Sonntag, 4. Dezember 2011

Abschied von Korfu



Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt
Albert Einstein


3 Wochen, länger als gedacht, länger als einmal geplant. Am Samstag verließ die entstehende Bio-Farm von Apostolos, seiner Familie und seinen Tieren. Es waren drei aufregende, anstrengende, und lehrreiche Wochen. In vielerlei Hinsicht. Eine intensive Erfahrung mehr, einmal mehr, für die ich dankbar bin.

Und wieder einmal war es spannend, was man alles für interessante, aber auch verrückte Leute kennenlernt. Während meines Aufenthalts auf der Insel, lernte ich drei Deutsche kennen. Ein junger Koch aus Hamburg, der den gleichen Vornamen trägt wie ich, und nach einigen Umbrüchen in seinem Leben, kurzentschlossen einfach nach Griechenland durchstartete, und auf Korfu in einem Bio-Restaurant nun die Küche schmeißt, mit Talent und Kreativität seinen Beruf(ung) ausfüllt, was man sofort schmecken konnte. Er versteht was von seinem Handwerk, und so war es für mich eine Bereicherung, einmal mit Ihm zusammen, ein Abendessen für meine griechische Gastfamilie zu kochen. Dann lernte ich noch zwei weitere Deutsche kennen, die aus dem östlichen Teil unserer Republik stammen, und auf Korfu den Winter verbringen wollen. Sie haben mir zwar ausschweifend und mit Begeisterung aus Ihrem Leben, von Ihren Erfolgen und Misserfolgen, und Ihren zukünftigen Ideen erzählt, aber eigentlich weiß ich nichts über die beiden, da ich bis heute nicht weiss, was war real und was entsprang einer blühenden Phantasie?! Nach einigen Gesprächen, tendiere ich eher zur zweiten Annahme, aber eigentlich ist das auch egal, es bleibt der Eindruck einer weiteren, skurrilen Reisebekanntschaft.

Am ersten Tag unseres Kennenlernens, als wir über die Arbeitszeiten und Pflichten sprachen, hieß es, 25 Stunden die Woche, dafür eine Mahlzeit am Tag, und natürlich das Wohnen. Die 25 Stunden hatte ich an manchen Tagen, innerhalb von 3 Tagen erreicht! Es herrschte ein gewisser Zeitdruck, die Oliven waren noch grün, also besonders frisch, und mussten so schnell wie möglich abgeerntet werden. Sie bestimmten die Arbeitstage.

So war es meistens 18 oder 19 Uhr, manchmal auch später, bis wir wieder nach Hause kamen. Das Abendessen gab es dann aber noch nicht. Das musste natürlich erst gekocht werden, was auch noch zu Apostolos täglichen Programm gehörte. Vorher verbrachte er aber zuerst mal die erste freie Zeit des Tages mit seinem Sohn, füttern, baden, ins Bett bringen. Familienvater halt, ganz klar und verständlich. Es gibt bei so einem Alltag, eine Rangfolge, oder Abfolge, und mein Bedürfnis nach Essen, Erholung, Schlafen, steht dann eher weiter hinten an. Verständlich, auch für mich, zumindest die ersten Tage. Nachdem all die täglichen Pflichten erledigt waren, gab es dann das Abendessen, meist nach 21 Uhr. Essen, ein wenig quatschen, bis die Müdigkeit überhand nahm, und ich mich dann in Richtung meines Hauses bewegte. Die Uhr zeigte dann meistens schon 23.00 an.
So stellte sich bei mir, nach einigen Tagen eine chronische Müdigkeit ein, und in der letzten Woche auch eine gewisse Unlust.Freie Tage waren meist nur die Sonntage. Ehrlich wie ich bin, thematisierte ich dies gegenüber Apostolos, nur mit der Bemerkung das ich nach 2,5 Wochen müde von der Arbeit bin. Dies führte dann zu einer lebhaften Diskussion, die einige Missverständnisse der letzten Wochen aufdeckte. Das ganze zeigte mir ganz klar, es wurde Zeit zum weiterziehen, ich fühlte mich nicht mehr ausgeglichen.

Und so machte ich mir schon seit einigen Tagen Gedanken, wie es nach meiner Zeit auf Korfu weitergehen könnte. Vor allem spürte ich , ich brauche wieder mehr Raum und Zeit für mich, Ruhe, Inspiration und wieder mehr Eigenständigkeit, was die Einteilung des Tages betrifft.
Ich musste aber auch den Tatsachen ins Auge sehen, vor allem den finanziellen, und das bedeutete momentan, das mein Handlungsspielraum relativ begrenzt ist.

Und so kamen nach Berücksichtigung aller derzeitigen Umstände, Angebote und Möglichkeiten, drei Handlungsoptionen heraus:

- Zurück nach Deutschland, was nichts anderes bedeutet, als bei Null anzufangen, und mir die Vision Schreiben + Reisen aufzubauen. Die lange, und teure Rückreise würde per Fähre und Zug erfolgen.

- Mit dem Rad weiterfahren, weiter Richtung Südgriechenland, evtl. bis nach Istanbul, über verschiedene Inseln „hüpfen“, und so den Winter verbringen. Unterwegs versuchen einige Artikel über das „Krisenland“ an Zeitungen zu verkaufen. Was aber auch einiges an Kosten bedeutet, Verpflegung, Unterkunft, Fähren und wir somit gleich wieder bei dem finanziellen Rahmen wären.

- Last but not least, eine Möglichkeit die sich erst während der Tour ergeben hat, mehr ein Angebot. Eine nette Österreicherin, die ganz im Süden von den Peloponnes (Mani) ein Seminarhaus betreibt, und dich ich letztes Jahr während des Schreibworkshops, der bei Ihr stattfand, kennengelernt habe, hat mich eingeladen zu Ihr zu kommen, und während des Winters in einem Ihrer wunderschönen Ferienhäuschen zu wohnen, gegen eine kleine Kostenpauschale und einige Stunden Mitarbeit am Tag.

Diese drei Optionen gingen mir in der letzten Woche meines Aufenthaltes durch den Kopf, beschäftigten mich. Die Entscheidung die ich treffen würde, wäre nicht einfach eine Entscheidung, was kaufe ich morgen ein, sondern hätte schon eine richtungsweisende Wirkung für meine Zukunft, eine Positionierung für mein neues (berufliches) Leben. Und so machte ich es mir nicht leicht, ich versuchte meiner inneren Stimme zu folgen, wie so oft in der Vergangenheit, aber auch wie so oft, ist diese manchmal von „rationalem Ballast“ blockiert.

Am Samstag war dann die grosse Verabschiedungsrunde, bevor ich auf die Fähre ging. Danke Apostolos, Christina, Myrto, Morten, Oli, Graham, Costa und Tekkla für die gemeinsame Zeit, das Lachen, die Arbeit und die Gespräche. Ihr werdet mir in lebhafter Erinnerung bleiben!
Und nun..?? Wo hat es mich hinverschlagen? Tja, bleibt dran, mehr dazu in den nächsten Tagen...

1 Kommentar:

  1. Oliver, schön von Dir zu lesen. Jeder Aufbruch ist auch ein kleiner Neuanfang. Viel Glück auf - ich tippe mal - dem Peloponnes ;) und beste Grüße, Christof

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