Update:
Gerade fand ich einen Link, der wie die Faust aufs Auge zu meinem gestrigen Artikel paßt. Ein weiterer Grund, auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten, oder wenigstens stark einzuschränken:
Massentierhaltung und Antibiotikaresistenz
Gerade fand ich einen Link, der wie die Faust aufs Auge zu meinem gestrigen Artikel paßt. Ein weiterer Grund, auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten, oder wenigstens stark einzuschränken:
Massentierhaltung und Antibiotikaresistenz
Dieses Thema liegt mir auch schon lange
auf dem Herzen, bzw. im Magen. Seit gut einem Jahr bezeichne ich mich
als Vegetarier. Die zwei Monate in Indien, in denen ich viele
Vegetarier und Veganer (völliger Verzicht auf tierische
Produkte) kennenlernte, gaben mir den entscheidenden Impuls und öffneten mir noch mehr die Augen. Das heißt, seit dem
esse ich auch keinen Fisch mehr, oder wenn nur ganz selten, in dem
einen Jahr vielleicht drei mal und auch nur weil ich eingeladen wurde. Vor
der Indienzeit gehörte Fisch noch auf meinen wöchentlichen
Speiseplan.
Heute möchte ich von meiner
Entwicklung erzählen, von einem überzeugten Fleischesser zu einem
bewußten Vegetarier. Man kann sagen, ich bin mit Fleisch groß
geworden. In meinem Elternhaus gehörte Fleisch auf den Tisch, und
zwar fast täglich. Gulasch, Bratwurst, Schnitzel und Sonntags der
eingelegte Sauerbraten. Ich kann nicht behaupten, daß mir dies nicht
geschmeckt hat. Im Gegenteil, ich aß sehr gerne ein schönes
Jägerschnitzel mit Pommes und Salat. Auch wenn mir heute jemand ein
Schnitzel hinstellen würde, ich würde es wahrscheinlich
verspeisen. Es würde mir nach wie vor schmecken und ich müßte es
nicht qualvoll herunter würgen. Um den Geschmack von Fleisch kann es
also bei mir nicht gehen.
Nein, es geht um andere Gründe. Und um
die zu beleuchten, muss ich ein wenig ausholen. Vor Jahren fielen mir
die ersten Bücher über Ernährung in die Hände. Die Deutsche
Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt nach wie vor, ein bis
zweimal in der Woche, Fleisch auf den Speiseplan zu haben. Es gibt
unzählige Studien zum Thema Fleischkonsum. Die einen halten es für
gesundheitlich völlig unbedenklich - die Menge und die Häufigkeit
des Verzehrs machen es aus. Neuere Studien
raten nun grundsätzlich von Fleischverzehr ab, wegen des
erhöhten Risikos an Gicht, Darmkrebs, Herz-Kreislauferkrankungen,
Alzheimer und der Adipositas (Fettleibigkeit) zu erkranken. Umso mehr
ich mich damit beschäftigte, umso mehr dachte ich über meinen
Fleischkonsum und die Auswirkungen auf den Körper nach. Da ich seit
über 15 Jahren jogge, war ich davon überzeugt, dass ich nicht ganz
auf Fleisch verzichten konnte, wegen dem Bedarf an tierischem Eiweiß,
das bekanntlich wichtig ist zum Aufbau von Muskeln (wiederum aber auch nicht so wichtig, wie uns die Fleischindustrie weiß machen will). Also fing ich vor ca. 3 Jahre an, mein Essverhalten langsam
umzustellen. Zuerst verzichtete ich komplett auf Schweinefleisch,
auch wenn ich damit Tschüss zu meinem geliebten Schnitzel sagen
musste. Ich aß ab und an Rindfleisch, aber vor allem Geflügel. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass dies besonders gut für
Sportler sein sollte.
Eines Tages ging ich in die Videothek
und stieß auf den Film "We feed the world".
Ich lieh ihn mir aus und schauten ihn mir zuhause an. Als der Abspann lief, stand mir das Entsetzen im Gesicht. Ich beschloss auf jegliches Fleisch zu verzichten. Die
Bilder von Rindern, Hühnern und Schweine aus der Massentierhaltung - und deren Schlachtung - schockierten mich zutiefst. Vor allem öffnete
mir der Film die Augen für den Kreislauf und den
Zusammenhang von Massentierhaltung, Pharmaindustrie (als Schutz vor
Krankheiten werden die Tiere vollgepumpt mit Antibiotika und anderen
Mitteln) und der Abholzung tausender Quadratkilometer Regenwald in
Schwellenländern, wie Brasilien. Das alles nur, um mit gentechnisch
veränderten Saatgut, riesige Felder mit Sojapflanzen anzulegen,
die dann ausschließlich für die Fütterung von Nutztieren verwendet werden .
Da ich nach wie vor als ambitionierter
Läufer nicht ganz auf Eiweiß verzichten wollte, aß ich von da an nur noch
Fisch. Diese letzte Bastion fiel in Indien, als ich mich mit
langjährigen Vegetariern unterhielt und sie mir eindrücklich von
der Überfischung der Meere erzählten. Im Grunde genau das gleiche
Prinzip wie bei der konventionellen Haltung von Nutztieren. Außerdem sei man kein Vegetarier, wenn man noch Fisch esse.
