Mittwoch, 14. September 2011

Frankfurt - Würzburg Tag 1-3

Gesamt-KM: 173

Tag 1
Vom Hauptbahnhof ging es zuerst zur Börse. Nach dem Startfoto, ging es runter zum Main. Es war Sonntag, gutes Wetter, somit viel los auf dem Radweg, Jogger, Skater, Radler, Kinderwägen. Das unter all diesen Sonntagssportlern auch einiges Gesocks rumläuft, zumal ich mich innerhalb der gefährlichsten Stadt Deutschlands bewege, daran hätte ich später einmal denken sollen. Ein Dixie-Klo direkt am Radweg verschaffte einem dringenden Bedürfnis abhilfe. 5 Minuten später sitze ich wieder auf dem Rad, und radel frohen Mutes weiter. Nach ca. 2 KM fällt mir auf, mein Tacho ist weg! Verloren, der rastet doch ein! Die Strecke noch mal zurück, aber eigentlich war es klar.
So begann gleich meine Radtour mit einem Warnschuss. Irgendein so Verrückter hat mir tatsächlich vor dem Dixie-Klo den Tacho abgezogen, sonst fehlte nix, in der Lenkertasche waren die wirklich wertvollen Sachen.
Ok, anfänglicher Ärger, war ich zu unvorsichtig? Wie oft hatte ich das schon gemacht, in Italien, Spanien, aber hier bin ich ja im Rhein-Main-Gebiet, in Offenbach, das auch berüchtigt ist. Relativ schnell stellte sich eine spirituelle Gelassenheit ein "soll er glücklich damit werden". Das sind erste "Prüfsteine" auf der Tour, von der bestimmt noch weitere kommen werden. Jetzt nur nicht in eine totale, Angsthaltung verfallen, Vertrauen und gesunder Menschenverstand beibehalten.
So ging es weiter bis nach Stockstadt, 10 KM vor Aschaffenburg. An einer kleinen Brücke, auf einer Schaafswiese schlug ich schon relativ früh, mein Zelt auf, da sich ein Gewitter ankündigte. Im Prinzip war es neben einem Seitenradweg des Hauptmainradweges, es fuhren jede Menge Radler vorbei, die meisten beachteten mich gar nicht.
Und so zahlten sich einmal mehr, die Kontakte und Gespräche auf solchen Touren aus. Letztes Jahr, traf ich an der Weser, einen älteren Radler, der seine kpl. Donautour nur mit "Wildcampen" bestritt, im Fluss badete, und sich Wasser vom Friedhof holte. Letztes Jahr hatte ich noch Bedenken, nun machte ich es einfach. Und es zahlte sich mal wieder aus, seiner "Angst zu folgen" und es einfach zu machen.
Zelt aufbauen, Essen kochen, ausruhen, Gewitter abwarten, Schlafen gehen.
Ein guter erster Tag.

Tag 2
Früh ging es raus. In Aschaffenburg kaufte ich mir einen neuen Tacho, optisches Besser als der vorherige, Sigma, günstiger Preis. Somit ist das Thema erledigt.
Einkauf für um die 4 €. Mein Tageslimit von 10 möchte ich abgesehen von ausserplanmässigen Ereignissen halten. Leicht bewölkt, viel Sonne. Weiter am Main. Hinter Aschaffenburg wird das Maintal richtig schön. Unterhalte mich mich Freizeitradlern,alle machen sie 5-6 tägige Touren. Bin gespannt wann ich den ersten "Tourenradler" treffe. Kurz hinter Miltenberg schlage ich an einer traumhaft idylischen Insel, direkt am Main mein Zelt auf. Strahlend blauer Himmel, springe in den Main und wasche mich, herrlich, pures Lebensgefühl. Plötzlich taucht ein Mann mit einer Kamera auf. Er macht eine Ausstellung über Menschen und Leute entlang des Mains, fragt mich ob er Fotos von mir und meinem Zeltplatz machen kann! Klar, Publicity kann nie schaden.:) Er schiesst eine regelrechte Serie, gebe ihm meine Blog-Adresse.
Abends als es schon dunkel ist, ich geniesse noch den Ausblick auf dem Main, kommt dann der erste Tourenradler. Hanso, aus der Tschechischen Republik. Wir unterhalten uns zuerst, dann entscheidet er sich sein Zelt aufzubauen. Halb englisch, halb deutsch verständigen wir uns. "Ich fahre liebe nachts, tagsüber ist zu warm."

Tag 3
Als ich schon mein Zelt abgebaut habe, erwacht er erst, und streckt sein Kopf aus dem Zelt. Jetzt sehe ich ihn das erste mal bei Tageslicht. Er ist von Marienbad nach Prag geradelt, und nun auf dem Rückweg. Er ist Maler, und entsprechend besteht der grösste Teil seiner Ausrüstung aus Malerzubehör, Stativ, Papier, Farben. Ein echter Künstlertyp, schlägt einfach irgendwo sein Zelt auf, oder schläft auf Parkbänken. Zersaust, muffig, Rauschebart, wohl seit einige Tagen keine Dusche.
Aber er hat echtes Talent, während einer Rast zeigt er mir seine gemalten Bilder von unterwegs, Burgen, Kathedralen, alle Achtung, wirklich beeindruckend. Ich sage ihm, er solle sein Talent zum Beruf machen, das ist sein Potential. "I'm not a buisnessman" Entweder guter Maler oder Buisnessman, beides ist sehr selten. Wir recht er hat, zeigt nicht die ganze Geschichte von Künstler aller Coleur, von ihre Gabe konnten nur wenige zu Lebzeiten leben, Ruhm und Geld kamen erst ganz spät oder nach dem Tod. Ich denke darüber nach.

Wir fahren den Tag zusammen, bis Bamberg will er auf dem Mainradweg bleiben, biegt aber auch gerne auf die Strasse ab " Habe genug Flüsse gesehen, ist langweilig, immer gerade aus". Ansichtssache.
In Wertheim trinken wir einen Kaffee zusammen. Dann lasse ich mich von ihm überzeugen, über die Landstrasse bis nach Würzburg zu fahren. Ein Blick auf die Karte zeigt, der Main macht eine riesige Schleife Richtung Norden.
In Würzburg trennen sich dann unsere Wege. Für meinen "Piccasso vom Ostblock" ist es noch zu früh (16.00) um sein Zelt aufzuschlagen, mir schickt es für heute, außerdem möchte ich versuchen bei einem Kanuclub mein Nachtlager zu finden, und dort mal wieder zu duschen. Wir tauschen noch die blog-Adressen. Auf der Wiese vom Ruderclub W. Schlage ich mein Zelt auf.
Zelt, Kocher anschmeissen, asiatische Instant-Nudeln ins heisse Wasser, duschen.
Ich fühle mich gut, abends natürlich erschöpft, aber eine wohltuende. Jeden Morgen ein neuer Aufbruch, neuer Begegnungen, neue Eindrücke.
Soviel von mir, sitze im McDonald in der Innenstadt, die sonne lacht, das Radlerherz auch.

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