Samstag, 29. Oktober 2011

Montenegro: Hunde, Berge und ein Problem

Gesamt-KM: 2.570

Tag 46

Gegen 12 Uhr von Dubrovnik aus aufgebrochen. Die Küsenstrasse führte mal wieder nur in eine Richtung: Berg auf! Mittlerweile kannte ich es ja schon, aber trotzdem nicht minder anstrengend. Die Mühe lohnte sich mal wieder, machte noch ein paar richtig schöne Fotos, mit Überblick über die ganze Stadt.

Ca. 40 km waren es bis zur Grenze. War mir noch unschlüssig, ob ich heute schon drüber gehe, oder erst morgen. Die Müdigkeit steckte mir immer noch in den Knochen.
Auf der Landstrasse traf ich einen Polen, der als Anhalter durch den Balkan reist.Wir quatschten kurz, später winkte er mir aus einem Golf zu, ein alter Mann hat ihn mitgenommen.
Meinen letzten Tee in Kroatien genoss ich in einem feinem Weinlokal. Der Besitzer meinte, es wären nur noch 3 km, und nach der Grenze gäbe es gleich ein Dorf.
Also beschloss ich, schon heute mein nächstes Reiseland zu betreten.

An der Grenze wieder mal alles ganz easy, erstaunte Blicke auf mein Rad (und mich), die üblichen Fragen. Bei der Kontrolle machte sich der Polizist einen Spass fragte nach dem Fahrzeugschein! Selten so gelacht, ich deutete auf meine zwei Beine und zog weiter.

Nun war ich also da, im 6. Reiseland, die 12 km in Bosnien mitgezählt. Tschüss Kroatien, du warst mein längstes Reiseland, gleichzeitig das bisher schönste. Und das teurste, aber ok!

Während der Abfahrt, sah ich zwei streunende Hunde am Strassenrand.
Nachwievor eine meiner grössten Ängste beim Reisen mit dem Rad. Ich mache immer einen weiten Bogen um sie. Meistens sind es abgemagerte, mitleidig dreinschauende Kreaturen, die auf der Suche nach was essbaren am Strassenrand laufen. Besser so, als zähnefletschende Bestien, bei allem Mitleid. Die sehe ich oft an Ketten und hinter Hoftoren.

Die erste Nacht im neuen Land habe ich gleich wild gecampt, auf einer Wiese hinter einem Autohaus.

Tag 47

Heute erreichte ich die erste grössere Stadt in Montenegro, Herceg Novi. Ich musste unbedingt irgendwie Brennspiritus für meinen Kocher auftreiben. Zig Supermärkte habe ich schon abgeklappert. Dann die Lösung. In einer Apotheke fand ich 96% Etanol. Der sollte brennen!

Plötzlich meldete sich ein altes Problem wieder, von dem ich dachte es wäre gelöst: Meine Schaltung! Die Kette sprang von einem Ritzel zum nächsten, so konnte ich nicht weiterfahren. Bei den Einheimischen fragte ich mich durch, und hatte mal wieder Glück, es gab in der Stadt eine kleine Werkstatt. Es war mehr ein Keller in einem Hochhaus. Aber egal, hauptsache der Mechaniker konnte mir weiterhelfen. Konnte er auch, zum Teil. Er fand das Problem, für das ständige Rasseln und springen. Der Seilzug war vorne am Lenkereinknick eingerissen! Da wäre ich nie drauf gekommen.
Er hatte auch das passende Ersatzmaterial da, und zog mir einen neuen Bowdenzug ein. Das war schon mal toll. Nun musste aber die Schaltung, am Schaltauge fein eingestellt werden. Und dabei hörten seine Kenntnisse auf. Er drehte wie wild an der Schraube, aber die Kette rasselte immer noch. Irgendwann meinte er dann, er könne nicht mehr für mich tun, das wäre die beste Einstellung die er hinkriegt.
Seine Kunden haben nur Fahrräder mit 6 Gängen!! Will der mich verarschen! Es ist das gleiche System, sagte ich zu ihm, außerdem sah ich im Keller MTB mit 27 Gängen!

Dann wurde es 13 Uhr, und die Mittagspause began. Der Typ lies mich einfach stehen, schliesste seine Werkstatt ab und ging. Nun stand ich da! Mit meinen begrenzten Kenntnissen. Bisher ließ ich immer "Fachleute" an das feine und komplizierte System einer LX-Schaltung.
Ich war zuerst mal nur wütend, verzweifelt. So konnte ich nicht weiterfahren, die Kette lief nicht richtig auf den Ritzeln. Nun packte mich mein Anspruchsdenken. Ich habe den bezahlt (10€), also habe ich einen Anspruch, das alles richtig funktioniert. Typisch deutsch.
Mir blieb nichts anderes übrig, nun musste ich mich selbser an das "komplizierte System" wagen. Ein wenig wusste ich. Nach einiger Zeit hatte ich es halbwegs raus. Und dann, nachdem ich mich zum "abkühlen" in ein Hotel setzte, um einen Tee zu trinken, stieg ich aufs Rad, und es funktionierte. Ich weiß zwar nicht wie, aber irgendwie habe ich es hinkriegt. Nun "schnurrte" die Schaltung wieder, sogar besser als vorher.

Das Ganze kostete mich einen Tag, nun war es schon nach 16 Uhr. Gleich nach Herceg Novi gab es einen kleinen , privaten Campingplatz, der noch geöffnet hatte.
Das war wieder eine Lektion. Wie so oft, auf reisen.

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