Freitag, 4. November 2011

Durres: Cochsurfen, Spaghetthi und tolle Bilder

Tag 53

Der Weg nach Kruje, 10 km bergauf, war gestern anstrengend aber hat sich gelohnt. Mal wieder. Ein Dorf, das durch Neubauten immer mehr zu einer Stadt wird. Zwei Hotel gibt es im Ort. Beim zweiten fragte ich nach einem Nachlaß für müde Langzeitradler, der Kellner rief seinen Chef an, und dann ging es klar. Der Lohn der Arbeit, ein phänomenaler Ausblick auf das Tal, bis zum Meer. Im Preis inbegriffen war sogar ein Frühstück, das aus Eiern, Toast, Marmelade und Saft bestand. Herrlich, genau der richtige Start in einen Radeltag.

Vor der Burg in Kruje, genoss ich in einer Bar noch einen Tee, bevor es in rauschender Fahrt nach unten ging. Heute ging es bis nach Durres, wo ich bei meinem ersten Couchsurfer-Host übernachten sollte. Endlich hat es mal geklappt, mein Gastgeber namens Elvin hat sich per Sms gemeldet.
Nach 10 km nur rollen lassen, ging es mal wieder über eine Autobahn. Wieder passierte ich eine Polizeistreife, die am Straßenrand stand, und die ganzen Raser abkassierte. Ein Polizist winkte mir sogar freundlich zu, und zeigte Richtung Durres. Langsam gewöhne ich mich dran. Es ist hier völlig normal, da es nur diese eine Hauptverbindung gibt. Die Nebenstrassen die in der Karte eingezeichnet sind, existieren zum Teil gar nicht, und wenn, sind es Buckel und Staubpisten. Also fährt einfach jeder mit seinem Gefährt auf der Autobahn, oder Schnellstrasse, so genau kann man das hier nicht unterscheiden.

Der Aufenthalt bei Elvin in Durres war einfach großartig. Hier lernte ich ein anderes Albaninen kennen, gastfreundlich und hilfsbereit. Elvin hat eine grosse moderne Wohnnung, ist von Beruf selbstständiger Fotograf, was ihm aufgrund der Bilder die ich gesehen habe, eindeutig liegt. Abends gingen wir Spaghetti essen, in einem schönen Restaurant, direkt am Strand. Wir unterhielten uns sehr gut und über verschiedene Themen, er spricht fliessend englisch. Ich erzählte ihm natürlich die ganzen Räuberpistolen von dem großspurigen ital. Anwalt. Er relativierte das ganze natürlich, und meinte, Albanien sei nicht mehr oder weniger gefährlich als andere europäische Länder, ob in der Stadt oder auf dem Land?! Ich erzählte ihm auch, das auf der Strasse, viele mir zuwinken und hupen, einmal fuhr sogar ein Passat an mir vorbei, die Beifahrertür ging auf, und der Typ rufte mir irgendwas auf albanisch zu. Er meinte, die Leute würden sich wundern, warum jemand mit dem Fahrrad unterwegs sei, und würden mich ein Stück mit nehmen, weil hier einfach alle mit dem Auto oder Bus fahren. Auch über die Polizisten auf der Autobahn bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen, wenn sie mich wirklich mal anhalten sollten, würden sie mir nur den Weg erklären wollen! Naja, mitterlweile bin ich mir sicher, das Korruption bei diesen Kontrollen eine grosse Rolle spielt. So bin ich doch froh das ich weiterfahren kann, und mir keiner den Weg erklären will!

So habe ich nun zwei unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen, zu Land und Leute bekommen, und kann sie mit meinen eigenen Erfahrungen abgleichen. Auf jeden Fall, hat sich nach den Gesprächen mit Elvin, mein Albanienbild noch mal radikal gewandelt, die bis dahin bestehende Skepsis und latente Furcht, hat sich um einiges gemildert. Zumindest was mein Fortbewegen am Tage betrifft, nachts werde ich wohl auch weiterhin gesicherte oder feste Unterkünfte aufsuchen, was heißt Campingplatz oder Hotel.

Tag 54

Elvin ist einfach unglaublich. Gestern abend versprach er mir, morgen ein paar Fotos von mir zu machen. Dabei dachte ich an ein paar Schnappschüsse zum Abschied. Ha, weit gefehlt. In ein paar Minuten war sein Wohnzimmer in ein Studio verwandelt, und schon wurde eine ganze Fotoserie von mir geschossen. Er schenkte mir die Bilder und zog sie auf meinen USB-Stick. Wow, meine ersten professioniellen Fotos, da sieht man erst mal den Unterschied zwischen einer Kompaktcamera, und einer Canon-Spiegelreflex mit 12 MP. Und den Unterschied zwischen Amateuraufnahmen, und einem Gespür für das einfangen von Emotionen, Ausdrücken und Augenblicken. Die Portraitbilder können für meine wie auch immer geartete Zukunft noch Gold wert sein:-)Ich bedankte mich tausend mal für diese überwältigende Gastfreundschaft. Wir wollen in Kontakt bleiben.
Weiter ging es auf der staubigen und lauten Hauptstrasse. In Lushnje nahm ich mir ein günstiges Hotelzimmer, direkt an der Strasse.

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