Donnerstag, 6. Oktober 2011

Durchs hügelige Slowenien

Tag 24

Von Graz rollte es fast von alleine immer abwärts Richtung Spielfeld. Dort kam ich gegen 17 Uhr an. Ich wollte mir abends in Slwoenien keinen Zeltplatz suchen, deshalb schlug ich noch einmal mein Lager auf österreichischen Boden auf. Von einer Frau, die in Spielfeld lebt, aber aus Slowenien kommt,bekam ich meinen Wassersack gefüllt.
Bei ansässigen Verein der Eisstockschiesser konnte ich mein Zelt aufschlagen. Wusste gar nicht, das diese Sportart auch ausserhalb des Winters möglich ist. Die älteren Herrn mit runden Bäuchen, lockeren Sprüchen und meist einer Flasche Bier in der Hand, schleuderten die Eisstöcke über eine asphaltierte Bahn. Als ich auf dem Holztisch anfing meinen Kocher zusammenzusetzen, und innerhalb von 15 Minuten mein Abendessen fertig hatte, zog ich staunende Blicke auf mich. Am nächsten Morgen standen auf dem Tisch 5 kleine Wasserflaschen, versehen mit einem kleinen Gruss für die weitere Reise.

Tag 25

Endlich Slowenien, endlich ein Land ohne die gewohnte Sprache, die beste Gelegenheit seine Englischkenntnisse aufzufrischen und zu testen. Da Slowenien bekanntermassen ein vollwertiges EU-Mitglied ist, gibt es faktisch keine Grenze mehr, nur noch leerstehende Baracken. Der erste Eindruck nach ein paar Kilometern: Ist ja wie in Deutschland! Nichts von halb verfallenden Häusern, oder Baracken wie man sie oft aus Ostblockländern kennt. Auf der Strasse fahren nur westliche Marken, vor allem viele deutsche, VW,Opel, und einige ganz schön dicke BMW's.
Nach 18 lockeren KM erreiche ich Maribor. Dort genau das selbe Bild, moderne, saubere Stadt, könnte auch Köln sein. Erste Anlaufstation ist wie so oft das Tourismusbüro. Eine junge, nette und noch deutschsprachige Dame versorgt mich mit allen Infos die ich brauche. Radkarte von ganz Slowenien mit passendem Maßstab, Broschüren von Campingplätzen und Privatunterkünften.
Es ist früh am Morgen, ich habe Zeit. So feier ich mein drittes Reiseland auf dieser Tour, in einem netten Cafe, mit einer Tasse Earl Grey und einem grossem Teller Pommes. Kurz noch ins Internet über einen freien WLAn-Hotspot in der Stadt, und dann heisst es weiter durchs Land.

Es ist richtig warm, um die 27 C. Dazu kommen noch einige heftige Anstiege von 10-14 %. Der Schweiss fliesst und die Akkus leeren sich. Nach einem dieser Anstiege, als ich mich gerade an einer Bushaltestelle erhole, kommt der erste Tourenradler seit Deutschland von der anderen Seite hochgeradelt.
Tja, und nun darf man raten welche Nationalität er war: Tschechische Republik, war klar oder!! Der Small-Talk belief sich auf eine gefühlte Minute! Er hatte entweder keine Zeit oder keinen Bock. Das einzige was ich auf englisch rausbekam war, das er von der Schweiz kommt und nun auf dem Heimweg ist. Das wars, gute Reise..

An einer Tankstelle mache ich mein Abendessen, und wasche mich in der Toilette kurz ab. So das hätten wir, fehlt nur noch ein Zeltplatz. Heute abend wird das erste mal auf neuen Boden, wild gecampt, das war klar. Außerdem bin ich ziemlich kaputt, und will nicht lange suchen.
Kurz hinter dem Ort Slovenske Konjice schlage ich hinter einem Maisfeld mein Lager auf. In der Nacht höre ich dicht am Zelt Hundegebell und eine Männerstimme. Ich schrecke kurz auf, verhalte mich aber ruhig, kein Licht. Hoffe es war nur ein "Gassie-Geher". Nach ein paar Minuten ist es vorbei.

Tag 26

Schon um kurz vor 7.30 sitze ich bepackt auf dem Rad. Heute noch mal gutes Wetter, morgen auf jeden Fall Regen. An einer Bushaltestelle mache ich mein Frühstück. Dann geht es noch mal kurz in die "Berge", mit einem kurzen aber heftigen Anstieg. Danach kann ich es kilometerlang rollen lassen.
In Vojnik sitze ich auf einer Parkbank. Plötzlich spricht mich ein Mann in den Mitte fünzig an, fein gekleidet, mit Aktenkoffer. Nach dem üblichen Fragen (Woher, wohin , wie lange), meint er so nebenbei, er ist der Bürgermeister von dieser Gemeinde!
Ich sage ihm das ich heute in Prebold auf den Campingplatz gehen will. Eine Minute später hat er sein Handy am Ohr, und ruft die Nr. vom Campingplatz an. Keine Verbindung sagt er. Wenig später wählt er eine andere Nummer, und spricht einige Minuten lang. Dann schreibt er diese Nummer in das Prospekt, sagt was von "Community" und das ich dort anrufen soll. Er verabschiedet sich, und weg ist er. Es dauert ein paar Minuten, dann habe ich es geschnallt. Er hat mir die Nummer von der Gemeindeverwaltung des Ortes Prebold aufgeschrieben, mit Ansprechpartner, die mir bei der Suche nach einer Unterkunft helfen sollen. Ich rufe aber über mein Handy zuerst mal selbst den Campingplatz an, wo auch sofort eine Frau dran geht, und mir auf deutsch einen günstigen Preis für eine Nacht mitteilt. Vorher meinte der Bürgermeister noch "the man is busy"?! Keine Ahnung, auf jeden Fall war es eine Form von kommunaler Zusammenarbeit, vielleicht wollte er das ich ein Hotel über die Nummer buche! Wieder so eine kurze skurille Begegnung, die mich schmunzeln lässt.

Zwei Stunden später stehe ich auf den besagten Camping, kleiner Familienbetrieb, bin ganz alleine auf der Wiesn, sogar mit kostenfreien WLAN und das ganze für 7€! Damit kann ich und mein Budget leben..
Trotz angekündigten Regen möchte ich die rund 60 km nach Ljubljana morgen angehen. Versuche heute abend noch einen Platz über warmshowers.org zu organisieren, Adressen gibt es einige.

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