "Grün" als Sprungbrett zu den ersten Stufen des Integralen Bewußtseins, oder zu einer weltzentrischen, "Wir alle" - Anschauung. Damit kommt dieser letzten Stufe der ersten sechs "Existenzebenen" eine wichtige Aufgabe und Verantwortung zu. Von hier aus erst kann sich eine echte postkonventionelle ( weltzentrische ) Sichtweise entwickeln, welche sich dann auch mit weltweiten Problemen, wie Umweltschutz, atomare Abrüstung und Klimaschutz beschäftigen kann, ganz einfach deswegen, weil Individuen, die sich auf dieser Bewußtseinsstufe befinden, von innen heraus diese Problematik verstanden haben und die erkannten äußeren Bedingungen ändern wollen. Ein Mensch auf einer egozentrischen Stufe (wie Rot) hat einfach noch nicht die inneren Fähigkeiten entwickelt, sich um dieses weltweiten, uns alle betreffenden Problematiken zu kümmern, da er noch ganz mit seinen eigenen Problemen beschäftigt ist. Und wie wir gesehen haben befinden sich 90% der Weltbevölkerung auf Rot, Blau und Orange und somit auf ego- oder ethnozentrischen Ebenen.

Zurück zur "Grünen Welle". Hier versammeln sich gleichzeitig die größten Chancen, wie auch die größten Hindernisse! Wie erwähnt, jede Stufe ist gleich wichtig und leistet ihren Beitrag zur Erhaltung der gesamten Spirale. So auch Grün. Dieser Stufe haben wir in den letzten Jahrzehnten grundlegende Initiativen des Bürgerrechts, des Gesundheitswesen und des Umweltschutzes zu verdanken (als Beispiele: Bündnis 90/die Grünen; Greenpeace; Attac uvm.) Es hat gewichtige und häufig überzeugende Kritiken an den Philosophien, der Metaphysik und der sozialen Praktiken der konventionellen Religionen (Christentum), der Regierungen (68er) und der Wissenschaft entwickelt, welche häufig durch ihre oft ausschließlichen, patriarchalischen (männlich dominiernd), sexistischen (Unterdrückung der Frau in der katholischen Kirche) und kolonialistischen Ziele gekennzeichnet sind (Boomeritis, S40). Aber auf der anderen Seite, so effektiv und richtig all diese Kritiken waren und sind, versucht "Grün" alles was sich nur im Entferntesten hierarchisch, ausgrenzend oder rassistisch anhört, also alles, was sich nur ein wenig außerhalb der eigenen Wahrheit und Anschauung befindet, anzugreifen und zu zerstören.  Und das mit einer unglaublichen Enerige und Wut, was katastrophale Folgen hat. Das hat bestimmt mit der hohen Empfindsamkeit des Selbst auf dieser Stufe zu tun ("Fühlendes Ich"). Nochmal, das ist zuerst mal sehr bewunderswert, da Grün, einfach gesprochen, Gefühle und Emotionen eines Subjekt wieder in den Mittelpunkt des Handelns gestellt hat, nachdem diese von der vorherigen, rational geprägten Stufe (Orange) weitesgehend verdrängt und verleugnet wurden.

 Aber leider ist "Grün" damit weit über das Ziel hinausgeschossen, hat das "Kind mit dem Bade ausgeschüttet", und angefangen alle vorherigen Entwicklungsstufen zu ignorieren und zu verurteilen! Die Individuen auf der "Grünenstufe" sind von einem starken "Subjektivismus" (keiner sagt mir, was ich zu tun habe) und einem weitem pluralistischen Relativismus - jede Meinung ist gleichwertig ("relativ") - geprägt und infiziert. Übersetzt heisst das: "Was für euch wahr ist, das ist nicht notwendigerweise auch für mich wahr. Rechtens ist einfach das, worauf sich die Individuen oder Kulturen zu einem gegebenen Zeitpunkt geeinigt haben. Es gibt keinen universellen Anspruch auf Wissen oder auf Wahrheit. Jede Person hat die Freiheit, seine eigenen Werte herauszufinden, die dabei nicht für andere verpflichtend sind. Du machst dein Ding, ich mache mein Ding" (Boomeritis, S.41)

