Samstag, 25. Dezember 2010

Pondicherry

Weihnachtsgruesse aus Indien, aus 25 Grad Sonne. Gestern abend fand hier in unserem Guesthouse eine kleine Weihnachtsandacht statt, eigentlich ein kleines Konzert. Sehr schoene Musik mit Instrumenten die ich nicht kenne, sich aber sehr schoen angehoert haben, hat einen beruerht. Danach gab es dann Tee, Kuchen und kleine eingepackte Geschenke, alles von dem Guesthouse gemanagt und gestellt.
Man muss wissen, dies ist in gewisser Weise ein besonderes Guesthouse. Es gehoert zum dem bekannten Ashram von Sri Aurobindo hier in Pondicherry. Eigentlich bin ich durch Zufall an diese Adresse gekommen, auf eine Empfehlung von einer Bekannten her.
Somit bin ich auch in Pondicherry gelandet, eine Stadt mit ca. 1 Million Einwohner, aber absolut keine typisch indische Stadt, soll heissen vergleichsweise sauber und ruhig, ja und auch nicht so viel Elend auf den Strassen wie in anderen Staedten.

Ich bin nicht wie viele andere hier in dem Guesthouse wegen der Lehre von Sri Aurobindo hier, die ausschlaggebenden Faktoren waren die deutsche Leitung und ein schoenes sauberes Zimmer zu einem absolut fairen Preis, somit moechte ich dieses Zimmer als Ausgangsbasis fuer weitere Unternehmungen behalten, quasi als Basis.
Aber trotz diesem sanften Einstieg hier in Pondi, oder Indien light,bin ich momentan nach ueber 2 Wochen doch an einem kritischen Punkt, man koennte auch sagen eine Art Kulturschock, nachwievor!
Ein Erlebnis heute war der Ausloeser. Ich machte einen Weihnachtsanruf nach Deutschland von so einer Telefonhuette an der Strasse, die es hier ueberall gibt, und wurde mal wieder richtig betrogen, also die uebliche der weisse zahlt mehr Nummer. Obwohl ich vorher nach dem Minutenpreis gefragt hatte. Klar ich habe es selbst geschrieben, man zahlt hier als Indienanfaenger immer Lehrgeld, das habe ich schon zu genuege, mich stoert aber vor allem diese Dreistigkeit, und dieses offensichtlich Denken, jeder Weisser der hier rumlaueft ist ein Millionaer. Ja vor einigen Tagen sagte mir einer dieser herumlaufenden Strassenverkauefer glatt ins gesicht, wenn du dir einen Flug nach Indien leisten kannst, bist du reich. Ja so denken die hier! Das man vielleicht dafuer monatelang gesparrt hat, und hier auch laenger bleiben will, und somit kein 3-wochen-urlauber ist dem ein paar euro mehr nicht weh tun, das faellt keinem ein, verlangt ja auch keiner. Vielleicht koennte sich dieser junge Bursche mit seinen Trommeln die er ueberteuert an dumme Touris verkauft, auch einen Flug nach Europa leisten, wenn er von seinem hart erschwaetzten Geld was zur seite legt, und sich mal ne woche in Berlin goennt!! Das ist natuerlich auch ein wenig ironisch gemeint, aber durchaus mit einer Portion Ernsthaftigkeit.

Nun das ist das Ereignis von heute was mich beschaeftigt und mir zu denken gibt, die Leute denen ich es erzaehlt habe nennen es eine gute Uebung, ok lass ich mal so stehen.
Das soll aber nicht heissen das ich mich jeden Tag mit irgendwelchen Indern uebers Geld streiten muss. Nein, hier im Guesthouse habe ich gute und nette Kontakte zu anderen Deutschen geknuepft. Vor 3 Tagen haben wir uns zu viert ein Taxi geteilt und sind nach Chidambaram, 70 km suedlich von Pondi, zu einem der groessten Shiva Tempel Suedindiens gefahren. Wir sind schon frueh morgens los, da der Tempel um 12 uhr schliesst. Eine riesige Anlage, mit verschiedenen kleinen Tempeln, einem Wasserbecken mit einer Gloacke die als heilig gilt und sich somit die Inder darin waschen, penetrante Kinderhaende die an einem zupfen und nach geld betteln, Priester mit kahlgeschorener Stirn und jede Menge bettender Inder. Gott sei Dank sind wir um 11.30 raus aus dem Tempel, es fuellte sich immer mehr, am Nachmittag war eine grosse Prozession mit tausenden ausflippenden Indern, die Waegen mit riesigen Stahlraedern ziehen, unter die wohl schon bei anderen Festen dieser Art Menschen kamen, was man sich bei diesen Massen und Gedraenge sehr leicht vorstellen kann.

Von Pondicherry ca. 10 km entfernt liegt die Stadt der Zukunft, das Auroville. Eine interessante Idee, und quasi eine gelebte Utopie, viele verschiedene Nationen leben auf einem Areal von der groesse eine Grosstadt, verteilt auf Doerfer, Gemeinschaften, Guesthouses. In der Mitte liegt quasi das spirituelle Zentrum, das Herz dieses ganzen Kleinstadt mit momentan ca. 2000 Einwohnern, das Matrimandir. Ich hatte die Zeit und Gelegenheit mir ausfuehrlich sowohl das Auroville sowie auch das Matrimandir anzuschauen, ein beindruckende Konstruktion in Form von einer riesigen goldenen Kugel, umgeben von 12 Betonblaetter in Form einer Lotusbluete. Die innere Kammer, in dieser Kugel, eine Meditationskammer ist mit das beeindruckendste was ich bisher so gesehen haben, 12 weisse sauelen, alles in Weiss gehalten, in der mitte eine riesige Kristallkugel die von gebuendelten Sonnenlicht angestrahlt wird, sehr ruhige und konzentrierte Atmosphaere.

Naechsten Sonntag geht es fuer 10 Tage in ein Vipassana Retreat nach Chennai, Schweigen, Ruhe, Meditieren, runter kommen von diesem staendigem Laerm, es kann nur eine Erholung werden und eine intensive Selbsterfahrung.
Also noch mal von mir, Frohe Weihnachten an alle und besinnliche Festtage!

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