Mittwoch, 25. Januar 2012

Bericht aus dem Winterquartier

Nach rund 6 Wochen Aufenthalt in meinem gemütlichen Winterquartier hier auf der Mani, dachte ich mir, es wird Zeit für einen Bericht, wie ich hier meine Zeit verbringe und es mir so ergeht.

Morgens stehe ich zwischen 7 und 7.30 auf. Mein Tag beginnt auf dem Sitzkissen mit einer halben Stunde Meditation. Danach setze ich mich an den kleinen Rundtisch in meinem Häuschen, und beginne eine andere Art der Meditation. Ich schlage ein liniertes Schulheft auf und fange an zu schreiben. Alles was gerade in meinem Bewußtsein herumfliegt, egal was, wird niedergeschrieben, zwei bis drei Seiten lang. Das dauert ungefähr eine weitere halbe Stunde und nennt sich Morgenseiten. Eine sehr empfehlenswerte Technik aus dem Buch „Der Weg des Künstlers“, egal ob man mit Schreiben etwas am Hut hat oder nicht.

Nach diesen unterschiedlichen Arten der Meditation, fühle ich mich aufgeräumt und sortiert, und kann den Tag beginnen. Nun erfolgt mein Frühstück. Nahrhaft und gesund soll es sein und dazu nicht allzu teuer. Ich glaube mittlerweile bin ich ein Meister darin, sich mit geringem finanziellen Aufwand gut und ausreichend zu ernähren. Während der Tour hatte ich darin ja genug Übung. So koche ich mir meinen Tee, schwarz oder grün, dazu gekochte Haferflocken mit Äpfel oder Bananen und zwei Scheiben Toast mit einem feinen Aufstrich Nuss-Nougat-Creme. Ich setze mich an meinen Tisch, mit Blick zum Fenster und genieße meine erste Mahlzeit des Tages. Die sonst obligatorische Zeitungslektüre am Morgen brauche ich hier nicht, auch wenn ich gelegentlich eine deutsche Zeitung von meiner Nachbarin bekomme. Der Ausblick auf das metallisch schimmernde Meer und dem blauem Horizont, ersetzt eine Zeitung voll und ganz.

Wenn die Toastscheiben verspeist sind, ich ein paar Schlücke Tee getrunken, und von meinen Haferbrei genascht habe, geht’s an die morgendliche Arbeit. Dafür brauche ich noch nicht einmal den Platz zu wechseln, diese Art von Arbeit kann ich direkt hier am Tisch erledigen. Ich schlage mein Arbeitsheft auf und beginne mit den wöchentlichen Aufgaben und Übungen aus dem „Künstlerbuch“. Bis 11 Uhr habe ich dafür Zeit, so habe ich es mit meiner Gastgeberin vereinbart.



Ab 11 Uhr beginnt dann der zweite grosse Abschnitt des Tages, und mein Anteil des Gebens, dafür, dass ich hier in diesem wunderbaren Haus wohnen darf. Wir haben uns hier auf ein Tauschmodell verständigt, oder anders, ein Gib- und Nimm Modell. Dieser Anteil besteht hauptsächlich aus Tätigkeiten im Bereich des Gartens. Da gibt es einiges zu pflegen und zu tun, in diesem riesigen,trassenförmig angelegten Hain, mit Olivenbäumen, Kräutern und einer großen Anzahl von Blumen: Unkraut jäten, aufräumen, fegen, Bäume schneiden, Äste hexeln.
Zwischen 12.30 und 13.00 gehe ich in mein Haus, und bereite mir mein Mittagsmahl. Nach einer halben Stunde geht es dann meist weiter. Gegen 16 Uhr habe ich „Feierabend“. Danach beginnt wieder meine Zeit. Diese verbringe ich mit Lesen, schreiben, Wandern, spazieren gehen, malen, spielen und Gesprächen über "Gott und die Welt" mit meinen Gastgebern und meiner Nachbarin, die auch eine Deutsche ist. Ab und an koche ich was leckeres für alle, gehe einkaufen, fahr den Müll weg oder gehe mit den Hunden raus. Sonntags habe ich meistens „frei“, einen ganzen Tag für mich, den ich gerne für ausgiebige Tagesausflüge nutze. Abgerundet wird dieses ganze Programm durch gelegentliches Weggehen in urige Tavernen, mit traditionellen Essen und ein oder zwei Gläschen griechischen Weins.

Ich glaube, nach 6 Wochen kann ich aus vollster Überzeugung sagen, diese Zeit hier ist in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für mich. Ja, ich behaupte sogar, hier findet ein entscheidender Entwicklungs- und Entfaltungsprozess für meine nahe Zukunft statt.

Auch diese Zeit nähert sich langsam, aber stetig, ihrem Ende entgegen. Es gibt neue Pläne und Ideen. In erster Linie geht es zunächst einmal um meine Rückreise nach Deutschland. Das war eigentlich immer klar, nach Griechenland geht es zurück, ein Neuanfang.Viele unterschiedliche Varianten gingen mir diesbezüglich in den vergangenen Wochen durch den Kopf. Nun wird eine davon immer konkreter. Mehr dazu zur gegebenen Zeit, wenn ich meine Planungen abgeschlossen habe. Aber, soviel kann ich jetzt schon sagen, es soll in den Kontext und das Anliegen der gesamten Tour passen. Der erneute Aufbruch, zum passenden Abschluss dieser Way of Living – Tour, soll in 4-6 Wochen beginnen.




Bis dahin genieße und nutze ich noch die verbleibende Zeit in diesem Kleinod der Inspiration und des spirituellen Wachstums.
Ich fühle mich derzeit sehr leicht und gelassen, habe ich das schon gesagt? Grüße aus der Sonne und der Leichtigkeit.


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