Bei aller berechtigten Wertschätzung für diese Meinungsvielfalt und Toleranz, hat diese Herangehensweise natürlich auch eine Kehrseite. Versammlungen die auf grünen Prinzipien beruhen, dauern gewöhnlich mehrere Stunden, solange bis jeder seine Gefühle ausgedrückt hat. Es fndet ein endloses Abarbeiten von Meinungen und Ansichten statt, wodurch es selten zu Entscheidungen oder zielorientierten Handlungen kommt, da bei solch einer Entscheidung, bestimmt irgendjemand sich unterdrückt oder ausgegrenzt fühlen würde. Es wird alles getan um alle Perspektiven mit einzubeziehen, nichts auszuschliessen, da alles den gleichen Wert und Rang hat. So läuft man sich für gewöhnlich tot, streitet sich über Marginalien und kommt zu keinem Ergebnis. In der 68er Generation gab es dazu einen bekannten Spruch: "Freiheit ist eine endlose Versammlung!"

Aber es kommt noch schlimmer. Die weitaus größte Kehrseite, und gleichzeitig große Gefahr, dieser grünen Entwicklungsstufe, ist die völlige Leugnung aller vorherigen Stufen! Allen voran der unmittelbar davor liegenden - der "Orangen". "Grün" vergisst oder verdrängt völlig, dass eine Entwicklung von mindestens sechs Stufen hinter ihr liegt, um da zu sein, wo sie sich jetzt befindet. Und hier bekommen wir schon eine leichte Vorahnung, wie wir langsam den Bogen hinüber zum realistischen Bezug dieser Entwicklungsspirale spannen, da es für diesen Konflikt zwischen "Grün" und "Orange" keinen besseren Vergleich gibt, als den Kampf von Occupy gegen das Bankensystem. Aber bevor wir uns intensiver damit beschäftigen, möchte ich noch bei dieser Pathologie von Grün bleiben. Durch den starken subjektiven und gefühlsmäßigen Bezug fungiert die Grüne Entwicklungsstufe wie ein Magnet für einen überbordenden Narzissmuss. Getreu nach dem Motto: "Ich mach meins, du machst deins", könnte man auch sagen: "Pass auf, niemand sagt mir was ich zu tun habe." Und damit bewegt sich "Grün", obwohl auf einer weltzentrischen ("Wir alle") Ebene, in das gefährliche Fahrwasser der egozentrischen Ebene ("Ich allein"). "Wer es nicht bis auf die konventionelle Stufe geschafft hat, dessen Angriff auf die Gesellschaft wird keine postkonventionelle (weltzentrische) Gesellschaftskritik, sondern eine präkonventionelle (egozentrische) Rebellion sein. Das Kernstück des Narzißmus - nämlich: "Niemand sagt mir, was ich zu tun habe!" - ist in den präkonventionellen Wellen sehr präsent." (Ganzheitlich handeln, S.36).

 Hier wird es nun glaube ich Zeit, für eine Wörterbuchdefinition des Begriffes Narzissmus, um einen klareren Blick auf diese "pathologischen Ich-Störung" zu bekommen:

"Exzessive Beschäftigung mit dem eigenen Ich, seiner Wichtigkeit und seinen Fähigkeiten usw.; Egozentrik."

Ergänzend dazu Ken Wilber: " Dennoch ist Narzißmus nicht einfach die Überbewertung des Ich und seiner Fähigkeiten, sondern eine damit einhergehende Unterbewertung anderer und ihrer Leistungen. Nicht, ein bestimmtes Maß an Selbstachtung zu besitzen ist problematisch - entscheidend ist die gleichzeitige Abwertung anderer. (Ganzheitlich handeln, S.30)