Bei der Darlegung der Beweggründe für meine Umstellung legte ich bisher
den Schwerpunkt auf den gesundheitlichen und ethischen Aspekt. So
erwiderte ich in der Vergangenheit bei diversen Grillpartys, wo ich
von überzeugten Fleischessern gefragte wurde, warum ich denn kein
Fleisch essen würde: „Es gibt mehrere Gründe“ und fing dann an
aufzuzählen, was es für Auswirkungen auf den Körper und das Weltklima hat. Dies hat sich nun seit einiger Zeit
geändert, was nicht heisst, das die anderen Gründe unwichtig wurden. Würde mich aber heute jemand fragen, warum ich Vegetarier bin,
würde ich nur noch mit zwei Worten antworten: Aus Mitgefühl!
Dies ist ganz einfach. Ich würde
zuerst mal die Person fragen, ob Sie ein Haustier hat, sagen wir an,
einen Hund. Dann würde ich Sie fragen, ob Sie sich vorstellen
könnte, dem Tier in die Augen zu schauen, und ihm dabei ein Messer
in die Kehle zu rammen. Ich glaube, die Empörung wäre relativ groß:
„Nein, wie kannst du nur fragen, das würde ich nie tun!" Genau da liegt der Kasus Knaxus. Wir
halten uns für die Krone der Schöpfung. Wir wollen nicht mit unseren nächsten Verwandten, den
Primaten verglichen werden, geschweige denn, mit einem Rind, einem
Hund oder einem Schwein. Wir haben ja unsere Vernunft, wie haben ein
Bewußtsein, wir können links von rechts unterscheiden und vieles
mehr. All das sprechen wir den Tieren ab, weil wir ja über ihnen
stehen, und bitte schon gar nicht neben ihnen. Am allermeisten
sprechen wir ihnen ein Bewußtsein ab, was einhergeht mit der
Fähigkeit Freude, Leid und Schmerz zu empfinden.
Aber nun wird es interessant. Unserem
alles geliebten Haustier, dem Hund, die Katze, ja es gibt sogar
Leute, die halten sich ein Hausschwein, dem sprechen wir diese
Fähigkeit nicht ab. Wir umsorgen es, füttern es, streicheln es.
Nach einiger Zeit haben wir eine so enge Verbindung zu dem Tier
aufgebaut, dass wir sofort merken, wenn es ihm schlecht geht. Und irgendwann bemerken wir sogar, das es nicht nur uns so geht,
sondern das das Tier ebenso merkt, wenn uns etwas fehlt,
oder wir einfach jemanden zum anschmiegen brauchen. Kurz: wir haben eine
Beziehung zu dem Tier aufgebaut.
Und jetzt möchte ich eine Frage
stellen: Wie in alles in der Welt kommen wir bitte darauf, dass es
einem quiekenden Schwein, dem gerade das Bolzenschussgerät an den
Kopf gehalten wird, anders ergeht, als unserem geliebten Haustier
daheim??
Die Antwort:Wir kommen darauf, weil wir keinen
Bezug mehr haben zu dem, was wir essen. Anders gesagt: uns fehlt das
Bewußtsein für das, was wir gerade essen, nämlich ein Lebewesen das
frei von Schmerz und Angst leben möchte, also genauso, wie wir es uns als Menschen untereinander zusprechen, und
sogar unserem geliebtem Haustier. Das formverpackte Schnitzel im Kühlregal kann uns
nicht mehr anschauen. Zwei Stunden zuvor schaute der Metzger dem
Schwein in die Augen, als er ihm einen Bolzen in den Schädel schoss.
Aber das sehen wir nicht mehr in unserer modernen Welt. Wir sehen
unseren Genuß, "mhh, mir schmeckt das,warum soll ich darauf
verzichten?" Der Blogger Martin Bartonitz hat dies in einem Artikel auf seinen
Blog sehr schön aufgezeigt.
Wenn mich also das nächste Mal jemand verwundert fragt: "Warum isst du denn kein Fleisch?", ist die
viel spannendere Frage: "Warum isst du Fleisch??!"Nach den üblichen Erklärungen, würde
ich dann gerne mit dem- oder derjenigen eine Wette eingehen: Wir gehen einen Tag
zusammen in eine Schlachterei und schauen uns den Ablauf dort genau
an. Wenn du danach noch Hunger auf ein Schnitzel hast, lade ich dich
ein, wenn nicht, lädst du mich zu einem vegetarischen Menü ein! Massentierhaltung ist die extremste Form, biologische Tierhaltung die
Mildere, die Artgerechtere, wie es so schön heißt. Im Grunde ist es
aber egal: Lebewesen bleibt Lebewesen!
Die Anfangsfrage, warum ich
Vegetarier bin, lässt sich nach diesen Ausführungen nun wie folgt
beantworten: Weil ich Mitgefühl für alle empfindungsfähigen Wesen
habe! Man könnte auch sagen: Für alles was zwei Augen hat. Kann man
sich das vorstellen? Auch das schöne Filet im Supermarkt hatte mal
zwei Augen! Für mich ist es eine Frage der
Bewußtseinserweiterung, die Mitgefühl entstehen läßt. Und
diesbezüglich kann ich nur aus vollstem Herzen hoffen, das sich
diese Erweiterung nun beschleunigt und immer weiter ausbreitet, so dass wir in
einigen Jahren ganz selbstverständlich sagen werden: „Kannst du dir
das vorstellen, die haben früher massenweise Tiere getötet um deren Fleisch zu
essen, was waren das nur für Menschen!“
Schöner Post! Denkt man den Vegetarismus zu Ende landet man meiner Meinung nach früher oder später bei der veganen Ernährung.
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