Sonntag, 11. April 2010

Leben in einem Zen Kloster

Nun bin ich da, am 6.4. nachmittags eingetroffen. An der Bushaltestelle habe ich 4 weitere Mutige getroffen, die nach Antaiji wollen. Zusammen sind wir dann ab der Haltestelle die 4 KM den Berg hinauf. Steiler und anstrengender als gedacht, schweissgebadet sind wir oben angekommen.
Nun sind 5 Tage vergangen, viele Regeln und Verhaltensweisen gelernt. Heute ist Hosan, freier Tag, das heisst hier man kann ausschlafen bis 6.30!!
Ab Morgen sind wieder Arbeitstage, um 3.45 laueft der Jikido mit der Bimmel durch die Gaenge. Um 4 Uhr beginnt ZaZen, 2 std. sitzen, unterbrochen von 10 Minuten Kinhin, gehen.

Es ist hart, keine Frage, Muedigkeit und eisige Kaelte in der Meditationshalle. Geheizt wird hier nur im tiefsten Winter, und dann nur ein Raum. Aber so langsam gewoehne ich mich an den Tagesablauf. Von dem ist man voellig eingenommen, wusste die letzten Tage nicht welches Datum oder Wochentag ist. Spiel auch keine Rolle. Du hast deine festen Termine und Regeln
Die Ablauefe beim Essen sind nachwievor stressig. Du musst immer voll konzentriert sein,deine Umgebung beobachten, was machen die anderen. Erste Regel beim Essen, denke zuerst an deine Mitstreiter, vor allem beim Nachschlag mit Suppe oder Reis. Zuerst fuellt man die Schale der Wartenden, dann seine eigenen. Allgemein wird hier sehr schnell gegessen, auch das ist fuer mich noch gewoehnungsbeduerftig, bin aber schon schneller geworden.

Das Kloster liegt wunderschoen auf einem Hochplateau, umgeben von bewaldeten Huegeln, die alle zu Antaiji gehoeren. Wir arbeiten draussen, sammeln Holz, haben ein Gewaechshaus aufgebaut wo die Reispflanzen reinkommen. Bisher macht mir das spass, 6 Std. draussen in der Natur.
Die letzten beiden Tage hatten wir warmes und sonniges Wetter. So hatten wir gestern abend eine Hanami Party, sassen unter den Kirschbauemen beim Lagerfeuer, es gab Bier und kleine Wuerstchen vom Grill, das war aber eine Ausnahme. Ansonsten ist das essen hier voll Vegetarisch, alles selbst angebaut, schmeckt gut.

Zur Zeit sind wir 10 Leute, eine bunt gemischte europaeische Truppe. Nur 1 junger Japaner lebt hier als Moench.
Abt Muho oder Docho/san wie er hier von uns genannt wird ist wirklich beeindruckend.
Morgens um 7.30 ist Meeting fuer die anstehenden Tagesarbeiten. Danach verschwindet er aber nicht in seine Gemaecher oder trinkt Tee, sondern steht mit uns draussen im Dreck. Dabei spricht er auch mal die Leute an, wie mich die Tage, und haelt einen Small Talk. Gestern abend sass er mit uns am Lagerfeuer, trank Bier und Remy Martin.
Er macht auf mich einen unglaublich freundlichen und ausgeglichenen Eindruck.
Natuerlich ist er trotzdem auch ein Zen Meister der auch sehr streng sein kann, was ich so von den Langzeitgaesten gehoert habe.

Bei der Vorstellungsrunde habe ich gesagt, das ich nicht weiss wie lange ich bleibe, will sehen wie ich mit dem ganzen zurecht komme. Bisher habe ich noch kein Sesshin erlebt, das naechste 1 tages Sesshin ist in 5 Tagen. Das sind dann 15 Std. sitzen.
Aber irgendwie traegt einem die ganze Umgebung, die Gemeinschaft der Praktizierenden durch die Unannehmlichkeiten und Schmerzen beim Sitzen. Als ich gehoert habe das die erste Runde 1 Std. gessessen wird, war ich schockiert. Niemals davor habe ich so lange gessessen. Als ich dann nach dem ersten Moren ZaZen von meinem Kissen aufstand, war ich ueberrascht wie gut es ging! Alleine daheim undenkbar.

Nun das sind meine ersten Eindruecke. Jeder Tag ist hier eine neue Herausforderung, eine Ueberwindung sich morgens aufzuraffen. Und so lebe ich von Tag zu Tag, und sehe was alles mit mir passiert. Wie schnell einem dieses Durchhaltevermoegen verlassen kann hat man diese Woche gesehen. Ein Kanadier der gesagt hat er will 3 Monate bleiben, ist nach 4 Tage wieder gegegangen.

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