Und hier haben wir es. "Die gleichzeitige Abwertung anderer", ist das zersetzende Gift des Narzissmus, und damit leider auch der Grünen Entwicklungswelle. Wir (Ich!) haben die einzige Wahrheit für die neue Weltordnung, das neue Paradigma, den Weltfrieden, der Rettung von Gaia (der Erde), der Wiederkehr des göttlichen Prinzips auf Erden. Alles was vor uns war ist fanatisch, faschistisch, ausbeuterisch, sexistisch,  unterdrückend, zerstörend, versklavend. Das ist verstörend und desillusionierend. Obwohl "Grün" so grosse Chancen hat sich zum integralen Bewußtsein weiterzuentwicklen, zu einem weltweiten Integralismus, verhindert es gerade durch seine starre Haltung diese Entwicklung. Aber erst wenn immer mehr Menschen sich bewußtseinsmäßig (innerlich) auf einer postkonventionellen (weltzentrischen) Ebene befinden, können sie nicht nur mehr Verständnis für Umweltprobleme und Weltfrieden aufbringen, nein, sie können vor allen Dingen akzeptieren, dass es weltweit Menschen auf unterschiedlichen Bewußtseinsebenen gibt - von Purpur bis Grün -, und dass jede Welle seine Existenzberichtigung hat. Mit einem Satz: Verständnis und Mitgefühl würden sich ausbreiten!

 Aber dafür muss Grün zuerst mal eine Abstufung und Entwicklung in der Natur, sowie im Bewußtsein jedes einzelnen anerkennen, was aber vehement abgelehnt wird ("Ausgrenzung, Unterdrückung") und statt dessen von einem "Flachland" des Bewußtseins ausgegangen wird ("Es gibt keine absolute Wahrheit, alles ist gleich"). Das wäre ungefähr so, als würde ein 18-jähriger junger Mann leugnen, dass er jemals ein 3-jähriger kleiner Knirps war, von dem aus er sich bis zu heutigen Tag weiterentwickelt hat.

Bevor ich nun langsam zum Ende dieses zweiten Teils komme, möchte ich noch ein sehr passendes Beispiel aus der Praxis der "Grünen Pathologie" anführen. Dieses spielte sich Anfang der 60er während der Proteste von Studenten in Amerika ab: "Während der Studentenproteste in Berkeley behaupteten praktisch alle Studenten, sie agieren von der Warte universeller moralischer Prinzipien - zum Beispiel "Der Krieg in Vietnam verletzt universale Menschenrechte, weshalb ich als ein moralisches Wesen mich weigere, in diesem Krieg zu kämpfen. Doch haben Test übereinstimmend gezeigt, dass nur eine Minderheit der protestierenden Studenten aufgrund postkonventioneller moralischer Prinzipien handelte. Die Mehrheit agierte aus präkonventionellen egozentrischen Antrieben heraus: "Mir hat niemand zu befehlen, was ich tun soll! Also nehmt euren Krieg und schiebt ihn euch in den ...(...) Es sieht ganz so aus, als wären in diesem Fall erhabene moralische Ideale benutzt worden, um etwas zu rechtfertigen, was tatsächlich viel weniger edle Impulse waren. (...) Das ist ein Punkt von entscheidender Bedeutung, weil er uns auf folgende Tatsache aufmerksam macht: Ganz gleich, wie hehr, idealistisch oder altruistisch eine Sache erscheinen mag - von der Ökologie zur kulturellen Vielfalt bis zum Weltfrieden - , dass bloße Lippenbekenntnis für das betreffende Thema reicht nicht aus zu entscheiden, warum sich jemand tatsächlich für diese Sache engagiert."(Ganzheitlich handeln, S37)

Ich glaube, nun wir haben genug Grundlagenkenntnisse gesammelt, um diese in der Realität einem Lackmustest zu unterziehen. Bewegen wir uns nun langsam aus den trockenen Hallen dieses Spektrum des Bewußtseins hinaus in das gleißende Licht der Welt des 21. Jahrhunderts. Um eine erste grosse Protestbewegung dieses Jahrzehnts näher kennen zu lernen. Gelegenheit dazu hatte ich am Ende meiner Griechenlandradreise im April 2012. Eine Nacht verbrachte ich im Occupy- Camp vor der EZB in Frankfurt, und konnte einige Impulse und Eindrücke aufsammeln. Versuchen wir nun im dritten Teil dieser Abhandlung, dass soeben dargestellte auf die Motive und Inhalte dieser Bewegung anzuwenden.




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